Kim Jong Il: Der fürsorgliche und hingebungsvolle Anwalt des Volkes ist wieder da

Da werden sich die Nordkoreaner aber freuen: Es gibt ein Lebenszeichen ihre Führers Kim Jong Il.

Foto: Flickr/Dunechaser

Der fürsorglicher und hingebungsvolle Anwalt des Volkes gratulierte gestern Denzil Douglas, dem Premierminister von St. Kitts und Nevis zum 25 Jubiläum der Unabhängigkeit des Staates von der britischen Krone. So ist er eben, werden seine Anhänger nun sagen, selbst die Kleinsten hat er in sein Herz geschlossen. Denn  Kim, von Beruf Waise und Diktator, hat auch in Deutschland so manches Herz bewegt – zwar liegen ihm noch nicht die proletarischen Massen zu Füßen, aber immerhin die KPD und ihre drei Freundeskreise der Juche-Ideologie in der Kommunistischen Partei Deutschlands. Die  ist sich auch sicher, die Wahrheit über Kim und sein glückliches Volk zu kennen, denn Kim ist nicht etwa der  kleine, pummelige, menschenverachtende Dikator mit einer Vorliebe für guten Cognac, als der er in Deutschland immer dargestellt wird, sondern hat durchaus seine Verdienste: "...durch seine über 30jährige unermüdliche revolutionäre Tätigkeit stärkte und entwickelte er die PdAK zu einer bewährten und unbesiegbaren revolutionären Partei, der die absolute Unterstützung und das Vertrauen des gesamten Volkes zuteil werden. Unter seiner Führung wurde aus dem koreanischen Volk ein souveränes Volk." Das weiß zu schätzen, dass es in einem wohlhabenden Land lebt, wie eine Delegation des KPD-Jugendverbandes KJVD nach einer Reise zu berichten weiß: "Wir sind nicht mit der Erwartung in die KDVR gereist, um dort ein unterentwickeltes, notleidendes und hungerndes Land vorzufinden, wie es die bürgerlichen Medien in unserem Lande den Menschen immer wieder offenbaren. Aber was sich uns schon in den ersten Minuten der Fahrt vom Pyongyanger Flughafen in die Hauptstadt der KDVR zeigte, war ein Land, wo die Baukräne moderne Wohnviertel mit Geschäften, Schulen, Kindereinrichtungen und Kultur- und Sportstätten wachsen lassen, wo auf den Feldern die Bauern der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften ihre reiche Ernte einbrachten, wo auf den Straßen keine Bettler und Obdachlosen lungerten, wo die Menschen mit guter Laune und stolz, ohne Zwang, mit erhobenem Haupt zur Arbeit gingen."

Und aus lauter Freude haben die Nordkoreaner auch noch gleich die Zeitrechnung verändert. Das Geburtsjahr von Kim Jong Ils Vater Kim Il Sung, 1912, ist das Jahr 1 der neuen Zeitrechnung. Heute haben wir also das eigentlich Jahr 96.

Wer den Links in dem Artikel folgt taucht ein in eine Welt des kompletten Irrsinns und tiefer Menschenverachtung. Hier sei der Link auf Amnesty empfohlen. 

 

 

Wird die WAZ kündigen?

Die WAZ kündigt nicht betriebsbedingt – darauf konnten sich die Mitarbeiter des profitablen Essener Medienkonzerns verlassen. In Zukunft gilt das nicht mehr.

