Westdeutscher Allgemeiner Rundfunk

 

WDR-Reporter. Foto: Flickr/Florian Seiffert

NRW-Minsterpräsident Rüttgers zeigt medienpolitisches Profil: Im unermüdlichen Kampf gegen öffentlich finanzierte Monopole und für mehr Meinungsvielfalt im Land kann Rüttgers einen ersten, großen Erfolg vorweisen: Die wohl auf seine Initiative zu Stande gekommene Kooperation von WAZ-Mediengruppe und WDR im Internet scheint kurz vor der Verwirklichung zu stehen. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers sagte nicht: „Es ist ein großer Schritt in Richtung unserer Politik nach dem Motto „Privat vor Staat“, wenn die durch die  Gebühren aller Bürger finanzierten Inhalte des WDRs exklusiv einer Verlagsgruppe zu Gute kommen. Das ist ein guter Tag für Nordrhein Westfalen und die Medienvielfalt in diesem Land.“
Die WAZ wird künftig die Qualitätsprodukte des WDR (Die Anrheiner, Live-Übertragung des Neusser Schützenzuges, Narrentausch – Der Ernstfall für zwei Karnevalisten, Talk mit  Domian: Thema: Ich hatte Sex mit 50 Kilogramm Hackfleisch) zumindest teilweise in ihr im vergangenem Jahr gegründetes Online-Angebot Der Westen integrieren und den Erfolg des WAZ-Online-Portals weiter steigern.

Schartau hat geschlafen

Foto: nrw.de

Harald Schartau, einstmals "Liebling der Partei", hat bei der Kontrolle der von Nokia im Gegenzug zu den gewährten Subventionen zugesichrten Arbeitsplätze offensichtlich geschlafen. Der einstige Wirtschaftsminister Nordrhein-Westfalens, unser Foto zeigt den Sozialdemokraten zusammen mit einer Unternehmerin aus dem Schokoladengeschäft, hat laut Focus mehrfach Hinweise auf ein unkorrektes Verhalten Nokias geflissentlich ignoriert.

Das tut die Staatsanwaltschaft Bochum nicht. Die für ihre Humorlosigkeit bekannte Bochumer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität, in Recklinghausen haben die Jungs mal einen Stadtdirektor während einer Pressekonferenz festgenommen,  hat Ermittlungen gegen Nokia aufgenommen. Es besteht der Verdacht auf Subventionsbetrug.

Wir und Usbekistan

Der Fall von Marcus Bensmann erschütterte viele unserer Leser. Gestern lief auf Monitor ein Bericht von Marcus Bensmann und Monika Wagner über die Verhältnisse in Usbekistan – und die engen Beziehungen der Bundesrepublik zu der mittelasiatischen Despotie. Am Ende des Beitrages wird auch über den Anschlag auf Marcus Bensmann  berichtet.

„Das Ruhrgebiet endlich als Stadt betrachten“

Foto: Flickr/Gavchen

Die Hagener SPD will auf ihrem Parteitag den Austritt aus dem Ruhrgebiet vorbereiten und zusammen mit dem Märkischen Kreis und dem Ennepe-Ruhr-Kreis eine eigene Region bilden, deren Zentrum dann – genau – Hagen wäre. Angeblich seien die Verflechtungen mit diesen beiden Kreise schon heute besonders stark, wie die SPD betont, was natürlich Unfug ist: Große Teile des Ennepe-Ruhr Kreises sind viel enger mit Bochum und Dortmund verbunden als mit Hagen. Sowohl verwaltungstechnisch (Polizeibezirk Herne/Witten/Bochum), als auch wirtschaftlich, wohnen doch viele, die in Dortmund oder Bochum arbeiten in Wetter, Witten oder Hattingen. Hagen kann es drehen und wenden wie es will: Die Stadt wird niemals Zentrum von irgendwas sein, sondern sollte schauen, seine Randlage innerhalb eines 5,5 Millionen Ballungsraums zu nutzen, denn schöne Ecken gibt es in Hagen schon – aber leider nicht viele Kommunalpolitiker, welche die Vorteile zu schätzen wissen. Anstatt sich für Hagen auch im RVR einzusetzen und die Vorteile  der Randlage zu nutzen, waren die in den letzten Jahren vor allem damit beschäftigt, das Geld der Steuerzahler bei riskanten Spekulationsgeschäften zu verzocken. Nun fehlen der Stadt schlappe 50 Millionen. Hallo Hagen: Ein Zentrum ist auch immer wirtschaftlich stark  – es sei denn es heißt Berlin und ist Hauptstadt.   

