„Schwarz-Grün hat nichts mit Werten zu tun“

Stefan Zowislo unternimmt heute zum wiederholten Male den Versuch, schwarz-grünen Bündnissen höhere Weihen zu verleihen. Das ist unnötig, denn außer einer Elite, die ihre Zeit im Berliner Café Einstein mit dem Studium von Hochglanzmagazinen verbringt, verlangt niemand nach einer hohen moralisch-ethischen Begründung. Die Zeit der Koalitionsprojekte ist nämlich abgelaufen. Ein realistischer Blick verlangt mehr Nüchternheit.

Foto: Börje Wichert

Schwarz-Grün regiert. Im Ruhrgebiet in Essen und Duisburg. Auf Landesebene im Stadtstaat Hamburg. Bislang erfolgreich. Die Begründung dafür ist keine metaphysische, sondern ganz praktischer Natur. Es gibt weder qualitativ noch quantitativ andere Mehrheiten, die funktionieren können. Gäbe es die Option für eine funktionierende rot-grüne oder schwarz-gelbe Koalition, hätten die Akteure bei Grünen und in den anderen Parteien sie gestrickt, weil eine übergroße Mehrheit der Wählerinnen und Wähler dieser Parteien immer noch eine Präferenz für eine dieser Konstellation hat.
 
Wer CDU oder FDP wählt, will fast immer schwarz-gelb. Die Wählerinnen und Wähler der Grünen haben auch eine eindeutige Präferenz, und zwar für eine andere Konstellation. Nämlich für rot-grün. Das besagt die Wahlforschung eindeutig. Deshalb kann man den grünen Wählerinnen und Wählern auch kaum glaubhaft vermitteln, man solle diese Konstellation nicht eingehen, wenn sie möglich ist. Dieser letzte Halbsatz ist entscheidend. Rechnerisch scheidet rot-grün aus, wenn es nicht für die Mehrheit der Sitze reicht. Inhaltlich scheidet rot-grün aus, wenn man es mit einer Beton-SPD zu tun hat. Das war in vielen Revier-Städten viele Jahre der Fall. Manchmal geht rot-grün aus einem anderen Grund nicht: Es mangelt dann bei der SPD an Verlässlichkeit. Es mangelt dann am Verständnis dafür, dass Koalitionen Zweckbündnisse und keine Liebschaften sind. Nur, wenn auch Grüne Erfolge erarbeiten können und die Zusammenarbeit auf Augenhöhe erfolgt, halten diese Konstellationen. Zweifeln die Wählerinnen und Wähler und grünen Mitglieder an der Tragfähigkeit eines Bündnisses, ist das Verständnis dafür recht groß, dass man auf schwarz-grün ausweichen muss. Das gilt es immer wieder zu beherzigen.
 
Nun sollte man weiter abschichten. Zowislo vermischt alle Ebenen des föderalen Staats zu einer unkenntlichen Ursuppe und garniert das ganze dann Habermas-Zitaten, die zwar eine gebildete Leserschaft beeindrucken, aber nichts weiter zum Verständnis beitragen.
 
Deshalb hier eine kurze chronologische, pragmatische Herangehensweise an die Dinge, die anstehen. Am Sonntag ist in NRW Kommunalwahl und die eigentliche Frage stellt sich jenseits des rot-grünen oder schwarz-grünen Diskurses. Was passiert denn, wenn zwei potentielle Partner gar keine Mehrheit haben ? Gibt es dann mehr Dreier-Konstellationen oder wechselnde Mehrheiten? Das lässt sich nicht generell sagen. Aber klar ist, dass der Faktor Verlässlichkeit entscheidendere Bedeutung gewinnt. Eine bisher verantwortungsunerfahrene Linke, FDP oder Wählergemeinschaft wird sich von den Akteuren vor Ort insbesondere auf ihr handwerkliches Können und die Integrität der  Neuen im Rat überprüfen lassen müssen. Werte im ethischen Sinne sind da nur insofern von Interesse, als dass sie sich nicht gegen die demokratische Grundordnung richten dürfen oder einen Minimalkonsens in einer potentiellen Koalition oder Kooperation unmöglich machen könnten. Prinzipiell müssen alle demokratischen Parteien miteinander koalieren können. Danach gilt es, die Basis von der Sinnhaftigkeit der sondierten Bündnisse zu überzeugen. Dabei müssen sowohl die herausgehandelten Inhalte als auch das Verhältnis im Duo oder in der Trias stimmen.
 
