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Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet

ThyssenKrupp: Steinbrück wird Aufseher…Handelsblatt

Unis: Polizei räumt Kölner Hörsaal…Kölner Stadtanzeiger

Unis II: Entspannte Besetzer in Bochum…Bo Alternativ

Unis III: Ärger im Totenkopf…Der Westen

Unis IV: Diskussionen in der RUB…Der Westen

Unis V: Was bringen die Proteste?…taz

 Fußball: Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt im Wettskandal…Spiegel

Fußball II: Kriminell in Herten…Süddeutsche

Fußball III: Gazprom bleibt Schalke-Sponsor…wdr

Kultur: Filmfestival in Lünen…Ruhr Nachrichten

Medien: Juristen stehen Brender bei…FAZ

Google: Chrome OS…Wired

Aussteiger: Frau Akgün muss noch mal kommen…Kontextschmiede

Digtal: PdF Europe…Netzpolitik

Oper: Die Affäre Manon…Hometown Glory

Gelsenkirchen: Kampf um das Image…Der Westen

NRW: Rüttgers schließt Rhein-Ruhr-Pakt…Wirtschaftswoche


 

 

?Wer sich selbst Metropole nennt, ist keine?

Die AG Kritische Kulturhauptstadt lud gestern Abend in der Bochumer Goldkante unter der Überschrift „Metropolenträume in der Provinz“ zur Diskussion über die Kulturhauptstadtpläne  und den schillernden Begriff Kreativwirtschaft ein.

Voll. Es war sehr voll gestern Abend in der Goldkante. Die AG Kritische Kulturhauptstadt hatte geladen, und nicht wenige Besucher drückten sich an diesem beinahe frühlingshaften Novemberabend die Nasen an den großen Schaufenstern platt und kamen nicht mehr hinein. Ich hatte es gerade noch so geschafft, stolperte vorbei an zumeist hippen, jungen, intellektuellen Menschen mit Pullundern und schlauen Brillen (Was machen die hier? Hat die Bahn den Zugverkehr nach Berlin eingestellt?), ergatterte einen Platz zwischen Tresen und Toilettendurchgang und schaute von da an den ganzen Abend vor allem auf einen Kühlschrank, die Dreadlocks der Pop-Jourmalistin Petra Engelke oder eine Wand. Es sollte trotzdem ein mehr als beeindruckender Abend werden.

Die drei Referenten, der Raumplaner Achim Prossek, Rainer Midlaszewski von der AG Kritische Kulturhauptstadt, der Kölner Kunsthistoriker Wolfgang Brauneis und der Moderator Christian Werthschulte beschrieben die Situation des Ruhrgebiets so zutreffend, wie man es im Ruhrgebiet selten hört: Klar, eine Metropole, die sich selbst so nennt, ist keine. Das Ruhrgebiet ist eine Aneinanderreihung von Vororten, und nur an ganz wenigen Stellen könnte das Gefühl aufkeimen, in einer richtigen Stadt zu sein. Politik ist hier Kirchturmpolitik, die Politiker in ihrem provinziellen Denken gefangen. Kultur ist hier noch immer keine Selbstverständlichkeit. Sie muss sich und das Geld, das sie kostet, rechtfertigen – im Moment als wichtigen Standortfaktor für den Strukturwandel. Auch der bekam sein Fett weg: Der Wegfall der industriellen Arbeitsplätze sei nie aufgefangen worden und die Betroffenen längst nicht mehr im Blickpunkt der Wirtschaftsförderungen: Die in den vergangenen Jahrzehnten neugeschaffenen Jobs, so die Einschätzung Rainer Midlaszewskis, sind nicht für die ehemaligen Fabrikarbeiter gedacht. Und natürlich ging es auch um die Kulturhauptstadt: Eine Marketingveranstaltung, die an den Menschen vorbeigeht, sie nur zum Schein mitnimmt und eine offene Kulturszene eher vorspielt als sie zu unterstützen. Und die Kreativquartiere? Alles schon wieder vorbei, ein Label, das kaum zog und ein Hype, der keine Wirkung hinterließ. Vorbei, ehe es begonnen hatte. Notwendig seien Freiräume, in denen Menschen etwas ausprobieren können. Am besten kostenlos, oder, wie es einer forderte, selbst erkämpft. Platz genug für solche Ideen gäbe es ja noch im Ruhrgebiet.