Christian Nienhaus & Bodo Hombach. Foto: PR

Denn der neue WAZ-Geschäftsführer Christian Nienhaus schließt in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung künftig betriebsbedingte Kündigungen nicht aus, denn nach Nienhaus Aussage arbeiten nicht mehr alle Titel der WAZ profitabel. Wie aus WAZ-Kreisen zu erfahren war, soll der Mitarbeiterschnitt künftig von 1,4 auf 1 Mitarbeiter pro Seite gesenkt werden. Laut eine  Meldung des WDR könnte davon vor allem die Sportredaktionen betroffen sein, denn laut WDR soll künftig beispielsweise nur noch ein Mitarbeiter für alle Titel von Bundesligaspielen berichten – eine kartellrechtlich wohlmöglich zweifelhafte Entscheidung, denn bei der Genehmigung der Zukäufe der WAZ-Gruppe durch die Kartellbehörden war die Garantie unabhängiger Redaktionen  ein wichtiger Grund für die Zulassung der Fusionen.  Nienhaus, der vorher beim Springer Verlag gearbeitet hat, bekennt sich in dem Gespräch allerdings auch zur Zukunft der Tageszeitung. Er äussert sich skeptisch über seinen alten Verlag, der  eine Wochen-Ausgabe der Berliner Morgenpost gratis verteilt: Nienhaus: "Das scheint eine Leseprobe, eine Art ARD-Wochenspiegel zu sein, den ja kaum jemand anschaut. Springer braucht offenbar einen Träger für Beilagen in Berlin, denn dafür sind die Auflagen der Titel zu gering." Allerdings hat auch die  WAZ seit geraumer Zeit  einen solchen Wochenrückblick im Angebot. Der Wochenblick erscheint in elf Städten des Ruhrgebiets und besteht aus alten WAZ-Artikeln.

Sorgen hat der Verlag wohl auch, wie ebenfalls aus seinem  Umfeld zu hören ist, mit  Kathrin Lenzer , der Chefredakteurin des Westfälischen Rundschau.  Vor allem der Rauswurf des Sportchefs  Hermann Lamberty nach einem persönlichem Streit sorgt innerhalb der WR-Redaktion für Unmut. Als Sanierungschefredakteur ist wohl WAZ-Chef Ulrich Reitz im Gespräch. 

 

Auch Schermbeck für das Ruhrgebiet

Gestern hat der Rat der Gemeinde Schermbeck beschlossen, im RVR bleiben zu wollen.

Die Entscheidung fiel deutlich mit den Stimmen von CDU und SPD, Grüne und FDP waren für den Austritt aus dem Ruhrgebiet. Rechtlich bindend ist der Beschluss des Rates indes nicht: Der Kreistag in Wesel wird am   25. September über einen möglichen Austritt entscheiden. Besonders stark gegen einen Verbleib im Revier hatten sich im Vorfeld die Schermbecker Grünen engagiert, für die die Mitgliedschaft im RVR eine Subventionierung des Ruhrgebiets darstellte – auch Christel Winterberg, die Grüne Fraktionsvorsitzende war dieser Meinung. Winterberg ist Fraktionsmitglied der Grünen im Ruhrparlament.

Kreativitätsindex: Schlechte Noten für das Ruhrgebiet

Im Frühjahr veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung die zehn Städte, die beim Roland Berger Kreativindex am besten abgeschnitten hatten. Es war bis auf Mülheim (Dank an Nobby) keine Ruhrgebietsstadt dabei. Damals stellte ich die Behauptung auf, wäre das ganze Ruhrgebiet betrachtet worden, wären wir in die Top-Ten gekommen. Ich habe mich geirrt. Die Wahrheit ist noch viel trostloser, als ich damals gedacht habe, denn mittlerweile liegen die Zahlen für die einzelnen Ruhrgebietsstädte vor und ich konnte mich mit Torsten Oltmanns von Roland Berger über den Kreativindex unterhalten.

Seit ein paar Jahren werden auch im Ruhrgebiet Lokalpolitiker und Wirtschaftförderer ganz wuschig, wenn das Wörtchen Florida fällt. Dabei denken sie nicht in erster Linie an die US-Halbinsel, in der Hemingway so viele Daikiris in sich hinein kippte, bis er sich den Schädel wegschoss, sondern an Richard Florida, einen amerikanischen Soziologen. Der prägte den Begriff von der Creativ Class als einem der wichtigsten Wachstumsfaktoren. Florida kam auf deren Bedeutung, als der Suchmaschinenbetreiber Lycos Pittsburg verlies und sich in Boston ansiedelte – obwohl Pittsburgh nach damaligen Maßstäben alles richtig gemacht hatte: Pittsburgh hatte in Kultur investiert, eine gute Uni und die auch im Ruhrgebiet beliebte Industriekultur. Und die Gewerbeflächen waren ebenso preiswert wie die Gewerbesteuer niedrig war. Warum also war Pittsburgh weiter auf der Verliererseite?
Florida stellte die These auf, dass es drei überragende Faktoren gibt, die diese attraktive Zielgruppe, die er als Creative Class bezeichnet, also als die, die Dingen erschafft, anziehen. Es sind die drei T: Talent, Technologie und Toleranz.