Bei der Bundestagswahl am 27. September liegen die Dinge komplett anders, als Herr Zowislo und auch manche Edelfeder glaubt. Schon strukturelle Gründe machen schwarz-grün unwahrscheinlich. Erstens sollte man sich vergegenwärtigen, welche Regionen die CDU dominieren. Das sind nicht die Großstädte und erst recht nicht die Metropolen. In Berlin zum Beispiel führt die CDU ein Schattendasein und hat es gerade geschafft, ihren Vormann, Friedbert Pflüger, zu vergraulen. In den Flächenländern holt die CDU ihre Stimmen gerade auf dem flachen Land. Hierher kommen auch die meisten Delegierten auf den Parteitagen, die möglichen Koalitionen zustimmen müssen. Den Cicero haben sie selten auf der Zugfahrt in die nächste Messehalle gelesen. Der Jubel für schwarz-grün wird also eher verhalten ausfallen.
 
Dann sollte man auch inhaltlich mal etwas genauer auf die Kompatibilität der Forderungen von schwarz und grün schauen. Ich glaube gern, dass die CDU die Atomdebatte nicht will. Sie schadet ihr ja auch. Fakt ist aber, und das schreibt Zowislo, dass die Union die Atomkraft will und intensiven Kontakt zu den Energieproduzenten pflegt. Das ist ehrlich und offenbart genau das Problem der CDU. Die Bindung an das Energiekartell ist viel stärker als die an die Verbraucher- und Umweltverbände. Das Festhalten an der Atomkraft ist ein no-go für schwarz-grün auf Bundesebene.
Die von Zowislo so gelobte Ursula bzw. Zensursula von der Leyen ist ein Garant für alles außer schwarz-grün. In den letzten Monaten hat sie sich durch die Durchsetzung ihrer wirren Idee der Netzsperren derart ins Abseits gestellt, dass sogar eine neue Partei Erfolge verbuchen konnte, von deren Existenz vorher nur Eingeweihte wussten. Einer der grünen Kernwerte, die Freiheit, hat die CDU hier, leider unter tätiger Mithilfe der SPD, mit Füßen getreten.
 
Schon fast kafkaesk wirkt Zowislos Auseinandersetzung mit dem Sozialen. Gerade hier macht er Tengelmann-Chef Haub zum Kronzeugen. Also einen der Gesellschafter der Unternehmensgruppe, die einer Berliner Kassiererin kündigte, weil sie angeblich einen Pfandbon im Wert von ein paar Cent unterschlagen haben solle. Unsozialer geht es wohl kaum. Säße Tengelmann nicht gerade in Mülheim, wäre das wohl nicht passiert.
 
Da wirkt es eher hilflos, wenn der geerdete NRW-Sozialminister Laumann an den virtuellen Verhandlungstisch gebeten werden soll. Mit ihm könnte man sicher recht schnell einen Nenner finden. Aber Laumann weiß eben auch, dass Politik kein philosophisches Oberseminar, sondern pragmatische Lösung von Problemen ist. Möglicherweise wird Laumann an einem schwarz-grünen Verhandlungstisch sitzen. Aber der wird dieses Jahr bestimmt nicht mehr eingedeckt. Und wenn überhaupt irgendwann, dann in Düsseldorf.
 