Und die Kreativwirtschaft, auch da waren sich alle einig, ist eine Schimäre, ohne wirkliches wirtschaftliches Potential. Werthschulte zog eine Studie der NRWBank heran,  die belegt, dass die Kreativwirtschaft in NRW seit Jahren kaum gewachsen sei. OK, aktuelle Zahlen für das Ruhrgebiet bietet die Studie wohl nicht, aber wer glaubt denn im Ernst, dass es hier besser läuft als in Köln oder diesem Dingsbums rheinabwärts?
Dass die Politik die Kulturszene oder die Szene der Kreativen – viele stießen sich schon an den Begrifflichkeiten – in Schwung bringen könnte, wurde bezweifelt: und Wolfgang Brauneis  benannte eine Reihe von Kölner Flops: Der Medienpark und Colloneum – von Wolfgang Clement in all seiner sympathischen Bescheidenheit als Hollywood Europas angekündigt – wären weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Und Köln hätte erst vor drei vier Jahren massiv Abwanderungstendenzen umkehren können: Alles ging nach Berlin – von Galerien über die Spex bis zur Popkomm, und erst jetzt gibt es erste Rückkehrer. Rückkehrer – ein Wort, das man im Ruhrgebiet nicht im aktiven Sprachschatz hat.

Bis zu diesem Punkt konnte ich so beinahe jeden Satz unterschreiben und genoss die Aussicht durch Petras Dreadlocks hindurch auf die ernsthaften Diskutanten, die mehr Vernetzung der Szene über die Stadtgrenzen hinaus forderten. Irgendwann einmal meldete ich mich auch zu Wort, sagte, man solle die ganze Kreativwirtschaftssache nicht so ernst nehmen, wie immer ginge es nur darum, ein paar Förderungsgelder abzuziehen und irgendein Kreativwirtschaftsinstitut zu gründen, um ein paar Kumpels anstellen zu können. So sei es auch vor zehn Jahren gewesen, als hier alles von Medienwirtschaft fabulierte. Ich erntete, oder bilde es mir ein, zustimmendes Gemurmel. Zufrieden bestellte ich mir noch ein Fiege und prostete Dirk zu, einem alten Bekannten, neben dem ich den ganzen Abend stand.

Und dann ging es weiter: Das Wort Grundeinkommen stand im Raum und geriet immer mehr ins Zentrum, und dann öffnete Petra mit einer eigentlich harmlosen Frage die Büchse der Pandora: Ob sich denn Künstler Gedanken gemacht hätten, wie sie denn, trotz all der benannten Probleme, Geld verdienen könnten?
Ein Mann, der in Theaterprojekten arbeitet, erklärte allen Anwesenden, wie hart das Leben im Ruhrgebiet für ihn sei und dass seine Kollegen in Berlin zwar genauso wenig Geld hätten, aber besser dran seien: „Kein Geld zu haben ist in Berlin leichter, als im Ruhrgebiet.“
Ich glaube, das war der Moment, als ich das erste Mal in mein Bier prustete.
Eine Frau vom Bahnhof Langendreer, dort zuständig für Soziales und Politik, erklärte, Kultur sollte generell öffentlich-rechtlich finanziert werden, und Künstler sollten über Kunst und nicht über Geld nachdenken. Ihr Angebot, man könne jetzt auch mal über die prekären Lebensverhältnisse von Künstlern in der 3. Welt diskutieren, wurde nicht angenommen.

