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Religion: Gottlose Busse im Revier…Der Westen

Opel: GM vor der Pleite…Spiegel

Rechte: Pro-NRW Demo verboten…RP Online

Clubs: Das große Sterben…Ruhr Nachrichten

Schalke: Der Allmächtige…FAZ

Stadtmarketing: Kein Streit in Gelsenkirchen…Gelsenkirchen Blog

Umfrage: Hannelore ohne Kraft…WDR

Integration: Keine Alternative zum Brückenschlag…Zoom

Museal: Müntefering steht zur Kohle…Bild

Haltern: Neue Theorie zum Römerlager…Ruhr Nachrichten

Zukunftskommission: Die Konstruktion der Zukunft…Telepolis

Mülheim: Streit um FH Standort…Der Westen

Ausstellung: Geschichten aus Herten…Hometown Glory

Kultur: Sloane wird Intendant…Der Westen

Wahl: Özedmir will nicht mit der Linkspartei…Welt

 

Netzsperre: SPD-Fraktion zensiert mit

Viel Aufregung herrscht im Internet um die Frage der Netzsperren. Vor allem Familienministerin "Zensursula" von der Leyen steht im Mittelpunkt der Kritik. Dabei kann sie sich bei ihren Plänen auf die SPD verlassen.

Dass die von der Bundesregierung geplanten Netzsperren im Kampf gegen Kinderpornographie kaum mehr als symbolische Ersatzpolitik sind, hat sich mittlerweile herumgesprochen und glaubt man den twitternden Genossen die fröhlich Zensursula bespötteln und dem Schleswig-Holsteinischen SPD-Chef Ralf Stegner wissen selbst weite Teile der SPD, dass das Gestz nichts bringt.

Die SPD-Bundestagsfraktion wird das jedoch nicht hindern, dem unsinnigen Gesetz der CDU-SPD Bundesregierung zuzustimmen: "Der effektive Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt und Ausbeutung gelingt nur mit einer Gesamtstrategie. Stoppschilder im Internet sind dabei nur kleine Bausteine, die alleine nicht ausreichen", heißt es in einer soeben veröffentlichten Pressemitteilung der SPD-Fraktion zum  "10-Punkte-Plan zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt". Die Entscheidung das vom Bundeskabinett eingebrachte Gesetz zu untetsützen fiel auf der gestrigen Fraktionssitzung und ist keine wirkliche Überraschung.

Dass erwähnten Stoppschilder nichts bringen und  deswegen gar nicht erst eingeführt werden sollten,  diese Erkenntnis hat die SPD-Bundestagsfraktion offensichtlich noch nicht erreicht.  Die Zustimmung zu Gesetzentwurf der großen Koalition scheint klar zu sein: "Der Bundestag wird noch in dieser Legislaturperiode ein Gesetz zur Bekämpfung der Kinderpornografie in Kommunikationsnetzen verabschieden, mit dem die deutschen Zugangsanbieter verpflichtet werden, Maßnahmen gegen den Aufruf kinderpornografischer Angebote im Internet durch ihre Nutzerinnen und Nutzer zu ergreifen."

Ansonsten bietet der 10-Punkte Plan ein paar gute Ansätze wie verbindliche Vorgaben für die Tourismuswirtschaft zur Bekämpfung der sexuellen Ausbeutung von Kindern, einen Ausbau der beratungsangebote im Bereich des Opferschutzes und  die Entwicklung einer Gesamtstrategie  im Bereich der neuen Medien. Warum man allerdings erst einmal ein gefährliches und wirkungsloses Gesetz  ohne  eine Gesamtstrategie verabschiedet – das bleibt ein Geheimnis dieser Bundesregierung. Wir werden nun einmal von Laien regiert. 

„Eine Torte bleibt eine Torte“

Wegen eines kleinen Tortencomics steht der Betreiber des Online-Magazins Bo-Alternativ bald vor Gericht. Eine Unterschriftenaktion zeigt Solidarität.