Talent
Die Creative Class trifft gerne ihresgleichen: Ingenieure, Softwarespezialisten, Unternehmensgründer, aber auch Künstler bilden einen Pool, in dem Ideen gedeihen. Wichtig ist eine anregende Atomsphäre. Laut Florida bevorzugt die äußerst vielschichtige Gruppe ständig neuer Anregungen. Da gilt die bunte Clubszene mehr als das Opernhaus, muss die Wohnung in einem angesagten Innenstadtquartier liegen und wird Wert auf eine Vielzahl von Sportaktivitäten gelegt, die man alleine unternimmt und nicht im Verein: Mountainbiking, Skaten und Wandern also eher als Fußballspielen und Gymnastik. Wichtig ist nach Florida allerdings, das eine Region für die unterschiedlichsten Lebensphasen Angebote macht: attraktive Immobilienlagen bietet, wenn die Familie gegründet ist und das Haus gebaut wird, es eine gute Kinderbetreuung gibt und gute Schulen. Hier gibt es im Ruhrgebiet erheblichen Nachholbedarf.

Toleranz
Die Kreative Klasse bevorzugt tolerante Gesellschaften. Religiöser Fanatismus, Frauendiskriminierung, Schwulenfeindlichkeit schrecken sie ab. Individualisten benötigen eine Umgebung, in der sich Individuen ausleben können – die Kreative Klasse ist supranational. Engstirniger Nationalismus schreckt ab, ebenso wie künstliche Hürden. Deutschland hat das bei seiner GreenCard erlebt. Die erhofften „Computerinder“ gingen lieber in die USA oder nach Großbritannien. Neben der Sprache waren weniger restriktive Einwanderungsbestimmungen ein wichtiger Grund. Für Florida steht fest: Die USA haben ihre starke wirtschaftliche Stellung auch, weil sie seit Jahrhunderten die besten Köpfe anziehen. Florida glaubt, dass die USA durch die verschärften Einreisebestimmungen nach 9/11 diesen Vorteil aufs Spiel setzen.

Technologie
Auch Technologie ist ein wichtiger Faktor: In den High-Tech Industrien liegen viele der Arbeitsplätze der Kreativen Klasse. Auch gute Forschungseinrichtungen ziehen Talente an. Da in vielen High-Tech Bereichen Experten der unterschiedlichsten Bereiche eng zusammen arbeiten (Bei Computerspielen z.B. Programmierer, Designer und Autoren) ist es für jede Regionen wichtige eine möglichst breite High-Tech und Forschungsbasis zu haben.

Pittsburgh konnte nicht mit Boston mithalten.

Kreativindex
Keine Stadt aus dem Ruhrgebiet schaffte es unter die Top-Ten des Kreativindex von Roland Berger, der die drei Faktoren, Talent, Toleranz und Technologie abfragte – und, so Torsten Oltmanns von Roland Berger, auch als Einheit hätte es das Ruhrgebiet nicht auf einen der vorderen Plätze geschafft. Blöd,  weil seit ein paar Jahren alle Wirtschaftsförderer der Region, angeführt durch den ehemaligen VIVA-Chef Dieter Gorny, bei der Kulturhauptstadt Ruhr zuständig für den Bereich Kreativwirtschaft, die Bedeutung derselben predigen – allerdings häufig eine eher beschränkte Interpretation des Begriffes: Kreativ- wird dabei mit Kulturwirtschaft gleich gesetzt und um die Absurdität noch höher zu treiben, glaubt jede hochsubventionierte Balletttruppe nun, sie sei ein wichtiger Wirtschaftfaktor – was sie ja nur, dank mangelndem Profitstreben nur  sehr indirekt ist. Indirekt ist alles ebenso Wirtschaft wie Kultur und Kommunikation.
Und jetzt kommt eine Studie und wir liegen hinter Mannheim – alle, ohne Ausnahme.
Für Oltmann gibt es dafür gute Gründe – und sie liegen vor allem im Bildungsbereich: Nicht nur das die Zahl der hoch- und gutqualifizierten Personen im Ruhrgebiet unter dem Durchschnitt anderer Regionen liegt. Vor allem das niedrige Bildungsniveau der Migrantenkinder schlägt negativ zu Buche. Oltmann: „Hier gibt es für das Ruhrgebiet einen erheblichen Nachholbedarf. Andere Städte schaffen es deutlich besser, Migrantenkinder zu qualifizieren. Toleranz heißt nicht nur, sich in Ruhe zu lassen, sondern auch Benachteiligte zu unterstützen. Hier hat das Ruhrgebiet große Defizite.“
Die werden auch durch die dichte Theater- und Konzerthauslandschaft nicht wett gemacht – denn die meisten dieser Einrichtung verharren im Mittelmaß. Spezialisierung und Profilierung heißt nach Roland Berger das Erfolgsrezept. „Das Ruhrgebiet müsste sich darauf verständigen, wer was macht – dass dann aber richtig: Mehr Exzellenz und weniger Mittelmaß wäre ein gangbarer Weg.“ Die Dichte der Kulturlandschaft sei gut und auch für Leute wichtig, die nie ein Theater besuchen, aber erwarten dass in ihrer Stadt solche Einrichtungen vorgehalten werden: „Theater, Opern etc. gehören einfach dazu. Auch wer sie nie besucht, will haben dass es sie gibt. Man kann das mit einer guten Universitätsklinik vergleichen: Man will in einer Stadt leben, die so etwas vorhält, auch wenn man nicht krank ist.“

