Klink will Grundsatzrede halten

Auf der Sitzung des Ruhrparlaments am kommenden Montag wird RVR-Chef Heinz Dieter Klink eine Grundsatzrede halten.

Thema des Beitrages, der im Augenblick gleich mehrere Redenschreiber beim Regionalverband beschäftigt, ist  die Zukunft des RVR und seine strategische Ausrichtung. Klink wird mit dieser Rede erklären müssen, wie der Verband mit der Regionalplanung umgehen will, die  er im kommenden Jahr von der Landesregierung übertragen bekommt. Wünschenswert wäre auch so etwas wie die Entwicklung einer Idee, wie sich das Ruhrgebiet und der RVR künftig entwickeln sollen – und wie er gedenkt seinen Verband auf die neuen Aufgaben auszurichten .

Klink könnte auch zu Forderungen wie der Direktwahl eines Ruhrparlaments Stellung beziehen und skizzieren, wie die künftige Zusammenarbeit des RVR mit den Städten aussehen wird. Wahrscheinlich ist hingegen, das Klink wieder über angebliche Staatskommissare schwadronieren wird, wie er das bei seiner Rede zur Gründung der Stadt Ruhr im Musiktheater getan hat, obwohl es niemanden gibt, der solche einzuführen gedenkt. Aber vielleicht, ganz vielleicht ergreift er ja die Chance, die sein Amt ihm bietet, vielleicht hat er endlich den Mut sich für die Region einzusetzen und Forderungen für das Ruhrgebiet zu zu formulieren. Ob ich daran glaube? Nö.

Kurzarbeit bei Coolibri

Das Stadtmagazin Coolibri hat Kurzarbeit angemeldet

Schlechte Nachrichten für die Coolibri-Besatzung gegen Ende des Jubiläumsjahres: 25 Jahre nach seiner Gründung musste das auflagenstärkste Stadtmagazin der Republik Kurzarbeit anmelden.

In den 25 Jahren seines Bestehens gelang es Coolibri sich im Ruhrgebiet als führendes Stadtmagazin zu etablieren. Wettbewerber wie das MARABO überlebten entweder nicht oder wurden, wie der Prinz, auf die Plätze verwiesen. Coolibri erscheint neben dem Ruhrgebiet noch in den Großräumen Wuppertal und Düsseldorf.  Heute hat Coolibri nach IVW-Angaben eine Gesamtverbreitung von mehr als 208.000 Exemplaren. Im Ruhrgebiet liegt die Verbreiitung bei über 130.000 Exemplaren. Zum Vergleich: Der Verkaufstitel Tip aus Berlin, so etwas wie die Referenz in diesem Segment, hat eine Verbreitung von gut 48.000 Exemplaren.

Stadtmagazine haben seit Jahren eine Reihe von Problemen: Zum einen sind die für die Branche wichtigen Tabakanzeigen durch das Werbeverbot komplett weggefallen, zum anderen sind relevante Kleinanzeigenmärkte wie die Kontaktanzeigen dabei, ins Internet abzuwandern. Im Internet ist Coolibri publizistisch erst spät aktiv geworden: Lange Zeit hatte das Magazin nur eine Visitenkarte im Internet, die sich vor allem an Inserenten wandte. Im Herbst startete Coolibri dann mit dem Launch einer eigenen Internetseite, der von dem Kalender des Magazins dominiert wird und meiner Ansicht nach nicht nur von der Zahl der Veranstaltungen sondern auch von der Benutzung her der beste Online-Kalender ist, den ich kenne. Auch die Kleinanzeigen finden sich nun online. Coolibri.de ist allerdings noch immer eine Baustelle und befindet sich noch in der Entwicklung.

Ein Verleger

Sicher hat Thomas Knüwer in vielem Recht, wenn er beschreibt, wie sich die Journalismus wird ändern müssen.

