Festival Prototypen:// findet statt

Es sah so aus als ob das Festival Prototypen:// in der Dortmunder Nordstadt wegen der Nazi-Demo angesagt werden würde. Das ist vom Tisch.

Unabhängig ob die Nazis am Samstag in Dortmund demonstrieren oder nicht: Protypen:// findet statt. Hier ein paar Infos über das Festival von den Machern sowie ein Programm.

Ein Multimedia-Festival ohne Strom aus der Steckdose – so lautet die Intention des bevorstehenden Projekts vom „Labsa e.V.“. Die Projektautoren und Künstler aus Dortmund möchte mit dem Prototypen:// Festival auf ein langfristig erfolgreiches Zusammenleben des Menschen mit seiner Umwelt aufmerksam machen. Internationale Künstler ( aus Polen, Dänemark, Ungarn und Deutschland) Wissenschaftler und Musiker werden dabei die zentralen Themen globale Energiewende, urbane AgrarKultur und künstlerischer Ausdruck im öffentlichen Raum beleuchten und Beispiele dafür geben, wie sich die Besucher aktiv daran beteiligen können. Von Sonnenaufgang des 4. September bis Sonnenaufgang des 5. September erwarten den Besucher neben Medienkunst, Konzerten und Theater auch Vorträge, Diskussionen und Workshops zum Thema Zukunft.
Der Eintritt auf das Gelände an der Münsterstraße in Dortmund ist kostenlos.

Was? Prototypen://  24-stündiges Multimedia-Festival ohne Strom aus der Steckdose
Wann? 24 Std. lang, von Sonnenaufgang des 4. bis Sonnenaufgang des 5.September 2010
Wo? gARTen an der Münsterstr. Ecke Mühlenstr., nahe Dortmund-Hbf
Mehr? www.labsa.de

Programmübersicht:

06.30 Uhr    Rosa Montana | Sun Yoga für alle | auf der Wiese
10.00 Uhr    Zamok Theater & Jugendlichen des Theater Lebendich |Parade|Innenstadt
10.30 Uhr    Felicity Management | Frühstücks-Matinee | Solar Lounge
ab11.30 Uhr  Maciek Łepkowski, Karolina Witowska | Micro Garden Workshop
Randolf Meyer-Grochowiak | Hochbeet-Workshop
Ulrike Fischer | Aktionskunst |auf der Wiese
12.30 Uhr    Palosanto | Musik | gARTen Bühne
13.30 Uhr    A. Schlumberger – Die Welt retten – kinderleicht | Vortrag | geplant
14.00 Uhr    Binaura | New Media Performance | auf der Wiese
ab14.00 Uhr bedingungsloses Grundeinkommen – Bürgerinitiative  Dortmund  Informationsgespräch | auf der Wiese
15.00 Uhr    rein | Konzert | gARTen Bühne
16.00Uhr     Manfred Linz – Wege zu einer sauberen Energie | Vortrag mit Diskussion | auf der Wiese

18.00 Uhr    Moondog Duo | Konzert | gARTen Bühne
19.30 Uhr    Zamok Theater | Straßentheater | auf der Wiese
20.30 Uhr    Akkustische Jam Sassion | Musik | gARTen Bühne
22.00 Uhr    Fremdform & Radioaisle | Installation & Konzert | auf der Wiese
23.00 Uhr    sweetSixteen Flimclub mit Terry Gilliams “BRAZIL” | 16mm Film | auf der Wiese
01.00 Uhr     L’esprit du temps | Konzert | Solar Lounge
ab 02.30 Uhr Thury Tonarm, Till, VJ Stroms | DJ Set | Solar Lounge
ab 6.00 Uhr  Jessy | Hang Drum Spiel | auf der Wiese

ganztägig
Binaura Performance | Interaktive Installation | ab 14.30 auf der Wiese
Prinzessin Linda Quinda | dokumentarisches Zeichnen – live | auf der Wiese
Irina Berginc | Mobile – Workshop | auf der Wiese
Kim Yasmin Siemon | Intervention im Raum & Workshop | auf der Wiese
Jessy | Massagen | Somnium Zelt
Somnium Traumzelt | Gelegenheit zum Ruhen | ab Sonnenuntergang im Somnium Zelt
Initiative Solarmobil Ruhrgebiet e.V. | Informationsgespräch | auf der Wiese
Ulrike Fischer | Aktionskunst | auf der Wiese