Oltmann riet dann noch im Gespräch, dass das Ruhrgebiet nicht blind andere Städte kopieren soll – und dass so etwas auch nichts bringt: „Das Ruhrgebiet sollte meiner Ansicht nach nicht viel Mühe darauf verwenden, Galerien, Dichter oder Modedesigner anzulocken. Dieser Teil der Kreativen Klasse hat genug Alternativen. Die Region sollte sich eher darauf konzentrieren für Ingenieure und Techniker attraktiv zu sein.“ Um das zu erreichen, sei vor allem ein Ausbau der Bildungseinrichtungen notwendig und damit auch die Förderung der eigenen Jugend (unabhängig der Herkunft!) – und eine tolerante Atmosphäre, denn ein immer größerer Teil der technischen Elite wird aus dem Ausland kommen. Dass das Ruhrgebiet keine internationale Schule hat ist unter diesem Aspekt schlimmer als der Mangel an Tanztheatern.  Auch sollte das Ruhrgebiet sich stärker bewusst werden, was es in Bereichen wie der Szenekultur zu bieten hat: Lebendige Kneipenviertel, eine Clublandschaft etc. sind ebenfalls wichtige Faktoren, die zum Wohlbefinden beitragen. Das Bewusstsein über die Bedeutung solcher Einrichtungen ist nur rudimentär vorhanden. Dortmund wird mit dem Bau eines Einkaufszentrums auf dem Thier-Gelände einen großen Teil seiner Clubkultur ausmerzen.
Das Ruhrgebiet braucht endlich eine Diskussion darüber, welche Lehren es aus Floridas Theorien ziehen möchte, wenn sich schon viele der Verantwortliche auf ihn berufen (Zumeist allerdings ohne ein einziges seiner Bücher gelesen zu haben und wenn man ehrlich ist, reicht die Lektüre von: The Rise of the Creative Class, in dem Florida auch ausführlich auf die sozialen Verwerfungen der Dienstleistungsgesellschaft eingeht). Eine solche Diskussion fand bislang auch in einer interessierten Öffentlichkeit kaum statt. Wir sollten sie beginnen.

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Langemeyer erwirkt Einstweilige Anordnung gegen Diegel

Der Streit zwischen Dortmunds OB Gerhard Langemeyer (SPD) und dem Arnsberger Regierungspräsidenten Helmut Diegel eskaliert weiter.

 

