AFP: „Kritische Fragen an die Geschäftsführung der dpa fehlen“

Wir haben vor ein paar Tagen über einen Film des Medienmagazins Zapp berichtet. Nun schrieb uns die französische Nachrichtenagentur AFP. Sie vermisste in dem Bericht über den Konflikt zwischen WAZ und DPA auch kritische Anmerkungen über die Geschäftsführung von DPA. Wir dokumentieren hier für Euch den Brief.

Liebe Leserinnen und Leser der Ruhrbarone,

In dem ZAPP-Beitrag, der hier vorgestellt wird, werden leider mehrfach falsche Behauptungen über die Agence France-Presse (AFP) und ihre Aktivitäten auf dem deutschen Markt aufgestellt und falsche Schlussfolgerungen suggeriert. Dazu haben wir (AFP) sofort nach der Erstausstrahlung die folgende Stellungnahme abgegeben:

1. Es gibt keinen Einfluss des französischen Staates auf die Berichterstattung und redaktionelle Arbeit der AFP in Frankreich oder außerhalb Frankreichs. Medien mit eigenen Korrespondenten in Frankreich wissen, dass sich die französischen Regierungen jeglicher politischer Couleur regelmäßig über die objektive und kritische Berichterstattung der AFP beschweren und dass dies die professionelle Haltung der AFP-Redaktionen in keiner Weise beeindruckt. So hatte sich AFP vor einem guten halben Jahr erfolgreich gegen den Versuch einiger Abgeordneter der Regierungspartei UMP gewehrt, unter dem Vorwand des Pluralismus mehr über die Positionen der UMP zu berichten.

2. Die AFP-Präsidenten und die Chefredakteure werden nicht vom Staat ernannt. Der AFP-Präsident wird vom Verwaltungsrat gewählt, dem außer zwei Belegschaftsvertretern zehn Repräsentanten der AFP-Medienkunden und drei Vertreter von staatlichen Stellen, die AFP-Dienste abonniert haben, angehören. Die Chefredakteure werden, anders als in dem TV-Beitrag ohne jegliche Prüfung behauptet, auch nicht ausgewechselt, wenn ein neuer französischer Präsident das Amt antritt. Die Redaktion von ZAPP hat zugesichert, den Magazinbeitrag auf der NDR-Website und bei Sendungswiederholungen um diesen Passus zu kürzen. AFP wird gegen jede Wiederholung dieser Falschbehauptung juristisch vorgehen.

3. Der Anteil der mit staatlichen Stellen in Frankreich erzielten AFP-Umsätze am Gesamterlös steigt nicht, sondern sinkt kontinuierlich. Richtig ist, dass staatliche französische Stellen mehr Geld an AFP zahlen, als deutsche Staatsorgane an dpa zahlen, um schnell, zuverlässig und umfassend informiert zu sein. Der Bedarf des französischen Staates an geprüften Informationen aus jedem Winkel der Erde ist historisch bedingt sehr groß. Da die AFP ihre Umsätze mit privaten Medienkunden im Inland und vor allem im Ausland Jahr für Jahr erheblich steigert, ist der Anteil staatlicher Mittel in den letzten 30 Jahren von ehemals mehr als 70 Prozent auf inzwischen 40 Prozent gesunken. In 2008 wurden die Bezugspreise des Vertrages mit dem französischen Staat nicht erhöht, die anderen Erlöse stiegen zugleich um mehr als 6 Prozent. In den kommenden Jahren ist eine Anhebung der vom Staat gezahlten Abopreise um jeweils 1,8 Prozent vereinbart; die Gesamtumsätze werden nach den Projektionen jedoch deutlich stärker steigen was den staatlichen Anteil weiter verringert.

4. Die deutschen AFP-Dienste erhalten keine Subventionen, erzielen Überschüsse und werden zu Marktpreisen angeboten. Richtig ist, dass der Basisdienst der dpa auf Grund der Monopolstellung bei der Regionalberichterstattung und der damit verbundenen Kostenstruktur sehr viel teurer ist als die komplementären Angebote der anderen Agenturen. Andere dpa-Produkte wie Grafik- oder Multimediadienste sind im Paket mit dem dpa-Basisdienst jedoch häufig billiger als die Angebote der anderen Agenturen. Die von AFP auf dem deutschen Markt erzielten Preise sind mit denen der Mitbewerber vergleichbar. Dass der deutsche AFP-Textdienst im Preis-Leistungsvergleich unabhängiger Untersuchungen immer wieder sehr gut abschneidet, liegt an einer schlanken und leistungsstarken Redaktions- und Managementstruktur und an der vorausschauenden Diversifizierungsstrategie der AFP GmbH in Berlin. Die deutsche Tochterfirma wird von der AFP nicht bezuschusst, sondern überweist ganz im Gegenteil Überschüsse und beträchtliche Lizenzgebühren für die Nutzung der internationalen Nachrichten nach Paris.

