„Blogger shoppen“: Gebt ihnen mehr!

In ein paar Kommentaren habe ich ja klar gemacht, dass ich das Blogger-Sponsoring der Grünen entspannter sehe als David. Ganz besonders gilt das für den bevorstehenden Europa-Parteitag in Dortmund.

Ein günstiges Hotel, eine Zugkarte und ein paar Teller Erbsensuppe mit Tofu-Beilage – mehr bekommt auch die zweite Blogger-Gruppe nicht, die vom Partei der Grünen am kommenden Wochenende berichten wird. Im Ernst: Dafür kann man niemanden kaufen – davon ab war ich mir bei den Bloggern aus der ersten Rutsche die ich kannte, Jens und Lukas, auch ziemlich sicher, dass man sie nicht hätte kaufen können, wenn man die Tofu-Beilage gegen ein ordentliches Stück Mettwurst getauscht hätte.

Der Wert der Entschädigung ist lächerlich im Vergleich zu dem, was die Blogger den Grünen zur Verfügung stellen: Lebenszeit. Drei Tage auf einem Grünen-Parteitag? Einem Europa-Programmparteitag? Wollten die Grünen dieses Opfer entschädigen, sie müssten jedem der Blogger gleich noch mal eine All-Inclusive-Ticket für eine Fahrt nach Hawaii drauflegen, denn eines ist klar: Die Fünf erwartet ein Wochenende in der Hölle.

Ich habe etliche Parteitage erlebt, denn in meinem früheren Leben war ich Mitglied der Grünen (Bis 1996) und als solcher ein paar mal auch Delegierter. Ich hatte bei vielen der Parteitagen, die ich besuchte, Glück: Ich erlebte wie Roland Appel nicht auf die Reserveliste für den Bundestag kam, weil ein damaliger Kumpel von mir ihn in der Realo-Postille Kommune als Fahrer eines VW-Corrado geoutet hatte.Damas war das tödlich. Oder 1994, als in Langenfeld (Spott: Und sehen wir uns nicht in dieser Welt, dann sehn wir uns in Langenfeld) ein ganzer Parteitag Kerstin Müller zu Füßen lag. Die Frauen wählten sie auf die Bundestagsliste, weil sie eine Frau war, die Linken weil sie eine Linke war und die Realos weil sie wirklich verdammt gut aussah in ihrem Minirock, dessen Wirkung sie nur leicht mit Birkenstockschuhen zu kaschieren versuchte.

Als Realo war ich erschüttert zu erleben, wie unsere Kandidaten 1994 in Recklinghausen massakriert wurden und habe im Hinterzimmer des Kolpinghauses erlebt, wie  Reiner Priggen und Michael Vesper zitternd vor Wut trotzdem versuchten, unsere Gemüter zu beruhige. Später habe ich mich an dem Leiden der Linke amüsiert, als sie einen ganzen Krötensee schlucken mussten, als sie 1995 dem Koalitionsvertrag zwischen den Grünen und der SPD in NRW zustimmten und habe mich immer amüsiert, wenn sich irgendwelche Pappnasen ganz spontan um irgendwelche Mandate beworben haben. Damals wurde das alles vorher zwischen den Flügelexponenten ausgehandelt.

Als Journalist habe ich dann auch noch zwei oder drei erlebt – unter anderem den Parteitag in Bielefeld, als Fischer die Partei außenpolitisch auf Kurs brachte –  und fand diese Entwicklung, obwohl schon nicht mehr in der Partei, richtig.

Klingt das alles irgendwie interessant? Ist es aber nur in Ausnahmefällen. In der Regel sind Parteitage ungeheuer zäh und langweilig. Sie werden abseits dieser seltenen Höhepunkte erst interessant, wenn man sich auskennt und etwas tiefer drinsteckt. Das ist mir nur am Rande gelungen. Aber ich bekam etwas mit von den wirklich wichtigen Gesprächen in den Hinterzimmern, auch wenn ich nur bei zweien dabei war. Ich sah, wer mit wem wann auf den Gängen sprach und konnte nach vielen Jahren bei den Grünen ahnen, worum es bei den Gesprächen ging – und lag mit meinen Ahnungen trotzdem noch oft daneben.