Mein Rat an alle Realpolitiker: Weniger über Werte reden, mehr nach Werten handeln. Sonst wird das eigene Denken, Schreiben und Handeln wenig Würdigung finden. Das musste Mechthild Hugenroth, Stefan Zowislos Ehefrau, über die er so gern schreibt, 2006 erkennen. Damals erreichte die ausgewiesene grüne Linke Daniela Schneckenbruger gegen Hugenroth, die „Kandidatin jenseits der grünen Flügel“ 75,3 % der Stimmen. Das war ein Realtest für eine diffuse Politik der „Meta-Werte“.
 
Börje Wichert ist Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen Bezirksverband Ruhr

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Arcandor: Eick ohne Sorgen…Spiegel

Arcandor II: Goldener Handschlag für Eick…Welt

Dortmund: Protest gegen Naziaufmarsch…Indymedia

Unna: Landrat verbietet Nazi-Aufmarsch…Der Westen

BVB: 100 Jahre Borussia…Ruhr Nachrichten

RWE: Bezirksregierung überprüft RWE-Einstieg…Der Westen

Bundestagswahl: SPD mit Modelproblem…Süddeutsche

Kommunalwahl: Dunkelrote Pott…taz

Kommunalwahl II: Kopf an Kopf Rennen in Kreis Recklinghausen…Der Westen

Kommunwahl III: Ich bin doch nicht blöd…Zoom

Kommunalwahl IV: Das große Zittern…Der Westen

Ruhr2010: Mehr Werbung…Bild

Dreck kommt zu Dreck und Saubere Luft bleibt sauber.

In Herten geben sich im Wahlkampf die Polit-Promis die Klinke in die Hand. Frank Walter Steinmeier (SPD) besuchte – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – das Wasserstoffkompetenzzentrum auf Ewald. Gregor Gysi (Die Linke) war wohl für viele auf der Hohewardhalde kaum erreichbar und Bärbel Höhn (B90/Grüne) diskutierte vor ein paar Tagen in der Revierstadt mit rund 20 Menschen über das „Müllklo der Nation“ – sprich die Müllverbrennungsanlagen der Abfallgesellschaft Ruhrgebiet vor Ort, die Anlagen RZR I und RZR II. Von unserem Gastautor Hans Heinrich Holland

Foto: Holland und Höhn Anfang der 90er. Ausriss: Hertener Allgemeine

Bärbel Höhn geht es bei ihrem Einsatz gegen die Verbrennungsanlagen für vor allem um eine Grundstruktur des Ruhrgebietes, die den Norden dazu verdammt, dreckig zu bleiben, und dem Süden schöne Wiesen beschert. Ihre These: Die Teilung in Schmutz und Schönheit stammt aus den Frühzeiten des letzten Jahrhunderts. Die Ruhr sollte als Trinkwasserreservoir geschützt werden, die Emscher als Kloake herhalten. Höhn sagte weiter: „Es gibt eine Zweiteilung im Ruhrgebiet.
Im Süden wohnen die Reichen, stehen die Villen und im Norden ballen sich die Umweltbelastungen.“ Tatsächlich sind längs der Emscher die Müllverbrennungsanlagen des Reviers zu finden und nicht in Essen-Werden.

Dieses Ungleichgewicht führe zu besonderen Belastungen der Bevölkerung. Angeblich leben die Menschen im Norden des Reviers fünf Jahre kürzer als etwa in Bonn. Laut Höhn würden die gesetzliche Vorgaben diese Entwicklung begünstigen. So darf eine neue Anlage die Umgebung nur mir einem Prozent mehr belasten als im Ursprungszustand. Genau das ist im dreckigen Norden eher einzuhalten, als im sauberen Süden. Eine
Ruhrgebietsspirale also: Dreck kommt zu Dreck und Saubere Luft bleibt sauber.

Und was noch schlimmer ist: die Überkapazitäten der Hertener Verbrennungsanlagen führen auch noch zu Abfallimporten.  Das Zeug kommt aus Italien, selbst aus Australien sollte Giftmüll zur Verbrennung rangeschifft werden. Dabei sind die Überkapazitäten laut Höhn für die Betreiber der Anlagen wirtschaftlich nahezu risikolos. Die Menschen müssen aufgrund des Anschluss- und Benutzungszwang sowieso die Zeche zahlen. Damit, so Höhn, würden auch noch die Abfallgebühren im ohnehin ärmeren Norden zu einem sozialen Problem. Toll.