5. Der ZAPP-Beitrag hätte auch die Strategie der dpa kritisch hinterfragen können, statt bei einer einzelnen anderen Agentur die Schuld für den Verlust eines großen Kunden der dpa zu suchen. In dem ZAPP-Beitrag fehlte jegliche kritische Frage an die Geschäftsführung der dpa, zum Beispiel nach den Kosten- und Preisstrukturen der Agentur. Der Beitrag verschweigt außerdem, dass dpa (wie jede andere Agentur auch) selbst hoch dotierte Verträge mit staatlichen Stellen in Deutschland hat. Noch dazu: Mit den fremdsprachigen dpa-Diensten, welche dpa an Kunden außerhalb Deutschlands verkauft, tritt auch die dpa jenseits ihres Heimatmarktes in den Wettbewerb mit großen und kleinen Nachrichtenagenturen. Das Verschweigen dieser Tatsachen verfälscht das Bild erheblich. Zu hinterfragen wäre womöglich auch das solidarische Genossenschaftsmodell. Die ebenfalls genossenschaftlich organisierte amerikanische Nachrichtenagentur AP ist derzeit in ihrem Heimatmarkt USA mit genau denselben Problemen konfrontiert wie die dpa – und hat dort keine ernsthaften Mitbewerber. Allein diese Tatsache widerlegt die These von ZAPP, dass die aktuellen Probleme der dpa ihre Ursache im Geschäftsgebaren der Mitbewerber haben. Und unter den Auswirkungen des freien Informationsflusses im Internetzeitalter leiden alle Agenturen gleichermaßen.

Pierre Louette, Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor der Agence France-Presse (Paris)
Clemens Wortmann, Andreas Krieger, Geschäftsführer der AFP GmbH (Berlin)

Ruhrgebiet Aktuell am Sonntag

Nachrichten aus dem Ruhrgebiet

BarCamp Ruhr: Jetzt mit Bannern…Hirnrinde

Kreativität: Malen für Erwachsene…Denkfabrik

Gaza-Demo: Polizei drängt Gegendemonstranten ab…Der Westen

Online-Live: Katastrophe für das Konzertwesen?…Prospero

Projekt 52:
Wartezeit nutzen…Patje

Gelsenkirchen:
Knöllchen für Krankentransporte: Gelsenkirchen Blog

Loveparade: Stadtspitze unbeeindruckt…Der Westen

Loveparade II: Uns gefällt es in der Metropole Ruhr…Virtual Nights

Virales Marketing:
Uschi Blum macht Lokalredakteure schwach…Coffee & TV

Unter dem Banner des Scheichs

Zwei Demos, zwei Welten – Die antiisraelische Demonstration in Duisburg-Hochfeld sowie die pro-israelische Kundgebung auf dem Duisburger Dellplatz zeigen, wo der Unterschied zwischen den Anhängern und den Gegner Israels liegt: In der Fähigkeit zur Differenzierung.

Fotos: Frederik Görges

Scheich Yasin war kein angenehmer Zeitgenosse, und mit Frieden hatte er Zeit seines Lebens nicht viel im Sinn: Als Mitglied der radikalen Muslimbrüder  gründete Yasin den bewaffneten Arm der Hamas, brach mit Arafat, weil er mit Israel sprach und rief zum Mord an Soldaten und Zivilisten auf. Eine israelische Hellfire-Rakete beendete 2004 sein Leben.

In Duisburg feierte Scheich Yasin heute seine Wiederauferstehung. Trotz all der Reden, die den Frieden bemühten, die Sanftheit des Islams priesen und die Solidarität, die angeblich die Liebe der Völker ist, versammelten sich die gut 2000 Demonstranten am Markt in Hochfeld im kalten Winterregen hinter dem übergroßen Bildnis dieses finsteren, unversöhnlichen Kriegers.