Vorsicht vor der Terrortorte

Ein kleiner Außerirdischer mit einer Torte, veröffentlicht im Zusammenhang mit einem Aufruf gegen eine NPD-Demo im vergangenen Herbst auf der Homepage des Online-Magazins Bo-Alternativ – für die Staatsanwaltschaft Bochum kein Zeichen bürgerschaftlichen Engagements, sondern ein Aufruf  zur „schweren und gefährlichen Körperverletzung". Am 14. Mai startet der Prozeß gegen Martin Budich, den Betreiber von der Seite. Auch wenn Außerirdische, die Torten werfen, sicher zu den erschütternsten Problemen der Gegenwart gehören, mag so mancher das Vorgehen der Bochumer Staatsanwaltschaft nicht nachvollziehen. So fordert das Bochumer Bündnis gegen Rechts einen Freispruch für Martin Budich:  "Die Anklage ist nicht nur ein Eingriff in die Pressefreiheit sondern vor allem ein ganz gezielter Einschüchterungsversuch gegen all diejenigen, mit denen Martin Budich z. B. im Friedensplenum, im Bündnis gegen rechts oder im Sozialforum für eine andere Welt kämpft. Staatsanwaltschaft und Polizei kennen dieses langjährige gewaltfreie Engagement ebenso. Deshalb ist es umso empörender, wenn die Staatsanwaltschaft eine Torte zur Bombe macht und ihm anlastet, öffentlich zur „schweren und gefährlichen Körperverletzung" aufgerufen zu haben. Das wird weder dem objektiven Aussagegehalt der Karikatur noch der Person Martin Budichs gerecht."

Auch wenn ich kein Freund der "anderen Welt" bin, für die sich Martin Budich einsetzt, habe ich den Aufruf für ihn unterschrieben. Eine Torte bleibt nun einmal eine Torte und Zensur bleibt Zensur…

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WAZ: Sozialplan unterschrieben…Medienmoral NRW

Opel: Magna das kleinere Übel…Spiegel

Opel II: Aus für Motorenfertigung in Bochum?…Der Westen

Nazikrawalle: Nachspiel im Landtag…Ruhr Nachrichten

Opel III: 18.000 Mitarbeiter zu viel…FAZ

BIldung: Gewalt an Schulen…Der Westen

Uni-WH: Wieder Geld vom Land…Ruhr Nachrichten

Studiengebühren: Offensichtlicher Betrug…Duckhome

Kommunalwahl: Skeptische Richter in Münster…WDR

Planung: Beschlossene Geschichte…Der Westen

Fotos: Becher BIlder…Bild

Kultur: Klavierfestival Ruhr…Bild

 

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Opel: Fiat will doch alle Standorte erhalten…Spiegel

Internet: SPD will Netzsperren ausweiten…Taz

Opel II: Nach der Wahl kommt die Wahrheit…FAZ

WAZ: Rätselhafte Pläne…Meedia

Kommunalwahl: Wums…Hometown Glory

Ansiedlung: Geld für NewPark-Planung…Der Westen

Nazikrawalle: Über 400 Ermittlungsverfahren…Ruhr Nachrichten

Kaufhaus: Neue Chance für Hertie?…Spiegel

NPD-Verbot: Gut gemeint reicht nicht…Stern

Geld: Hagen spart sich den Kopf aus der Schlinge…Der Westen

Kommunalwahl II: Wieder Gerichtstermin…BILD

Ruhr2010: Parlamentarier diskutieren Projekt…Hürriyet

 

Zensursula ist nicht allein…

Der sozialdemokratische Teil der deutschen Internetgemeinde  ist begeistert:  Die Netzssperren von Zensursula lassen die eigene Partei offen, internetaffin und als Schutmacht digitaler Bürgerrechtre erscheinen. Dabei sitzt Zensursula auf den Schultern der sozialdemokrattischen Kabinettesmitglieder. Und auch im Bundestag werden die Sozialdemokraten eifrig dabei sein, wenn es um den Abbau von Bürgerrechten geht.   

