Wie gut sind Waldorfschulen?

Eine Antwort einer Mutter aus dem Ruhrgebiet auf die gleichnamige TV-Dokumentation des SWR.

Eine Waldorfschule im Ruhrgebiet Foto: Ruhrbarone

„Eltern und Lehrer“, so die Selbstdarstellung der Waldorfschule, „stehen in einem kontinuierlichen Austausch- und Beratungsprozess, denn die Schule ist ein feiner Gradmesser gesellschaftlicher Entwicklung.“ Schön. Endlich nimmt mal jemand die Eltern ernst – „kontinuierlicher Austausch- und Beratungsprozess“ – Klasse!, denke ich und lese begeistert weiter: „Jedes Kind bringt die kulturellen Prägungen einer sich verändernden Gesellschaft mit in die Schule. Eine zeitgemäße Pädagogik muss darauf reagieren“ – na, die will ich doch auch, die „zeitgemäße Pädagogik“! – und weiter: „Im Mittelpunkt der Waldorfpädagogik steht der sich zu entwickelnde Mensch, der ganzheitlich als leibliches, seelisches und geistiges Wesen begriffen wird.“ Versprochen wird, dass „die Unterrichtsinhalte und -Methoden so eingesetzt werden, dass die Entwicklung des Kindes bzw. Jugendlichen unterstützt wird. Es werden gleichermaßen kognitive, künstlerische und handwerkliche Fähigkeiten geschult. Auf diese Art und Weise sollen die Schüler aus einer inneren Harmonie Sicherheit und Kompetenz gegenüber den Anforderungen des Lebens erlangen.“  

Diese großen Versprechen wurden auch an den Informations-Elternabenden, die vor der Einschulung stattfanden, wiederholt. Alles hörte sich gut und schön an – „ganzheitlich“  – wer will denn nicht das Beste für sein Kind? So wurde mein Sohn im Sommer 2002 in die Waldorfschule eingeschult. Der Einschulungstag war sehr familiär: Jeder der Erstklässler bekam einen Paten aus der 5ten Klasse zugeteilt, dieser überreichte dem Neuankömmling eine Blume und einen selbstgenähten Turnbeutel mit aufgesticktem Namen. Alle Beteiligten waren sich einig: „Ach wie nett, mal ganz anders als die üblichen Einschulungen.“ Draußen wurde ein Reigen gemacht, in der Klasse erzählte der Lehrer das Märchen ‘Die drei Brüder’ der Gebrüder Grimm. So verlief der erste Schultag. Alles sah kindgerecht und wohlbehütet aus.

Was die Eltern vorher nicht erfahren hatten: In einer Waldorf-Klasse sitzen bis zu 40 Schüler. Die ersten beiden Waldorf-Schuljahre sind von einem Kindergarten kaum zu unterscheiden. Von ‘Fördern und Fordern’ kann in dieser Schule keine Rede sein. Der Lehrer, selbst aus einem Waldorfelternhaus stammend, übernahm zum ersten Mal eine Klasse, war unqualifiziert und völlig damit überfordert, eine 1ste Klasse mit 38 Schülern zu leiten. Er war nicht in der Lage, auf die unterschiedlichen Charaktere der Schüler einzugehen, nicht nur wegen ihrer großen Zahl, sondern auch wegen seines sowieso nicht vorhandenen Einfühlungsvermögens.

Jeden Monat fand ein Elternabend statt. Pflichtbewußt nimmt man auch regelmäßig daran teil, man gehört ja jetzt dazu, zur großen Waldorf-Bewegung. Alles wird im Detail besprochen, so glaubt man. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen, so glaubt man. Es ist aber vielmehr so, dass von Seiten der Schule vorgegeben wird, wohin z.B. eine Klassenfahrt geht. Unter welchem Thema z.B. die Karnevalsfeier steht, usw., usw.. Platz für eigene Ideen bleibt da nicht, sie sind auch nicht gefragt – jedenfalls nicht so, dass diese Ideen auch einmal umgesetzt würden. Hat man irgendwelche Fragen oder Einwände, so werden diese geschickt abgeblockt oder gar nicht erst zur Kenntnis genommen – es sei denn, sie könnten auch nur irgendwie der Sache Rudolf Steiners dienlich sein. ‘Steiner, Steiner über alles!’, so lautet die Devise der Waldorfschule, wie ich aber erst viel später verstehen konnte – leider verstehen musste.

