1000 Robota, Donnerstag, 11. Oktober, 21.00 Uhr, King Georg, Köln
Der Ruhrpilot

Loveparade: „Die Menschen fühlen sich allein gelassen“…Spiegel
Loveparade II: An die „Unverantwortlichen“ der Stadt Duisburg…Xtranews
Loveparade III: Nachbarn mögen Loveparade-Kubus nicht…Der Westen
NRW: Kabinett beschließt Atomklage…RP Online
Verkehr: Wenn man Bahn fährt wie im „Viehtransport“…Welt
NRW II: Aktionsplan gegen Homophobie starten…RP Online
Kultur: 150 Teilnehmer bei Poetry Slam im Ruhrgebiet…RP Online
Essen: Protest gegen Nazis…Der Westen
Essen II: Als die Straße zum „Feindesland“ wurde…Der Westen
Umland: Offenlegung von Agrar-Subventionen…Zoom
Pottblog: Zeitweise offline…Pottblog
Boris Gott
Boris Gott, Mittwoch, 10. November, 19.30 Uhr, Subrosa, Dortmund
Der Ruhrpilot
Dortmund: Sierau will mut U punkten…Der Westen
NRW: Der alte Mann und die Parteikasse…Süddeutsche
Energie: Stadtwerke im Rennen um Steag in Endrunde…Der Westen
Hochtief: Kaum noch Abwehrchancen…Ruhr Nachrichten
NRW II: Merkel und Röttgen…Frontmotor
Essen: AWO unter Druck…Der Westen
Dortmund II: Klopp im Interview…Pottblog
Duisburg: Ein Monat Marxloh…RP Online
Bochum: Freispruch für Nazi…Ruhr Nachrichten
Bochum II: Knappschafts-Briefmarke…Pottblog
Parallelwelt: Mehrheit der Piraten rechnet wohl mit baldiger Regierungsbeteiligung…Netzpolitik
Umland: Neuer Bahnfahrplan…Zoom
CollaborationCamp: 10 x 2 Übernachtungen kostenlos…Hirnrinde
Auswärtiges Amt: „Wir nehmen Blogs ernst“