Darüber dass die von der Bundesregierung beschlossen Netzsperren nicht mehr als eine  symbolische Ersatzpolitik sind , die einen Einstieg in eine immer weiter um sich greifende  Zensur des Internets nach sich ziehen kann, muß hier nicht geredet werden. Das geplante Gesetz ist zur Bekämpfung der Kinderpornographie komplett untauglich und wir können uns schon ausmalen, auf welche Internetseiten der  Zugriff als nächsten gesperrt werden wird: Politisch radikale Seiten von Links bis Rechts, islamistische Seiten und natürlich auf alle, die im Verdacht stehen, Urheberrechte zu verletzen. Eine Endmündigung der Bürger auf breiter Front droht.

Was mich in den letzten Wochen allerdings ein wenig irritiert hat ist, dass sich so viele Sozialdemokraten über Zensursula aufregen – und weniger darüber, dass ihre eigenen Minister im Kabinett den von von der Leyen vorgeschlagenen und vom Wirtschaftsministerium ausgearbeiteten Plänen zugestimmt haben. Vor allem auf Twitter hat man das Gefühl, die SPD habe mit all dem nicht zu tun. Die Pressemitteilung der Bundesregierung, die ja bekanntlich von beiden großen Parteien getragen wird, legt hingegen einen einmütigen Beschluss des Kabinetts nahe. Auch Bundesjustizminsterin Brigitte Zypris spricht sich nicht gegen die Regelung aus, warnt jedoch davor, dass durch diese Regelung weitere Begehrlichkeiten geweckt werden könnten. Den naheliegenden Schluß, dann auf den ersten Schritt zu verzichten, zieht sie indes nicht. Und es hat auch nicht den Anschein, als ob die SPD-Bundestagsfraktion das Gesetz ablehnen wird – und die SPD nahen Blogger nutzen ihren eventuell ja vorhandenen Einfluss auf die eigenen Leute auch nicht dafür, daran eventuell etwas zu ändern. Zenursula und die CDU haben eben mächtige Freunde:  die Sozialdemokraten. Gegen die Netzssperre sprechen sich hingegen FDP und Grüne aus. Fröhlich gegen  Zensur zu twittern ist scheinbar etwas anderes,  als  für eine andere Politik einzutreten. 

Wer etwas gegen die Zensurpolitik der Koalition von CDU und SPD machen will, kann hier eine ePetition unterzeichnen. Ich habe es getan.

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ThyssenKrupp: Ist 2020 der Ofen aus?…Der Westen

Opel: Fiat spricht bei der Bundesregierung vor…Zeit

Opel II: Magna Charta aus dem Hintergrund…FTD

Duisburg: Die Polizei im Flaggen-Skandal…Jurga

Ruhr2010: Der Pott köchelt…Tagesspiegel

Nazikrawalle: Politiker fordern Null Toleranz…Der Westen

Nazikrawalle II: Wolf: Konsequent gegen Nazis vorgehen…Der Westen

Nazikrawalle III: Jusos-Ge forden Wolfs Rücktritt…Hometown Glory

Nazirkrawalle IV: Dortmund leidet für Hannover…TAZ

Feier: Interationale Woche in der Nordstadt…Ruhr Nachrichten

Literatur: Lesung in Second Life…Kueperpunk

Theater: Schwarze Witwen II…Ruhr Nachrichten

 

Gastarbeiter, Islamismus und die aufgeklärten Deutschen

Unser Gastautor Werner Jurga beschäftigt sich mit der Frage, ob Kritik am Islamismus sowie das Thematisieren von Parallelgesellschaften rechtspopulistischen Tendenzen in Deutschland in die Hände spielt.
Dr. Werner Jurga ist Sozialwissenschaftler und lebt in Duisburg. Er betreibt eine politische Website und ist Mitglied der SPD.