Aber es tut auch gut, das Interview mit Condé-Nast-Chef Jonathan Newhouse in der FAZ zu lesen. So klingen Verleger. Newhouse setzt auf Qualität, hat Durchhaltevermögen und macht sich keine Illusionen, wenn er sagt "Wir befinden uns in einem Wettbewerb um Aufmerksamkeit, der sich nach Darwins Evolutionslehre gestaltet. Die Aufmerksamkeit des Publikums, die Lesezeit, verteilt sich auf Magazine, auf Zeitungen und auf das Internet. In diesem Wettstreit befinden wir uns. Manche Verleger haben den Glauben an Print verloren – das gibt uns bei Condé Nast neue Chancen."
OK, ich bin kein großer Leser von Condé-Nast-Produkten. Vanity Fair hat mir nicht gefallen, Vogue interessiert mich nicht und Glamour auch nicht. Nicht meine Welt. Aber die Art und Weise, mit der sich Newhouse für seine Produkte einsetzt, wie er die Arbeit seines Hauses beschreibt,  die langfristig orientiert und nicht von Bilanzbuchhalter getrieben ist, ist einfach schön und zeugt von einer Liebe zum Produkt. Sicher, es werden nicht alle Titel überleben. Viele Zeitungen und Magazin werden gegen die Wand fahren. Die Mediennutzung ändert sich –  Print und auch das Fernsehen werden Leser und Zuschauer  verlieren. Das Internet gewinnt – keine Frage. Aber egal auf welchem Trägermedium – es werden die Magazine, Zeitungen, Webseiten, Blogs und Sender überleben, die mit der Leidenschaft betrieben werden, die aus jeder Zeile des Interviews mit Newhouse spricht. 

Konsumschecks: Was kaufen für 500 Euro?

Das Jahr 2009 wird mies. Das Jahr 2010 vielleicht auch. Immer häufiger sind Konsumgutscheine in der Diskussion. Doch was fangen wir damit an?

500 Euro Foto: Flickr/Landahlaut

500 Euro zusätzlich: In normalen Zeiten würde ich das Geld für neue Boxen für den Rechner und eine kleine, digitale Videokamera ausgeben – und mich freuen. Wenn jetzt der 500 Euro Konsumgutschein  kommen sollte ist das allerdings keine Grund zur Freude, sondern ein Zeichen dafür, dass es wirklich ernst wird. Habt ihr schon mal Geld vom Staat geschenkt bekommen? Eben! Also wollen die Ausgaben gut überlegt sein. Im Moment tendiere ich zu schweren, wintertauglichen Stiefeln, einem Daunerschlafsack und einer Angel – Sachen, die man zum Überleben braucht, wenn alles ganz übel daneben geht. Oder  sollte man alles, wie die Kollegen von Spreeblick raten, einfach schnell in Alkohol umsetzen? Oder doch ganz ruhig bleiben, sich freuen und Gadgets kaufen, die ja spätestens nach Weihnachten noch einmal billiger werden? Oder sparen? antizyklisch Aktien kaufen? Was wollt Ihr mit dem letzten Extra-Geld für vielleicht längere Zeit machen? 

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RVR verklagt „Don Wolfijotes“

NRW-Innenminister Ingo Wolf will dass der RVR das Windrad auf der Halde Hoppenbruch aufgibt. Der RVR wird dagegen klagen.

Halde Hoppenbruch Foto: Wikipedia

Wie gut, dass dieses Land im Moment keine anderen Sorgen hat: NRW-Innenminister Ingo Wolf will dass der RVR das Windrad auf der Halde Hoppenbruch (Kreuz A2/A43) aufgibt. 
Auf der nächsten Sitzung des Ruhrparlaments am kommenden Montag wird die Klage gegen die Anweisung von Wolf beschlossen. Grüne und SPD sind jedenfalls dafür. „Diese absurde Anordnung macht deutlich, wie blindwütig die FDP und ihr Innenminister Wolf gegen jedes einzelne Windrad in NRW ankämpfen“, erklärt dazu Grünen-Fraktionsvorsitzender Martin Tönnes. „Der Kampf von Don Wolfijotes gegen das einzige RVR-Windrad erinnert an den Ritter der traurigen Gestalt. Mit allen Mitteln soll das angebliche Unrecht und die wirtschaftliche Betätigung von Kommunen bekämpft werden. Ganz nach dem FDP Motto: Gewinne gehören in die Hände der Privaten. Dabei handelt es sich bei der Ruhrwind-Anlage auf der Halde Hoppenbruch um ein reines Demonstrationsobjekt für regenerative Energien im Rahmen einer touristischen Erschließung der Haldenlandschaft in der Metropole Ruhr. Durch dieses Windrad, verschiedene Informationstafeln und vor allem den „Skulpturen-Garten Windkraft“ hat sich die Halde Hoppenbruch in den letzten zehn Jahren zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt.“ 

Update: WAZ ohne DPA

Heute erschien die WAZ zum zweiten Mal fast ohne DPA-Meldungen im Mantelteil. Auch die dpa-Fotos wurden nicht mehr abgedruckt.