Niemand störte sich daran: Weder die "Organisation for Human Dignity and Rights
Organisation für Würde und Rechte des Menschen e.V." kurz HDR, die zur Demo aufrief, noch die Mitglieder des Bündnisses Duisburg gegen Rechts und schon gar nicht die ganzen Sektierer unterschiedlicher K-Gruppen, die mit Reden und in Flugblättern sich an ihrer schlichten Sicht der Welt auf diesem tristen Platz in diesem tristen Viertel im tristen Duisburg berauschten: Israel ist der Kindermörder, mindestens so schlimm wie die Nazis, grausem und natürlich Mitglied einer ekelerregenden Bande von Verbrechern, zu den die EU, Deutschland und natürlich die USA gehören, die bekanntlich an jedem Verbrechen auf diesem Planten beteiligt sind. Und über allem lag immer wieder der Schrei Allah Uh Akbar. Er hallte von den Wänden der grauen Häuser wider, er gab ihnen die Kraft und die Stärke, die sie so gerne immer im Leben hätten.

Yasin, so wie er wollten viele der Demonstranten sein. Ein tapferer Kämpfer gegen Israel und den Imperialismus, der selbst angesichts des Todes nicht zurückwich. „Wir alle sind potentielle Scheich Yasins“ stand auf dem Plakat, und die gut 200 Hamas-Anhänger dominierten teilweise die Demonstration.  Kleine Kinder hielten blutige Puppen hoch und versuchten sofort traurig zu schauen wenn die Kameras liefen, Männer mit grünen Stirnbändern schrieen und weinten in die Kameras wie man es seit Jahrzehnten aus dem Fernsehen kennt, und im Regen wehten die Hamas-Fahnen gleich im Dutzend. Die Polizei ließ die Anhänger der in Deutschland verbotenen Terrorgruppe gewähren – „Deeskalation“, erklärte Duisburgs Polizeisprecher Roland van der Maat. Man werde eingreifen, wenn die Demonstration außer Kontrolle gerät.

Das geschah dann gut eine halbe Stunde später. Fünf junge Leute mit Basecaps und tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen stellten an der Ecke Wanheimer Straße/Liebfrauen-Straße die Friedensliebe und Toleranz der Demonstranten auf die Probe: Vor dem Schaufenster eines Juweliers mit magerem Angebot  hielten sie zwei Israel-Fahnen hoch. Sofort setzte sich die Masse in Bewegung, hob ein Pfeifkonzert an und gellten Schreie durch die Luft. Dann kamen die Knallkörper, die in vielen Taschen nur darauf warteten, als Zeichen des Friedens geworfen zu werden. Da konnten sie Yasin sein – mehrere hundert gegen fünf. Vergessen der Ruf, dass Israel ja feige sei, weil die Palästinenser ja so schwach wären. An der eigenen Stärke berauschte man sich willig, und die erste Reihe der Polizisten drohte unter dem Ansturm zu reißen.

Ein weiteres Platoon der in Duisburg stark präsenten Polizei warf sich zwischen die tobende Menge und die pro-israelischen Demonstranten, die sich bald darauf verschüchtert in der Liebfrauenstraße hinter der Israelfahne versteckten, sich von Reportern als Provokateure  und von jungen Muslimen als Juden, die in Hochfeld nichts zu suchen hätten und sowieso bald wie alle Juden gefickt werden bezeichnen lassen mussten. „Wir wollten ein Zeichen der Solidarität mit Israel setzen“, erklärte einer der Demonstranten "und zeigen, dass der Antisemitismus wieder auf dem Vormarsch ist." Die Reporter lachten und die jungen Muslime bedrängten die Polizei: Ob denn so eine Fahne überhaupt erlaubt sei, warum die denn überhaupt demonstrieren dürften und dass man ihnen die Juden ruhig überlassen solle. Das tat die Polizei  nicht: Sie schützen die pro-israelischen Demonstranten und brachten sie mit einem Polizeiwagen in Sicherheit.