Türken beim Public-Viewing Foto: Flickr/ak42

1964 – ich besuchte die Grundschule – zog der erste Türke zur Untermiete bei uns ein. Etwas später folgte ein mit ihm befreundetes Ehepaar. Nein, ich komme nicht aus besserem Hause, wie man so sagt. Im Gegenteil: unser Haus war sogar ziemlich klein. Folglich waren die beiden Zimmer, in denen die Türken wohnten, auch verdammt klein. Aber meine Großeltern konnten die Mieten als Zubrot gut gebrauchen, und die Türken waren heilfroh, bei uns untergekommen zu sein. Sonst wären sie wohl in so einem Gastarbeiterheim gestapelt worden, mit denen sich windige Immobilienspekulanten eine goldene Nase verdient hatten.

Obgleich man schon etwas verunsichert war, ob so ein Südländer nicht einfach mal so auf die Idee kommen könnte, den armen, kleinen, blonden, blauäugigen Jungen, also mich, abzustechen, zumal „die ja alle immer ein Messer dabei haben“, lehrte man mich, freundlich zu den Mohammedanern zu sein. Erstens seien dies auch Menschen, und zweitens wollte man sich nichts nachsagen lassen. Schließlich waren es noch nicht bzw. eben gerade mal zwanzig Jahre her, dass sich Deutsche gegenüber einer anderen Minderheit extrem unfreundlich verhalten hatten. Also die Parole: „Wir verhalten uns anständig gegenüber den Mohammedanern!“ Für diese sprach immerhin, dass sie ziemlich fromm waren. Ganz puzzelig: „So wie wir an Gott glauben, glauben die an ihren Allah.“ Den gab´s natürlich nicht in echt, trotzdem: „Lach da bloß nicht drüber!“ Ich hatte verstanden: die sind zwar nicht ganz dicht. Aber man darf es denen nicht sagen, weil die alle ein Messer haben. Ansonsten sind sie ganz possierlich, so ähnlich wie unsere Haustiere, allerdings schon auch Menschen.

So oder so ähnlich wurde das auch im Fernsehen erzählt. So oder so ähnlich stand das auch in allen Zeitungen. Kurioserweise ist aus den ehrenhaften Absichten dann doch nicht so richtig was draus geworden. Erstens bedeutete nämlich der Umstand, dass die Gastarbeiter auch Menschen waren, dass sie sich nicht dauerhaft damit zufrieden gegeben hatten, sich als Hilfsarbeiter, Müllmann oder Straßenfeger ausbeuten und als Mieter abziehen zu lassen. Damit hatte man eigentlich nicht gerechnet und zog die üblichen Konflikte nach sich, die notwendig auftreten, wenn Zugezogene auf Eingeborene treffen. Zweitens wollten einige, ehrlich gesagt: eine ganze Menge Deutsche es nicht mehr einsehen, dass sie auch bei Konflikten mit den Kanaken – wie man sich inzwischen angewöhnt hatte, die Türken liebevoll zu nennen – freundlich zu sein hätten, „nur weil wir den Krieg verloren haben.“

Langer Rede kurzer Sinn: diese Generation der Deutschen erwies sich im Großen und Ganzen nicht als aufnahmebereit. So etwas wie Integration konnte überhaupt nicht gelingen, weshalb die Politik sicherheitshalber der Nachkriegsgeneration verschwiegen hatte, dass die Gastarbeiter in großer Zahl im Lande bleiben werden. Die nachwachsende Generation, die sich – wie ich – das ganze Elend ansehen und feststellen musste, sah ein, dass die Alten doch sehr stark von der Hitlerzeit geprägt wurden. Ihre Eltern und Großeltern waren folglich wieder einmal Opfer, weil ihnen ein menschlicher Umgang mit denen, die so anders waren, nicht gelingen konnte.
Die nächste, also meine Generation ist dann in der Demokratie groß geworden. Viele von uns konnten sogar die höhere Schule besuchen. Es konnte also alles nur noch besser werden! Wir waren nämlich direkt international. Wir gingen in ausländische Restaurants essen. Sogar beim Türken. Später kamen auch noch Araber, also auch Moha…, Quatsch – natürlich: Muslime. Haben Sie schon einmal beim Ägypter gegessen? Klasse!

