Der Ruhrpilot

Ruhrgebiet: Lammert „Bürger des Ruhrgebiets“…Ruhr Nachrichten

NRW: Keine verlogene Wahl – eine Antwort auf die Ruhrbarone…Pottblog

NRW II: Gegen die SPD gibt es keine Mehrheit in NRW…Welt

NRW III: CDU kopiert alten Wahl-Spot mit Johannes Rau…Der Westen

NRW IV: Warum es auf NRW ankommt…FTD

NRW V: Pottblog berichtet live vom SPD-Wahlkampfauftakt…Pottblog

Ruhr2010: Der Pott im Kopf…Die Presse

Ruhr2010 II: 100 Tage Kulturhauptstadt…Der Westen

Karstadt: Staatsanwaltschaft sichtet Akten in Arcandor-Zentrale…Spiegel

Fußball: Der wahre Meister…Freitag

Fußball II: BvB-Stern für Rudi Assauer…Ruhr Nachrichten

Facebook: Drohgebärden für alle…Netzpolitik

Facebook II: So löscht man seinen Account…Zoom

Debatte: Über das selbstbestimmte Leben…Frontmotor

NRW 2010: Die verlogene Wahl

In einem Monat wählt NRW. Es ist die wichtigste Wahl des Jahres und sie wird Auswirkungen auf die Bundespolitik haben. Doch um die Beantwortung der wirklich wichtigen Fragen  drücken sich die Parteien.

Es ist ein Wahlkampf wie jeder andere. Die Versprechen und Parolen der Parteien sind austauschbar und seit Jahren die gleichen. Auch die politischen Konstellationen die antreten erinnern an die 80er und 90er Jahre. Schwarz-Gelb gegen Rot-Grün. Alles wie immer. Und das ist nichts anderes als der Versuch uns Wähler für dumm zu verkaufen, denn nichts ist wie immer.

Die Wirtschaftskrise hat längst die öffentlichen Haushalte erreicht. Das alle sparen wollen oder neue, natürlich viel gerechtere, Einnahmequellen erschließen wollen, reicht mir als Wähler nicht zu Orientierung. Denn das was da an Finanznot auf uns zukommt hat eine neue Dimension. Die Wahl sollte mir auch die Möglichkeit geben, zwischen ganz konkreten Sparkonzepten zu wählen. Das Rüttgersche „Alles kommt auf den Prüfstand“ ist mir zu nebolös.

Aber aus Angst vor der Wut der Wähler halten sich alle bedeckt. Auch die Bundesregierung, die vor der NRW-Wahl kaum ihre Spar- und Steuerpläne offen legen wird. Das ist ein Wahlbetrug, an dem sich alle Parteien beteiligen. OK, die Linke hat ein Zahlenwerk vorgelegt, aber das ist so fantastisch, dass es nicht verdient, ernst genommen zu werden.

Ich will wissen, ob der Bund die Autobahnen privatisieren will oder eine PKW-Maut einführen möchte. Welche Subventionen werden gekürzt? Geht es an die Sozialleistungen?

Ich will wissen, welche Stellen in der Landesverwaltung wegfallen, welche Leistungen es nicht mehr geben soll, um mich zwischen den Übeln entscheiden zu können. Denn besonders fröhlich werden die kommenden Jahre nicht. Neben den Krisenfolgen sind da ja noch die Schuldenbremse und die Pensionslasten. Es wird wirklich hart werden.

Und ich will Klarheit darüber wer mit wem koalieren will. Ich will nicht zwischen den Zeilen lesen müssen. Es ist ein albernes Theater so zu tun, als ob wir die Wahl zwischen Schwarz-Gelb oder Rot-Grün hätten. Die Linkspartei hat gute Chancen in den Landtag einzuziehen. Wird Kraft es mit dieser Chaotentruppe machen? Wollen die Grünen mit der CDU? Eine große Koalition ist nicht die unwahrscheinlichste Kombination. Niemand redet darüber.

Ich habe keine Lust auf die ewig gleichen Spielchen und einen Wahlkampf, bei dem die Parteien versuchen, mich für dumm zu verkaufen. Dafür ist die Situation  nach der schwersten Wirtschaftskrise seit den 20er Jahren zu ernst.