Um das Spannende eines Parteitages mitzubekommen, muss man nicht einen erleben sondern viele – und sich in der Partei sehr gut auskennen. Man muss auf den Gängen seine Ansprechpartner kennen und sie sich nicht von den Grünen-Presseleuten vermitteln lassen. Wer nur, ob als Delegierter, Journalist oder als Blogger, am offiziellen Programm teilnimmt und sich durch die Tonnen von Anträgen, Änderungsanträgen etc. durcharbeitet, bekommt gerade auf unspektakulären Parteitagen nicht mit was wirklich läuft – und wird sich fürchterlich langweilen.
 
Das gilt vor allem für einen Europa-Parteitag: Um die Plätze auf der Reserveliste bewerben sich vor allem diejenigen, die es hinter sich haben (Bütikhofer, Beer, spannend könnte Schulz werden), Europa-Politik interessiert niemanden. Entsprechend wird das Programm eine Addition von Wünschen sein und keine reale Bedeutung haben, und dann soll  dieses Programm noch in einem Parlament umgesetzt werden, das kaum etwas zu sagen hat – zumindest deutlich weniger als der Bundestag. Das Interessanteste werden die Diskussionen um den Gaza-Antrag werden: Eine gute Gelegenheit sich mit unvorsichtigen Formulierungen zu blamieren oder sich als Komplettidiot zu outen. Von drei Tagen Parteitag werden vielleicht ein oder zwei Stunden spannend sein und wenn man nicht die Kontakte in die Partei hinein, um die innere Struktur der Veranstaltung zu erfassen, kann man sich das alles auch zu Hause auf Phoenix anschauen.

Also: Die fünf Blogger die Dortmund besuchen werden für ihre Mühen, ja für ihr Leiden, das nach wenigen Stunden einsetzen wird, nicht einmal halbwegs adäquat entschädigt. Von einer Bestechung zu reden ist quatsch. Wenn sie schlau sind verbringen sie den ersten Abend noch auf der Parteitagsparty gehen (Die waren früher wirklich nett) und geniessen dann Dortmund. Im Kreuzviertel gibt es ein paar schöne Kneipen und am Samstag solltet sie in der Innenstadt shoppen gehen. Noch ein Tipp für Fußballfans: Der Weg nach Gelsenkirchen ist nicht weit. Meldet Euch doch für eine Besichtigungstour durch die SchalkeArena an. Das lohnt sich.

Ruhrgebiet Aktuell am Dienstag

Nachrichten aus dem Ruhrgebiet und mehr…

Tschüss: VRSTCK schließt…Pop Ruhr

Bloggertreff: Plogbar heute im Konkret…Pottblog

Terror: "Der Deutsche" hat Kontakte ins Ruhrgebiet…Der Tagesspiegel

Hoffnungsvoll: SPD glaubt eigener Umfrage…Der Westen

Bürgerlich: Don Alphonso bei der FAZ…FAZ

Bochum: Kleingarten statt Party…Der Westen

Medien: TU Dortmund installiert NewsDesk…WhatTheyThink

Change: Die letzte Nacht im Weißen Haus…Coffee & TV

Emotional: Claudia Roth kommt nach Lünen…Ruhr Nachrichten

Willamowski: Ex-KVR-Chef sorgt sich um Ahlen…Ahlener Zeitung

Da: Google-Phone bei T-Mobile…Macnotes

Ruhr2010:
A42 soll ganz toll werden…Der Westen

Herzenswärme:
Obdachlose in der Grubenausbauwerkstatt…Marl Blog

Wichtig: Pantförder bei der Kanzlerin…Recklinghäuser Zeitung

Israel: Armee der Blogger gegen kritische Blogs… fefes blog

„Mini ? Der Anfang vom Ende der britischen Autoindustrie“

Mit der Kultur der sechziger zwischen Mode und Mobilität beschäftigt sich am kommenden Wochenende eine Konferenz im Bahnhof Langendreer.