Doch es gibt auch Zeichen der Hoffnung, Politiker, die sich nicht am allgemeinen Ruhrgebietsbashing beteiligen. Uli Paetzel (SPD) zum Beispiel, der Bürgermeister aus Herten. Der weiß, dass seine Stadt schnell einmal übersehen wird. Aber anstatt jetzt auf ein Groß-Herten zu setzen und den Austritt aus dem RVR zu fordern, will Paetzel, dass das Ruhrgebiet als eine Stadt gesehen wird – und Herten dann davon profitiert, dass es Teil einer starken Region ist. Paetzel scheint sich lieber um seine Stadt zu kümmern, als an der Börse zu zocken – als Steuerzahler finde ich das durchaus sympathisch.

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Die Dicksten im Westen


Übergewicht: Sport ist auch nicht immer eine Lösung. Foto: Flickr/statico

Nordrhein-Westfalen ist ganz weit vorne – wenn es um das Gewicht seiner Bürger geht. Das ist das Ergebnis der Nationalen Verzehrstudie, die gestern veröffentlich wurde. Bei den Frauen liegt NRW auf einem souveränen vierten Platz. Nur die Ossimädels aus  Thüringen und Sachsen sind dicker – und natürlich die Saarländerinnen, aber das sind so wenige, dass sie kaum zählen und ausserdem sind das eigentlich Französinnen.

Bei den Männern sieht es ein wenig besser aus: Die Fettesten leben in Schlewsig-Holstein, NRW ist auf Platz fünf – bei den richtig Fetten sind wir aber auf Platz zwei. Ummdas Stigma vollkommen zu machen, arbeitete die Studie auch noch präzise heraus, das Pummel schlecht verdienen und eigentlich auch dumm sind. Ich habe ja nicht geahnt, wie schlecht Helmut Kohl in seiner Zeit als Kanzler bezahlt wurde. Da bekommt das Wort Diäten ja gleich eine ganz andere Bedeutung. Besserung ist nicht in Sicht: Die um sich greifenden Rauchverbote werden wohl zu einer massiven Gewichtssteigerung in der NRW-Population führen. Vielleicht sind aber auch viele schon zu dick, um sich zur Bude zu schleppen, um Fluppen zu kaufen. Oje, und ich hätte heute so gerne mal eine gute Nachricht geschrieben, von denen wir ja bei den Ruhrbaronen viel zu wenige haben!

Wer regiert das Revier?