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Internet: Briten beschließen Netzsperren…Zeit

NRW: Rechte Parteien schüren Ängste…Welt

NRW II: DGB-Chef Schneider soll neuer Arbeitsminister werden…Der Westen

NRW III: Regierungschef auf Imagesuche…Welt

NRW IV: van Dinthers Wahlkampfhelfer Lars Lubisch hat eine extrem rechte Vergangenheit…Wir in NRW

NRW VI: Vorsicht Wahlkampfmusik…Pottblog

Ruhr2010: Designkioske starten…Recklinghäuser Zeitung

Debatte: Die dritte Säule des Liberalismus…Weissgarnix

Ex-OB Drescher will Städten die Grundstücke abkaufen

Als Oberbürgermeister von Oberhausen konnte Burkhard Drescher wertvolle Erfahrungen beim Schuldenaufbau sammeln. Nun will er den Städten angeblich helfen, ihre Schulden abzubauen. Mit einem Erbpachtmodell.

Die Städte stehen vor dem finanziellen Kollaps und suchen händeringend nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten: Ob Katzen-, Kultur- oder Sex-Steuer, keine Idee ist zu absurd um nicht ernsthaft geprüft und diskutiert zu werden.

Mit einer neuen Idee will nun der ehemalige Oberhausener OB und Gagfah-Chef Burkhard Drescher den Städten zu Geld verhelfen. Er versucht im Auftrag von Continuum Capital  den Städten ihre Grundstücke abzukaufen: „Neue Wege mit einem bewährten Instrument“, heißt es in einem Rundbrief von Dreschers Consulting-Firma BDC.

„Kommunen und kommunale Gesellschaften erhalten das Angebot, ihre Grundstücke zu verkaufen, sich für 99 Jahre das Erbbaurecht zu sichern und trotzdem Eigentümer der Gebäude zu bleiben. Die so gewonnene Liquidität kann für Investitionen oder zur Überbrückung der Haushaltskrise genutzt werden. Das Instrument Erbbaurecht wird seit vielen Jahrzehnten von Kommunen und Kirchen genutzt. Continuum Capital startet gemeinsam mit BDC eine Initiative, um dieses erprobte Finanzinstrument für Kommunen nutzbar zu machen.“

Das Modell ist im Kern ein Sale Lease Back Geschäft. Für eine kurzfristige Steigerung der   Liquidität gehen die Städte eine langfristige finanzielle Belastung ein. Zudem werden gerade die Städte über diesen langen Zeitraum nicht nur im Ruhrgebiet schrumpfen. Für die Kommunen würde es Sinn machen, sich von überflüssigen Liegenschaften komplett zu trennen. Und das ohne eine Belastung durch Erbpachtzahlungen.

Ein weiteres Problem ist der Partner Continuum Capital (CC): Das Unternehmen wurde erst 2009 gegründet – nicht gerade der ideale Partner für Geschäfte die über mehrere Generationen laufen. CC sammelt seit seiner Gründung Prominente. So ist der ehemalige Eurohypo-Chef, Bernd Knobloch,  Mitgesellschafter. Ebenfalls mit  dabei: Michael Jung, ehemaliger Vorstandssprecher und Finanzvorstand von Vivacon. Einem Unternehmen mit großen Problemen.

Dreschers Auftrag scheint klar zu sein: Seine politischen Verbindungen sollen helfen die Herzen der Kommunalpolitiker zu öffnen. Mal schauen, welche klamme Stadt als erste Kommune schwach wird.

Springer & Jacoby: Die mit den rammelnden Karnickeln sind pleite

Am Dienstag hat die Hamburger Werbeagentur Springer & Jacoby Insolvenz angemeldet. Im Ruhrgebiet sorgte sie mit der RVR-Kampagne „Der Pott kocht“ für Aufsehen.

DJs in ehemaligen Zechen, die rammelnden Karnickel – mit der Springer & Jacoby Kampagne „Der Pott kocht“ ging der RVR 1998 in der Regionalwerbung neue Wege.

Die Pott-Kampagne sollte dem Ruhrgebiet ein frisches Image geben, Selbstbewusstsein zeigen und löste die legendäre Kampagne „Das Ruhrgebiet – Ein starkes Stück Deutschland“ der Düsseldorfer Agentur Butter ab. Statt „Das gibt es auch hier“ war nun das Motto „Das gibt es nur hier“. Die Kampagne sollte auch auf das Finale der Internationalen Bauausstellung 1999 hinweisen.