Höhn befürchtet, dass durch dieses Situation bedingt, die Lage weiter schlecht bleibt. Die Strukturen im Pott seien durch wirtschaftliche Macht entstanden, und würden durch wirtschaftliche Macht, etwa durch E.on und RWE, zementiert. Höhn sagt, der heutige CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers würde nichts daran setzen, diese alten Strukturen zu verändern.

So würden die regenerative Energien nicht so fördert, wie es möglich wäre. Und dass, obwohl in dieser Branche derzeit viele neue Arbeitsplätze entstehen. Der Druck der mächtigsten Energiekonzerne in Deutschland würde dazu führen, dass NRW abgehängt werde. „Im Bundesgebiet sind 280.000 neue Arbeitsplätze im Bereich erneuerbarer Energien entstanden, in NRW lediglich 20.000“, sagte Höhn. Und dass, obwohl NRW ein Industrieland ist. Weiter sagte die ehemalige NRW-Umweltministerin: Der Anteil der regenerativen Energieträger beträgt bundesweit 16 Prozent – in NRW liegt die Rate bei lediglich 6,1 Prozent, wovon 2 Prozent auch noch auf Energiegewinnung aus
Müllverbrennungsanlagen und Verwertung von Grubengas entfallen – mit regenerativer Energie habe das in Wahrheit wenig zu tun.

Hans Heinrich Holland ist Stadtverbandssprecher DIE LINKE. Herten

UBP: Wahlkampfauto brannte heute Nacht

Wir haben ja an verschiedenen Stellen in diesem Blog über die rechtspopulistische Unabhängige Bürgerpartei (UBP) berichtet.  Heute Nacht brannte das Wahlkampftauto der UBP.

Hier die Pressemitteilung der Polizei, die uns auf Anfrage bestätigt hat, dass es sich um das UBP-Fahrzeug handelte:

"Am Mittwoch (26.08.) gegen 04.00 Uhr geriet auf der Dorstener Straße ein PKW in Brand. Die Feuerwehr hat den Brand gelöscht. Brandstiftung kann als Brandursache nicht ausgeschlossen werden. Die Höhe des Sachschadens steht noch nicht fest."

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„Wir erleben einen digitalen Generationenkonflikt“

Philipp Mißfelder ist seit sieben Jahren Vorsitzender der Jungen Union und sitzt seit 2005 im Bundestag. Der gebürtige Gelsenkirchener bewirbt sich im September in Recklinghausen erneut um ein Mandat. Wir sprachen mit ihm über Netzsperren, Computerspielverbote und die Piratenpartei. 

Ruhrbarone: Bei Umfragen in Netzwerken wie StudiVZ liegen die Piraten weit vor allen anderen Parteien, und im Internet kursiert ein Spot der Union zur Piratenpartei. Nimmt die CDU, nimmt die Junge Union die Piraten als Wettbewerber ernst?
Philipp Mißfelder: Dass die Piratenpartei einen großen Zulauf hat, ist für mich nicht überraschend. Die Piratenpartei greift vordergründig Themen auf, die jungen Menschen am Herzen liegen. Wir sollten die Piratenpartei in ihrer Bedeutung nicht überschätzen, aber die Anliegen der Community sollten wir sehr ernst nehmen. Wir als Junge Union werben bereits intensiv dafür, dass in der Politik Themen der jungen Generationen wie Online- und Videospiele oder das Internet stärker aufgegriffen werden. Diskussionen wie die um das Verbot von Computerspielen werden meiner Ansicht nach sehr eindimensional geführt. Damit werden Gamer in eine Ecke mit Kriminellen gestellt, und das kann ich nicht unterstützen.