Fast der gesamte Mantelteil der WAZ kam heute wieder ohne DPA-Meldungen aus. Nur eine dpa-Meldung tauchte auf Seite 6 auf über zwei erschossene irakische Politiker. Keine Ahnung, ob das eine echte dpa-Meldung war, oder jemand die Meldung falsch ausgezeichnet hat. Fast alles hatte die WAZ-Redaktion in Eigenarbeit geschrieben. Ausnahme: Einige kleine Meldungen von Agenturen wie DDP oder AFP. Die Fotos waren auch alle entweder von kleineren Agenturen, von ddp oder eigenen Fotografen. Bereits gestern hatte die WAZ den ersten Testlauf ohne dpa gemacht.

Die Kollegen von DPA befürchten, dass sich die WAZ-Printausgaben komplett von DPA verabschieden könnte und die größte deutsche Nachrichtenagentur künftig nur noch für DerWesten zuliefern darf. Das Problem dabei: Auf diesem Weg könnten die WAZ-Printredakteure den Nachrichtenfluss von DPA weiter verfolgen, dafür weniger bezahlen und die relevanten Meldungen kurz für das Blatt nachschreiben.

Kleiner Nachtrag: Warum tut die WAZ-Führung ihrer Zeitung dies an? Die Zeitung ist heute nicht besser, die Mannschaft musste sich stattdessen mit dem Kleinkram rumschlagen. So gelangte gestern auf die prominente Seite 3 die Kurzmeldung, dass auch in diesem Jahr "Weihnachten in Bottrop" ist. Knaller-Meldung – richtig platziert? Jau, da steht, dass gleich drei Tage lang 60 Buden vor dem Rathaus stehen. WOW. Heute war im Wirtschaftsteil eine nahezu sinnfreie Meldung über eine Agentur zu finden, die zu einer Informationsveranstaltung für Lehmann-Anleger einlädt. Man könnte auch sagen, die Meldung war eine schlecht abgeschriebene Pressemitteilung. 

Oberhausen hat sich verzockt

Oberhausen ist pleite und sucht die Schuld bei anderen – zu Unrecht. Oberhausen hatte mehr Chancen als die meisten Städte im Ruhrgebiet.

In den 90er Jahren waren Tourismus, Freizeitwirtschaft und Medien die großen Heilsbringer. In einem viel höheren Maße als heute die Kreativwirtschaft setzten einige Städte auf diese Branchen. Vorreiter war Oberhausen. Polilisch perfekt vernetzt – der Oberhausener Sozialdemokrat Heinz Schleußer war Finanzminister unter Johannes Rau, erhielt die Stadt Mittel zum Strukturwandel die auch aus heutiger Sich atemberaubend wirken  – Über 100 Millionen Euro an staatlichen Fördermitteln aus den unterschiedlichen Töpfen flossen in das Projekt HDO, das am Anfang weit mehr sein sollte als das Trickfilmzentrum, als dass es heute den meisten in Erinnerung ist: Bei HDO sollte das Fernsehen der Zukunft entwickelt werden: Hochauflösend und analog. Schon damals in den Augen vieler Experten nichts als reiner Unfug, denn spätestens seit dem Siegeszug der CD war klar, dass die Digitalisierung der Medien der zukünftiges Entwicklungspfand sein würde – Clement sah das allerdings anders und gehörte zu den Unterstützern von HDO – wie immer unbelehrbar und für den Steuerzahler mit verheerenden Wirkungen.

Doch der ganz große Wurf für Oberhausen sollte nicht das HDO werden sondern die Neue Mitte Oberhausen. Der aus den drei Teilen Alt-Oberhausen, Sterkrade und Osterfeld 1929 zusammengefügten Stadt fehlte ein Zentrum: Dort lag die Gutehoffnungshütte. Als die in den 80er und 90er Jahren Betriebsteil für Betriebsteil schloss träumte man in der Stadt vom großen Wurf: Auf einer Fläche von 143 Hektar sollte eine Neue Mitte entstehen. Nach verschiedenen gescheiterten Anläufen wurde 1996 schließlich mit Fördermitteln von weit über 400 Millionen Euro das Centro angesiedelt. Auf dem Rest der Fläche sollte ein Projekt Namens O.Vision entstehen.
Um das Centro herum sollten sich zudem zahlreiche Unternehmen ansiedeln und die große Brachfläche mit neuem Leben erfüllen – und Jobs bringen. Alleine im Centro sollten 10.000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Die Rechnung ging nicht auf – zwar war das Centro ein Erfolg, aber nur gut 5000 neue Jobs sind entstanden – gut die Hälfte davon in Teilzeit. Sie wurden erkauft durch einen massiven Jobverlust in den traditionellen Zentren Oberhausens und seinen Nachbarstädten.
2500 Vollzeitjobs für fast 500 Millionen Euro Förderung – keine wirklich gute Bilanz.