Im Ruhrgebiet sorgte die Arbeit von  Springer & Jacoby für Aufregung. Pott – das wollte man ja nicht mehr sein und nun wurde mit genau diesem Wort auch noch geworben. Ich fand die Pott-Kampagne damals gut. Sie war unkonventionell und provokativ. Was  niemand ahnte: Es sollte die letzte Werbekampagne für das Ruhrgebiet sein. Der KVR und sein Nachfolger, der RVR, haben sich längst aus dem Regionalmarketing verabschiedet, dass im Ruhrgebiet mit Butter-Kampagne miterfunden wurde. Man setzte auf die PR-Wirkung von Projekten wie die Kulturhauptstadt. Da man aber auch für Ruhr2010 keine Nachfolgeprojekt hat, wird das Revier ab 2011 in ein Kommunkationsloch fallen.

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Kultur: 25 Jahre Intershop…Der Westen

Urlaub: Die Strände des Reviers…Spiegel

Opel: GM bittet um Subventionen…Zeit

NRW: Die letzte Hoffnung der SPD…taz

NRW II: Rot und Grün flüchten in Retro-Phantasie…Spiegel

NRW III: Linke bietet SPD Koalition an…RP Online

Fußball: BvB-Fans wollen in Mainz schweigen…Der Westen

Ruhr2010: Street-Artisten in Bochum…Ruhr Nachrichten

Medien: WAZ-Werbeblätter locken Bürgerblogger…Zoom

Debatte: Täterrhetorik….Frontmotor


Frank Patalong: „Wer ein Medium schätzt, sollte es unterstützen“

Als Frank Patalong Ende im März auf Spiegel-Online einen Artikel über die Werbeblocker veröffentlicht hatte, gab es Ärger. Ihm wurde in Blogs Qualitätsheulsusenismus vorgeworfen, in Mails wurde er beschimpft und auch im Forum von Spon gab es nur wenige Diskutanten, die sich ihm anschlossen. Dabei hatte sein Text eigentlich eine ganz einfache Botschaft: Auch Internet-Medien müssen Geld verdienen. Wir sprachen mit dem Spiegel-Mann über seine Thesen.

Herr Patalong, Ihr Artikel auf Spon über die Auswirkungen von Werbeblockern auf digitale Medien im März setzte eine heftige Diskussion in Gang. Haben Sie die zumeist negativen Reaktionen überrascht?
Nein, mich haben die Reaktionen nicht wirklich überrascht. Es war ja auch nicht der erste Artikel zum Thema Werbeblocker auf Spiegel-Online. Ich arbeite seit 16 Jahren Online und mir war klar, dass viele Leser mit der Kritik am Einsatz von Werbeblockern nicht einverstanden sein würden.

Gab es auch Zustimmung?
Ja, vor allem in persönlichen E-Mails, aber auch da waren die Unterstützer in der Minderzahl. Im Forum auf Spiegel-Online begann die Diskussion durchaus differenziert, kippte aber sehr schnell und wurde dann von den ablehnenden Kommentatoren bestimmt. Verständnis für meine These, dass der Einsatz von Werbelockern erstens gegenüber Online-Medien unsolidarisch ist und sich Nutzer mittelfristig selbst damit schaden, war selten.

Die Nutzer von Werbeblockern sind in der Minderheit. In ihrem Artikel schrieben Sie, dass zwischen 5 und 25 Prozent aller Leser Werbeblocker einsetzen. Die könnte man auch ignorieren.
Nein, das kann man nicht. Es ist doch ein offenes Geheimnis, dass die meisten professionellen Online-Medien in Deutschland rote Zahlen schreiben. Das trifft auf die Angebote von Magazinen und Zeitungen ebenso zu wie auf die großen Blogs. Wir alle versuchen, uns mit Werbung zu finanzieren. Die Margen sind im Vergleich zum traditionellen Geschäft aber sehr gering, auch bei Spiegel-Online. Dabei gehören wir ja zu den wenigen, die Geld verdienen. Brechen dann 10 Prozent der möglichen Einnahmen durch Werbeblocker weg, kann das den Unterschied ausmachen zwischen gerade noch im Plus oder schon deutlich im Minus. Kosten verursacht derweil auch der Traffic, der nicht mit Werbung unterfüttert ist.