Der Redakteur irgendeines Kommunistenblättchens (Gleichheit? Rote Fahne News?) gesellte sich zu den pöbelnden Jugendlichen und begann gleich mit der Agitation. Das seien gar keine richtigen Antifaschisten, sondern erbärmliche Spalter, belehrte er die aufgebrachten Jungmänner. Die hörten nicht zu und riefen lieber „Scheißjuden“, als der weiße Polizeiwagen die Israelfahnen und ihre Besitzer in Sicherheit brachte. Kurz darauf brach die HDR die Demo ab. Sie hatte ihre eigenen Leute nicht mehr im Griff.
Die Welt war in Hochfeld so einfach, wie der Stadtteil arm ist: Am Westen, an Israel war alles böse und verdammenswert. An der Hamas keinerlei Kritik zu üben. Die Solidarität zwischen den Völkern, die ja kein wenn und kein aber kennen darf, zeigte einmal mehr ihre verheerende Wirkung auf die Gehirnzellen.

Und dann war da die Demonstration auf dem Dellplatz, in dem Viertel in dem Duisburg ein wenig Urbanität ausstrahlt, in dem es Kneipen und Kultureinrichtungen und schöne Altbauten gibt. Gut 150 Menschen waren zusammen gekommen um für Israel zu demonstrieren. Sie taten es leise, fast fröhlich mit vielen israelischen und ein paar US-Flaggen und selbst gebastelten Schildern. Drei Redner bekam ich mit, bevor wir nach Hochfeld weiter zogen, und eine Rede war differenzierter als die andere. Die Hamas solle aufhören, die Palästinenser als Geiseln zu nehmen, auch die Menschen in Nahost sollten sich von der religiösen Vorherrschaft befreien und selbst bestimmt leben, sie sollten Demokratie erfahren. Die Hamas solle aufhören sich als Vertreter aller Palästinenser aufzuspielen, die Palästinenser ließen sich nicht über einen Kamm scheren. Sie hätten ein Recht darauf frei zu leben. Kritisiert wurden die deutschen Politiker, die sich mit radikalen Muslimen an einen Tisch setzen und sie so noch stärker aufwerten. Vor den Rechten wurde gewarnt:

Der Islamismus, so Michael Hähn, der als dritter Redner sprach, sei eine Gefahr für die Demokratie, und man dürfe dieses Thema nicht den Rechten überlassen: „Von den Konservativen bis zu den Linken muss es unter den Demokraten endlich eine offene Debatte um den Islamismus geben. Das Thema darf man nicht Gruppen wie Pro-NRW überlassen, die nicht nur gegen den Islamismus sind, sondern gegen alle Muslime, und das kann nicht unsere Position sein.“
Zitiert wurde ein Satz der ehemaligen israelischen Ministerpräsidentenin Golda Meir: „Wir verzeihen den Palästinensern, dass sie unsere Kinder töten. Wir verzeihen ihnen nicht, dass sie uns zwingen, ihre Kinder zu töten.“

Die Unterschiede zwischen den Demonstrationen in Hochfeld und im Dellviertel lagen weniger an den unterschiedlichen Positionen der Protagonisten, sie lagen in der politischen Kultur: Hier Differenz, Aufklärung und Entspanntheit – auch ein anti-israelisches Plakat in einem Fenster regte niemanden auf. Dort Hass, Simplifizierung und Fanatismus – nicht nur aus den Reihen der Muslime, sondern auch bei den unterschiedlichsten K-Gruppen.
Die Palästinenser sollten sich bessere Freunde suchen. Warum sollten das eigentlich nicht die Israelis sein? Irgendwann.

Ruhrgebiet Aktuell am Samstag

Nachrichten aus dem Ruhrgebiet

Wittke: MInister will Loveparade retten…Der Westen

Lieblosigkeit: Probleme schon länger bekannt….Ruhr Nachrichten

Witten-Herdecke: Ex-Studis wollen investieren…Ruhr Nachrichten

Krise: Schmidt und Döhrn kritisieren Konkunkturpaket…Spiegel

Zumwinkel: Jurist rechnet mit Knast…Der Westen

Hatice Akyün: Preis für Westropolis Autorin…Gelsenkirchen Blog

Design: Webstandards Magazin kommt bald…Waidwerk

Kultur: Gisbert zu Knyphausen und Ron Diva…unruhr

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„Propagandaschlacht“ in Deutschland

Der Terrorismusexperte Rolf Tophoven rechnet in Deutschland nicht mit Gewalttaten wegen des Gaza-Konfliktes.