Vor allem Politiker von SPD und CDU sind schnell dabei, als Reaktion auf Verbrechen wie Schulmassaker ein Verbot von Computerspielen zu fordern, obwohl noch niemand bei Counterstrike gestorben ist. Woher kommt dieser Affekt?
Mißfelder: Zahlreiche Politiker, die sich zum Thema Computerspiele und Internet äußern, haben keine Ahnung und kennen die Bedeutung nicht, die Spiele und das Internet für viele vor allem junge Menschen haben. Sie wissen nicht, dass die Online-Community für viele heute ein Teil ihres normalen Lebens ist. Viele unterschätzen auch die Medienkompetenz von Jugendlichen. Denn die meisten können natürlich die virtuelle Realität eines Spiels vom realen Leben unterscheiden. Es ist nicht die Aufgabe des Gesetzgebers, sondern in erster Linie die Aufgabe der Eltern, genau hinzuschauen, was ihre Kinder spielen. Verbotsdiskussionen sind absolut unrealistisch, gerade in Hinblick auf den grenzenlosen Datenaustausch im Internet. Wir erleben hier einen digitalen Generationenkonflikt. Viele Ältere, gerade auch in der Union, verstehen ihre Kinder in diesen Fragen nicht mehr.

Die mangelnde Kompetenz wird der großen Koalition ja auch in der Frage der Netzsperren vorgeworfen. Von Laien regiert bezieht sich ja nicht zufällig auf Familienministerin Ursula von der Leyen.  Die DNS-Sperren gelten bei IT-Experten als symbolische Ersatzpolitik und als Einstieg in weitere Zensurmaßnahmen. Wäre das Löschen von kriminellen Inhalten wie Kinderpornographie nicht sinnvoller als das Aufstellen von Stoppschildern, die jeder umgehen kann?

Ich habe die Internetsperren im Bundestag unterstützt, und wir werden jetzt erst einmal abwarten, wie sie funktionieren – das ist umstritten und wird diskutiert. In der Expertenanhörung des Bundestages, an der ich teilnahm, gab es von den Fachleuten kein eindeutiges Votum – weder in die eine noch in die andere Richtung. Es ist in der Community stark umstritten, aber Themen wie Computerspielverbote und Internetsperren dürfen nicht miteinander vermischt werden. Kinderpornographie ist ein schlimmes Verbrechen und damit etwas völlig anderes als Computerspiele. Es gab ja auch Politiker, die Internetsperren für Computerspiele vorgeschlagen haben – davon halte ich nichts.

Aber deren Zahl steigt: Immer mehr Politiker, gerade auch aus der großen Koalition, wollen die Sperren ausweiten.
Dazu gehört Frau von der Leyen nicht – mit ihr habe ich oft über das Thema diskutiert, und die Junge Union findet bei ihr auch Gehör. Ihr ist absolut klar, dass das zwei verschiedene Themen sind, und von ihr gibt es solche Äußerungen nicht. Wenn es sie doch geben sollte, werde ich mit ihr darüber reden. Aber die öffentliche Debatte um Kinderpornographie war notwendig. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum und war es nie – aber manche in den Blogs tun so, als ob es das wäre. Es ist kein moral- und kein rechtsfreier Raum, und dass es das nicht wird, liegt auch im Interesse der Community.

Fanden sie es gelungen, dass von Guttenberg den Gegner der Netzsperren unterstellt hat, sie wären für einen freien Zugang zu Kinderpornographie, was ja nicht stimmt. Die Gegner der Netzsperren waren für Löschen statt Sperren – auch, weil sie die Löschung der Inhalte auf den Servern im Kampf gegen Kinderpornographie für effektiver halten.