… und Gäste

Polizei verbietet Nazi-Demo in Dortmund

Die Dortmunder Polizei hat die für Samstag geplante Nazi-Demo in Dortmund verboten. Das Rechtsrock-Konzert am Freitag soll allerdings stattfinden.
Soeben hat die Dortmunder Polizei die für Samstag geplante Nazi-Demo in Dortmund verboten. Polizeisprecher Peter Schulz sagte auf Nachfrage, dass der Grund die Festnahme eines 19jährigen Rechtsradikalen in Aachen gewesen sei. Schulz: „Von dem Mann geht eine erhebliche Gefahr aus.“ Die Staatsanwaltschaft wirft ihm die Vorbereitung eines Bombenanschlags vor. Der Festgenommene steht in Verbindung zur geplanten Nazi-Demo und war auch am Überfall auf das Szene-Lokal HirschQ vor wenigen Tagen beteiligt.
Auf den Nazi-Sites steht noch nichts davon, dass  Schritte gegen das Verbot geplant sind. Die Polizei geht allerdings letztendlich von einer richterlichen Entscheidung in letzter Minute aus.

Der Ruhrpilot

Nazis: U-Turm protestiert am Samstag gegen Nazis….Der Westen

Nazis II: Eskalation zwischen Nazis und Autonomen verhindert…Ruhr Nachrichten

Nazis III: Dortmunds Polizei verbietet Samstag-Nazi-Demo…Der Westen

Loveparade: Krieg der Gutachter…Der Westen

NRW: Kampf um die Führung der NRW-CDU…Stern

NRW II: CDU-Mitglieder zum Schlagabtausch…Kölnische Rundschau

NRW III: Zukunft. Röttgen…Dirk Schmidt

NRW III: Grüne wollen Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) zustimmen…Pottblog

NRW IV: Grüne tragen “Schwarz-Gelbe Altlast”…Netzpolitik

Ruhrgebiet: Der letzte macht das Licht aus…Bottblog

Ruhr2010: Brüche und Vitalität der Metropolen Istanbul|Ruhrgebiet…Hometown Glory

Ruhr2010 II: Kunstpfad Ruhr – So ganz habe ich es noch nicht verstanden…Zoom

Bochum: NPD-Landeschef nicht länger Fußball-Jugendbetreuer…Dattelner Morgenpost

Essen: Neues RWE-Stadion soll 20.000 Fans fassen…Der Westen

Essen II: Alternative Szene feiert bei „Essen originell“…Der Westen

Gladbeck:…verschwindet von der Landkarte…Der Westen

Debatte: Sarrazin bei Plasberg…DL

Debatte II: Sarrazin lenkt vom Versagen der Oberschicht ab…Frontmotor

Debatte III: Der jüdische Genpool…Achse des Guten

Wirtschaft: Insolvenzverwalter setzt Karstadt-Vermieter unter Druck…Zeit

Wirtschaft II: Großmann baut RWE um…Handelsblatt

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S4-Bündnis: „Dortmund hatte schon immer ein massives Naziproblem!“

Das S4-Bündnis will gegen die für das Wochenende geplanten Nazi-Demonstrationen protestieren. Die Dortmunder Polizei tut alles, um dieses Protest zu erschweren. Wir sprachen mit Sonja Brünzel, der Presseprecherin des S4-Bündnisses.

Ruhrbarone: Die Polizei hat dem S4-Bündnis den Protest gegen die Nazis sowohl
 am Freitag als auch am Samstag in deren Nähe
untersagt. Was waren die Gründe für das Verbot?