Klar wurde jetzt kurz diskutiert, welchen Kunst- und Kulturbegriff man verwenden sollte, wobei das Plädoyer, auch eine bestimmte Lebensart wäre Kunst, ja durch das allgemeine Bekenntnis zu einem Grundeinkommen überflüssig geworden war.
Ich warf dann irgendwann ein, dass ich persönlich froh sei, dass mein Einkommen nicht von der Willkür irgendeines politischen Gremiums abhängig sei, und dass es nun einmal auch für Kreative einen Markt gäbe: Wer etwas herstellt, was andere kaufen oder etwas aufführt, was andere sehen wollen, verdient Geld, wer das nicht tut, verdient bedauerlicherweise keines. Das kann tragisch sein, wie im Falle von van Gogh, der zu Lebzeiten seinen Matjes gebraucht kaufen musste, während seine Werke heute wertvoll sind, aber das lässt sich nun einmal nicht ändern, denn der Preis der Subventionierung von Kultur kann man gut in die Bereiche Schauspiel und E-Musik trennen: Es passiert kaum noch etwas Spannendes und wenn doch, interessiert es niemanden mehr. In den nicht oder kaum subventionierten Kulturbereichen Pop, Literatur oder bildende Kunst sei das anders – lebendig eben.
OK, vielleicht hätte ich mir die Bemerkung über einen der Anwesenden sparen sollen, dass er, wenn er wirklich bei 70 Stunden Arbeit pro Woche 1000 Euro im Monat verdient, keinen Beruf ausübt sondern einem Hobby nachgeht. Aber ist das nicht wahr, obwohl es übel klingt?
Mir wurde dann noch vorgeworfen, ich würde gesponserte Künstler irrtümlicherweise für freier halten, als öffentlich allimenierte, aber das stimmt nicht: Ich glaube, dass Künstler, die am Markt erfolgreich sind am freiesten sind, denn sie müssen sich bei niemanden bedanken. Sie leben von ihrer Leistung.

Und wie war der Abend in der Goldkante? Er war phantastisch. Ich habe eine Diskussion erlebt, wie ich sie in ihrer Qualität und Intensität nie erwartet hätte. Und ich habe ein paar nette Leute kennen gelernt. Und ich habe gehört, dass die wunderbare Goldkante Probleme hat. Darüber bald mehr an dieser Stelle.

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Foto: Mathias Schumacher, Matschbild.de

Uni: Audimax der Ruhr-Uni besetzt…Ruhr Nachrichten

Uni II: RUB-Besetzer mit bester Laune…Bo Alternativ

Kultur: Beginnt in Wuppertal das große Theatersterben?…Welt

Dortmund: Ermittlungen gegen Ex-BvB-Präsident Niebaum…Ruhr Nachrichten

Opel: Keine Standortgarantie…Der Westen

Opel II: Elendes Gefeilsche…Zeit

Medien: Die neue WAZ-Qualität…Pottblog

Medien II: So geht Evakuierung…Ostroplog

Proetktionismus: Deutschland zündelt…Verlorene Generation

Kultur II: Schlingensief kommt mit gemischten Gefühlen nach Bochum…Ruhr Nachrichten

Kultur III: Weiter Theater um Kulturdezernentenwahl in Essen…Der Westen

Kunst: Monika Debus…Hometown Glory

Migration: Junge Türken konservativer als ihre Eltern…Welt

Meinung: Die Berliner Diskussion…Zoom

 

 

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RUB-Studenten beschließen Resolution für bessere Bildung!

3000 Studenten der Ruhr Uni haben sich heute im Audimax der Hochschule getroffen und eine Resolution für bessere Bildung verabschiedet. Der Saal wurde gleich mibesetzt wurde auf Twitter gemeldet.

Foto: Mathias Schumacher, Matschbild.de

Hier die Pressemitteilung des AStAs der Ruhr Uni:

"Die Studierenden der Ruhr-Universität Bochum haben bei der Vollversammlung im Audimax eine Resolution für bessere Bildung beschlossen. Mehr als 3.000 anwesende Studentinnen und Studenten beteiligten sich an der Diskussion und stimmten fast einstimmig für die vorher ausgearbeiteten Forderungen, die während der Vollversammlung noch um einige Punkte ergänzt wurden. Diese richten sich sowohl an die Ruhr-Universität, als auch an die PolitikerInnen in Land und Bund.