Eben kam diese Pressemitteilung der Stadt Dortmund rein: "Einstweilige Anordnung gegen Regierungspräsidenten wegen ehrenrühriger Äußerungen erwirkt. Der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung, den Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer gegen Regierungspräsident Helmut Diegel am 21. August an das Verwaltungsgericht Arnsberg gestellt hatte, ist heute erwartungsgemäß zu einem für den Oberbürgermeister positiven Ergebnis gekommen.
Oberbürgermeister Dr. Langemeyer: „Endlich ist ein Schlussstrich gezogen: Ich bin froh, dass ich den Rechtsweg beschritten habe und Herr Diegel seine ehren-rührigen Äußerungen künftig unterlassen muss. Er hat heute die rote Karte bekommen für eine Verhaltensweise, die seinem Amt nicht gebührt.“
In der Pressemitteilung des Verwaltungsgerichtes Arnsberg von heute heißt es: „Durch Beschluss vom heutigen Tage hat das Verwaltungsgericht Arnsberg das Land Nordrhein-Westfalen, vertreten durch den Regierungspräsidenten Arnsberg, im Wege der einstweiligen Anordnung verpflichtet, es zu unterlassen, wörtlich oder sinngemäß in der Öffentlichkeit zu behaupten, der Oberbürgermeister der Stadt Dortmund habe sich die Zustimmung der Bezirksregierung Arnsberg zur Haushaltssatzung der Stadt Dortmund für die Jahre 2008/2009 durch falsche Angaben erschlichen. Diesen Vorwurf hatte der Regierungspräsident im Hinblick auf finanzielle Risiken im Zusammenhang mit dem Betrieb des Klinikums Dortmund erhoben.“

Mal abwarten, wie Diegel auf diese Anordnung reagiert. Klar ist: Diegel wird sich den Dortmunder Haushalt so genau wie keinen Zweiten anschauen und auf jede Ungereimtheit, so er sie denn findet, extrem nickelig reagieren. Dortmund bleibt im Moment die spannendste Stadt des Ruhrgebiets.

Roland Mitschke: „Ich rate Konrad von einer Kandidatur gegen Wittke ab!“

In der Ruhrgebiets CDU herrscht Überraschung über die Kandidatur von Chrtsitoph Konrad um das Amt des CDU-Bezirksvorsitzenden. Eigentlich sollte NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke die Nachfolge von Norbert Lammert antreten.

Christoph Konrad. Foto: Konrad

"Christoph Konrad – wer ist das?" werden sich auch viele Leser der Ruhrbarone fragen.  Christoph Konrad hat das Problem vieler Europaabgeordneter: Kaum jemand kennt ihn.  Seit 1994 ist der ehemalige Vorsitzende der Bochumer Schülerunion Mitglied im Europaparlament und auch für die Wahl im kommenden Jahr ist Konrad wieder Spitzenkandidat der CDU-Ruhr für das Amt. Umso mehr überraschte die von Der Westen veröffentlichte Meldung der Nachrichtenagentur DDP, die Konrads Brüsseler Büro bestätigt hat, das Christoph Konrad sich im November um die Lammert-Nachfolge an der Spitze der CDU-Ruhr bewerben wird – gegen Landesverkehrsminister Oliver Wittke. Roland Mitschke, Fraktionsvorsitzender der CDU im RVR und wie Konrad Mitglied der Bochumer CDU: "Ich rate meinem Freund Christoph Konrad dringend davon ab, gegen Oliver Wittke anzutreten. Er hat keine Chance gegen Oliver Wittke und läuft Gefahr, die Unterstützung der CDU bei der Europawahl zu verlieren." Laut Roland Mitschke sei Konrad bislang nicht durch ein besonderes Engagement für das Ruhrgebiet aufgefallen: "Er hat die Interessen der Region gut im Europaparlament vertreten, aber darüber hinaus konnte ich kein Engagement erkennen."
Für Mitschke ist klar, dass das Ruhrgebiet davon profitieren würde, wenn mit Oliver Wittke ein Minister Vorsitzender der CDU-Ruhr werden würde. "Wenn er Parteichef im Ruhrgebiet ist, stärkt dass auch seine Position in Düsseldorf und ihm fällt es leichter, die Position des Ruhrgebiets im Kabinett ducrhzusetzen.".

 

Recklinghausen: …und es war einmal eine Innenstadt

Recklinghausen hat eine schöne Innenstadt. Fachwerkhäuser, ein paar Kneipen. Wirklich nett. Im letzten Jahr habe ich dort sogar Weihnachtsgeschenke gekauft, aber das tut jetzt nichts zu Sache. Ärgerlich ist, dass wenn Recklinghausen nicht aufpasst, es bald mit der schönen Innenstadt vorbei ist.