Veranstalter sind das Institut der Anglistik der TU Dortmund sowie das Englische Seminar der RUB. Zu hören gibt es Vorträge zum Beispiel von Jürgen Kramer über den Mini Cooper als Ausgangspunkt des Untergangs der britischen Autoindustrie   oder von Viola Hofmann zum Thema "Der Minirock – Ausdruck moderner Technologien am Körper".
Angesichts der trüben Wetterlage wird die Minirockdichte sicher eher niedrig sein. Ausser in dem Trash-Film  "Dracula jagt Mini-Mädchen". Das ganze Programm gibt es hier!

 

Ruhrgebiet am Montag

Nachrichten aus dem Ruhrgebiet und mehr…

Peinlich: Millionengrab Ruhrpilot…WDR

Hessen Wahl: Die SPD hat verloren…Pottblog

Duisburg: Eskalation blieb aus…RP-Online

Fußballmuseum: Dortmund trommelt um Ansiedlung…Ruhr Nachrichten

Loveparade:
Suche nach den Schuldigen…Der Westen

Nazidreck: Gericht erlaubt Pro-Köln-Bezeichnung, die auch für Pro-Gelsenkirchen und Pro-NRW gelten kann…Hometowen Glory

Ruhr2010: Sänger sind sauer…Der Westen

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Änd the Winnä is net wirklisch Roland Koch

OK, es war ein netter Hype um TSG aber das war es dann auch schon. Der lustige Mann mit der Brille hat es nicht geschafft.

Die erste Hochrechnung: ARD  CDU 37  % SPD 23 % FDP 16 % GRÜNE 14 % LINKE 5 +%. Die CDU konnte von der historischen Niederlage der SPD nicht profitieren. Ein Vollklatsche. Für Roland Koch eine Niederlage, auf die er nur mit einem Rücktritt reagieren kann. Mal schauen wie lange er im Amt bleibt. Eine Perspektive hat er in Hessen nicht mehr.
Koch kann theoretisch Ministerpräsident bleiben – von den Zahlen her geht das. Aber Rückhalt ist etwas anderes.
Grüne und FDP können sich über Rekordergebnisse freuen – sie waren die Einzigen die sich in den vergangenen Monaten nicht bis auf die Knochen blamiert haben. Andrea Ypsilanti hat die Konsequenzen aus dem Ergebnis gezogen: Sie ist als Fraktions- und Parteivorsitzende abgetreten und hat TSG zu ihrem Nachfolger vorgeschlagen.

AFP: „Kritische Fragen an die Geschäftsführung der dpa fehlen“

Wir haben vor ein paar Tagen über einen Film des Medienmagazins Zapp berichtet. Nun schrieb uns die französische Nachrichtenagentur AFP. Sie vermisste in dem Bericht über den Konflikt zwischen WAZ und DPA auch kritische Anmerkungen über die Geschäftsführung von DPA. Wir dokumentieren hier für Euch den Brief.

Liebe Leserinnen und Leser der Ruhrbarone,

In dem ZAPP-Beitrag, der hier vorgestellt wird, werden leider mehrfach falsche Behauptungen über die Agence France-Presse (AFP) und ihre Aktivitäten auf dem deutschen Markt aufgestellt und falsche Schlussfolgerungen suggeriert. Dazu haben wir (AFP) sofort nach der Erstausstrahlung die folgende Stellungnahme abgegeben:

1. Es gibt keinen Einfluss des französischen Staates auf die Berichterstattung und redaktionelle Arbeit der AFP in Frankreich oder außerhalb Frankreichs. Medien mit eigenen Korrespondenten in Frankreich wissen, dass sich die französischen Regierungen jeglicher politischer Couleur regelmäßig über die objektive und kritische Berichterstattung der AFP beschweren und dass dies die professionelle Haltung der AFP-Redaktionen in keiner Weise beeindruckt. So hatte sich AFP vor einem guten halben Jahr erfolgreich gegen den Versuch einiger Abgeordneter der Regierungspartei UMP gewehrt, unter dem Vorwand des Pluralismus mehr über die Positionen der UMP zu berichten.