Bereits Ende der 1sten, Anfang der 2ten Klasse, wurde mein Sohn von Mitschülern drangsaliert. So wurde ihm, hier nur einige wenige Beispiele: ein Bein gestellt, er wurde getreten, massiv gegen die Wand gedrückt, ihm der Hals zugedrückt – täglich wurde er mit übelsten Schimpfworten erniedrigt. Ich sprach den Klassenlehrer darauf an und bat ihn, diesen Misstand sofort abzustellen. Von anderen Eltern hatte ich gehört, dass es einigen Kindern in der Klasse ähnlich erging. Ich gab dem Lehrer ein Buch über Mobbing und Gewalt an Schulen, allerdings nicht aus den Waldorfschul-üblichen anthroposophischen Verlagen ‘Freies Geistesleben’ oder ‘Urachhaus’.  

Ich bestand darauf, das Thema ‘mobbing’ am nächsten Elternabend aufzugreifen und so schnell wie möglich nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Zweimal wurde aus nicht nachvollziehbaren Gründen vertagt. Als der Elternabend dann doch noch stattfand, hielt eine Gründungslehrerin der Schule den Einführungsvortrag, begann fast jeden Satz mit: „Rudolf Steiner hat gesagt …“ Was sollte Steiner gesagt haben? Die Gründungslehrerin: „Die Kinder wollen in Kontakt treten und sich dabei näher kommen, sich gegenseitig fühlen und Kräfte messen …“ Fazit: In der heilen Waldorfwelt gibt es keine Gewalt. Von Mobbing wollte man nichts wissen – es kann nicht sein, was nicht sein darf. Eltern, deren Kinder ebenfalls in die Opferrolle geraten waren, machten in rasender Geschwindigkeit eine Metamorphose durch: verstummten urplötzlich … und alles blieb beim Alten. Bei weiteren Übergriffen auf meinen Sohn setzte ich mich dann mit den Eltern der jeweiligen Schüler in Verbindung. Heraus kamen Antworten wie: „Der Lehrer macht doch Spiele mit den Kindern, damit diese sich austoben können …“ Auch hieß es: „Die Kinder müssen sich ihre Rangordnung erkämpfen …“, worauf ich antwortete: „Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich meinen Sohn im Zoo angemeldet.“  

Die Eltern der Mitschüler suchten nach der besseren Alternative zur öffentlichen Schule: einer Schule ohne Leistungsdruck. Es waren Neueinsteiger, viele davon nach Hilfe suchende Allein-Erziehende mit einem unstillbarem Harmonie-Bedürfnis. Linientreue, die als Kind schon selber diese Waldorfschule besucht hatten. Nach ungefähr einem Jahr war der Großteil der Eltern auf Waldorf-Kurs gebracht. Niemand stellte mehr Fragen, schöne heile Welt: „piep, piep piep – wir haben uns alle lieb.“ Das begann schon an der Klassentüre. Der Klassen-Lehrer begrüßt die Schüler per Handschlag mit den Worten: „Guten Morgen lieber ‘…’“, worauf der Schüler brav zu antworten hat: „Guten Morgen lieber Herr ‘…’“ In der Klasse dann noch einmal alle im Chor. Mein Sohn fragte sich immer öfter: „Sind die wirklich alle so lieb?“ Und stellte fest, dass er tag-täglich anderes erlebte.  

Der ganze Schulablauf ist sehr stark strukturiert – ritualisiert – und lässt für Freiheit keinen Raum. Man will ja „den Willen stärken“. Mit meinem heutigen Wissen sage ich: die Kinder und Jugendlichen werden manipuliert –  zu tun, zu denken und zu glauben, was die Waldorfschule will. Eigene Wünsche, Meinungen und Gefühle werden unterdrückt: Du gehst in eine Schule, die dich willentlich zum Zwangsschlaf verurteilt … auf dass, wenn du Glück hast, vielleicht ein Mensch aus dir wird … der dann auch noch mit beiden Beinen im Leben stehen soll … Die eigene Persönlichkeit wird untergraben, hat nicht in Erscheinung zu treten.

