Die heute unter anderem vom RWI Essen vorgestellte Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsforschungsinstitute ist bekanntlich grauenhaft ausgefallen. Die Lektüre des Gutachtens zeigt aber auch die sehr hohe Unsicherheit der Prognostiker. Es könnte alles viel schlimmer werden – oder auch nicht.
Die Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute im vergangenen Jahr waren das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt wurden: Der starke Einbruch der Weltwirtschaft nach der Pleite der US-Bank Lehmann Brothers hat die Wirtschaftsforscher schlicht kalt erwischt. Eine derartige Eskalation konnte sich niemand von ihnen vorstellen.
Im vergangenen Herbst erklärte einer von Ihnen bei einem Hintergrundgespräch was denn die theoretisch schlimmste Etwicklung sei, die man sich vorstellen können. Nach längerem zögern lautete die Antwort -fünf % – aber mit der Einschränkung dass, die Chance eines solchen Einbruchs sehr gering, ja nur theoretisch bestehen würde. Nun lautet die Prognose sechs Prozent.
Aber auf diese sechs Prozent legen sich die Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrer Gemeinschaftsprognose nur sehr zögerlich fest. "Die Annahme ist mit großer Unsicherheitbehaftet. (…) Die Prognosebasiert vor allem auf der Annahme,dass es zu einer, wenn auch sehr langsamen, Gesundung des internationalen Bankensystems kommt." Tritt diese Gesundung nicht ein, so die Gutachter, könnte eine erneute verstärkung der Vertrauenskrise zu einer sich weiter rapide beschleunigenden Rezession führen: "Die Folge könnte ein nochmaliger Einbruch bei Bestellungen und Produktion sein."
Aber, und das ist die gute Nachricht, es könnte auch schneller wieder nach oben gehen – mit der gleichen Wahrscheinlichkeit wie der noch stärkere Zusammenbruch: "Es bestehen aber auch Aufwärtsrisiken(!) ,denn es ist ebenso gut möglich, dass sich die Konjunktur in Deutschland schneller erholt als prognostiziert. Könnte die internationale Bankenkrise rasch gelöst werden und die Kreditvergabe schon bald wieder annähernd wie in normalen Zeiten funktionieren, dann würde die expansive Geldpolitik voll wirken."
Die Unsicherheit bei dieser Prognose ist also besonders hoch. Schade nur, dass in den vergangenen Monaten von zwei Möglichkeiten immer die Schlechtere eingetreten ist. Aber so ist das wohl wenn man eine Krise von historischen Ausmaßen erlebt.
Das gesamte Gutachten kann man sich hier herunterladen. Die Lektüre lohnt: www.rwi-essen.de