2. Die AFP-Präsidenten und die Chefredakteure werden nicht vom Staat ernannt. Der AFP-Präsident wird vom Verwaltungsrat gewählt, dem außer zwei Belegschaftsvertretern zehn Repräsentanten der AFP-Medienkunden und drei Vertreter von staatlichen Stellen, die AFP-Dienste abonniert haben, angehören. Die Chefredakteure werden, anders als in dem TV-Beitrag ohne jegliche Prüfung behauptet, auch nicht ausgewechselt, wenn ein neuer französischer Präsident das Amt antritt. Die Redaktion von ZAPP hat zugesichert, den Magazinbeitrag auf der NDR-Website und bei Sendungswiederholungen um diesen Passus zu kürzen. AFP wird gegen jede Wiederholung dieser Falschbehauptung juristisch vorgehen.

3. Der Anteil der mit staatlichen Stellen in Frankreich erzielten AFP-Umsätze am Gesamterlös steigt nicht, sondern sinkt kontinuierlich. Richtig ist, dass staatliche französische Stellen mehr Geld an AFP zahlen, als deutsche Staatsorgane an dpa zahlen, um schnell, zuverlässig und umfassend informiert zu sein. Der Bedarf des französischen Staates an geprüften Informationen aus jedem Winkel der Erde ist historisch bedingt sehr groß. Da die AFP ihre Umsätze mit privaten Medienkunden im Inland und vor allem im Ausland Jahr für Jahr erheblich steigert, ist der Anteil staatlicher Mittel in den letzten 30 Jahren von ehemals mehr als 70 Prozent auf inzwischen 40 Prozent gesunken. In 2008 wurden die Bezugspreise des Vertrages mit dem französischen Staat nicht erhöht, die anderen Erlöse stiegen zugleich um mehr als 6 Prozent. In den kommenden Jahren ist eine Anhebung der vom Staat gezahlten Abopreise um jeweils 1,8 Prozent vereinbart; die Gesamtumsätze werden nach den Projektionen jedoch deutlich stärker steigen was den staatlichen Anteil weiter verringert.

4. Die deutschen AFP-Dienste erhalten keine Subventionen, erzielen Überschüsse und werden zu Marktpreisen angeboten. Richtig ist, dass der Basisdienst der dpa auf Grund der Monopolstellung bei der Regionalberichterstattung und der damit verbundenen Kostenstruktur sehr viel teurer ist als die komplementären Angebote der anderen Agenturen. Andere dpa-Produkte wie Grafik- oder Multimediadienste sind im Paket mit dem dpa-Basisdienst jedoch häufig billiger als die Angebote der anderen Agenturen. Die von AFP auf dem deutschen Markt erzielten Preise sind mit denen der Mitbewerber vergleichbar. Dass der deutsche AFP-Textdienst im Preis-Leistungsvergleich unabhängiger Untersuchungen immer wieder sehr gut abschneidet, liegt an einer schlanken und leistungsstarken Redaktions- und Managementstruktur und an der vorausschauenden Diversifizierungsstrategie der AFP GmbH in Berlin. Die deutsche Tochterfirma wird von der AFP nicht bezuschusst, sondern überweist ganz im Gegenteil Überschüsse und beträchtliche Lizenzgebühren für die Nutzung der internationalen Nachrichten nach Paris.