Was mich an der Diskussion erschüttert hat, war die Häme, mit der zum Teil diskutiert wurde. Medien werden von Menschen gemacht, die davon leben. Es kostet nun einmal Zeit, eine gute Geschichte zu recherchieren, und derjenige, der das macht, muss seine Arbeit bezahlt bekommen, sonst kann er sie nicht leisten. Mein Artikel hatte eine ganz einfache Aussage: Wer ein Medium schätzt, sollte sich nicht daran beteiligen, seine wirtschaftlichen Grundlagen zu zerstören.

In vielen Kommentaren wurden penetrante Werbeformen wie Pop-Ups kritisiert.
Zu Recht. Es gibt Werbeformen, die sind eine Zumutung für die Leser und dazu gehören die leidigen Pop-Up-Kaskaden. Auf Spiegel-Online verzichten wir auf Pop-Ups, aber manche Medien haben gar keine Alternative und müssen jede Werbeform akzeptieren, die ihnen angeboten wird. Aufdringliche Werbeformen wünschen sich nicht die Medienmacher, sondern die Werbewirtschaft. Auch die muss lernen, dass sie sich mit solchen Formen selbst schadet. In dieser Hinsicht ist die in der Diskussion zum Artikel geäußerte Kritik höchst konstruktiv.

Es ist allerdings auch naiv, Werbung zu fordern, die nicht auffällt. Werbung muss auffallen und sich von dem redaktionellen Teil absetzen, sonst hat sie keine Wirkung.

In einigen Kommentaren wurde Google-Textwerbung als Beispiel für gute Werbung genannt. Nur Google-Werbung lohnt sich für die Anbieter von Inhalten kaum.
Google-Werbung nutzt vor allem Google. Damit bekommt man kein aufwendiges redaktionelles Angebot finanziert. Und es gibt einen großen Unterschied zwischen der Werbung auf einer Suchmaschine und auf einer redaktionellen Seite: Der Erfolg von Google-Werbung beruht auf der permanenten Beobachtung des Nutzerverhaltens. Würden wir das tun, gäbe es zu Recht heftigen Protest. Wir kommen an klassischer Werbung nicht vorbei: Wer ohne Werbung lesen will, wird mittelfristig zahlen müssen oder akzeptieren, dass „seine“ Medien irgendwann nicht mehr die gewohnte Qualität oder Quantität bieten.

Wie das Beispiel Ars-Technica gezeigt hat, ist es für Verlage kaum möglich, Leser mit Werbeblockern auszuschließen.
Ars Technica schlug eine regelrechte Hasswelle entgegen. Aber es widerspricht auch der Denke eines Medienmachers, Leser auszuschließen: Wir wollen möglichst viele erreichen, mit einem möglichst guten Produkt. Das unabhängig und werbefinanziert hinzubekommen, ist das Ideal. Auch Paid-Content wird für die meisten existenzgefährdend werden. Wir werden das sehen: Wenn Rupert Murdoch im Juni The Times zu einem Paid-Content Angebot umbaut, wird der Preis dafür ein massiver Reichweitenverlust sein.

Wenn die Onlineausgabe von The Times dann rentierlich wäre, hätte er sein Ziel erreicht. Ein kleines, teures Magazin wie Mare macht auch Gewinn. Im Gegensatz zu vielen Tageszeitungen, die viel höhere Auflage haben.
Man kann aber ein Special-Interest Magazin wie Mare nicht mit einer Tageszeitung oder einem Nachrichtenmagazin vergleichen. Das geht weder im Print noch online. Nachrichtenmedien gewinnen ihre Bedeutung durch ihre Reichweite. Sie müssen rentierlich sein, aber gleichzeitig viele Menschen erreichen und eine möglichst hohe Qualität haben.

Qualität erreicht man auch im Medienbereich durch viele und gute Mitarbeiter.

Viele Verlage haben in den vergangenen Jahren Personal abgebaut und ganze Redaktionen geschlossen. Das hat der Qualität geschadet. Man kann dann natürlich leicht sagen „So ist der Markt, es gab eben nicht genug Leser, die Geld für diese Zeitungen oder Magazine ausgeben wollten.“ Aber das ist zynisch, denn in einer Zeit, in der man jede Information, fast jeden Artikel, Film oder jedes Musikstück auch umsonst bekommen kann, gibt es keinen Markt im klassischen Sinne mehr.