Sonja Brünzel: Die Gründe waren ähnlich wie die im letzten Jahr: Der wichtigste Punkt ist der, dass wir eine „Gefahrenprognose“ bekommen haben. Dort heißt es, wir gelten als militant und gerade unser Publikum würde mit „Molotowcocktails und Pflastersteinen“ auf Polizeibeamte losgehen. Dabei versucht die Polizei uns alles, was letztes Jahr an Straftaten gelaufen ist, unterzuschieben. Dies ist jedoch fernab jeder Realität, da wir bereits letztes Jahr weitab der Neo-Nazis starten mussten. Fakt ist: Aus unserer Versammlung heraus ging keinerlei Gewalt aus! 
Zusätzlich behauptet die Polizei, es wäre unmöglich uns am Hauptbahnhof starten zu lassen, weil dort Konflikte mit einer weiteren linken Demo zu befürchten wären und beruft sich dabei auf angebliche Aussagen des Anmelders der anderen Demo.
Das dritte und wahnwitzigste Argument ist, dass wir mit einer Demonstration in der Innenstadt dem Einzelhandel schaden würden. Die Polizei befürchtet, dass durch eine Demo in der Innenstadt mögliche Konsumentinnen und Konsumenten abgeschreckt werden.

Noch im vergangenem Jahr ist die Dortmunder Polizei mit einem
Verbot der Nazi-Demo gescheitert. Dieses Mal wurde dieser Weg nicht
beschritten. Ein Fehler?

Die Klage im letzten Jahr war insofern effektiv, dass die Neo-Nazis demobilisiert wurden. Trotzdem kamen noch ungefähr 800 zu der Kundgebung im Hafen. Natürlich ist es in gewisser Form immer schön, wenn es ein vorläufiges Verbot einer Nazidemo gibt. Selten hat dies jedoch rechtlich “Hand und Fuss”. Der Polizei ist dies bewusst. Durch die Klage, welche die Nazis im Zuge des Verbotes geführt und schlussendlich gewonnen haben, wurde rechtlich geklärt, wie die Lage aussieht und somit war ein Verbot in diesem Jahr nicht möglich. 
Stattdessen versucht die Polizei nun jeglichen Protest gegen die Nazis zu verbieten. Dabei ähneln sich die Verbote in gewissen Punkten, was einer Gleichstellung nahe kommt, und allein deswegen schon ein Skandal ist.
Dazu kommt, dass man das Naziproblem nicht mit Verboten beenden kann. Dabei geht es meist ausschließlich um die Darstellung der Stadt und deren Bekundungen etwas gegen Nazis zu machen. Wirklich etwas erreichen wird man nur, wenn eine große Anzahl von Menschen deutlich macht, dass sie die Nazis nicht wollen. Da gibt es zahlreiche Protestformen. Verbote helfen leider nur in den wenigsten Fällen, zumal sich die Nazis dadurch nur in ihrem Kampf um eine vermeintlich “freie Welt” bestärkt fühlen.

Wenn die Polizei effektive Protestformen gegen die Nazis untersagt,
was sind Eure Alternativen?

Die Polizei ist an diesem Tag für den Schutz aller Bürger verantwortlich, auch für die Nazis. Wenn die Polizei nun aber meint, alle Gegenveranstaltungen fernab der Nazis stattfinden zu lassen und somit Grundrechte beschneidet, muss sie sich bewusst sein, dass eine Vielzahl von Menschen auf ihr Grundrecht beharren werden. Somit muss auf andere Protestformen zurückgegriffen werden. Wenn die Polizei einen Protest nicht ermöglicht, werden die Menschen, die an diesem Tag in Dortmund auf den Straßen sind, dafür sorgen.
 Am Freitag und Samstag wird es auf dem WAP-Ticker, der unter ticker.nadir.org erreichbar ist, stets aktuelle Informationen zum Geschehen in Dortmund geben. Der Ticker kann mit nahezu jedem handelsüblichen Handy mit Internetfunktion abgerufen werden.
 Zusätzlich wird es zwei Tage lang auf radio.nadir.org ein Antifaradio aus Dortmund geben. Am 3.9. ab 15h und am 4.9. ab 10h werden jeweils Hintergrundberichte, Liveberichterstattung, Lesungen, Interviews und DJ-Sets gesendet.
Als Anlaufpunkt vor Ort gibt es neben mehreren Kundgebungen auch ein sogenanntes “Convergence Center”. Dort gibt es neben Verpflegung und aktuellen Infos auch einen Ort, um sich von allzu heftigen Szenen in der Stadt zurückzuziehen.
Infos über all das findet ihr auf unsere Homepage: s4.blogsport.de

Dortmund ist, unabhängig von der jährlichen Anti-Kriegstag Demo,
eine Nazi-Hochburg. Was sind Eurer Ansicht nach die Gründe und was
kann getan werden damit sich das ändert?