5. Der ZAPP-Beitrag hätte auch die Strategie der dpa kritisch hinterfragen können, statt bei einer einzelnen anderen Agentur die Schuld für den Verlust eines großen Kunden der dpa zu suchen. In dem ZAPP-Beitrag fehlte jegliche kritische Frage an die Geschäftsführung der dpa, zum Beispiel nach den Kosten- und Preisstrukturen der Agentur. Der Beitrag verschweigt außerdem, dass dpa (wie jede andere Agentur auch) selbst hoch dotierte Verträge mit staatlichen Stellen in Deutschland hat. Noch dazu: Mit den fremdsprachigen dpa-Diensten, welche dpa an Kunden außerhalb Deutschlands verkauft, tritt auch die dpa jenseits ihres Heimatmarktes in den Wettbewerb mit großen und kleinen Nachrichtenagenturen. Das Verschweigen dieser Tatsachen verfälscht das Bild erheblich. Zu hinterfragen wäre womöglich auch das solidarische Genossenschaftsmodell. Die ebenfalls genossenschaftlich organisierte amerikanische Nachrichtenagentur AP ist derzeit in ihrem Heimatmarkt USA mit genau denselben Problemen konfrontiert wie die dpa – und hat dort keine ernsthaften Mitbewerber. Allein diese Tatsache widerlegt die These von ZAPP, dass die aktuellen Probleme der dpa ihre Ursache im Geschäftsgebaren der Mitbewerber haben. Und unter den Auswirkungen des freien Informationsflusses im Internetzeitalter leiden alle Agenturen gleichermaßen.

Pierre Louette, Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor der Agence France-Presse (Paris)
Clemens Wortmann, Andreas Krieger, Geschäftsführer der AFP GmbH (Berlin)

Ruhrgebiet Aktuell am Sonntag

Nachrichten aus dem Ruhrgebiet

BarCamp Ruhr: Jetzt mit Bannern…Hirnrinde

Kreativität: Malen für Erwachsene…Denkfabrik

Gaza-Demo: Polizei drängt Gegendemonstranten ab…Der Westen

Online-Live: Katastrophe für das Konzertwesen?…Prospero

Projekt 52:
Wartezeit nutzen…Patje

Gelsenkirchen:
Knöllchen für Krankentransporte: Gelsenkirchen Blog

Loveparade: Stadtspitze unbeeindruckt…Der Westen

Loveparade II: Uns gefällt es in der Metropole Ruhr…Virtual Nights

Virales Marketing:
Uschi Blum macht Lokalredakteure schwach…Coffee & TV

Unter dem Banner des Scheichs

Zwei Demos, zwei Welten – Die antiisraelische Demonstration in Duisburg-Hochfeld sowie die pro-israelische Kundgebung auf dem Duisburger Dellplatz zeigen, wo der Unterschied zwischen den Anhängern und den Gegner Israels liegt: In der Fähigkeit zur Differenzierung.

Fotos: Frederik Görges

Scheich Yasin war kein angenehmer Zeitgenosse, und mit Frieden hatte er Zeit seines Lebens nicht viel im Sinn: Als Mitglied der radikalen Muslimbrüder  gründete Yasin den bewaffneten Arm der Hamas, brach mit Arafat, weil er mit Israel sprach und rief zum Mord an Soldaten und Zivilisten auf. Eine israelische Hellfire-Rakete beendete 2004 sein Leben.

In Duisburg feierte Scheich Yasin heute seine Wiederauferstehung. Trotz all der Reden, die den Frieden bemühten, die Sanftheit des Islams priesen und die Solidarität, die angeblich die Liebe der Völker ist, versammelten sich die gut 2000 Demonstranten am Markt in Hochfeld im kalten Winterregen hinter dem übergroßen Bildnis dieses finsteren, unversöhnlichen Kriegers.

Niemand störte sich daran: Weder die "Organisation for Human Dignity and Rights
Organisation für Würde und Rechte des Menschen e.V." kurz HDR, die zur Demo aufrief, noch die Mitglieder des Bündnisses Duisburg gegen Rechts und schon gar nicht die ganzen Sektierer unterschiedlicher K-Gruppen, die mit Reden und in Flugblättern sich an ihrer schlichten Sicht der Welt auf diesem tristen Platz in diesem tristen Viertel im tristen Duisburg berauschten: Israel ist der Kindermörder, mindestens so schlimm wie die Nazis, grausem und natürlich Mitglied einer ekelerregenden Bande von Verbrechern, zu den die EU, Deutschland und natürlich die USA gehören, die bekanntlich an jedem Verbrechen auf diesem Planten beteiligt sind. Und über allem lag immer wieder der Schrei Allah Uh Akbar. Er hallte von den Wänden der grauen Häuser wider, er gab ihnen die Kraft und die Stärke, die sie so gerne immer im Leben hätten.