Und neben den Jobs fehlen Oberhausen die Steuereinnahmen – deshalb ist die Stadt heute mit 6759 Euro pro Einwohner die am höchsten verschuldete Stadt in ganz NRW. Sie hat auf das falsche Pferd gesetzt. Die Situation wäre heute noch schlimmer, wenn das Land bei den Plänen zum Gesundheistpark O.Vision, für den es nie ein vernünftiges Geschäftsmodell gab, 2006 auf die Bremse getreten hätte. Eine der Hauptverantwortlich hatte das zu diesem Zeitpunkt längst erkannt: Burkhard Drescher, erst Stadtdirektor und später OB Oberhausens trat 2005 nicht mehr an und wechselte in die Privatwirtschaft. Heute ist er Vorsitzender der Geschäftsführung der GAGFAH Group, einer Immobilienverwaltung im Besitz der Fortress Investment Group. Als er ging galt er vielen als ungeschlagener Held des Struktutwandels.
Und anstatt nach den Fehlern im eigenen Handels zu suchen, macht sein Nachfolger Klaus Wehling alle für das Scheitern der Stadt verantwortlich, nur nicht diejenigen, die auf das falsche Pferd gesetzt haben. Perl-Online vermutet gar eine Intrige der Landesregierung. Klar, die Finanzlage der Städte ist prekär, für viele Belastungen können sie nicht, aber Oberhausen gehört zu den Städten, die sich erst einmal an die eigene Nase fassen sollten.

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Oh Gott, die Orchester streiken!

Die Krise hat das Ruhrgebiet voll im Griff: Opel vor dem Kollpas, ThyssenKrupp will einsparen, die WAZ plant Entlassungen – und jetzt streiken auch noch die Orchester.

Bochumer Symphoniker Foto: BoSy

In Dortmund haben sie es schon getan:Schockierte Zuschauer mussten am Freitag erleben, dass es statt der Aufführung von „Im weissen Rössl“ nur Flugblätter  und Erklärungen gab. Das Dortmunder Orchester war in den Streik getreten. Eine ähnliche Klassik-Krise bahnt sich auch in Bochum an: Dort drohen die Philharmoniker damit, die Bratsche in die Ecke zu werfen und zur Schalmei des Klassenkampfes zu greifen. In Duisburg musste schon ein Orchester durch zwei Klaviere ersetzt werden.
Die Gründe sind nachvollziehbar: Statt Lohnerhöhungen gab es seit Jahren nur Applaus und der Tarifpartner Deutscher Bühnenverein will lieber mit dem einzelnen Orchester statt mit deren Gewerkschaft, dem Orchesterverband, verhandeln. Die Bochumer Symphoniker sind überdies noch sauer, dass in den vergangenen Jahren so viele Orchester geschlossen wurden.
Der Streik kann sehr lange dauern und wird den Arbeitgeber so wenig schockieren wie streikende Bergleute – jeden Tag, an dem die Orchester streiken sparen die Arbeitgeber Geld – sie müssen dann nicht mehr jeden einzelnen Konzertbesucher mit ein paar hundert Euronen subventionieren. Es würde sich sogar lohnen, jeden traurigen Kartenbesitzer dessen Konzert ausfällt auch noch zu einem opulenten Mahl einzuladen – alles billiger als ein Konzert.
Wollten die Orchester ihren Arbeitgebern wirklich drohen dann nicht mit Streik sondern mit Zusatzkonzerten, Matinees und einer Reihe hinterlistiger Kammerkonzerte – wie die Bergleute, deren Streik dieses Land über Jahrzehnte aushalten könnte – Überschichten hingegen die Haushalte ruinieren würden.
Im Pop-Bereich, der wirklichen Welt also, wo Musiker von dem Geld ihrer Hörer leben, habe ich bislang nichts von Streiks gehört – allerdings auch noch nie von Tarifen. Bands spielen brav auch vor halbleeren Hallen – es sei denn ihr Name ist Oasis.