Die Deutsche Welle Akademie veranstaltete ein deutsch-arabisches Bloggertreffen in Kairo. Es war auch ein Signal an die Regierungen der Region.
Lina Ben Mehnn ist Bloggerin. Die 27jährige Tunesierin schreibt vor allem über Politik und das Bloggen – wie tausende anderer Blogger auf der Welt auch. Was in Deutschland für die meisten nicht mehr als ein harmloses Hobby ist, ist in Tunesien gefährlich. Tunesien wird von Staatspräsident Zine El Abidine Ben Ali mit harter Hand regiert. Es ist eine Scheindemokratie, bei den Wahlen wird die Opposition behindert. Tunesien ist ein Land, in dem die Pressefreiheit keinen hohen Stellenwert hat. Und Blogger, die sich dieses Recht einfach nehmen und schreiben was sie denken, erst recht nicht.
Ich lernte Lina auf dem Young Media Summit in Kairo kennen. Einem deutsch-arabischen Bloggertreffen, organisiert von der Deutsche Welle Akademie, finanziert über das Auswärtige Amt. Zwölf arabische und sechs deutsche Blogger, Markus Beckedahl (Netzpolitik), Hardy Prothmann (Heddesheim-Blog) und Julia Seeliger (Zeitrafferin), Annina Luzie Schmidt (Girls can Blog), Teresa Buecker (Flanell Apparel) und ich trafen sich für fünf Tage in der ägyptischen Hauptstadt.
Und was Lina zu erzählen wusste, klang für uns wie Berichte aus einer anderen Welt: So wurden in Tunesien bei einer Demonstration für Pressefreiheit im Frühjahr alle Teilnehmer außer Lina verhaftet. Sie selbst durfte wenige Tage nach der Konferenz aus Tunesien nicht ausreisen. Etwas mit ihrem Pass sei nicht in Ordnung, wurde ihr gesagt. Was nicht in Ordnung sei, natürlich nicht.
Lina war eine Ausnahme. Die meisten anderen arabischen Blogger, die wir in Kairo kennen lernten, gingen die Regierungen ihrer Staaten – darunter Ägypten, Saudi-Arabien oder die Palästinensergebiete, nicht so offensiv an wie Lina und ihre Freunde. Sie waren, zumindest in unseren Augen, äußerst zurückhaltend und vorsichtig. Nur wenige von ihnen beschäftigten sich direkt mit Politik, griffen eher die Lebensumstände auf und mühten sich um mehr gesellschaftliche Freiheiten. Auch das sorgte schon für genug Ärger: Bloggerinnen aus Alexandria oder dem Gaza-Streifen erzählten zum Teil erschrocken davon, wie es ist, mit dem Vorwurf leben zu müssen, schlecht über den Propheten geschrieben zu haben. Und erklärten, dass sie dies natürlich nie getan hätten. Im von der Hamas regierten Gazah-Streifen ein gefährlicher Vorwurf.
Drei Tage lang diskutierten wir über Meinungsfreiheit und Tabus in unseren Gesellschaften. Zum Teil waren die Gespräche etwas zäh, weil die Konferenzsprachen Deutsch und Arabisch waren, und auch die besten Übersetzer aus jeder Diskussion die Geschwindigkeit herausnehmen, die sie erst spannend macht. Aber auf die Frage, worüber ich mich nicht zu schreiben trauen würde, viel mir nicht viel ein – und erst im Dialog mit Autoren, denen das anders geht wurde mir bewusst, was für ein Privileg das ist. Sicher, es gibt viele Themen über die ich auf dem Blog nicht schreiben würde, weil ich sie für zu privat halte, weil ich finde, dass sie niemanden etwas angehen. Aber zu wissen, ich könnte es tun ohne ein anderes Risiko einzugehen als das, mich lächerlich zu machen, ist ein gutes Gefühl. Und man vergisst schnell, dass es nur wenige Länder auf der Welt gibt, in denen sich Autoren um Themen wie Zensur, Polizeibehörden und Geheimdienste keine Gedanken machen müssen.
Die Tage in Kairo zeigten mir aber auch, dass vieles im persönlichen Umgang deutlich lockerer war, als ich es mit vorgestellt habe. Während einer Diskussionsrunde erklärte ich meinen arabischen Kollegen, dass ich im israelisch -arabischen Konflikt hinter Israel stehen würde. Dass ich wenige Minuten auf dem Balkon des Marriot mit Blick auf den Nil mit dem im Westjordanland lebenden Mohammed Abuallan bei einer Zigarette weiter über das Thema diskutieren würde, hätte ich nicht erwartet. So kontrovers viele Diskussionen auch waren – es waren Diskussionen und keine Kämpfe.
Ein anderes Vorurteil, dass ich revidieren musste: Ob verschleiert, mit Kopftuch, Minirock oder enger Jeans – die arabischen Frauen bestimmten die Gespräche, gingen stärker in die Kontroversen hinein, als die Männer und hatten auch deutlich mehr Selbstvertrauen.
Erschreckend allerdings, dass eine dieser selbstbewussten, jungen Frauen als eines ihrer Vorbilder den ägyptischen Schriftsteller Sayyid Qutb nannte. Er war einer der wichtigsten Vordenker des modernen Islamismus. Ohne Qutb würde es kaum Terrororganisationen wie Al Qaida oder die Hamas geben. Er war der Mann, der die Büchse der Pandora öffnete.
Die Bundesregierung hat dieses Bloggertreffen nicht aus Zufall gefördert. Zum einen soll es der Auftakt einer Reihe von Treffen von Medienmachern aus Deutschland und den arabischen Staaten werden. Vielleicht treffen sich im kommenden Jahr Radioreporter oder Lokalredakteure irgendwo, um sich näher kennen zu lernen. Die Veranstaltung war aber auch ein politisches Signal in die Region hinein. Am Rande des Botschaftsfestes zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung wurde uns erklärt, dass die Bundesregierung mit diesem Treffen zeigen wolle, dass sie die Blogs in der arabischen Welt als Medien ernst nimmt. In der vagen Hoffnung, dass die Staaten der Region dieses Signal gegen die Verfolgung der Blogger wahrnimmt. „Wir nehmen“, sagte ein Diplomat “die Blogs ernst“
Der Fall von Lina Ben Mehnn zeigte, dass dieses ehrenwerte Vorhaben bislang leider wenige Früchte trug.
Aber wir hätten ohne dieses Treffen keinen Gastbeitrag von Ben Mehnn über die Unterdrückung der tunesischen Blogger auf den Ruhrbaronen veröffentlicht. Wir kennen uns jetzt, stehen in Kontakt miteinander und wenn einem der arabischen Kollegen etwas passiert, werden wir darüber berichten. Das ist nicht viel, aber es ist ein Fortschritt.
Ein Artikel von mir zu diesem Thema erschien auch in der Welt am Sonntag.
Bernd Begemann
Bernd Begemann, Dienstag, 9. November, 20.00 Uhr, Bahnhof Langendreer, Bochum
Der Ruhrpilot