Ich kenne die Aussage von zu Guttenberg nicht und glaube auch nicht, dass er sie so gemeint hat. Ich kann niemandem, der gegen Netzsperren ist, unterstellen, dass er für die Verbreitung von Kinderpornografie ist. Wir als Junge Union haben sowohl online auf Facebook und in anderen Netzwerken als auch auf unseren Ständen, wie zuletzt auf der Gamescom, ständige Diskussionen auch zu diesem Thema. Die JU ist Teil der Community, und wir müssen solche Themen offen diskutieren und nicht mit dem moralischen Zeigefinger daherkommen.

Wenn sich ihrer Ansicht nach erweisen sollte, dass die Kritiker der Netzsperren Recht haben, und sie nichts bringen, und es sinnvoller ist, die Inhalte auf den Servern zu löschen statt Stoppschilder aufzustellen, sollte das Gesetz dann geändert werden?

Für alle Gesetze, die wir im Bundestag machen, gilt, dass sie wirksam sein sollen, und wenn sie nicht funktionieren, geändert werden müssen. Ich kündige hier keine Novelle eines Gesetzes an, das gerade beschlossen wurde, aber wir warten jetzt ab, ob die Netzsperren funktionieren oder nicht – das ist ja umstritten. Die Internetgesetzgebung ist ein Bereich, der großen Veränderungen unterliegt – wenn sich die Technik ändert, wenn wir neue Erkenntnisse haben, werden wir darauf reagieren.

Mehr zu Philip Mißfelder:

Phillipp Mißfelder auf Wikipedia

Mißfelder Portrait im Spiegel: Der Schattenmann

Ermittlungen gegen Reiniger eingestellt

Essens OB Wolfgang Reiniger

Das Verfahren der Staatsanwaltschaft Essen gegen OB Wolfgang Reiniger wurde heute eingestellt. Die Beamten hat wegen eines dubiosen Beratervertrages zwischen der kommunalen Grundstücksverwaltung Essen GmbH (GVE) und dem Manager des Fußballvereins Rotweiß-Essen (RWE), Thomas Strunz ermittelt, aber keinen hinreichenden Tatverdacht auf Untreue gesehen, da die Beteiligten öffentlich erklärt hätten, Strunz habe die städtische Firma tatsächlich beraten und nicht nur zwei drei Tipps gegeben. Er habe, mit anderen Worten, sein Geld auch verdient.

Vor wenigen Tagen haben wir in einem Artikel über zahlreiche Ungereimtheiten bei den Planungen und der Finanzierung des neuen Stadions des Viertligisten Rotweiß Essen (RWE) berichtet – auch darüber, dass die Staatswanwaltschaft gegen Essens Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger (CDU) Ermittlungen prüft. Das hat sie jetzt getan und sich entschlossen, nichts weiter zu tun. Wie intensiv in so kurzer Zeit geprüft wurde, kann sich jeder selbst ausmalen. Die Vorgänge selbst bleiben wie beschrieben dubios. Hier die offizielle Erklärung der Staatsanwaltschaft:

Die Staatsanwaltschaft Essen hat das im Zusammenhang mit einem Beratervertrag zwischen der Grundstücksverwaltung Essen (GVE) und dem Manager des Fußballvereins Rotweiß-Essen (RWE) eingeleitete Ermittlungsverfahren eingestellt.

Eine Privatperson hatte in der letzten Woche Strafanzeige gegen Dr. Wolfgang Reiniger und den Geschäftsführer der GVE erstattet und den Vorwurf erhoben, der Manager von RWE habe mit Billigung des Oberbürgermeisters der Stadt aufgrund eines Beratervertrages mit der GVE eine Vergütung von 7000 € monatlich erhalten, tatsächlich aber keinerlei Beratertätigkeit im Zusammenhang mit dem geplanten Stadionneubau erbracht. Zugleich war der Verdacht geäußert worden, durch diese Vergütung sei in Wahrheit das RWE-Gehalt des Managers finanziert worden.