Denn in Recklinghausen wollen zwei Investoren Einkaufszentren errichten: mfi aus Essen möchte das eher schangelige Löhrhofcenter zu den Recklinghausen Arcaden ausbauen – und die Verkaufsfläche des Centers von jetzt knapp 10.000 m2 auf über 30.000 m2 ausbauen. Das Duisburger Unternehmen Multi Development (MD), will das Karstadt-Gebäude am Markt kaufen und dort das Quartier am Markt errichten. Gut 6.000 qm2 neue Verkaufsfläche kämen dazu. Vor kurzem hat MD das Forum in Duisburg eröffnet.

mfi plant ein klassisches Einkaufszentrum, MD will sein Quartier stärker der Innenstadt anpassen. Die Arcaden sind so etwas wie eine mfi Marke – es gibt sie schon erfolgreich in vielen Städten.

Beide Investoren haben Gutachter beauftragt, deren Ergebnisse, es wundert nicht wirklich, ihre Auffassungen stärken:

Das mfi Gutachten, erstellt von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA), bescheinigt den mfi-Plänen, dass  die Stadt mit den Löhrhof-Arcaden einen neuen Kundenmagneten bekommt, der das qualitative und quantitative Angebot in der Recklinghäuser Innenstadt ergänzt.
Als Risken werden die starke Überschneidung mit den vorhandenen Angeboten in der Innenstadt sowie negative städtebauliche Nebeneffekte benannt. GMA empfiehlt, die Recklinghäuser Arcaden kleiner als 30.000 m2 zu bauen, was mfi jedoch als unwirtschaftlich ablehnt.

MD hat gestern sein Gutachten vorgestellt. Es wurde von der CIMA Projekt + Entwicklung GmbH erstellt und die halten schon die 6.000 m2 zusätzliche Verkaufsfläche, die MD plant, für zu viel und raten zu Beschränkungen. MD hat einen Hauptmieter: Karstadt. Die sitzen in einem alten Kaufhaus, in dem die kleinste Etage das Erdgeschoss ist – für Einzelhandel nicht mehr zeitgemäß. Karstadt wird sich wohl aus Recklinghausen zurückziehen, wenn die Arcaden kommen. Seit Jahren schon steht das Kaufhaus auf der Kippe.

Beide Gutachten sind sich sicher, dass ein großer Teil der zusätzlichen Umsätze aus der Recklinghäuser Innenstadt kommen wird – und das auch Städte wie Gelsenkirchen-Buer, Herne oder Haltern noch Kaufkraft an Recklinghausen abgeben werden.

Spricht man mit der Stadt und ihrem Bürgermeister Wolfgang Pantförder ist alles klar: Die Ratsmehrheit hat sich festgelegt: Sie will die Arcaden. Im Dezember soll die Entscheidung im Rat fallen. Die Karstadt Drohung, sich aus Recklinghausen zurückzuziehen, wenn MD nicht bauen darf, zieht bei Pantförder nicht mehr: „Karstadt droht seit über zehn Jahren mit dem Wegzug. Sie können auf ihren Flächen bauen, aber nicht darüber hinaus.“

Gestern hat sich die Werbegemeinschaft relativ deutlich hinter die Pläne von MD und Karstadt gestellt. Der Vertreter der IHK hat gewarnt, eine solche Position zu beziehen: Das Kaufmannschaft sollte sich grundsätzlich überlegen, ob sie ein neuen Einkaufszentrum in Recklinghausen will und wenn ja, wie groß es sein darf, um nicht den Einzelhandel in der Innenstadt zu vernichten. Jetzt soll ein neues Gutachten her, eines, das nicht von einem der beiden Investoren bezahlt wird, sondern von der Stadt, was diese auch heute noch nicht für nötig hält, denn sie verweist auf ein Gutachten von 2005.

In Recklinghausen streiten sie um eine  der letzten intakten Innenstädte im Ruhrgebiet. Wenn sich die Stadt für mfi entscheidet, wird MD nicht investieren und Karstadt Recklinghausen verlassen. Am Marktplatz stünde dann ein vergammeltes Kaufhaus, in dem vielleicht noch ein Ein-Euro-Shop im Parterre wäre.

Entscheidet sich die Stadt für MD und gegen mfi, wird sich mfi aus dem Löhrhofcenter zurückziehen. Es würde weiter vergammeln und das Areal am Rathausplatz weiter hinunter ziehen. Das MD Konzept wäre, alleine weil es kleiner ist und die Umgebung durch Straßenüberdachung besser einbezieht, Innenstadtverträglicher – um den Preis des mittelfristigen Untergangs des Löhrhofcenters.