Zahlreiche Studierende wollen außerdem weiter das Audimax besetzen, um dem Protest Nachdruck zu verleihen. "Wir müssen hartnäckig bleiben und können uns nicht auf unseren Forderungen ausruhen", meint eine Protestlerin. Offiziell stellt die Uni-Verwaltung den Studierenden das Audimax bis Freitag 18 Uhr zur Verfügung. Doch ob die Studierenden danach tatsächlich wie gefordert den Saal verlassen, der auch für Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen genutzt wird, ist ungewiss. Zudem haben sich einige Studierende zu einer Spontandemo auf der Universitätsstraße zusammengefunden.

Um voraussichtlich 12 Uhr findet morgen zunächst eine Podiumsdiskussion mit Kai Gehring (MdB, Die Grünen), Sevim Dagdelen (MdB, Die Linke) und Prof. Dr. Uta Wilkens (Prorektorin für Lehre an der Ruhr-Uni) statt."

 

Neue Farbe ins TV

Heute Mittag auf dem Dortmunder Friedensplatz: ein angekündigter Farb-Flashmob zieht mehr Pressefotografen an als harmlose Rentner zu erschrecken.

Aliens vor dem Dortmunder Rathaus? So mancher Passant mag die Gruppe von etwa 40 in weiße Maler-Overalls gekleidete junge Leute für Marsianer gehalten haben; mit allen Wassern gewaschene Veteranen der Kommunalpolitik vermuteten wahrscheinlich eher eine neue politische Splittergruppe namens „Die Weißen“. Um Punkt 13 Uhr rief eine Megaphonstimme Parolen wie „Fragezeichen!“, worauf sich die Overallisten zu choreographisch gewagten Formationen und Zeichen ordneten. Vom Weltraum aus betrachtet, wird das sicher ähnlich rätselhaft wie Kornkreise gewirkt haben. Auf ein weiteres Megaphon-Kommando begannen die Teletubbie-ähnlichen Gestalten, sich gegenseitig mit Farbschleim zu bewerfen, sagen wir mal Lebensmittelfarbe mit Aspik-Anteil, schön bunt und glitschig. Neugierige Passanten mutmaßten gar fachmännisch „Lack!“, aber eine schnelle Spektralanalyse durch Perik O’Loso ergab nichts dergleichen. Wohl aber durfte die erwartete Stimme aus dem paralysierten Publikum nicht fehlen (röchelnde Oppastimme): „Und wer macht dat jetzt wieder sauber?!“ 

Und wer steckt dahinter? Studenten natürlich! Entweder sie streiken oder sie machen Unsinn, nicht wahr? Bei unserem lustigen Trüppchen handelte es sich Studenten der TU Dortmund, die an einem Pilotprojekt „Ausbildungs- und Erprobungsfernsehen in NRW“ arbeiten, kurz „Lern-TV“. Das Ganze wird von Sportstudio-Moderator Michael Steinbrecher geleitet, der natürlich mehr kann als nur das samstägliche Torwandschießen anzusagen; der Mann ist schließlich Professor. Sinn der Aktion „Noch mehr Farbe ins TV“ war trotz aller lustigen Sauerei, ganz profan Werbung für den Lernsender zu machen und zu einem Namenswettbewerb aufzurufen: „TV-Lernsender.NRW“ klingt ja wirklich öde, das ist doch kein Name für ne Katze! 

Hm, schade, kein getanztes Ritual also, um die absurden politischen Farbspiele im Dortmunder Rathaus zu kommentieren, und eigentlich auch kein richtiger Flashmob, denn artig waren ja zuvor Einladungen und Infos an die hiesigen Redaktionen gegangen. Für richtig Randale hätte die gleiche Nummer bei laufendem Marktbetrieb gesorgt (ich hätte da den Lebendviehstand mit einbezogen und die süüüßen Häschen mit Rot übergossen), oder warum nicht mal mit 40 Leuten und beutelweise Farbe die Herrschaften auf der Südtribüne zum launigen Körpermalen nach Hermann Nitsch einladen? Nun ja: beim nächsten Mal vielleicht. Nett war’s trotzdem, aber halt n bissken harmlos.