Das ist in allen Fächern so, wird für den Außenstehenden aber vielleicht am deutlichsten an der ‘Eurythmie’. Einem Fach, das nach Waldorf-Aussage, von den meisten Schülern geliebt wird. Bei der Eurythmie sollen Sprache und Musik durch Bewegungen ausgedrückt werden. Dabei gibt es, wie immer bei Waldorf, von Rudolf Steiner fest vorgegebene Gebärden für jeden Sprachlaut. Freiheit gibt es nicht, haben die Sprachlaute doch eine „kosmische“ Bedeutung, die bei ihrer Wiedergabe strengstens beachtet werden muss. Mein Sohn empfand die Eurythmie eher irdisch „als schwul sein“ oder „schwul werden“. Er gab sein Bestes, weil er ja vom System und vom Lehrer dazu gezwungen wurde. Es ist heute wie ein Befreiungsschlag für ihn, in der öffentlichen Schule keine Eurythmie mehr zu haben. Sich keine Gedanken mehr darüber machen zu müssen, ob er „noch richtig tickt“, so mein Sohn. Wenn man sich nicht voll auf die Eurythmie konzentriert, so die Lehrerin, hat „man sich mit dem Stoff nicht richtig verbunden“. Dann wird ‘Heileurythmie’ verordnet. Einen Grund dafür findet der Waldorflehrer immer, wenn er denn nur will: das Kind ist dann „unkonzentriert“, „zu ruhig“, „im Bewegungsablauf zu langsam“, egal … . Einige wenige Krankenkassen bezahlen die ‘Heileurythmie’, wenn nicht: „Bitte zahlen sie aus der eigenen Tasche, denn …“, so wird es einem plausibel gemacht, „die Waldorfschule will doch nur das Beste für Ihr Kind!“ Wie sich das Kind bei den Übungen vorkommt, was es dabei empfindet, spielt überhaupt keine Rolle. Es folgen die üblichen Erklärungen nach dem Muster: „Rudolf Steiner hat gesagt …“. Hat Steiner nicht auch von der ‘Philosophie der Freiheit’ gesprochen – ein leeres Versprechen, nur ein Versprecher? ‘Philosophie der Freiheit’ ist der Titel eines von Steiners 370 Werken … noch einmal in Worten: drei-hundert-siebzig Bände Steiner …

Lehrbücher gibt es in der Waldorfschule nicht, in keinem Unterrichtsfach. Man gibt sich total in die Hände des Lehrers. Der Unterricht orientiert sich stark an seinen persönlichen Vorlieben. So nahm Englisch in der Klasse meines Sohnes einen sehr großen Raum ein, obwohl die Kinder in Deutsch noch gar nicht gefestigt waren. Die Waldorf-typischen ‘Epochenunterrichte’, das heißt, Unterrichtseinheiten von mehreren Wochen Dauer, entpuppten sich als reines ‘Wischi-Waschi’: sie waren schlecht vorbereitet, wurden schlecht durchgeführt, der Stoff wurde wenig vertieft. Folge: Gelernt wurde wenig, und nach 4 Wochen war bei meinem Sohn – und nicht nur bei ihm – fast alles wieder weg. An ein „Wiederhochholen“, so der Waldorf-Fachausdruck, war nicht zu denken, ging es doch sofort mit neuen Themen oder Fächern weiter. Wenn der Lehrer scheitert – was natürlich niemals offen gesagt wird – sind die Eltern gefragt. So hieß es in der Klasse meines Sohnes des öfteren: „Um wieder eine erfolgreiche Leseepoche durchführen zu können, werden wieder freiwillige Eltern benötigt.“ Dasselbe galt auch für die Schreib- und Rechenepoche.  

