Wegen Bauarbeiten kann es…

Meine Damen und Herren. Am Wochenende kann es wegen Bauarbeiten zu Behinderungen kommen.

Wir wissen nicht genau wann, aber an diesem Wochenende werden die Ruhrbarone umgebaut. Wir wechseln die WordPress-Version und ändern des Design. Dabei kann es sein, dass die Seite nicht erreichbar ist – vielleicht nur ein paar Minuten, vielleicht ein paar Stunden vielleicht…aber daran sollte man noch nicht einmal denken. 

Wir bitten Euch alle um Geduld und Verständnis, hoffen dass das Ergebnis gefällt und freuen uns auf Kritik und Lob.

Gorny: Sperren sind wie Führerscheinentzug

Am Mittwoch habe ich Dieter Gorny getroffen. Dieter Gorny war mal Chef von Viva, ist heute einer der Direktoren der Kulturhauptstadt und Vorsitzender der Bundesverbandes der Musikindustrie. Bis das ganze Interview erscheint, wird es noch wenig dauern. Am Ende des Gesprächs habe ich Dieter Gorny nach seiner Meinung zur "Three Strikes" Regelung gefragt. Three Strikes bedeutet, nach drei Urheberrechtsverletzungen wird der Internetzugang gesperrt – und Gorny findet die Idee gut. Er vergleicht das Internetverbot mit dem Entzug des Führerscheins bei Verstössen gegen die Straßenverkehrsordnung und gibt dieser Regelung den Vorzug vor dem US-Modell, dass Raubkopierer mit extrem hohen Geldstrafen (Gorny: "Fantastillionen") belegt.

Gebrauchsanweisung für das Ruhrgebiet

Wie bespricht man ein Buch von einem Kollegen, den man seit 15 Jahren kennt, der bei den Ruhrbaronen bloggt (wenn auch viel zu selten) und in dem man selbst die Gelegenheit bekam, auf mehr als einer  Seite alle Politiker des Ruhrgebiets zu beleidigen? Man lobt es.

2005 erschien im Pieper-Verlag in der Reihe regionale Gebrauchsanleitungen auch eine fürs Ruhrgebiet. Seitdem stehen wir in einer Reihe mit Köln, London und Mallorca, der Türkei, Sizilien und China. Yeah, wir haben es geschafft.

Und dass die Gebrauchsanweisung sich von den üblichen Beschreibungen des Reviers unterschied, in denen man zumeist den gutmütigen Ethnologen durchhört ("Grüner als man denkt", "Es gibt Theater" , "Einige Menschen leben von ihrer Arbeit", "Ein paar sind keine Bergleute") hatten wir Peter Erik Hillenbach zu verdanken. Nun ist es in einer überarbeiteten Ausgabe erschienen.

Der ehemalige Marabo-Redakteur (und heutige Gastronomiekritiker),  sorgte damals dafür, dass der Musikteil des Heftes in guten Zeiten auf Spex-Niveau lag (Und in der Zeit, als Terkessides und andere Soziologen sich daran machten, die Spex zu ruinieren, sogar deutlich drüber). Und er gehört zu den besten Schreibern des Ruhrgebiets. Eigentlich ist er der Beste. Punkt.

Nun ist eine Neuauflage der Gebrauchsanweisung erschienen: Größer, aktualisiert und in weiten Teilen neu geschrieben. Hillenbach absolviert die  193 Seiten des Buches in einer Geschwindigkeit, so schnell wie Claudia Pechstein auf Speed: Es geht ums Essen und um Essen, um Konzerthäuser und Museen im Ruhrgebiet und dem Dank, den wir alle Kurt Biedenkopf und Frank Zappa schulden.
Hillenbach wählt für jedes der Kapitel ein Thema wie Fußball, Subkultur oder Nahverkehr, erzählt dazu  Geschichten und vermischt sie mit profunden Wissen und einer Haltung. Nie ist es eine reiner Beschreibung, immer bekommt man die Sichtweise Periks gleich mitgeliefert. Beispiel? Beispiel: "Gemessen an der Einwohnerzahl gibt es im Ruhrgebiet erstaunlich wenig intelligentes zu lesen." Ja, stimmt. Dazu kommen die Kommentare seiner 11 Freude: Der Comiczeichner Jamiri, der DJ und Blogger Ralf Odermann oder Helge Schneider gehören zu denen, die mit kleinen Texten an dem Buch beteiligt sind.