Ruhrbarone: Herr Tophoven, rechnen sie auf den morgigen Demonstrationen mit Gewalt?
Rolf Tophoven: Ich gehe davon aus das nach den Erfahrungen in Duisburg, Stichwort „Flaggenstreit“, die Polizei an den Brennpunkten der Demonstrationen besser aufgestellt sein wird als am vergangenen Wochenende.  Ich hoffe, die Beamten sind besser vorbereitet, informiert und auch zahlreicher vor Ort. Die bisherigen Demonstrationen in Deutschland waren, bei allen Problemen,  nicht gewalttätig und wenn es der Polizei gelingt, die Palästinenser-Anhänger von den Pro-Israel Anhängern zu trennen sind die Chancen gut, dass das auch so bleibt. Der entscheidende Faktor ist die Präsenz der Polizei. Es darf nicht der Eindruck entstehen, als ob die Polizei überfordert wäre.

Ruhrbarone:
Ändert der Gaza-Konflikt die Sicherheitslage in Deutschland?
Tophoven: Die bisherigen Konfrontationen im Nahen Osten, sei es der Krieg zwischen Israel und der Hisbollah im Jahr 2006 oder Angriffe von terroristischen Konzentrationen im Gaza-Streifen haben bisher nicht zu größeren terroristischen Aktivitäten in Deutschland geführt. Hier findet eine „Propagandaschlacht“ statt und ich glaube, dass es auch vielen israelkritischen Organisationen klar ist, dass sie mit Gewalt keine Sympathien gewinnen können. Das entspricht auch den Informationen der Verfassungsschutzbehörden.

Ruhrbarone: Der Gaza-Konflikt emotionalisiert.
Tophoven: Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern hat eine stark  emotionalisierende Wirkung auf viele Muslime – vor allem aus dem arabischen Raum. Türkische Muslime, die ja bei uns die Mehrheit der Muslime ausmachen, fühlen auch mit den Palästinensern mit, allerdings in einem geringeren Maße als Menschen aus Arabien. Aber bei alle Betroffenheit: Zu größeren Gewalttaten kam es bisher nicht. Die Vernunft hat immer noch gesiegt.

Ruhrbarone: Was kann getan werden, um die Gefahr zu minimieren?
Tophoven: Eine schwierige Frage. Niemand hat es in der Hand, wenn durch die Tat eines Einzeltäters die Gewalt explodiert. Die Sicherheitsbehörden müssen möglichen  Gewalttätern  rechtzeitig signalisieren: Wir kennen dich und wir sind schnell bei dir wenn du etwas tust. Dieses Verfahren hat sich auch im Umgang mit Hooligans bewährt. Jedem muss klar sein: Im Rahmen der gesetzliche Regeln kann man friedlich demonstrieren – Gewalt wird aber nicht geduldet.

Ruhrbarone: Welche Einrichtungen die besonders gefährdet ?
Tophoven: Alle jüdischen Einrichtungen wie Synagogen oder Gemeindezentren sind gefährdet. Das sind sie allerdings nicht nur im Augenblick: Sie müssen immer von der Polizei bewacht werden. Nach Auschwitz ist das mehr als traurig. Die hier lebenden jüdischen Mitbürger werden mit Israel gleichgesetzt und für die Politik Israels in Haftung genommen.

Ruhrbarone:
Gibt es Städte und Regionen in Deutschland die ein erhöhtes Sicherheitsrisiko haben?
Tophoven: Terroristen wollen vor allem viele Menschen töten – das wissen wir seit dem 11. September. Ihr Ziel ist die Destabilisierung. Dazu suchen sie Ziele mit einer hohen Symbolwirkung: Frankfurt oder Berlin sind solche Orte.

Fremdschämen mit Heinz-Dieter

Am kommenden Freitag geht es im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets um das "Gedächtnis des Ruhrgebiets". Das Podium ist prominent besetzt. Und doch wird die Veranstaltung für  die Zuschauer auch zu einer Stunde des Leidens.

Denn wenn Ulrich Borsdorf, der Chef des Ruhrmuseums, Bundestagspräsident Norbert Lammert und Ex-Minister Christoph Zöpel zusammen mit RVR-Direktor Heinz-Dieter Klink auf einem Podium sitzen, wird jedem im Publikum klar, wo das Ruhrgebiet personell steht – und wo es stehen könnte. Lammert, bis vor kurzem Chef der CDU-Ruhr gehört ebenso wie Christoph Zöpel zu den Persönlichkeiten, die sich zum Teil seit Jahrzehnten für das Ruhrgebiet einsetzen. Zöpel war sogar als RVR-Chef im Gespräch.