Das Netzwerk funktionierte einwandfrei, in guten wie in schlechten Zeiten machte der Lehrer wie selbstverständlich seine Hausbesuche – eine familiäre Atmosphäre ist bei Waldorfs ein absolutes Muss. Bei dieser Gelegenheit wird wie selbstverständlich auch das Zimmer des Schülers ins Visier genommen, um sich besserwisserisch auf Waldorfart einzumischen. Stein des Anstoßes war bei uns Kunststoffspielzeug, das man umbauen kann (z.B. zum Auto oder zum Roboter). Man wies mich darauf hin, dass der Gegenstand sehr starr und leblos sei und dass es sicherlich besser für meinen Sohn wäre, würde dieses Spielzeug aus seinem Zimmer entfernt werden. Besser wäre es, meinem Sohn eine Wurzel mit Wichteln und lebendige Materialien – Holz, das er selber zurechtschnitzen kann – zum Spielen zu geben. Ich war sehr überrascht, da mein Sohn bereits fast zehn Jahre alt war und wohl ein Mitbestimmungsrecht hat, was seine Spielsachen angeht. Wichtig, so der Lehrer, sei auch, dass die Hände meines Sohnes „ins Tun kommen, das steigert die Denk- und Merkfähigkeit – so hat Rudolf Steiner es gesagt.“ Ich antwortete, dass ich als Mutter durchaus in der Lage sei, selber zu bestimmen, mit welchem Spielzeug mein Sohn spielen dürfe. Zwei Tage später fragte der Lehrer meinen Sohn, ob denn jetzt die erwähnten Spielsachen aus seinem Zimmer entfernt seien, worauf mein Sohn antwortete: „Nein, warum?“ Eine Woche später wurde, wie mir mein Sohn erzählte, noch einmal nachgefragt, wieder gab mein Sohn die gleiche Antwort. Ich merkte, wie mein Sohn immer unsicherer wurde – er wollte es ja jedem recht machen. Danach wurde diesbezüglich nicht mehr gefragt. Von nun an ging es steil bergab.  

Mein Sohn wurde „ad acta gelegt“: ob er etwas lernte oder nicht, war von nun an egal, was aus ihm einmal werden sollte, „nun ja …“ Auf ärztliches Anraten hin sollte mein Sohn vorne sitzen, da er ein ruhiger, aber sehr aufmerksamer Schüler sei. Diese Bitte wurde vom Lehrer nicht beachtet: hinterste Reihe rechts, links … Hauptsache hinten, immer wieder saß mein Sohn neben den größten Rabauken der Klasse, die ihn einschüchterten und runtermachten. Dann endlich befanden wir uns wieder in der Leseepoche. Eingeschüchtert von Lehrern und Mitschülern fiel es meinem Sohn schwer, in der Klasse vorzulesen. Da ich ihn immer wieder dazu ermutigte, meldete er sich zaghaft, wurde aber nie aufgerufen. Ich setzte mich daraufhin mit dem Klassenlehrer in Verbindung und erklärte ihm, dass man Kinder nicht nur fördern, sondern auch fordern müsse. Fragte, warum er meinen Sohn auch dann nicht, wenn er sich selber meldete, einmal zum Vorlesen dran nehme. Darauf bekam ich zur Antwort, dass mein Sohn im Lesen noch sehr unsicher sei und er, als Klassenlehrer, nicht wolle, dass die anderen Mitschüler über meinen Sohn lachen. Ich war über diese Aussage sehr verwundert, war ich doch bis zu diesem Zeitpunkt der festen Überzeugung gewesen, dass es Pädagogen während ihrer Ausbildung lernen, mit dieser Routine-Situation umzugehen. Auch hier blieb alles beim Alten, sodass mein Sohn gar nicht erst die Chance für ein Erfolgserlebnis oder die Möglichkeit des „Wachsen und Werdens“ – wie es anhand von Steiner immer groß herausstellt wurde – bekam. Anders die Kinder von Gefolgsleuten und Linientreuen: Sie wurden in die erste Reihe gesetzt, und bekamen auch eine gewisse Aufmerksamkeit des Lehrers, was ihr Lernen anbetraf.  

Mittags konnten die Kinder, wenn sie wollten, im Speisesaal essen. Zweimal machte mein Sohn davon Gebrauch. Beim ersten Mal war das Gericht, das er gerne aß, bereits vergriffen. Beim zweiten Mal rannte er, um es doch noch zu bekommen. Das gefiel der Lehrerin überhaupt nicht. Sie bestrafte meinen Sohn, indem er nichts zu Essen bekam und die ganze Zeit am Tisch stehen musste (Mitschüler bestätigten mir diese Vorgehensweise). Ich selber war entsetzt, dass man so verfährt, und rief daraufhin den Klassenlehrer an. Ich sagte ihm, dass jeder Strafgefangene unberücksichtigt seiner Straftat dreimal täglich seine Mahlzeiten bekommt, und dass diese Vorgehensweise das Letzte sei. Danach ging’s erst richtig los: Die Lehrer schlossen sich, wie ich heute rückblickend sagen muss, gegen mich und meinen Sohn zusammen. Mein Sohn war damals noch keine 10 Jahre alt, ein aufgeschlossener, aber stiller Junge, der nun fortwährend von den Lehrern beobachtet und reglementiert wurde. So lange, bis er sich in der Schule gar nichts mehr zutraute und völlig verunsichert war. Er fing an, zum Perfektionismus zu neigen, wollte alles gut und noch besser machen. Hatte Angst, etwas Verkehrtes zu sagen oder zu tun, wollte wirklich jedem gefallen. Hoffnungslos.