Vorsitzender des Regionalrates Münster,
Engelbert Rauen. Foto: Bezreg-MS

Die Mitglieder der Regionalräte haben sich gegen die geplanten Strukturreformen des Landes ausgesprochen. Nicht nur, dass sie die Neuaufteilung des Landes in drei statt bislang fünf Regierungsbezirke ihre Pöstchen kosten wird, erzürnt sie. Auch dass der RVR schon bald für das Ruhrgebiet planen soll, bereitet ihnen Kopfzerbrechen. Sie möchten weiterhin bestimmen, wo sich im Ruhrgebiet Unternehmen ansiedeln sollen, wo ein Einkaufszentrum entsteht oder wo eine U-Bahn-Linie gebaut werden darf.
Wahrlich ein Grund für Kopfzerbrechen – aber weniger in den Regionalräten als im Ruhrgebiet, denn kaum jemand ahnt, wer da über das Ruhrgebiet entscheidet. Nicht nur, dass zahlreiche Regionalratsmitglieder aus Städten wie Düsseldorf und Münster kommen, die von der politischen Schwäche des Ruhrgebiets profitieren und mit dem Revier im Wettbewerb stehen. Bei vielen Mitgliedern muss auch die Frage erlaubt sein, ob sie sich überhaupt ein Bild von den Problemen der Region machen können.
Da ist zum Beispiel Engelbert Rauen, der Vorsitzende des Regionalrates in Münster. Herr Rauen ist zweifelsohne ein honoriger Kommunalpolitiker – aber er kommt aus der schönen Gemeinde Wettringen mit gerade einmal 8.177 Einwohnern. Wie soll sich Rauen in die Verkehrsprobleme eines Ballungsgebietes mit mehr als fünf Millionen Einwohner hineindenken?
Gleiches gilt für seinen Kollegen aus dem Regionalrat Düsseldorf, Hans-Hugo Papen, aus dem Örtlein Rheurdt mit gerade 6.651 Seelen. Im Ruhrgebiet gibt es zahlreiche Sportvereine, die mehr Mitglieder haben als Rheurdt Bürger.
Auch ob sich Eva-Maria Buderus aus Balve (12.544 Einwohner, Regionalrat Arnsberg) oder Hermann-Josef Droege aus Wilnsdorf in die Probleme des Reviers hineinversetzen können, darf bezweifelt werden. Wilnsdorf liegt im Kreis Siegen-Wittgenstein, direkt an der hessisch-rheinland-pfälzischen Grenze.
Keinem der genannten soll abgesprochen werden, dass sie sich für die Probleme des Ruhrgebiets einsetzen – aber ob die Kompetenz vorhanden ist, darf bezweifelt werden. Genauso gut könnten sich die Herren und Damen auch mit den Problemen des Robbenfangs auf Grönland auseinandersetzen oder versuchen, das NASA-Marsprogramm zu optimieren..
Es wird Zeit, dass das Ruhrgebiet für sich selbst plant und für sich selbst verantwortlich ist – und ambitionierte Dorfpolitiker sich weiterhin um die Probleme ihrer sicherlich ambitionierten Gemeinden kümmern, aber sich nicht länger mit den Problemen des viertgrößten europäischen Ballungsraums beschäftigen. Oder kann sich jemand ernsthaft vorstellen, dass die Strassenführung in Paris von einem Landwirt aus dem Zentralmassiv mitentschieden wird?
Stefan Laurin

Nokia schützt das Klima

Nokia ist dem  WWF Klimaschutzprogramm beigetreten. Das Unternehmen will bis 2010 50 % des  Stroms für seine Standorte aus erneuerbaren Energien gewinnen und insgesamt bis 2012 6 % Energie einsparen.

Das ist finnischer Sadismus:  Erst nehmen sie den Leuten die Jobs und dann gönnen sie ihnen noch nicht einmal milde Winter und knackige Sommer.

651 Zeichen Nichts

Nokia Chef Olli-Pekka Kallasvuo; Foto: Nokia

NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben traf heute Nokiakonzern-Chef Olli-Pekka Kallasvuo.  Am Ende des Gesprächs veröffentlichten sie das Ergebnis ihrer Unterhaltung – in einer 651 Zeichen langen gemeinsamen Erklärung:

1. Die Gesprächsteilnehmer sehen in dem heutigen Treffen ein wich­tiges Gespräch zwischen Land, Bund und Nokia-Unternehmens­leitung, dem weitere folgen müssen.
2. Bundes- und Landesregierung legen großen Wert darauf, dass die Unternehmensleitung kurzfristig in ausführliche Gespräche mit dem Betriebsrat eintritt und bereit ist, auch dessen Vorstellungen für den Standort zu erörtern.
3. Die Nokia-Unternehmensleitung und die Landesregierung verab­reden, sofort ein Arbeitsteam einzusetzen, das den Auftrag hat, in­novative Lösungen für die Zukunft des Nokia-Standortes Bochum zu suchen.
4. Bundes- und Landesregierung werden den gesamten Prozess und die Suche nach einer positiven Lösung für Nokia und die Mitarbeiter weiterhin konstruktiv begleiten.