Weltuntergang: Morgen, 9.30 Uhr MEZ

Ich wollte mich dann mal verabschieden. Morgen um 9.30 Uhr startet das Cern seinen großen Teilchenbeschleuniger – beim letzten Mal ging das ja daneben – und dann wird bald ein schwarzes Loch die Erde verschlingen. Schade, dass ich in den vergangenen Monaten vergessen habe, große Kredite aufzunehmen und etwas auf die Ernährung zu achten. Unfug: Eine Schnaps-Diät hätte es auch getan. Also, war nett mit Ihnen, aber alles geht einmal zu Ende. Wenigstens wird es wohl kurz und schmerzlos anstatt langsam und qualvoll. Und das ist ja auch mal was…

Der Preis des Wurschtelnwollens der SPD

Die SPD ist dabei, die Erfolge der Kommunalwahl zu verspielen. Der Grund liegt in ihrer intellektuellen Beschränktheit.

Das Ruhrgebiet ist wieder rot – das war die einhellige Meinung aller Kommentatoren nach der Kommunalwahl im August. Und es war ja auch was dran: Selbst schwache SPD-Kandidaten vom Format des berühmten roten Besenstiels, der im Revier gewählt wird, solange er in der SPD ist, konnten die Rat- und Kreishäuser im Ruhrgebiet erobern. Und auch wenn die SPD in fast allen Städten Stimmen verloren hatte, reichte es doch, um Schwarz-Grün beispielsweise in Essen oder Duisburg zu beenden. In Bochum und Dortmund verteidigte man souverän die Koalitionsmehrheit von Grünen und SPD.

Das ist jetzt fast drei Monate her, und schaut man jetzt auf die politische Landschaft des Ruhrgebiets, so hat die SPD nahezu alles, was sie im August gewonnen hat, wieder verspielt.
In Dortmund hielt die Begeisterung über den gemeinsamen Sieg keine 24 Stunden an: Als Langemeyer urplötzlich den Haushaltsnotstand verkündete, der vor der Wahl noch vehement abgestritten worden war, kamen auch die Grünen nicht umhin, die Umstände der Wahl des SPD Kandidaten Ullrich Sierau als Wahlbetrug zu bezeichnen. Die Stimmung zwischen den Koalitionären war danach nicht mehr die beste, und die Koalitionsverhandlungen schleppten sich dahin – bis SPD Fraktionschef Prüsse glaubte, er käme auch gut ohne die Grünen zurecht und die Dortmunder Sozialdemokraten in einer Pressemitteilung gar von Rot pur träumten – was bei einem Wahlergebnis von noch nicht einmal 38 Prozent von einem erheblichen Realitätsverlust zeugt. Für die SPD waren „fundamentalistische Kräfte“ bei den Grünen Schuld am Krach zischen SPD und Grünen. Nun reden die mit der CDU.

Rot-Grün kam auch in Essen nicht zustande: SPD und Grüne konnten sich nicht auf eine gemeinsame Zusammenarbeit einigen. Nun wählen Grüne, CDU, FDP und einige Kleine gemeinsam  Andreas Bomheue,  gegen den Willen der roten Wahlsieger zum neuen Kulturdezernenten. Bomheue ist im zur Zeit Kulturdezernent in Hattingen  und hat einst das soziokulturelle Zentrum Zeche Carl mit aufgebaut. Für die SPD ganz klar ein Verrat. Die Zustimmung der kleinen Parteien zum neuen Kulturdezernenten seien mit einer Änderung der Fraktionsfinanzierung gekauft worden. Dabei beruht die nach wie vor auf alten Ratsbeschlüssen, die nur der neuen Sitzverteilung im Rat angepasst wurde. Mehrdad Mostofizadeh, Fraktionssprecher der Grünen: „Wir rechnen nach dem alten Modell, sparen 70.000 Euro ein, weil wir die Ausgaben gedeckelt haben, aber es ist nun einmal zu berücksichtigen, dass es eine Fraktion mehr gibt.“

In Duisburg kam Rot-Rot-Grün nicht zustande – die Grünen vertrauten weder der SPD noch den Linken in Duisburg, die vor allem mit den antisemitischen Ausfällen ihres Fraktionsvorsitzenden bundesweit für Aufmerksamkeit sorgten.