Was sich hinter der verschlossenen Schultüre abspielte, war genau das Gegenteil von dem, was dort angeblich praktiziert wurde. Im Handarbeitsunterricht wurden die Kinder dazu erzogen, brav, braver, am bravsten nach dem benötigten Arbeitsmaterial zu fragen. Wenn die Lehrerin guter Dinge war, bekam auch mein Sohn sein Arbeitsmaterial. An schlechten Tagen wurde mein Sohn von der Lehrerin nicht beachtet oder abgewiesen. Dann traute er sich nicht, noch einmal nachzufragen … Wenn seine Arbeit dadurch nicht fristgerecht fertig wurde, tadelte ihn die Lehrerin vor der ganzen Klasse. Ich beschloss daraufhin, für das Arbeitsmaterial meines Sohnes selber zu sorgen. Zum Bittsteller möchte ich meinen Sohn nicht erziehen. Was soll das für eine ‘Erziehungskunst’ sein? „Körper, Geist und Seele werden bei der Waldorf-Pädagogik angesprochen … Kopf, Herz und Hand“, Wiederholungen machen die Waldorf-Lügen auch nicht wahrer. Hier werden Kinder und Jugendliche systematisch zu unfreien, unselbständigen, ängstlichen Menschen erzogen.  

Mein Sohn lebte in zwei Welten. Zuhause geht es bei uns locker und fröhlich zu, in der Schule war das ganze Leben und Lernen ein einziger Krampf: Von Fröhlichkeit und Spontaneität  keine Spur. Alles nur zu Steiners Bedingungen – versteinert. Oftmals wollte mein Sohn morgens nicht in die Schule, weinte dann. Ich konnte ihn immer wieder ermutigen, hinzugehen – trotzdem! Mittags leistete ich oftmals 2 Stunden Aufbauarbeit. In dieser Zeit gingen wir beide durch die Hölle. Im Sommer 2006 teilte mir dann der Lehrer mit, dass mein Sohn auf der angeschlossenen Waldorf-Sonderschule ‘Sonderförderung’ bekommen solle. Ich glaubte, „ich bin im verkehrten Märchen“. In vier Jahren war davon nie die Rede gewesen, jeder Elternabend wurde wahrgenommen, niemals wurde dazu auch nur die kleinste Andeutung gemacht. Ich gab dem Klassenlehrer zu verstehen, dass nicht mein Sohn, sondern er und das Waldorf-System versagt hätten. Teilte ihm mit, dass mein Sohn ab sofort die Schule nicht mehr besuchen würde. Das ganze ereignete sich zwei Tage vor den großen Ferien. Wie sich später herausstellte, war der Lehrer mit soviel elterlichem Ungehorsam völlig überfordert. Die Schule bot mir ein Gespräch mit allen meinen Sohn unterrichtenden Lehrern an – wenn nichts mehr geht, dann funktioniert immer noch das große Waldorf-Netzwerk. Ich lehnte dankend ab – Danke für soviel Inkompetenz und Menschenverachtung.

Danke für die ganzheitliche Erfahrung der „Freien“ Waldorfschule. Geläutert machte ich mich auf den Weg zu der in Waldorfkreisen geächteten, bösen „Staatsschule“ (so der Waldorf-Sprachgebrauch). Ich ging mit meinem Sohn zu einer öffentlichen Grundschule, um ihn dort einschulen zu lassen. Wie die erfahrenen Pädagogen durch einen Test feststellten, entsprach der Wissensstand meines damals 10 Jahre alten Sohnes dem eines Zweitklässlers: die Direktorin, sowie die anwesende Lehrerin schüttelten ungläubig den Kopf. Alle waren sich sehr schnell einig, dass es nicht an meinem Sohn lag, auch dass er vom Auftreten und von der Größe her (1.52m), nicht in die 2. Klasse passte – für die weitere schulische Laufbahn wäre es auch nicht sinnvoll gewesen.  