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RTG2: Metropole mit Dorfetat


Himmelstreppe Foto: RTG

Das Ruhrgebiet setzt auf den Tourismus – zumindest ein bisschen, denn die Kulturhauptstadt 2010 steht vor der Tür und wenn es eine realistische Chance für das Revier gibt, ein paar Extrabesucher abzustauben, dann im übernächsten Jahr.
Nun gibt es die merkwürdige Entwicklung, dass die Kommunalpolitiker des Ruhrgebiets und ihre Bauchrednerpuppe RVR-Chef Klink von der Metropole Ruhr schwadronieren, sie aber nicht in der Lage sind, die Institution, die das Ruhrgebiet nach außen vermarkten sollen, vernünftig auszustatten. Die Ruhrgebiet Tourismus GmbH (RTG) verfügt nur über einen Etat von einer guten Million Euro – damit soll sie die, so wird es in allen Sonntagsreden immer wiederholt, viertgrößte europäische Region nach London, Paris und Madrid vermarkten. Ein Witz, vergleicht man diese Summe mit denen anderer deutschen Städte: Das bettelarme Berlin hat für seine Berlin Tourismus Marketing GmbH gut 10 Millionen Euro zur Verfügung, Hamburg ist mit fünf Millionen dabei, aber der Etat gilt als arg knapp und selbst das dröge Hannover, um das selbst CeBit und Hannover-Messe Besucher nach Möglichkeit einen großen Bogen machen, gibt gut drei Millionen Euro für die Förderung des Tourismus aus.
Während die Städte die Ruhrgebiet Tourismus knapp halten – und sich gleichzeitig hinter vorgehaltener Hand darüber beklagen das die ja nichts hinkriegen – investieren sie in ihre eigenen, lokalen Tourismusorganisationen. Nur die sind, wie immer wenn die Städte im Ruhrgebiet einzeln agieren, unterhalb jeder Wahrnehmungsschwelle: In NRW, im Bund und erst Recht in Europa – und daran wird sich auch nicht ändern, wenn einzelne Städte, wie Dortmund, ihre lokalen Tourismusorganisationen ausbauen. Keine einzelne Stadt verfügt über die nötigen Attraktionen um bundesweit auftrumpfen zu können und auch nicht über das Geld, bundesweit vernünftig auftreten zu können. Aber sie versuchen es, verbrennen mit ihrer Kirchturmpolitik das Geld der Steuerzahler. Nicht das ich glaube, das im Tourismus eine große Chance für das Revier liegt- Tourismus wird immer nebenbei laufen, ein paar Jobs bringen, ein paar Besucher, aber immer im überschaubaren Maße. Aber ein paar Events könnte man natürlich, auch außerhalb des Kulturhauptstadtjahrs vernünftig vermarkten, wenn man das Geld dazu hat. Die Cranger Kirmes zieht mehr Besucher am Tag als das Oktoberfest – Menge zieht bei Volksfesten, da lassen sich noch ein paar Busse mehr mit trinkfreudigen Feierkaisern nach Herne locken, Bochum Total ist das größte Open Air Festival des Landes – ausbaufähig. Die Ruhrfestspiele haben Potential und ein wunderschönes Festspielhaus. Mountainbiketouren auf den Halden oder in den Ruhrhöhen – von der Fachzeitschrift Bike gut getestet und am Abend geht es dann nach Rüttenscheid oder ins Bermudadreieck. Organisierte Touren unter Tage – 1000 Meter unter der Erde – das kickt. Und dann die Kulturhauptstadt: Die muss gut vermarktet werden. Das kann keine Stadt alleine. Aber anscheinend will man es auch nicht zusammen. Und wenn alles vorbei ist sagen die Kirchturmpolitiker dann wieder, Zusammenarbeit im Revier bringt ja nix. Lieber Recht haben als gewinnen.

Nokia: Vor Weihnachten wusste der Chef Bescheid

Auf der heute im Ruhr-Congress Bochum stattgefundenen Nokia-Betriebsversammlung erklärte Nokia-Deutschland Geschäftführer Klaus Goll, dass er bereits vor Weihnachten von der Unternehmensführung in Finnland über die  Schließung des Standortes Bochum informiert worden war. Was vor Weihnachten bedeutet – ein eher dehnbarer Begriff der  kurz (wirklich sehr kurz) nach dem Urknall bis zum 23.12.2007 23.59.59 Uhr, erklärte Goll nicht. Dafür gab es Buhrufe aus der Belegschaft, zahlreiche persönliche Erklärungen von Mitarbeitern und eine Erklärung von Betriebsratschefin Achenbach, dass alle weiter arbeiten soll, bis das Aus des Standortes auch  von Nokia-Deutschland offiziell beschlossen wird.