Der Ruhrpilot

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Ruhr2010 II: Herten bei der längsten Tafel der Welt…Hometown Glory

NRW: SPD und Grüne unterzeichnen Koalitionsvertrag…Ruhr Nachrichten

NRW II: Linke gibt Rot-Grün eine Chance…taz

NRW III: Rot-Grün liegt in NRW klar vorn…Der Westen

Energie: SPD läutet das Ende für die Kohle ein…Welt

Theater der Welt: Edel, preußisch, wild…Zeit

Sport: Dortmunder fährt mit bei Dirtbike-WM…Ruhr Nachrichten

Kultur: Bürger feierten das Lehmbruck Museum…Der Westen

Homöopathie: Sparen, wo es gut tut

Sparen im Gesundheitswesen ist eine heikle Sache. Wer will schon aus Kostengründen auf das lebensrettende Medikament oder die Linderung versprechende Operation verzichten? Bei der Homöopathie ist das anders: Auf Nichts kann man gut verzichten. Und es gibt noch mehr Unfug, den man sich sparen kann

Aber die SPD Forderung, das Homöopathie nicht mehr aus Krankenkassengeldern bezahlt werden, ist vernünftig. Homöopathie wirkt nicht – die Stoffe sind so stark verdünnt dass sie nicht mehr nachweisbar sind. Selbst Überdosierung ist egal.

Ohnehin ist es fraglich, ob man nicht vielen der Scharlatane die als Geistheiler unterwegs sind oder irgendwelche Wundersteine verkaufen, nicht das Handwerk legen sollte. Da wird mit dem Elend und der Angst von Menschen viel Geld verdient. Wie verantwortungslos viele sind, die sich in diesem Bereich tummeln, sieht man bei einem Besuch der Internetseite des Klassischen Homöopathenverbandes: Dort wird gegen eine Impfkampagne der Landesregierung Baden Würtembergs protestiert. Esoterik-Ideologie ohne jeden Skrupel.

Besonders ärgerlich ist es sicherlich, wenn wir alle für so einen Unfug aufkommen müssen. Dabei ist die Homöopathie nur ein Beispiel für Geldverschwendung. Auch Reiki-Seminare wurden schon von Krankenkassen bezahlt. Bei Reiki geht es um „Lebensenergie“, die Menschen positiv beeinflussen soll. Natürlich ist eine Wirkung von Reiki, wie im Esoterikbereich üblich,  nicht wissenschaftlich belegt. Krankenkassen ersetzen auch teilweise die Behandlung von Heilpraktikern. In Österreich dürfen solche Leute ohne ein Medizinstudium nicht die Hand an Patienten legen. In Deutschland reicht, um Heilpraktiker zu werden, ein Hauptschulabschluss, ein polizeiliches Führungszeugnis und eine kleine Prüfung. Mit der Qualifikation  eines Arztes ist das alles nicht zu vergleichen.

Der Maßstab für die Bezahlung einer Behandlungsmethode durch Krankenkassen sollte ein seriöser, wissenschaftlicher Nachweis über deren Wirksamkeit sein. Und statt dem Gerede von „Alternativer Medizin“ und „Heilern“ sollte man die Dinge beim Namen nennen: Wer Menschen mit  wissenschaftlichen nicht nachgewiesenen Methoden behandelt ist ein Quacksalber und Scharlatan. Ein Dummkopf, wenn er selbst an diesen Unfug glaubt und ein gewissenloser Betrüger, wenn er um die Wirkungslosigkeit seines Handelns weiß, und nur auf das Geld seiner Patienten aus ist.