Wie ich rückblickend sagen muss, ist das Waldorfsystem raffiniert und an Verlogenheit nicht zu überbieten. Ist man einmal in dessen Fänge geraten, kommt man nur ganz schwer wieder heraus. Mit dem Eintritt in die Waldorfschule begibt man sich automatisch in ein Abhängigkeitsverhältnis – ohne sich dessen bewusst zu werden. Der Lehrstoff der Waldorfschulen ist so angelegt, dass Kinder beim Wechsel in eine öffentliche Schule erhebliche Lücken haben, die nur sehr schwer, oder gar nicht, wieder zu schließen sind – mein Sohn hatte diese erheblichen Wissenslücken und wurde schliesslich in die 4te Klasse zurückversetzt. Ein Schulwechsel geht auf Kosten der Kinder und Jugendlichen, die sich als Versager fühlen müssen, auch wenn sie keine sind. Ich hatte Glück, da wir an der öffentlichen Schule auf kompetente, erfahrene und verständnisvolle Pädagogen trafen.  

Die Waldorfschul-Karriere meines Sohnes erschien der jetzigen Lehrerschaft anfänglich eher unglaubwürdig. Die Waldorfschule verkauft sich nach außen hin sehr gut. Kennt man sie aber von innen, wird man eines Besseren belehrt. Die große Waldorf-Gemeinschaft lebt nach der Devise: „Bist du nicht für uns, bist du gegen uns.“ Die gegen uns sind, lassen wir außer Acht und entledigen uns dieser Eindringlinge schnellstmöglich, egal wie … Die Wahnvorstellungen Rudolf Steiners werden in der Waldorfschule ausgelebt – mit kräftiger finanzieller Unterstützung des Staates. Dieser lässt diese Sekte schalten und walten, wie es ihr gefällt. Ohne Gegenleistung, ohne Auflagen, ohne wirksame Kontrollen. Wo leben wir? Der Gesetzgeber verpflichtet die Schulaufsicht, auch die Qualität von Privatschulen zu überprüfen. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass nur kompetente, gut ausgebildete Lehrer Schüler unterrichten dürfen. Selbstverständlich sollte es auch sein, dass jederzeit die Möglichkeit gegeben ist, an eine andere, auch öffentliche Schule zu wechseln – ohne riesige Wissenslücken und seelische Schäden aus der Waldorfschule im Ranzen mitzunehmen. An der PISA-Studie haben sich die Waldorfschulen gar nicht erst beteiligt …  
 

Zugesand von Andreas Lichte

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Borchert verlässt den Westen

Katharina Borchert verlässt das WAZ-Portal Der Westen. Künftig wird sie Geschäftsführerin von Spiegel-Online.

Borchert hat das WAZ-Portal "Der Westen" aufgebaut. Zuvor war sie als Journalistin (FAZ, Welt ct´) und Bloggerin (Lyssas-Lounge) tätig.Die Position der Geschäftsführerin, so meedia.de, sei extra für Borchert geschaffen worden. WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach in einer Erklärung: "„Katharina Borchert hat bei unserem Online-Dienst großartige Aufbauarbeit geleistet. DerWesten ist mit ihr gewachsen und Katharina Borchert mit und bei uns. Ihr Karrieresprung ist logische Folge dieser positiven Entwicklung. Dass sie nun das Team wechselt, sehe ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Mit einem weinenden, weil sie eine Lücke hinterlässt, die gefüllt werden muss. Mit einem lachenden, weil ich ihr nach der großen Leistung bei uns persönlich eine optimale Entwicklung wünsche. Wir waren mit ihr ein gutes Team und werden nun beweisen, dass es in neuer Zusammensetzung mit DerWesten weiter aufwärts geht. Glückauf für Katharina Borchert und unser Team bei DerWesten.“

Das Projekt "Der Westen" wird bislang kontrovers diskutiert. Vor allem Don Alphonso hat es immer wieder stark kritisiert. Einen guten Überblick über die Entwicklung des WAZ-Portals findet man bei Jens vom Pottblog.