Dortmund hatte schon immer ein massives Naziproblem, nicht erst seit dem Aufkommen der selbsternannten “Autonomen Nationalisten”. Auch in den 80/90ern konnten Neo-Nazis in Dortmund ungestört agieren und Menschen angreifen. Das Problem ist hausgemacht. Die Stadt hat sich zu lange von einem Naziproblem distanziert. Nur durch antifaschistische Arbeit konnte genug Druck aufgebaut werden, dass nun auch die Stadtprominenz Stellung beziehen muss. Jedoch wäre es zu einfach, nur der Stadt oder der Polizei die Schuld zu geben. Sicherlich sind diese Akteure massgeblich. Aber genauso kommt es auf jeden und jede in Dortmund an. Die Nazis sind schließlich nicht nur am ersten September-Wochenende in Dortmund aktiv, sondern das ganze Jahr über. Sei es durch Flyern an Schulen, Aufkleber-Verkleben in Stadtteilen oder offensives Auftreten am Wochenende in der Innenstadt. Solange die Nazis nicht merken, dass alle sie verachten und ihnen entgegentreten, werden diese weiter selbstbewusst und aktionistisch auftreten. 
In Dortmund fehlt in unseren Augen eine Opferberatung für Opfer rechter Gewalt, denn diese gibt es fast täglich. Zudem muss ein Freiraum her, in dem sich Jugendliche selbst und frei entfalten können. Politisches Verständnis entwickeln und sich gegen Neo-Nazis engagieren und organisieren können. In jeder größeren Stadt gibt es ein Linkes/Alternatives Jugendzentrum, was sich um solche Probleme kümmert, nur in Dortmund scheint von Seiten der Stadt kein Interesse daran zu bestehen. Leute, die sich für so etwas stark machen, werden genau wie Antifaschisten kriminalisiert. Das letzte Beispiel hierfür gab es am 13. August als Alternative, Linke und Künstler ein Haus besetzen wollten, um darin Kultur zu schaffen, und dieser Versuch von der Polizei umgehend beendet wurde.