Dazu kommt, dass in den vergangenen Jahren die Anzeigenumsätze nicht nur zurückgegangen sind. Sie sind kollabiert. Das hat nicht in erster Linie diejenigen getroffen, die einfach nur Pressemitteilungen kopieren und billig arbeiten, sondern vor allem die Qualitätsmedien, die einen hohen Aufwand treiben. Die einst einflussreiche Frankfurter Rundschau ist auf dem Weg zu einer Regionalzeitung und schon vom Format her geschrumpft. Die Süddeutsche Zeitung ächzt unter dem Kostendruck, und das obwohl sie am Markt erfolgreich ist und hervorragende Leserzahlen hat.

Wir leben in einer Umbruchphase mit einer fatalen Ungleichzeitigkeit: Während der Anzeigenmarkt im Printbereich zusammenbricht, wachsen die Umsätze online in viel zu geringem Maße. Aber es ist trotzdem falsch, von einer Kannibalisierung der Zeitungen durch das Internet zu reden. Bei allen Problemen haben auch Magazine und Zeitungen von der Entwicklung des Internets profitiert.

Wie das denn?
Durch neue journalistische Formen. Bis vor gar nicht so langer Zeit waren Zeitungen und Medien sehr trocken, sehr nachrichtenlastig und mit wenig Mut zur Meinung. Das hat sich geändert. Der meinungsfreudige, beschreibende Journalismus aus den Online-Redaktionen hat sich positiv auf alle Medien ausgewirkt.

Aber den gab es doch schon lange vor der Popularisierung des Internets: Angefangen bei Hunter S. Thompson und Tom Wolfe seit den 60er Jahren in den USA über Stadtmagazine, Tempo oder die Spex hatte sich diese Öffnung schon lange vollzogen.
Ja, die Wurzeln dieser Art zu schreiben sind alt, aber die großen Redaktionen hat diese Veränderung erst über das Internet erreicht. So manche konservative, staubtrockene Zeitung hat sich erst über die Erfahrungen, die sie Online gemacht hat, deutlich verjüngt. Denken Sie mal an die „Welt“ vor zehn Jahren und heute. In den Szenemagazinen gab es das alles viel früher.

Es gibt ja viele Ideen jenseits von Werbung und Paid-Content im Web: Apps, eine Kulturflatrate, Spenden…
Bei den Apps, also dem Paid Content jenseits des Webs auf Produkten wie dem iPad, wird in den kommenden Monaten viel passieren. Die ganze Branche arbeitet an adäquaten Produkten mit einem Mehrwert, der so überzeugend sein soll, dass Leser bereit sind zu zahlen. Ob solche Produkte sich durchsetzen werden, bleibt abzuwarten. Vor einer Kulturflatrate graust es mir: Würde es da dann, wie bei den öffentlich-rechtlichen Sendern, paritätisch oder nach Proporz besetzte Kommissionen geben, die über Verteilschlüssel entscheiden? Und vielleicht käme auch jemand auf die Idee, verschiedene Medien auszuschließen. Zum Beispiel Gamer-Magazine, die über indizierte Computerspiele schreiben? Ich bin kein Neoliberaler, aber hier sind mir die Entscheidungen des Marktes lieber als die von Kommissionen. Wir brauchen keine staatlich kontrollierten oder steuerähnlich finanzierten Medien, sondern unabhängige, die sich ohne Existenzangst auch mal Unbeliebt machen können.

Bleibt das Sponsoring.
John Perry Barlow forderte ja schon in den 90ern, dass Medien in Zukunft von Mäzenen finanziert werden. In der Renaissance, so sein Argument, hätte das ja mit der Kunst auch geklappt.

Das letzte Abendmahl von da Vinci kann sich sehen lassen.
Ja, das ist gelungen. Aber ich möchte trotzdem keine Nachrichtenmagazine von Parteien und keine Computermagazine von Sony, Apple oder Nintendo. Unabhängiger Journalismus ist ein hohes Gut. Ich bleibe dabei: Jeder sollte die Medien, die er schätzt, unterstützen. Er sollte sie als Magazine oder Zeitungen kaufen, wenn er will, und sie online zumindest nicht daran hindern, Geld zu verdienen.

Foto: C. Patalong