CDU: Lammert kritisiert Hauruck-Gesetze…Spiegel
Castor: Schottern bringt Knast…Law Blog
Rechte: Konkurrenz der Neonazis stärken…Jungle World
NRW: „Muttis Klügster“ wärmt die CDU-Seele…Spiegel
NRW II: Rüttgers für Neuwahlen…Bild
NRW III: Uhlenberg und Hunsteger fallen bei CDU-Wahlen durch..WA
NRW IV: Klimaschutzgesetz ante portas? Das dauert noch…Dirk Schmidt
Verkehr: Empörung über volle Regional-Züge…RP Online
Dortmund: Festival beschritt viele neue Wege…Der Westen
Streetview-Debatte: Typisch deutsch?…Netzpolitik
TV: RTL 2-Doku über Loveparade kratzt an Oberfläche…Der Westen
TV II: Kein Spass mit Doppelpass…Pottblog
Bau: Kanzlerbungalow…Frontmotor
Blood Command
Blood Command, Montag, 8. November, 20.00 Uhr, Underground, Köln
Der Ruhrpilot

Loveparade: Baum fordert neue Stiftung für Loveparade-Opfer…Der Westen
Loveparade II: TV-Tipp „Die Tragödie von Duisburg „…Pottblog
Ruhrgebiet: Problemzone Emscher…FAZ
Ruhrgebiet II: Revier ist Metropole der Mega-Staus…Der Westen
Initiativkreis: Vordenker für das Ruhrgebiet…Welt
NRW: Röttgens schwierige Mission…Ruhr Nachrichten
Internet: BKA-Pressekonferenz zu Netzsperren…Netzpolitik
Debatte: Kommunale Einkommenssteuerzuschläge – eine Schnapsidee…Spiegelfechter
Debatte II: Produktion im Tal der Ahnungslosen…Achse des Guten
Blogs: Ich übe keine Zensur aus – ich habe hier nur das Hausrecht…Prospero
100 Tage Loveparade

Vor 100 Tagen starben bei der Loveparade in Duisburg 21 Menschen. Eine Katastrophe ohne Folgen.
21 Menschen sind tot. Erstickt und zerquetscht auf einem Megaevent, dass seine besten Zeiten längst hinter sich hatte. Die Loveparade in Duisburg, die nach Dortmund und Essen Dritte im Ruhrgebiet, endete im Juli in einer Katastrophe. Es war die letzte Loveparade – der Veranstalter, Rainer Schaller, hat das Projekt, das für seine Muckibuden werben sollte, eingestellt. Bislang die einzige Konsequenz.
Das die juristische Aufarbeitung noch nicht abgeschlossen ist, darf nicht verwundern. Hunderte von Zeugen müssen gehört , hunderte von Stunden Videos betrachtet und tausende Fotos gesichtet werden. Das alles dauert, ist unbefriedigend für die Angehörigen der Opfer, aber nicht zu ändern.
Aber vieles andere ist unverzeilich: und nicht zu rechtfertigen ist: Die Tatsache, dass es noch keine Konsequenzen im politischen Bereich gegeben hat zum Beispiel. Das Adolf Sauerland (CDU) noch immer Oberbürgermeister Duisburgs ist. In der Zeit, in der er in der Öffentlichkeit nicht auftrat, machte er seinen Motorrad-Führerschein. Ein Mann mit einem sonnigen Gemüt und ohne jedes Gewissen, ohne jede Moral. Eine Charaktermaske – mehr nicht.
Und das ein Schaller nicht einen großen Teil seines Vermögens den Opfern zu Verfügung stellt und offensichtlich darauf hofft, vor Gericht persönlich nicht belangt zu werden, ist ebenfalls nichts anderes als eine Schande.
Das die Stadtverwaltung Duisburg in den Wochen nach der Loveparade mauerte und nichts zur Aufklärung beitrug und sogar Blogger verfolgte, die Papiere veröffentlichten zeigt, dass man dort nicht für die Bürger arbeitet sondern für den Oberbürgermeister.
Aber auch die Landesregierung sollte mit offenen Karten spielen. Man hat das Gefühl, das Innenminister Ralf Jäger (SPD) vor allem sich und die Polizei schützen will. Aufklärung steht nicht an erster Stelle.
Klar ist: Es gibt nicht den Schuldigen. Es gibt viele, die für die Katastrophe verantwortlich waren. Schaller, der die Veranstaltung plante, Dieter Gorny und Fritz Pleitgen von der Ruhr2010, die sie promoteten, aber sich ansonsten um nichts kümmerten. OB Sauerland, dessen Verwaltung das Desaster genehmigte und zu viele Kompromisse auf Kosten der Sicherheit eingegangen ist. Und auch die Medien inklusive diesem Blog, die im Vorfeld nicht kritisch genung hingeschaut haben.
Die Loveparade Katastrophe wäre vermeidbar gewesen. Das Elend der schleppenden Aufklärung und der Verzicht auf Konsequenzen ebenfalls. Es ist eine sehr traurige Geschichte.