Der Ruhrpilot

Karstadt: Mitarbeiter feiern Berggruen wie einen Popstar…Der Westen

NRW: NRW-Regierung will Studiengebühren streichen…Welt

NRW II: FDP geht auf Rot-Grün zu…Ruhr Nachrichten

NRW III: Interview mit Veith Lemmen…Pottblog

Kunst: Gelsenkirchener um Beuys…Hometown Glory

Bochum: Fidena – very british…Bo Alternativ

Bochum II: Erst 20 Opelaner bereit, das Werk zu verlassen…Ruhr Nachrichten

Duisburg: Bei Loveparade wurden Absprachen missachtet…Der Westen

Dortmund: Schafft sich die Nordstadt ab?…Der Westen

Dortmund II: Gewaltfrei gegen den „Terror“ der Nazis…Der Westen

Essen: DKP verteilte obszöne Kulis an Erstklässler…Der Westen

Sarrazin: Eine Portion Mitleid….Gelsenkirchen Blog

Sarrazin II: Pandoras Büchse…Weissgarnix

Medien: Lensing-Chefs – Auf niemanden Druck ausgeübt…Medienmoral NRW

Umland: Platzecks Ostpopulismus…Frontmotor

Fußball: Felix Magath auf Schalker Rekord-Einkaufstour…Ruhr Nachrichten

TV: Lutters letzter Fall…Pottblog

Test: Naviki, der Fahrradroutenplaner…Zoom

ECCE will das Revier kreativ vernetzen

Bernd Fesel, ECCE

Für Dieter Gorny, als Kulturhauptstadtdirektor für den Bereich Kreativwirtschaft zuständig, ist es der große Wurf: „ECCE ist international aufgestellt. ECCE wird nicht nur ins Ruhrgebiet hinein wirken, sondern in NRW, ganz Deutschland und Europa die Diskussion über die Bedeutung der Kreativwirtschaft vorantreiben.“ ECCE steht für European Centre for Creative Economy und ist ein Projekt des Kulturhauptstadtveranstalters Ruhr2010 GmbH. Doch bei einem Blick hinter die Kulissen sieht es eher so aus, als sei ECCE vor allem ein aus öffentlichen Kassen finanziertes Rettungsboot für Gornys Kulturhauptstadttruppe. Dass sich selbst als Institut bezeichnende Projekt hat keine eigene Rechtsform und die meisten der Mitarbeiter werden aus der Ruhr2010 GmbH übernommen. Die Finanzierung ist auch nur bis Ende 2011 gesichert – aus den Mitteln der Kulturhauptstadt.

Das klingt bei der Vorstellung im Dortmunder U natürlich anders: ECCE will Unternehmen und Wissenschaftler vernetzen, neue Projekte anstoßen und die Chancen der Wachstumsbranche Kreativwirtschaft aufzeigen. Eine graugrüne Broschüre preist das Institut mit artifiziellen Bildern und im besten Marketingdeutsch. Die Leitung ist Chefsache: Der ehemalige VIVA-Gründer Gorny wurde zum Direktor des Instituts bestimmt. Auch Bernd Fesel ist dabei. Der ist bei der Ruhr2010 GmbH die rechte Hand Gornys und reüssiert bei ECCE als stellvertretender Direktor. Fesel soll bei ECCE zwei Projekte weiterführen, die bereits im noch laufenden Kulturhauptstadtjahr von ihm unter der Herrschaft Gornys ohne Erfolg verantwortet wurden: Die Kreativquartiere und das Online-Medium 2010lab.

Im Bereich der Kreativquartiere gehörte der Aufbau einer Immobiliendatenbank zu

Dieter Gorny, ECCE

den Aufgaben Fesels. Mit ihr sollten Kreative, die nach preiswerten Räumen suchen, und unter Leerstand leidende Vermieter zusammengeführt werden. Das Projekt wurde schon im vergangenen Jahr in Bochum von Bernd Fesel der Öffentlichkeit vorgestellt. Damals stand es kurz vor der Fertigstellung. Bis heute ist es nicht online. Als Grund dafür sagte Dieter Gorny: „Neben Wohn- und Büroräumen haben wir uns entschlossen, auch noch Ladenlokale in das System aufzunehmen. Dadurch wurde der ursprüngliche Rahmen des Projekts gesprengt.“ Außerdem warte man auf die vom Land im Januar zugesagten 15 Millionen Euro für die weitere Entwicklung von Kreativquartieren. Ob das Geld kommt ist allerdings fraglich. Die rot-grüne Landesregierung fühlt sich nicht an das Versprechen, das der damalige Ministerpräsident Jürgen Rüttgers auf der Eröffnungsveranstaltung des Kulturhauptstadtjahres gab, gebunden. Im NRW-Kulturministerium will man erst einmal die Entwicklung der Kreativquartiere prüfen und dann nach Gesprächen mit den Städten entscheiden, „ob und in welcher Höhe künftig gefördert wird.“

In der Zwischenzeit haben in den Städten Initiativen ohne Unterstützung der Ruhr2010 mit der Vermittlung von Immobilien begonnen. In Bochum ist es die IHK, die versucht, Kreativen bei der Suche nach Räumen zu helfen. Im ehemaligen Telekom-Gebäude mitten in der Bochumer Innenstadt sollen schon bald Unternehmen aus der Kreativbranche günstige Räume zur Verfügung stehen. IHK-Hauptgeschäftsführer Tillmann Neinhaus: „Wir machen das schon seit längerem auch für andere Branchen. In Herne helfen wir bei der Vermittlung leer stehender Ladenlokale an Einzelhändler.“

Solche einschlägigen Erfahrungen fehlen Bernd Fesel, der die Anfrage nach einem Gesprächstermin unbeantwortet lies. Bevor er zur Ruhr2010 kam, war Fesel Galerist. Später arbeitete er als Geschäftsführer für den Bundesverband Deutscher Galerien (BVDG). Erfahrungen im Immobiliengeschäft hatte er bis dato keine.