Wir Eingeborenen erkennen  beim Lesen der Gebrausanweisung einiges wieder, oft, und das ist gut, bekommen wir einen anderen Blick auf das Bekannte, erkennen Zusammenhänge, die wir vorher nicht sahen. Alle, die Interesse am Ruhrgebiet haben und sich hier noch nicht auskennen, erhalten mehr als das Faktenwissen üblicher Reiseführer: Sie bekommen ein Gefühl für das Ruhrgebiet und eine Ahnung davon, wie wir ticken. Und natürlich macht das alles auch ganz einfach Spaß zu lesen. Tja, der Kanadier kanns.

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Recklinghausen gegen Nazis

Morgen wollen Neonazis in Recklinghausen demonstrieren. Mit unterschiedlichsten Protesten stellen sich die Bürger sich gegen das immer größer werdende Nazi-Problem im nördlichen Ruhrgebiet.

Die Proteste beginnen heute mit einer Vorabdemo der Offenen Antifa Recklinghausen. Um 18.00 Uhr startet die Demo am Hauptbahnhof Recklinghausens. Nach der Demo geht es im AKZ noch ein Programm. Aktuelle Informationen gibt auf der Mobilisierungsseite undvia Twitter.

Für den morgigen Samstag ruft dann der Koordinierungskreis für Toleranz und Zivilcourage, ein seit 2000 bestehender Zusammenschluss von Parteien, KIrchen, Gewerkschaften und Verbänden zu einer Mahnwache auf. Die findet zwischen 11.00 und 13.00 Uhr am Lohtor statt.

Weitere Artikel zum Thema:

Protest gegen Nazi-Demo in Recklinghausen

Autonome Nationalisten in Marl

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Dortmund: Haushalt mit wechselnden Mehrheiten…Ruhr Nachrichten

Zoo: Affenseminare für Manager…Der Westen

Bochum: Stadt darf wieder investieren…Ruhr Nachrichten

Medien: WP Umfrage…Zoom

Medien II: WAZ Castrop und der Rat…Pottblog

Medien III: WAZ-Gruppe setzt Chefredakteur in Thüringen ab…Welt

Ruhr2010 II: Ritter Rosts kleines Revier…Pottblog

Linkspartei: Jelpke gewinnt gegen Spiegel…Der Westen

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Kreativwirtschaft: Die Hippies aus dem Hinterhaus…FAZ

Kreativwirtschaft II: Tim Renner will eigenen Minister…Handelsblatt

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Story: Marina, Alex und Steffi on Air…KGAM

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Ein paar Gedanken über Lokaljournalismus

Die Leser flüchten, die Anzeigenumsätze brechen ein, und es gibt kein tragfähiges Geschäftsmodell der Verlage im Internet. Eine Konsequenz ist das Sterben der Lokalteile. Es hat gerade erst begonnen.

Rathaus in Recklinghausen

Lokaljournalismus ist ein mühsames Geschäft – jeder, der einmal in einer Rats- oder Ausschussitzung war, kann das bestätigen. Wer schon glaubt Bundestagsdebatten seien langweilig und die Redner ohne Esprit, sollte sich einmal dieses zweifelhafte Vergnügen gönnen. Wenn es mies läuft, fangen die Ratsmitglieder schon an, sich bei der Genehmigung der Tagesordnung zu beharken. Wenn es gut läuft, arbeiteten sie sich durch eine lange Liste von Anträgen und Vorlagen durch. Nur selten wird dann kontrovers diskutiert, und das meist auf rethorisch niedrigem Niveau. Konfliktgründe sind meist kleinere Unstimmigkeiten, die vor allem in Wahlkampfzeiten künstlich zu Konflikten aufgeladen werden. Im Normalfall herrscht Einigkeit: Nahezu 90 Prozent der Vorlagen, die von der Verwaltung erstellt werden, gehen einstimmig durch. Die Zustimmung des Rates oder des betreffenden Aussschusses – beispielsweiese bei der Genehmigung von Garagen – ist eigentlich eine Formsache.