Yasin, so wie er wollten viele der Demonstranten sein. Ein tapferer Kämpfer gegen Israel und den Imperialismus, der selbst angesichts des Todes nicht zurückwich. „Wir alle sind potentielle Scheich Yasins“ stand auf dem Plakat, und die gut 200 Hamas-Anhänger dominierten teilweise die Demonstration.  Kleine Kinder hielten blutige Puppen hoch und versuchten sofort traurig zu schauen wenn die Kameras liefen, Männer mit grünen Stirnbändern schrieen und weinten in die Kameras wie man es seit Jahrzehnten aus dem Fernsehen kennt, und im Regen wehten die Hamas-Fahnen gleich im Dutzend. Die Polizei ließ die Anhänger der in Deutschland verbotenen Terrorgruppe gewähren – „Deeskalation“, erklärte Duisburgs Polizeisprecher Roland van der Maat. Man werde eingreifen, wenn die Demonstration außer Kontrolle gerät.

Das geschah dann gut eine halbe Stunde später. Fünf junge Leute mit Basecaps und tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen stellten an der Ecke Wanheimer Straße/Liebfrauen-Straße die Friedensliebe und Toleranz der Demonstranten auf die Probe: Vor dem Schaufenster eines Juweliers mit magerem Angebot  hielten sie zwei Israel-Fahnen hoch. Sofort setzte sich die Masse in Bewegung, hob ein Pfeifkonzert an und gellten Schreie durch die Luft. Dann kamen die Knallkörper, die in vielen Taschen nur darauf warteten, als Zeichen des Friedens geworfen zu werden. Da konnten sie Yasin sein – mehrere hundert gegen fünf. Vergessen der Ruf, dass Israel ja feige sei, weil die Palästinenser ja so schwach wären. An der eigenen Stärke berauschte man sich willig, und die erste Reihe der Polizisten drohte unter dem Ansturm zu reißen.

Ein weiteres Platoon der in Duisburg stark präsenten Polizei warf sich zwischen die tobende Menge und die pro-israelischen Demonstranten, die sich bald darauf verschüchtert in der Liebfrauenstraße hinter der Israelfahne versteckten, sich von Reportern als Provokateure  und von jungen Muslimen als Juden, die in Hochfeld nichts zu suchen hätten und sowieso bald wie alle Juden gefickt werden bezeichnen lassen mussten. „Wir wollten ein Zeichen der Solidarität mit Israel setzen“, erklärte einer der Demonstranten "und zeigen, dass der Antisemitismus wieder auf dem Vormarsch ist." Die Reporter lachten und die jungen Muslime bedrängten die Polizei: Ob denn so eine Fahne überhaupt erlaubt sei, warum die denn überhaupt demonstrieren dürften und dass man ihnen die Juden ruhig überlassen solle. Das tat die Polizei  nicht: Sie schützen die pro-israelischen Demonstranten und brachten sie mit einem Polizeiwagen in Sicherheit.

Der Redakteur irgendeines Kommunistenblättchens (Gleichheit? Rote Fahne News?) gesellte sich zu den pöbelnden Jugendlichen und begann gleich mit der Agitation. Das seien gar keine richtigen Antifaschisten, sondern erbärmliche Spalter, belehrte er die aufgebrachten Jungmänner. Die hörten nicht zu und riefen lieber „Scheißjuden“, als der weiße Polizeiwagen die Israelfahnen und ihre Besitzer in Sicherheit brachte. Kurz darauf brach die HDR die Demo ab. Sie hatte ihre eigenen Leute nicht mehr im Griff.
Die Welt war in Hochfeld so einfach, wie der Stadtteil arm ist: Am Westen, an Israel war alles böse und verdammenswert. An der Hamas keinerlei Kritik zu üben. Die Solidarität zwischen den Völkern, die ja kein wenn und kein aber kennen darf, zeigte einmal mehr ihre verheerende Wirkung auf die Gehirnzellen.