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Ruhr2010: Local Hero Bochum…Pottblog

NRW: Frauen-Doppelpack vor Machtübernahme…Spiegel

NRW II: Weg für Rot-Grün ist frei…Welt

NRW III: Das rot-grüne Wagnis…taz

NRW IV: Ex-Grüner Zdebel ist neuer Chef der NRW-Linken…Der Westen

Kunst: Im Wunderwald der Moderne…Zeit

Pop: Sascha Funke vs. Nina Kravitz Moses…Kochplattenteller

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Internet: Materialien für die Freiheit statt Angst 2010…Netzpolitik

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Duisburg: …verbietet zur Loveparade Glaskonserven…Der Westen

NRW: Netzpolitik (“NRW Digital”) im rot-grünen Koalitionsvertrag enttäuscht…Pottblog

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Integration: Integrationsbericht & Sex, Djihad und Despotie…Hometown Glory

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Internet: Hehre Wissenschaft und fiese Vermarktung…Blogbar

Das Ruhrgebiet im rot-grünen Koalitionsvertrag

SPD und Grüne wollen im Laufe der Legislaturperiode das RVR-Gesetz ändern. Viel mehr Ruhrgebiet gibt es nicht im Koalitionsvertrag .

Der Satz, auf den sich im rot-grünen Koalitionsvertrag die Hoffnungen für eine Stärkung der Selbstverwaltung des Ruhrgebiet beziehen, ist kurz :

Den Regionalverband Ruhr wollen wir in seinen Funktionen stärken und werden ihn durch eine Novellierung des RVR-Gesetzes in seinen Strukturen weiterentwickeln.
Dahinter könnte sich allerdings viel verbergen: Die Direktwahl eines Ruhrparlaments und eines Ruhrgebiets Oberbürgermeisters zum Beispiel. Oder auch das Recht des Regionalverbandes, direkt Geld vom Land zu erhalten. Bei Landschaftsverbänden ist das schon so. Und es würde den RVR unabhängiger von den Städten machen. Aber das alles wird kein Selbstläufer: SPD und Grüne wollen den RVR demokratisieren. Die Städte  sehen das anders. Dortmund OB Ullrich Sierau: „Der RVR ist der Verband der Städte.“ Als solcher ist er schwach und ein Spielball der Kommunen im Revier. Nur wenn er eine Institution der Bürger wird, von ihnen direkt gewählt, wird er zu einem Verband des Ruhrgebiets und nicht der Ruhrgebietsstädte.
Und sonst? Der Rhein-Ruhr Express soll kommen und das Ruhrgebiet soll auch nach Ruhr2010 weiterhin im Kulturbereich kooperieren. Das wars. Das Ruhrgebiet war kein wichtiges Thema während der Koalitionsverhandlungen. Energie und Bildung waren die großen Themen. Es kommt also auf das neue RVR Gesetz an. Da werden bald die Diskussionen beginnen. Und die Fronten werden wie immer verlaufen: Die Städte gegen ein starkes Ruhrgebiet.
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Ruhr2010: Die längste Tafel der Welt…Welt

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NRW: Rot-grünes Schulreförmchen empört Eltern und Lehrer…Spiegel

Karstadt:…im Fegefeuer…Zeit

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Dortmund III: SPD fragt nach Steitz’ Rolle im Envio-Skandal…Der Westen

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Bochum II: Lammert für Stasi-Überprüfung des Bundestags…Ruhr Nachrichten

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Duisburg: Duisburg, al Qaida und der Sumpf…Xtranews

Internet: Krimi 2.0 – Über das Ende eines Projekts…FIXMBR

Datenschutz: SWIFT-Abkommen von Europaparlament beschlossen…Netzpolitik

Glaube: In 9 Minuten zum Agnostiker…Zoom

John Cale: „I come from Wales…“

In den 80ern stritten mein Freund Atta und ich häufig über die Frage, wer der wichtigere Mann bei Velvet Underground war: John Cale oder Lou Reed? Die Frage darf mittlerweile als beantwortet gelten: John Cale natürlich. Morgen und übermorgen ist er in Essen zu sehen.

Und auf einmal steht er da rum: Dreiviertel-Cargo-Hose, weiße Haare, Turnschuhe. Der Mann hat sich gut gehalten.  John Cale im Salzlager der Zeche Zollverein. Nur wenige Journalisten sind gekommen. Das ist schade, denn sie haben einen der wichtigsten Musiker der letzten 50 Jahre verpasst. John Cale war Mitgründer von Velvet Underground. Als er 1968 rausgeworfen wurde, wurde Velvet langweilig. Cale hat so fantastischer Platten wie Paris 1919 oder Hobosapiens aufgenommen. Seine Solo-Klavier-Version von Heartbreak-Hotel ist der ideale Soundtrack zum eigenen Selbstmord. Ich kenne kein Stück das so tieftraurig ist.