Es musste endlich Schluss sein mit dieser Ausländerfeindlichkeit! Die gab es nämlich immer noch. Bei den Alten, klar. Und auch bei den – ach, wie sagt man: einkommensschwachen und bildungsfernen Schichten. Die wohnten und wohnen zwar in denselben Vierteln wie unsere muslimischen Einwanderer, die wir sicherheitshalber zunächst einmal Zuwanderer nennen wollen. Niemanden verschrecken! Aber da gibt es halt Reibereien, und die einfachen Leute sind halt nicht so weltoffen wie wir.
Gehen wir ins Jahr 1989! Ein Vierteljahrhundert später als 1964, heute vor zwanzig Jahren. Schon seit einiger Zeit ist das Wort „Ausländerfeindlichkeit“ – auch bei cleveren Einwanderern – zum Kampfbegriff mutiert, gegen den sich ein anständiger Deutscher, der ja auch anständig gegenüber Muslimen zu sein hat, zu wappnen hatte. Aber es gab 1989 auch Ausländerfeindlichkeit. Und zwar mächtig! Kein Vergleich mit der heutigen Situation.
Zur Erinnerung: als 1990 die deutsche Nationalmannschaft Fußballweltmeister geworden war, wurden in etlichen deutschen Städten wahllos Türken verprügelt. Die Wiedervereinigung war in vollem Gange, Weltmeister: wir waren wieder wer.

Im Februar 1989 verurteilte der iranische Staatschef Khomeini den indisch-britischen Schriftsteller Salman Rushdie zum Tode. Khomeini rief die Moslems in aller Welt zur Vollstreckung auf. Um die Durchführung zu beschleunigen, wurde ein Kopfgeld von drei Millionen US-Dollar ausgesetzt.

Obwohl das Kopfgeld zwischenzeitlich verdoppelt wurde und das iranische Mullah-Regime bis heute an dem Mordaufruf festhält, lebt Salman Rushdie bekanntlich noch heute – gut versteckt und strengstens bewacht. Einige Übersetzer der Satanischen Verse sind allerdings islamistischen Anschlägen zum Opfer gefallen.
Auch in Deutschland herrschte große Aufregung allerorten. In der Duisburger WAZ debattierten Politiker wie Leserbriefschreiber wochenlang – in der Regel hochemotional. Eine sozialdemokratische Ratsfrau mahnte alle Seiten zur Besonnenheit und gab zu bedenken, dass einen streng gläubigen Muslim eine Beleidigung des Propheten tief verletzen müsse.

Damit hatte sie selbstverständlich nicht den Mordaufruf legitimieren wollen, doch die mit ihrem Verständnis für das muslimische Seelenleben verbundene Schuldzuweisung war freilich weder zu übersehen noch zu überhören. Sie bildete ja den Sinn der Wortmeldung.

Der „Fall Rushdie“ ist das erste mir erinnerliche Beispiel in einer langen Kette von Ereignissen, die in den zwanzig Jahren bis heute folgen sollten. Und wie in dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ schließt sich daran eine Reaktion an, die mich an die zitierte Duisburger Stadträtin erinnert. Es könnte doch alles so schön sein, wenn …
… ja wenn da nicht ewig diese Störenfriede wären! Was muss der Herr Rushdie auch über den Herrn Mohammed herziehen?! Warum müssen diese dänischen Karikaturisten auch unbedingt den Herrn Mohammed zeichnen?! Das ist doch allen ausdrücklich gesagt worden, dass das streng verboten ist. Das haben die uns doch so gesagt! Oder vor einem Vierteljahr in Duisburg dieser antideutsche Student, der israelische Flaggen in die Fenster seiner Wohnung gehängt hat. Das war doch die reinste Provokation. Da darf man sich doch nicht wundern! So ein Schnösel: bringt aus ideologischen Gründen alle möglichen unschuldigen Menschen, die Polizeibeamten und nicht zuletzt sich selbst in Gefahr!
Wie leicht dieses Argumentationsmuster inzwischen in die Tasten geht! Vor einigen Tagen brachte es der Polizeigewerkschaftler Frank Richter in den Streit um den Duisburger Flaggenskandal ein. Und zwar mit einer Bräsigkeit, die – als sei es nicht ohnehin schon allen klar – jedem vor Augen hält, wie selbstverständlich eine solche Sicht der Dinge inzwischen geworden ist. Wie gesagt und wie man weiß: die genannten drei Beispiele könnten beliebig ergänzt werden.