Solche Sitzungen dauern lange. In Städten wie Marl, die einen Rat hat, in dem sich die Fraktionen regelmäßig aus nichtigen Anlässen an die Kehle gehen, kann dies länger als vier oder fünf Stunden dauern.

Ohne dafür bezahlt zu werden würde ich nie eine solche Sitzung besuchen, und ich kenne auch niemanden, der das tun würde. Die Einzigen, die das machen, sind Lokaljournalisten. Es ist ihr Job. Klar, zu der Ratssitzung, auf der die einschneidenden Sparmaßnahmen beschlossen werden,  Koalitionskrisen offensichtlich und Dezernenten gestürzt werden, würde ich gehen – und wahrscheinlich auch andere Blogger. In die langweilige Standardsitzung nie.

Nur: in der muss man über Jahre gewesen sein, um zu verstehen, was in einem Rat passiert, um die Konfliktlinien zu erkennen und die handelnden Personen einzuschätzen. Sterben die Lokalteile, findet sich für sie kein Geschäftsmodell, das es erlaubt, Journalisten in diese Sitzungen zu schicken wird es mit der Transparenz in der Lokalpolitik zu Ende gehen.

Das heißt nicht, dass wir als Leser nicht mehr erfahren werden, was in den Sitzungen passiert. Immer mehr Politiker fangen an zu bloggen – sie nutzen Blogs als PR Medium, versuchen, eine, wenn auch meist, kleine Community, aufzubauen. In den seltensten Fällen diskutieren sie quer zu ihrer Parteilinie – und wenn, dann zumeist um sich selbst zu profilieren. Sie machen – und das ist natürlich legitim, PR in eigener Sache. Mal mehr, mal weniger geschickt. Auch Interessensgruppen werden künftig verstärkt über Rats- und Ausschussitzungen berichten – natürlich nur das, was ihnen nutzt. Egal wie sehr manch einer mit der Qualität seiner Lokalzeitung hadert – das, was die Zukunft bringen könnte, wird um einiges schlechter sein.

There ist no free Lunch – es gibt nichts umsonst. Diese amerikanische Redensart hat viel Wahres: Der Journalist, der in den Ausschüssen auf der Pressebank sitzt, macht es, um seine Miete zahlen zu können. Oftmals mies gelaunt, was man ihm nicht verübeln kann. Die bloggenden Politiker oder Bürgerinitiativen machen es auch nicht umsonst: Sie wollen ihre Positionen durchsetzen oder ihren Bekanntheitsgrad erhöhen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich im Regelfall den Geschichten des mürrischen Lokaljournalisten mehr Glauben schenke.

Wenn wir auch künftig die Politik auf der lokalen Ebene kontrollieren wollen müssen wir ein Modell finden, dies zu finanzieren. Das traditionelle Modell der Lokalzeitung taugt dafür immer weniger. Das liegt nicht nur am Internet: Es liegt auch  an einer zum Teil starken Vernachlässigung der Lokalteile durch die Verleger, an einer geringeren Bindung der Bürger an ihrer Stadt und dem damit einhergehenden Desinteresse an Lokalpolitik und es liegt an  Veränderungen in der Struktur des Einzelhandels, dem Aufkommen der Ketten und dem Aussterben der inhabergeführten Unternehmen, den einstigen Garanten für Anzeigenumsätze in den Städten. Wir müssen über die Zukunft lokaler Medien diskutieren – sie sind in wesentlich größerer Gefahr als die bundesweit agierenden. Und ich möchte sie nicht missen.