Egal, wie sich Recklinghausen entscheidet: Es geht um die Zukunft der Innenstadt, darum, wie sie sich in den nächsten 30 Jahren präsentieren wird. Die Stadt sollte vom Gas gehen und ein drittes, neutrales Gutachten in Auftrag geben, wenn es denn so etwas gibt, wie neutrale Gutachter. Wenn sie das nicht tut, handelt sie im hohen Maße unverantwortlich. Es mag ja sein, dass die Stadt weitere, wirtschafliche Gründe hat, mit mfi zu kooperieren – wie die Übernahme der alten Stadthäuser neben dem Löhrhofcenter – nur sollte sie das dann deutlich sagen. Im Augenblick fährt die Stadtverwaltung  in Recklinghausen ein hohes Risiko…die vielen toten Innenstädte im Ruhrgebiet zeigen, was passieren kann, wenn sich die Stadt falsch entscheidet.

Union der Helden

Das Ruhrgebiet kann Menschen mit Superkräften gebrauchen – nun hat es sie…

…zumindest als Fotocomic. Die Union der Helden wird von den Machern um Arne Schulenberg produziert und spielt im Ruhrgebiet. Held ist der Erzengel Marc, der seine Superkräfte einem Bergbauunfall seines Opas zu verdanken hat, der zu einer Genmutation führte  – allerdings nur auf der Erde in einem Paralleluniversum: Auf dieser parallelen Erde hat Marc die Fähigkeit, Metalle jeglicher Art zu absorbieren und kurzzeitig zur Veränderung seines Körpers zu nutzen. Auf der Parallelerde muss er an Stelle des ersten Erzengels für das Gute einstehen. Der Original-Erzengel war, so steht es auf der Union-Hompage, einer der größten Helden des Ruhrgebiets und sein Verschwinden hat eine große Lücke hinterlassen. Schöne Sache, einfach mal an den jetzt kommenden trüben Herbstabenden durchklicken…

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Linke gegen Ruhrgebietsbezirk

Die Linke ist gegen die Schaffung eines eigenen Ruhrbezirks.

Im aktuellen Entwurf des Kommunalen Rahmenwahlprogramms der Partei, die sich im Moment "Die Linke" nennt, heißt es: "eine Beibehaltung der Bezirksregierungen im Grundsatz. Denn sie haben sich in einem Flächenland wie Nordrhein-Westfalen bewährt. Doch sind die von ihren zu erfüllenden Aufgaben zu überprüfen". Vor allem im Ruhrgebiet, da sind sich die meisten Experten einig, haben sich die drei Bezirksregierungen, die für das Ruhrgebiet zuständig sind, nicht bewährt. An einem starken, eigenständigen Ruhrgebiet sind die Anhänger von Gysi und Lafontaine offensichtlich nicht interessiert.

Lammert kandidiert nicht mehr für CDU-Ruhr Vorsitz

Nach 22 Jahren an der Spitze der CDU Ruhr wird Bundestagspräsident Norbert Lammert im November nicht mehr für das Amt des CDU-Chefs für das Ruhrgebiet kandidieren.

Lammert hatte die CDU-Ruhr 1986 noch als CDU-Ruhrgebiet gegründet. Dass es heute die CDU ist, die sich für die Stärkung des Ruhrgebiets einsetzt, ist vor allem Lammerts Verdienst. Nun verkündete er auf dem Bezirksparteitag in Mülheim, dass er im November nicht wieder für das Amt des CDU-Ruhr-Vorsitzenden kandidieren wird – keine wirkliche Überraschung: Bereits bei der letzten Wahl hatte Lammert angekündigt, dass dies seine letzte Amtsperiode sein würde.  Als Nachfolger wird Landesverkehrsminister Oliver Wittke gehandelt – auch Wittke gilt als Befürworter eines starken Ruhrgebiets, ist als Verkehrsminister jedoch in die Kabinettsdisziplin eingebunden.

Auf dem Bezirksparteitag in Mülheim beschloss die Union zudem die Forderung nach einer Direktwahl des Ruhrparlamentes. Auch soll die  Regionalplanung, die der RVR nach  der kommenden Kommunalwahl übertragen bekommt, künftig für das gesamte Ruhrgebiet gelten. Der von einigen Städten erstellte und von Fachleuten stark kritisierte Regionale Flächennutzungsplan soll künftig nicht weiter entwickelt werden.