Auch im Medienbereich ist Fesel ein Neuling gewesen, als er bei Ruhr2010 anfing. Nur eine kleine Internetseite zum Thema Kreativwirtschaft wurde von ihm bis dahin herausgegeben. Bei der Kulturhauptstadt war er dann für das Medienprojekt 2010lab zuständig: Die Mischung aus Blog und Internet-TV sollte zu einer Diskussionsplattform zur Kreativwirtschaft werden. Daraus wurde nichts: Kaum 1000 Besucher zählt die Seite im Durchschnitt am Tag. Für Dieter Gorny kein Problem: „Das Lab ist kein Massenmedium und wollte es auch nie sein. Es ist international ausgerichtet. Es ist ein kreatives Experiment.“ Auf Anfrage teilte die Ruhr2010 GmbH mit, dass nur zehn Prozent Besucher aus dem Ausland kämen. Für Internetseiten ist das eher wenig. Die internationale Ausrichtung des 2010lab ist jenseits der deutschen Grenzen offensichtlich nicht bekannt. Das 2010lab kostete bis heute fast eine Million Euro und soll aber weiter nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit seine subventionierte Arbeit unter dem Dach von ECCE verrichten. Bis Ende 2011 wird es zwei Millionen Euro kosten.

Dieter Gorny will das Institut verstärkt international ausrichten: Es gibt gemeinsame Projekte mit der EU und dem Bundesaußenministerium. Konferenzen zum Thema Kreativwirtschaft werden künftig im Ruhrgebiet stattfinden. Die von Ruhr2010 gegründeten Commission, Branchenzusammenschlüsse für Unternehmen Branchen wie Computerspieleentwickler, Design oder Werbung, sollen sich europaweit vernetzen und professionalisieren.

Auch über das Jahr 2011 hinaus, wenn die Förderung wegfällt, will ECCE seine Arbeit fortsetzen. Oliver Scheytt, Geschäftsführer der Ruhr2010 GmbH, hoffnungsfroh, vom Land eine dauerhafte Finanzierung für die Ruhr2010 GmbH und ECCE zu erhalten. Beim Land hat sich die Begeisterung für das Thema Kreativwirtschaft nach dem Regierungswechsel jedoch merklich abgekühlt. Die Kreativwirtschaft sei eine spannende Branche, hört man aus dem Wirtschaftsministerium, aber nur eine von vielen. Und besonders spannend sei sie in den Kreativwirtschaftszentren Düsseldorf und Köln. Der künftige wirtschaftspolitische Schwerpunkt der Landesregierung läge in Bereichen wie moderne Verkehrstechnologien und Energie.

Und so hat sich Gorny auch schon auf die Suche nach weiteren Geldquellen gemacht: EU- und Bundesmittel sollen helfen, ECCE und die gut 30 festen und freien Mitarbeiter nach 2011 mit öffentlichen Mitteln zu versorgen. Und auch die Städte  des Ruhrgebiets will er zur Kasse bitten: „Wir machen regionale Wirtschaftsförderung in einer Wachstumsbranche. Ich bin mir sicher, dass die Städte den Wert unserer Arbeit erkennen.“ Fragt sich nur, ob sie auch bereit sein werden diese Arbeit zu finanzieren.

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Essen: Mit Franken verspekuliert…Der Westen

Debatte: Biedermann und die Brandstifter…Frontmotor

Debatte II: Rassismus bleibt Rassismus – eine Replik…F!XMBR

Debatte III: Sarrazins Todeszäune…Hometown Glory

Debatte IV: Sarrazin für Erwachsene…Die Achse des Guten

Grüne: Die “Fast-alles-ist-möglich-Partei”…Zoom