Nach Prüfung der Strafanzeige fehlen tatsächliche Anhaltspunkte für den behaupteten Untreuevorwurf. Das Vorbringen erschöpft sich in der Wiedergabe der bisherigen Berichterstattung über die Vergütung aus dem genannten Beratervertrag. Aus veröffentlichten Stellungnahmen der Beteiligten ergibt sich zudem, dass der Manager von RWE während der Dauer des Beratervertrages an Sitzungen und Besprechungen im Rahmen der Planung des Stadionneubaus teilgenommen hat und das vereinbarte Managergehalt seitens des Vereins gezahlt worden ist.

Gegenteilige Erkenntnisse, die die Aufnahme von Ermittlungen rechtfertigen könnten, liegen nicht vor.

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Terrortorte: Staatsanwaltschaft geht in sprungrevision…Bo Alternativ

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Lieber Klaus Ottenberg…

Auf der Homepage der CDU Ahlen erschien ein Artikel über mich (Stefan Laurin), Gerd Willamowski und einen Text, den ich über einen Skandal in Ahlen geschrieben habe. Da ich keine Möglichkeit habe, auf der Seite der CDU in Ahlen zu reagieren, tue ich das hier.

Auf dem Foto ist Gerd Willamowski und da bin nicht ich, Stefan Laurin

Vor gut einem Monat schrieb ich einen Artikel über die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Münster gegen den Bürgermeister Ahlens. Klar, ich hatte einen Tipp bekommen und habe recherchiert: Ich bekam einen anonymen Brief, der im Frühjahr an die Spitzen von SPD und Grünen in Ahlen versandt wurde und noch einiges mehr. Die Staatsanwaltschaft bestätigte laufende Ermittlungen und Wirtschaftsprüfer die steuerliche Brisanz des Themas. Mittlerweile gab es Hausdurchsuchungen, unter anderem im Ahlener Rathaus. Die Lokalpresse der Stadt hatte von der Geschichte nichts mitbekommen, und wir waren die ersten, die über das Thema berichtet hatten. Die Grundstücksgeschäfte sind seither das dominierende Thema im Ahlener Lokalwahlkampf, und auch die Presse berichtet intensiv darüber.

Ich schrieb damals: "Bei den Ermittlungen geht es um ein Grundstücksgeschäft zwischen der Stadt Ahlen und dem Landwirt SH – einem engagierten Mitglied der CDU, der ja auch Ahlens Bürgermeister angehört. Um eine Ortsumgehung, die Osttangente, zu bauen, brauchte Ahlen Grundstücke von SH. Insgesamt 6,5 Hektar wechselten den Besitzer. Angewendet wurde dabei ein übliches Verfahren: SH bekam für einige seiner Flächen andere Grundstücke im Tausch, der Rest wurde bezahlt – aber nicht nach dem üblichen Verfahren: SH bestand darauf, dass die Stadt auch die  Entschädigungszahlungen in den Kaufpreis einbindet, die fällig werden, wenn seine Grundstücke durch den Bau der Tangente an Wert verlieren – zu seinem Vorteil: Während Einnahmen aus dem Verkauf landwirtschaftlicher Flächen nur versteuert werden müssen, wenn sie nicht wieder in die Landwirtschaft reinvestiert werden, sind Entschädigungszahlungen sofort zu versteuern. Bei dem Deal war also die Staatskasse der Verlierer – die Staatsanwaltschaft in Münster hat also gute Gründe, zu ermitteln. "

Etwas ungewöhnlich ist allerdings die Art und Weise der Berichterstattung in Ahlen: In deren Zentrum stehen nämlich nicht die dubiosen Grundstücksgeschäfte der Stadt, die Rolle des Bürgermeisters dabei und der mögliche Schaden für die Steuerzahler, sondern wer mir die Informationen gab. OK, dass Ahlens Bürgermeister Benedikt Ruhmöller und die CDU das gerne wissen wollen, kann ich verstehen. Dass Kollegen diese Frage spannender finden, als sich zu überlegen, warum sie die Unterlagen nicht bekommen haben und die Geschichte bei uns und nicht zum Beispiel in der "Glocke" oder der "Ahlener Zeitung" lief, verstehe ich – ehrlich gesagt – nicht.