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2010lab: Von Scouts und Autoren

Mit meinem Artikel über das 2010lab habe ich gegen den journalistischen Kodex verstossen. Meint die Ruhr2010 GmbH in einem Brief an die Teilnehmer des Treffens am vergangenem Montag.

Liebe Teilnehmer des 2010lab Scout-Meetings,

vielen Dank für Ihre Teilnahme an unserem ersten Scout-Treffen – und Ihr Interesse am 2010lab.

Das interne Treffen richtete sich an all diejenigen, die als Scout für das 2010lab tätig werden wollen und im Vorhinein bereits über die Bedingungen und Aufgaben eines Scouts informiert waren. Es war uns ein Anliegen Sie einmal gemeinsam kennenzulernen und Ihnen Rede-und-Antwort zu stehen, auf Details einzugehen und den Stand der Entwicklung des 2010labs zu präsentieren. Wir hatten den Eindruck, dass es ganz unterschiedliche Erwartungen und Motivationsgrundlagen Ihrerseits gab. Aufgrund des Briefings im Vorfeld kam es wohl zu Missverständnissen, die wir sehr bedauern und als Anlass nehmen, Ihnen direkt zu schreiben. Möglicherweise ist der Unterschied zwischen Scouts und Autoren nicht genug konkretisiert worden bei unserer Sitzung, was wir hiermit nachholen möchten.

Was macht ein Scout?

Scouts bewegen sich in ihrer jeweiligen Szene (geographisch/ thematisch) und wissen, welche Akteure, Veranstaltungen und Orte wichtig sind, aber oft in den gängigen Medien zu kurz kommen. Genau diese Informationen sind für uns elementar. Scouts liefern Underground-Informationen zu Themen und Veranstaltungen, die sie für publikationswürdig erachten, bloggen diese als Ankündigung und, wenn ohnehin vor Ort, auch gerne als kurzen Bericht.

Was macht ein Autor?

Autoren schreiben zu einem bestimmten Themenbereich Beiträge. Diese unterscheiden sich in Länge und Umfang von denen eines Scouts. Da es bei Autorenbeiträgen nicht um Veranstaltungsankündigungen geht, sondern thematisch und/oder gezielt zu einer Veranstaltung (z.B. Buchmesse) ein recherchierter Beitrag verfasst wird, unterscheiden sich die Konditionen entsprechend.

Aus gegebenem Anlass – der Veröffentlichung von Details des Treffens auf der Ruhrbarone Seite – möchten wir daran erinnern, dass unsere Sitzungen und Besprechungen mit Ihnen nicht öffentlich sind. Hiermit weisen wir darauf hin, dass Herr Laurin mit seiner Veröffentlichung gegen den journalistischen Kodex verstoßen hat – ganz unabhängig von der geäußerten kritischen Meinung.

Wie in unserer Sitzung mehrfach erwähnt, rufen wir zum Meinungsstreit mit und im 2010lab auf und begrüßen kritische Stimmen – der Bruch journalistischer Regeln jedoch ist etwas anderes.

Wir freuen uns über Ihr Feedback und sind selbstverständlich offen für jede Kritik und Anregung. Der Aufbau eines dezentralen und offenen Redaktionsnetzwerkes liegt uns am Herzen und soll gemeinsam mit Ihnen entwickelt werden, wenn Sie mögen!

Mit besten Grüßen,
Bernd F. – Projektmanagement
Anja D. – Redaktionsleitung
Christine B. – Projektmanagement und Produktionsleitung
Michael K. – Leitung Content und Technik

Anja D.

Die Grubenponys können in Rente gehen

Gestern ist auch über die Zukunft des Bergbaus entschieden worden. Die gute Nachricht: Er hat keine mehr!

Denn durch die Mehrheit für CDU und FDP im Bund ist klar, dass es 2012 keine Revision des Ausstiegsbeschlusses geben wird. Die SPD wollte noch einen kleinen Sockelbergbau rund um den Pütt in Ibbenbüren erhalten. Spätestens 2018 macht jetzt die letzte Zeche im Ruhrgebiet dicht.

Das Ruhrgebiet, auch das nördliche, in dem es noch ein paar Bergwerke gibt, kann sich endlich auch mental vom Bergbau trennen und sich anderen, zukunftsträchtigeren Themen widmen. Jede Energie, die noch für den Erhalt des Bergbaus aufgewendet wird, ist verschwendet. Die Grubenponys können in Rente gehen.