Die Serie islamistischer Einschüchterung hat dabei ihre Wirkung bei denjenigen, welchen sie gegolten hat, keineswegs verfehlt. Die Rede ist von der aufgeklärten Intelligenzija, den Lehrern, Journalisten und Intellektuellen, den Linken und Liberalen. Die Rede ist von all denen, die in jedem neuen Computer für die Polizei einen Überwachungsstaat Orwellschen Ausmaßes wittern, und die sich bei jeder x-beliebigen reaktionären Einlassung irgendeines x-beliebigen CSU-Zweitligapolitikers berufen fühlen, vor einem vermeintlichen Wiedererstarken des Faschismus zu warnen. Die Zivilcouragierten pflegen dann Unterschriften gegen die Zensur zu sammeln und mobilisieren zum Kampf gegen Rechts.
Doch viele von ihnen haben es vorgezogen zu schweigen, als die Schere der Zensur in einem bislang nicht für möglich Ausmaß Einzug in unsere politische Kultur hielt. Eine Rezension der Satanischen Verse? Das Publizieren – sagen wir – einer einzigen Mohammed-Karikatur? Oder auch nur eine beiläufige – bislang als Zeichen der Selbstidentität unerlässliche – religionskritische Äußerung. Über den Koran? Oder auch nur über einen reaktionären Geistlichen. Ich meine: einen muslimischen? – Fehlanzeige.
Nun gut, ließe sich sagen, was soll´s. Auf derartigen nicht einmal akademischen Schnickschnack reagieren wir ganz aufgeklärt säkular nach dem Motto: lieber einmal feige als immer tot. Okay.
Aber auch Beobachtungen wie Zwangsheiraten – etwas vornehmer: arrangierte Ehen – oder „Ehrenmorde“ – wobei sich die „Ehre“ durch vollständige Abschottung von der europäischen Gesellschaft und deren Kultur definiert – konnten, jedenfalls bis vor Kurzem, das Schweigen nicht brechen. Und es waren auch nicht die linken und liberalen, „multikulturell“ gesonnenen deutschen Mittelschichtler, die derartige Themen auf die Tagesordnung setzten.

Es waren türkische Intellektuelle, in den meisten Fällen Frauen, die das Schweigen in der deutschen Öffentlichkeit und in der türkischen Community einfach nicht mehr länger hinnehmen wollten. Es sind türkische – und damit meine ich selbstverständlich auch türkischstämmige – Schriftstellerinnen und Rechtsanwältinnen, Künstlerinnen und Politikerinnen, die ein ungleich höheres Maß an Mut und Courage aufbringen, als das einen deutschen Durchschnittslinken kosten würde, wenn er (oder sie) einfach einmal sagen würde: „Du ey, irgendwie finde ich das nicht so gut, dass die MigrantInnen so für die Frauenbewegung und so Sachen noch nicht das Feeling haben.“
Folglich wäre es zu kurz gegriffen, erklärte man das Schweigen der kritischen Öffentlichkeit allein mit Feigheit. Es ist auch die (richtige) Lehre der Eltern, dass die muslimischen Einwanderer als Menschen in all ihren Facetten zu respektieren sind. Und dazu gehört nun einmal auch die Tradition, die Kultur und die Religion. Und so erinnerte man sich an den Hinweis der Großeltern, freilich ohne dies derart angestaubt zu formulieren, dass Türken nun einmal eine ganz andere Mentalität hätten. Und genau deshalb durfte man gegen die nichts sagen und über die nicht lachen. Alles andere wäre ja mehr als ausländerfeindlich. Es wäre rassistisch.