Das Gejammer der SPD von Wahlbetrug, Vertrauensbruch und Fundamentalismus zeigt, dass die SPD Probleme mit einem neuen grünen Selbstbewusstsein hat, das sich dadurch speist, dass die Grünen auch im Ruhrgebiet zunehmend als moderne Großstadtpartei wahrgenommen werden. Ein Bild, das die zumeist provinziell agierende SPD, die vor allem in den Vororten verwurzelt ist und kaum eine Antwort darauf findet, wie sich die schrumpfenden Städte im Ruhrgebiet in den nächsten Jahrzehnten entwickeln könnte. Schon solche Fragen sind den meisten Sozialdemokraten fremd.
Die SPD im Ruhrgebiet sieht intellektuell alt aus – mit Ausnahmen des Gelsenkirchener Oberbürgermeisters Frank Baranowski und dem – allerdings angeschlagenen – Dortmunder OB Ullrich Sierau. Das ist für die Sozialdemokraten im Ruhrgebiet keine neue Situation. Ihre Wähler wollten ohnehin lieber solide Handwerker als Visionäre. Und die SPD vor allem viele Posten und Pöstchen für die eigenen Genossen. Aber seitdem der Aufstieg der Linkspartei die SPD Stimmen kostet, wird die Lage langsam ernst.

In vielen Städten der Republik begegnen sich Grüne und SPD heute schon auf Augenhöhe. Und auch wenn ein solcher Zustand im Ruhrgebiet noch weit entfernt ist, hat sich das Bild der Grünen von sich selbst gewandelt. Sie sehen sich nicht als kleiner Partner, sondern als Ideengeber. Und sie wollen in der Regel gestalten – die SPD in den meisten Fällen am liebsten weiterwurschteln. Muss man den Haushalt konsolidieren, greifen die Genossen, wie in Bochum, gerne zum Rasenmäher anstatt mit einer aktiven Einsparpolitik Akzente zu setzen. Jedem wohl und keinem weh ist meist das Motto sozialdemokratischer Politik und allzu oft glauben die Genossen noch, es sei ihre Stadt, die sie da regieren würden. Das Bewusstsein, durch den Wähler Macht auf Zeit erhalten zu haben, ist ebenso wenig ausgeprägt wie das Wissen um den Willen der Wähler, der für seine Stimme Politik erwartet und nicht nur reines Handwerkertum.
Mit ihrer Mischung aus Arroganz und intellektueller Beschränktheit ist die SPD dabei, die Gestaltungskraft in den Räten des Reviers zu verspielen – und die Grünen auf Landesebene in die Nähe der Union zu treiben.

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Unis: Pinkwart lässt Master und Bachelor prüfen…Der Westen

Unis II: Streit um Kinderkessel in Essen…Der Westen

Unis III: Der Missbrauchte Protest…Stern

Unis IV: Bafög-Erhöhung kommt später…n-tv

Unis V: Bochumer Besetzer legen Forderungskatalog vor…Bo Alternativ

Unis VI: Studenten verlangen Taten statt Worte…taz

Unis VII: Studenten bleiben in der Ruhr Uni…Ruhr Nachrichten

Ruhrgebiet: Schwule, Kreative und Migranten gesucht…Der Westen

Opel: Mit dem Klingelbeutel durch Europa…FAZ

Opel II: Länder betteln Bund an….Verlorene Generation

Dortmund: Ein Türchen bliebt offen für Rot-Grün…Der Westen

Essen: Streit um neuen Kulturdezernenten…Der Westen

Ruhrgebiet II: Jamaika unter Halden…Bild

Recklinghausen: Stadt sauer auf Bezirksregierung…Recklinghäuser Zeitung

Sitzungen: Der härteste Lebertest…Sprengsatz

Blogs: Indiskretion Ehrensache neu…Pottblog

Gesundheit: Der Virenkiller…Kochplattenteller

Onlinbe: Verwirrung um Leistungsschutz…Netzpolitik

Medien: Die Absahner…Zoom

Video: Jules Verne poetisch…Kueperpunk

Theater: Die Wuppertalfahrt…FAZ

Musik: Vevo startet durch…2.0