John Cale ist allerdings nicht nur begnadeter Rockmusiker. Er hat klassische Musik studiert, mit John Cage noch vor der Velvet-Zeit die Minimal Musik geprägt und zahlreiche Musikperformances gemacht. Und klar, natürlich auch Filmmusik.

In Essen wird John Cale morgen und übermorgen im Salzlager „Dyddiau Du – Dunkle Tage“ aufführen. Im Rahmen des Festivals Theater der Welt. Ein Konzert zu fünf Filmen über seine Heimat Wales. Cale ist in dem Bergarbeiterdorf Garnat aufgewachsen. Sein Vater war ein aus England zugezogener Bergmann. Und nach allem was Cale im Halbdunkel des Salzlagers, umgeben von den großformatigen Stills der Filme, erzählt, war Garnat ein harter, trauriger Ort. Musik am Sonntag? Gab es nicht. Wenn der junge John im Radio Brahms oder Schostakowitsch hören wollte, ging das nicht. Der Vormittag gehört Gott und das einzige Geräusch, das die Stille des Morgens unterbrach, waren die Schritte der Kumpels auf dem Weg zur Kirche. Eindrücke, die sich in Dunkle Tage wieder finden.
John Cale erzählt viel von sich an diesem Nachmittag im Salzlager: Dass er von seiner Großmutter aufgezogen wurde. Und dass die seinen Vater lange nicht mochte: Kein Engländer in der Familie! Als sie ihre Meinung änderte, war ihr Lebenszeit fast abgelaufen. Dass die Mutter abhaute, als er elf war. Cale wusste nicht warum und niemand beantwortete seine Fragen. Über so etwas redete man nicht im Wales der 50er. Seine Großmutter hat ihn geprägt, gefördert und Mut gemacht. Man hört in Cales Sätzen noch immer seine tiefe Liebe zu ihr.

Das Bergarbeiter-Wales in dem John Cale aufwuchs und dass er früh verließ, um London Musik zu studieren, war ein harter Ort. Ein Ort, den es so nicht mehr gibt. Mitte der 80er Jahre ging der Bergbau Groß-Britanniens unter. Die Bergleute wehrten sich mit einem Streik gegen Thatchers Politik, der das Land an den Rand des Abgrunds führte. Streikführer Arthur Scargill avancierte zu einem Popstar. Bands wie Wham und Style Council gaben im Wembley Stadion Benefiz-Konzerte für die Kumpels. Test Dept. lieferte den atonalen Soundtrack zum Klassenkampf. Genutzt hat das alles nichts.

Garnant ist heute ein sterbender Ort. Es gibt ein wenig Tourismus. Paraglider mögen Garnant. Wikipedia weiß von einem Golfplatz. Die Einwohnerzahl kennt das Online-Lexikon nicht. Die Filme zu der Cale improvisieren wird, zeigen dann auch Bilder eines sterbenden Ortes. Bilder von Verlusten. Verfallene Gebäude, leer Häuser. Auch das Haus in dem Cale aufwuchs ist zu sehen. Ein harte Kontrast zur Musealisierung des Ruhrgebiets. Über 1000 Industriedenkmäler gibt es heute hier. Eine Entwicklung, die Cale gut findet. Er bedauert den Verfall seiner Heimat und man sich allmählich kaum noch eine Vorstellung von der Vergangenheit machen kann. Das Ruhrgebiet kennt er gut. Dutzende von Konzerte hat er hier gegeben.

Ist John Cales Arbeit melancholisch? Sicher. Aber der Mann ist es nicht. Cale ist ein großer Erzähler. Auch am gestrige Nachmittag. Und er erzählt unprätentiös, offen und sehr persönlich. John Cale begegnen zu dürfen war ein Geschenk. Ein großes.