Die kritischen Intellektuellen scheuen aber nichts mehr als den Vorwurf, rassistisch zu sein. Und weil es nun einmal in der ganz anderen Mentalität der Muslime begründet liege, schweigen deutsche Linke und Liberale auch dann, wenn die Ehefrauen geschlagen und die Töchter sexuell ausgebeutet werden. Man greife diese Grässlichkeiten ja durchaus auf und an, ohne sie freilich einer bestimmten Bevölkerungsgruppe zuzuordnen. Wer will denn auch bezweifeln, dass Gewalt gegen Frauen und sexuellen Missbrauch auch in der deutschen Mehrheitsbevölkerung anzutreffen sind? Dasgleiche gilt auch für die Kriminalität unter – vorwiegend männlichen – Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Auch hier lassen sich die Beispiele beliebig fortführen …bis das Problem tabuisiert und das Phänomen verschwunden ist.

Abgesehen von der Wirklichkeit: da hat die Welle der Islamisierung in der muslimischen Welt die türkische Bevölkerung in Deutschland längst erreicht. Umfragen belegen, dass die Frömmigkeit unter den Türken erheblich zugenommen hat. In der Wirklichkeit gibt es, wie jeder weiß, auch Erscheinungsformen wie (das Entstehen einer) Parallelgesellschaft, also Gettobildung. Es gibt islamistische Netzwerke, die antidemokratisches und antisemitisches Zeug unter die Leute bringen, auch einige wenige, die heilige Kriege für den Dschihad in Zentralasien oder den Terrorismus hier rekrutieren. Und es gibt die jugendlichen Kleinkriminellen, die ihre Opfer freilich vorwiegend unter den (sozial) Schwachen finden.
Weil Demokraten nicht darüber schreiben oder reden wollen, ist das Feld – im Grunde zwingend – den Antidemokraten überlassen: den Ausländerfeinden, den Rassisten, also, wie man seit einiger Zeit zu sagen pflegt, den Rechtspopulisten.
Selbstverständlich ist von den Braunen nicht zu erwarten, dass sie klar machen, was eben auch zur Wirklichkeit gehört, nämlich dass

•    die überwältigende Mehrheit der Türken in Deutschland, auch der nach eigenem Bekunden gläubigen bzw. stark gläubigen, mit islamistischen Netzwerken und Ideologien nichts am Hut hat,
•    fast alle Türken in Deutschland ein „normales“, sprich: westliches Leben führen wollen,
•    die meisten Türken ihren Kindern eine gute Bildung und Ausbildung anstreben, und
•    sich die türkischen Erwachsenen, und in ganz starkem Maße die frommen, sich schämen, weil recht viele türkische Jungs auf die schiefe Bahn geraten sind.

Insofern lassen die aufgeklärten Deutschen die „integrationsbereiten“ Türken ein zweites Mal im Stich. Erst sehen die, denen die Frauenemanzipation ein besonders wichtiges Anliegen ist, weg, wenn Frauen unterdrückt, misshandelt oder gar ermordet werden. Nämlich dann, wenn es sich um muslimische Frauen handelt. Und als zweites überlassen sie die – ohnehin notwendige, im Superwahljahr wahrscheinlich intensiv geführte – politische Diskussion über die Schwierigkeiten, Defizite und Rückschläge im Prozess der Integration denen, die der türkischen Bevölkerung alles Mögliche wünschen, nur eben nichts Gutes.

Aber was will man erwarten? Soll man auf die Solidarität derer setzen, die sich selbst nicht viel zu bedeuten scheinen? – Ja, man soll. Und man soll nicht nur. Man muss!
Den Zuwanderern oder Einwanderern, Türken und Türkischstämmigen oder – das ist das Neueste – „Neuen Inländern“ bleibt gar nichts Anderes übrig, als auf ein Bündnis mit den kritischen, demokratischen und aufgeklärten Intellektuellen zu setzen.
Diese wiederum werden nicht darum herumkommen, noch einmal gründlich nachzudenken, um zu erkennen, dass das Böse auch dann böse ist, wenn es türkisch spricht.
Und dass, wenn man drüber nachdenkt, ein Mädchen auch dann ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung und eine gute Schulbildung hat, selbst wenn es weder blonde Haare noch blaue Augen vorweisen kann.