Und dann war da die Demonstration auf dem Dellplatz, in dem Viertel in dem Duisburg ein wenig Urbanität ausstrahlt, in dem es Kneipen und Kultureinrichtungen und schöne Altbauten gibt. Gut 150 Menschen waren zusammen gekommen um für Israel zu demonstrieren. Sie taten es leise, fast fröhlich mit vielen israelischen und ein paar US-Flaggen und selbst gebastelten Schildern. Drei Redner bekam ich mit, bevor wir nach Hochfeld weiter zogen, und eine Rede war differenzierter als die andere. Die Hamas solle aufhören, die Palästinenser als Geiseln zu nehmen, auch die Menschen in Nahost sollten sich von der religiösen Vorherrschaft befreien und selbst bestimmt leben, sie sollten Demokratie erfahren. Die Hamas solle aufhören sich als Vertreter aller Palästinenser aufzuspielen, die Palästinenser ließen sich nicht über einen Kamm scheren. Sie hätten ein Recht darauf frei zu leben. Kritisiert wurden die deutschen Politiker, die sich mit radikalen Muslimen an einen Tisch setzen und sie so noch stärker aufwerten. Vor den Rechten wurde gewarnt:

Der Islamismus, so Michael Hähn, der als dritter Redner sprach, sei eine Gefahr für die Demokratie, und man dürfe dieses Thema nicht den Rechten überlassen: „Von den Konservativen bis zu den Linken muss es unter den Demokraten endlich eine offene Debatte um den Islamismus geben. Das Thema darf man nicht Gruppen wie Pro-NRW überlassen, die nicht nur gegen den Islamismus sind, sondern gegen alle Muslime, und das kann nicht unsere Position sein.“
Zitiert wurde ein Satz der ehemaligen israelischen Ministerpräsidentenin Golda Meir: „Wir verzeihen den Palästinensern, dass sie unsere Kinder töten. Wir verzeihen ihnen nicht, dass sie uns zwingen, ihre Kinder zu töten.“

Die Unterschiede zwischen den Demonstrationen in Hochfeld und im Dellviertel lagen weniger an den unterschiedlichen Positionen der Protagonisten, sie lagen in der politischen Kultur: Hier Differenz, Aufklärung und Entspanntheit – auch ein anti-israelisches Plakat in einem Fenster regte niemanden auf. Dort Hass, Simplifizierung und Fanatismus – nicht nur aus den Reihen der Muslime, sondern auch bei den unterschiedlichsten K-Gruppen.
Die Palästinenser sollten sich bessere Freunde suchen. Warum sollten das eigentlich nicht die Israelis sein? Irgendwann.

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Ruhrgebiet Aktuell am Samstag

Nachrichten aus dem Ruhrgebiet

Wittke: MInister will Loveparade retten…Der Westen

Lieblosigkeit: Probleme schon länger bekannt….Ruhr Nachrichten

Witten-Herdecke: Ex-Studis wollen investieren…Ruhr Nachrichten

Krise: Schmidt und Döhrn kritisieren Konkunkturpaket…Spiegel

Zumwinkel: Jurist rechnet mit Knast…Der Westen

Hatice Akyün: Preis für Westropolis Autorin…Gelsenkirchen Blog

Design: Webstandards Magazin kommt bald…Waidwerk

Kultur: Gisbert zu Knyphausen und Ron Diva…unruhr

Alles Gute, Steve!

Auf der wohl schönste Apple-Comicseite ist ein sehr schöner Strip aus der Reihe "Werd schnell gesund Steve" erschienen.

In der Reihe "The Joy Of Tech" auf Geekculture ist ein wirklich netter und zu Herzen gehender Comic mit Genesungswünschen für Apple-Chef Steve Jobs erschienen. Schaut selbst! (Und auch von hier aus: Mach nicht schlapp, du alter Pirat!)