Und nun zu dem Text von Herrn Ottenberg. Der ist, laut Google, freier Journalist und Pressesprecher der Ahlener CDU und hat unter dem Titel "’Googeln‘ Sie mal!" einen Text über mich und mein Verhältnis zu Ruhmöllers Gegenkandidaten Gerd Willamowski verfasst, der auf der Homepage der CDU in Ahlen erschien. Ottenberg hat bis an die Grenze des Machbaren bei Google recherchiert und rät seinen Lesern:

Geben Sie einfach zwei Namen ein: Dr. Gerd Willamowski und Stefan Laurin. Es ist faszinierend: Bei „Google“ dauert es nur einen Moment, und Sie bekommen rund 70 gemeinsame Einträge der beiden Namen. Was denn: gemeinsame Einträge? Haben die beiden genannten Männer etwas miteinander zu tun? Wer sind sie überhaupt? Willamowski (SPD) möchte Bürgermeister von Ahlen werden. Wenn er auch nie von was nichts gewusst haben will. Bei Laurin handelt es sich um den verantwortlichen Redakteur des Internet-Portals „Ruhrbarone“. Er meint, viel zu wissen, aber W. nicht zu kennen."

Das ist abslouter Unfug. Natürlich kenne ich Gerd Willamowski: Er war KVR-Chef und als solcher habe ich ihn einmal im Jahr interviewt. Wir haben uns immer gut verstanden, ich schätzte ihn als engagierten Ruhrgebietspolitiker, was man in vielen Artikeln nachlesen kann. (Kleiner Tipp an Kollegen Ottenberg: Man kann in Google auf die dunkelblauen Dinger klicken, dann kommen Texte!) Die 70 Treffer sind allerdings nicht viel. Ottenberg könnte sich ja die Mühe machen meinen Namen im Zusammenhang mit anderen, auch christdemokratischen Politiker zu googeln. Das Ergebnis: Es gibt 270 Treffer gemeinsam mit Norbert Lammert und über 300 gemeinsam mit Oliver Wittke. Es gibt übrigens auch 23 mit Michael Jackson (nie getroffen, nie gemocht, keine CD) und 97 mit Osama Bin Laden (nie getroffen, nie gemocht, keine CD). Google ist schon toll.

Aber Ottenberg ist nicht nur ein eifriger Rechercheur sondern weiß auch treffsicher zu analysieren:

W. und L. gehören offensichtlich zu einer rotgrünen Ruhrgebiets-Seilschaft. L. hat schon die BM-Kandidatur von W. in Ahlen positiv gewürdigt – ohne diese Stadt auch nur einen Deut zu kennen. Ob er dafür was kriegt?.

Daran ist nicht alles falsch: Auf den Ruhrbaronen habe ich die Kandidatur von Willamowski positiv gewürdigt – und je mehr ich über Ahlen erfahre, um so mehr halte ich das auch für gerechtfertigt. Aber zu behaupten, dass ich zu einer "rotgrünen-Ruhrgebiets-Seilschaft" gehöre, ist ein wenig doof. 1994 wurde ich für die Grünen in den Rat der Stadt Gladbeck gewählt und war am Gelingen des ersten schwarz-grünen Bündnis in NRW (wenige Tage vor Mülheim) nicht ganz unbeteiligt. Aus den Grünen bin ich dann 1996 mit dem Umzug von Gladbeck nach Bochum ausgetreten. Im übrigen: Den einen oder anderen kritischen Artikel von mir zur SPD kann man leicht finden (Google!) Das mit der Seilschaft ist also Unfug.

Und nun zur entscheidenden Frage:

Ob er dafür was kriegt?"

Nein, noch nicht mal einen Cent – was ich persönlich schade finde: Es wäre schön, wenn wir bei den Ruhrbaronen allen Autoren üppige Honorare zahlen könnten. 

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Opel: GM setzt auf Hinhaltetaktik…Spiegel

Bochum: Belege bleiben verschwunden…Der Westen

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