Wenn man dann Klink sieht, weiß man wohin die Vorliebe der Region zum Kompromiss, zum kleinsten gemeinsamen Nenner führt:  Heinz-Dieter Klink. Und wenn man ihn reden hört beginnt wieder das Fremdschämen. Warum der?  Selbst in einer Kleinstadt hätte  er keine Chance jemals Bürgermeister zu werden: Ideenlos, ohne Biss und ohne Engagement für das Ruhrgebiet versucht er seine Zeit auf dem Posten des RVR-Chefs hinter sich zu bringen. Er macht einen guten Job – zumindest aus der Sicht derjenigen, die ihn gewählt haben: Rot-Grün (die Linke wurde damals gleich mitgekauft) haben Klink zum RVR-Chef gemacht, damit der RVR schwach bleibt. Doch im kommenden Jahr erhält der RVR durch die Landesregierung neue Aufgaben. Ein Spitze mit Ideen und Durchsetzungskraft wäre nötig. Jemand der zumindest in seinem eigenen Laden ernst genommen wird und seine Leute motivieren kann. All das ist Klink nicht. Und das ist für das Ruhrgebiet gefährlich: Wenn sich der RVR als einzige Klammer des Ruhrgebiets als unfähig erweist, seinen neuen Aufgaben zu erfüllen, wenn er in Zukunft nicht mehr sein will als  der Erfüllungsgehilfe der Städte ohne jedes eigene Profil werden  bald all jene wieder Oberwasser gewinnen, die immer schon wussten, dass eine enge Zusammenarbeit im Ruhrgebiet, eine starker Verband nichts bringt. Und alle die Klink gewählt haben werden froh sein dass er seinen Job so vorzüglich erledigt hat: Das Ruhrgebiet zu schwächen und die Dominanz der Städte nicht zu gefährden.

„Demonstriert für den Frieden und ein Ende des Blutvergießens auf beiden Seiten!“

Einen Tag bevor in Duisburg sowohl eine pro- als auch eine antiisraelische Demonstration stattfinden werden hat Sevket Avci, der Vorsitzende des Beirates für Zuwanderung und Integration der Stadt Duisburg, zu einer friedlichen Kundgebung aufgerufen.

Sevket Avci erklärt in einem Aufruf den die Stadt Duisburg verbreitet: „Der Krieg in Gaza mit seinen Hunderten unschuldigen zivilen Opfern wühlt auch in Duisburg Menschen emotional auf. Daher ist es verständlich, wenn gegen diesen Krieg demonstriert wird. Wer aber gegen den Krieg demonstriert und Frieden will, sollte darauf achten, dass er nicht andere Nationalitäten und Glaubensgemeinschaften verdammt. Das dient dem Frieden sicher nicht. Der gesellschaftliche Frieden unserer Stadt wird schwer gestört, wenn Demonstrationen gegen den Krieg zu antisemitischen Kundgebungen ausarten, weil einige Teilnehmer ihre Vorurteile gegen Andersdenkende und Andersgläubige nicht unter Kontrolle halten können. Deshalb meine Bitte an alle, die in diesen Tagen gegen den Krieg in Gaza auf die Straße gehen wollen: Demonstriert für den Frieden und ein Ende des Blutvergießens auf beiden Seiten. Unterstützt die Freundschaft unter den Völkern und Religionen und lebt das in unserer Stadt positiv und beispielhaft vor!“

Morgen werden im Ruhrgebiet zahlreiche Demonstrationen rund um den Gaza-Konflikt stattfinden – zum Teil in unmittelbarer Nähe zueinander. Am vergangenen Wochenendes, war es bei antiIsraelischen Demonstrationen sowohl  in Duisburg als auch in Gelsenkirchen zu antijüdischen Ausschreitungen gekommen.

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Ruhrgebiet Aktuell am Freitag

Nachrichten aus dem Ruhrgebiet und mehr…

Kunst: Paul Graham in Essen…Hometown Glory

Shopping: Fashion-Metropole Ruhr?…Thrillerpfeife

Ausgezeichnet: Drabig holt Panekopp-Orden ab…Der Westen

Israel: Anhänger und Gegner gehen auf die Straße…Bo-Alternativ

Krise: Kündigungen bei Gravis…Macnotes

Duisburg: Sorgen wegen Demos…RP Online

Ausstellung: Die Gründung des Ruhrgebiets…Journal Sentinel

Rauchverbot:
Spitzel gegen Wirte…Ruhr Nachrichten

Streit: VRR geht gegen die Bahn in Berufung…Recklinghäuser Zeitung

Update: Loveparade in Bochum abgesagt

Eben kam die offizielle Absage: Die Loveparade 2009 wird nicht in Bochum stattfinden. Das gaben soeben die Stadt Bochum, die Loveparade Berlin GmbH und die Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr bekannt. Eine anderen Standort wird es in diesem Jahr nicht geben.

Der Todesstoss für die Loveparade in Bochum kam nach unseren Informationen gestern auf einer Krisensitzung in Bochum: Die  Bahn hatte erklärt, in Bochum während des kommenden Sommers Umbauarbeiten am Bahnhofen durchführen zu wollen. Der Plan der Stadt, neben dem ohnehin recht kleinen Hauptbahnhof die Bahnhöfe Ehrenfeld und Bochum-West für die anreisenden Gäste zu nutzen, war damit gescheitert. Bochum verfügte zudem nicht über Plätze und Straßen in der entsprechenden Größe.Selbst in den größeren Kommunen Essen (2007) und Dortmund (2008) hatte es mit jeweils mehr als eine Million Besucher große Verkehrsprobleme bei den Loveparades gegeben.

In der Erklärung der Stadt liest sich das ein wenig anders:

Die Loveparade Metropole Ruhr 2007-2011 kann 2009 nicht in Bochum stattfinden. Die Kapazität der vorhandenen Infrastruktur in Bochum reicht für die Bewältigung der erwarteten Besuchermassen nicht aus – die Parade ist in den vergangenen Jahren zu stark gewachsen. Darüber hinaus haben vor allem umfangreiche Gleisbauarbeiten der Deutschen Bahn zur Konsequenz, dass nur ein Teil der erwarteten Besucher tatsächlich zur Veranstaltung gelangen würde. Der Bitte der Stadt Bochum, auf dieser Grundlage für 2009 die Loveparade nicht in Bochum zu veranstalten, hat der Veranstalter, die Lopavent GmbH, entsprochen. Lopavent ist der Auffassung, dass unter diesen Rahmenbedingungen eine Loveparade, wie sie in den letzten Jahren stattgefunden hat, nicht möglich ist. Ein alternativer Austragungsort ist für 2009 nicht vorgesehen.

Loveparade-Chef Rainer Schaller teilte mit: „Die Metropole Ruhr hat der Loveparade zu einer ungeahnten Größe verholfen. Der Preis des Erfolgs ist jetzt, dass wir vor einer enorm großen Herausforderung für die kommenden Jahre stehen. Wir werden jetzt die Zeit nutzen und die kommenden Städte eingehend prüfen, um bei Ruhr 2010 wieder dabei zu sein.“

Peinliche Nummer. Wäre das Aus für Bochum früher bekannt geworden, hätte man noch nach einem Alternativstandort im Ruhrgebiet suchen können – nun ist es dafür zu spät. Kritiker drängten schon im vergangenen Jahr auf eine Absage der Veranstaltung. Die Loveparade 2010 soll in eigentlich Duisburg stattfinden – in der Pressemitteilung ist allerdings nur noch vom Ruhrgebiet allgemein die Rede. Es scheint also auch in Duisburg  Probleme zu geben.

Die Loveparades in Essen (2007) und Dortmund (2008) hatten jeweils mehr als eine Million Besucher und zu großen Verkehrsproblemen geführt.

Hanns-Ludwig Brauser, Chef der Ruhrgebiets-Wirtschaftsförderung ist froh die Loveparade überhaupt im Ruhrgebiet halten zu können: "Es ist schade dass es in diesem Jahr nicht klappt, aber wir haben in Essen und Dortmund gezeigt, dass das Ruhrgebiet ein guter Ort für  die Loveparade ist. Wir müssen jetzt daran arbeiten, gute Standorte  für die kommenden Jahre zu finden. Vor allem im nächsten Jahr, wenn das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt ist,  müssen wir etwas ganz besonderes bieten."