Namhaft, dieser öffentliche Brief, der Israel verteufelt und sich nun – in Deutschland dümpelt die „Initiative Weltoffenheit“ ins Off – offenbar ins Web-Archiv verflüchtigt hat. // Nachtrag 09. Juli, 16:15 Uhr: Nach leeren Wochen plus 1 Tag sind Letter und Namen wieder online.
Zwei haben ihren Ausstieg eindringlich begründet, vier weitere sind ihnen stillschweigend gefolgt, vier Schwergewichte bundesdeutscher Kultur: Die „Initiative Weltoffenheit“, vornehmste Fürsprecher des antisemitischen BDS, bröselt vor sich hin, löst sich aber nicht auf. Ihre Rückstände sind unberechenbar.
„Hortensia Völckers, Kulturstiftung des Bundes. Ich spreche als Vorstand einer ausschließlich mit öffentlichen Geldern finanzierten Stiftung.“ Eine schummerig ausgeleuchtete Bühne, 15 Stühle im Corona-Muster arrangiert wie für ein Konklave, nach und nach treten die 15 Darsteller ins Licht, sie reden ins Dunkel hinein, nirgends Publikum, eine Handvoll Journalisten, das Stück hat symbolischen Wert. Am Redepult erklärt Völckers, der Bundestag habe ihnen „Vorboten der Zensur“ geschickt, er hatte dazu aufgerufen, keine öffentlichen Gelder für BDS aufzuwenden, die Hass-Kampagne gegen Israel. In dem „Plädoyer“, das sie und die anderen Kultur-Direktoren – ihre „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“ verwaltet öffentliche Mittel in jährlicher Milliardenhöhe – am Internationalen Tag der Menschenrechte im Dezember 2020 auf der Bühne des Deutschen Theaters in Berlin präsentieren, geben sie BDS als „kritische Position“ und „marginalisierte Stimme“ aus, eine, die „ggf. zu fördern“ sei, wie Völckers hinzufügt. Unter dem Plädoyer die Signatur
Kulturstiftung des Bundes, Hortensia Völckers (Künstlerische Direktorin).
Ende 2022 verabschiedet die Stiftung ihre Direktorin in den Ruhestand, die Signatur bleibt bis weit in das Jahr 2023 unberührt, wohl erst nach den Massakern der Hamas werden
„Keimzelle der Gesellschaft“ und „Wahrheitssuche“, „Beginn des Politischen“ und „Weg in die Zukunft“. Carsten Brosda, gelernter Schalker, jetzt Kultursenator in Hamburg, will BDS partout präsentieren.
„Abenteuerlich“, nennt Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) es, falls diskutiert werde, ob sich der Staat an den Grenzen der Verfassung orientieren soll, wenn er jährlich rund 14,5 Milliarden Euro für Kultur aufwendet. Die Berliner Justizsenatorin Felor Badenberg (CDU) hatte kürzlich in der SüddeutschenZeitung vorgeschlagen, auch Erkenntnisse der Verfassungsschutzbehörden zu nutzen um sicherzustellen, dass keine „antisemitischen, rassistischen oder sonstige menschenverachtenden Inhalte verbreitet werden“. So wie BDS dies tut, die Hetzkampagne gegen Israel wird in den Verfassungsschutzämtern von Bund und NRW als extremistischer Verdachtsfall geführt. Es gehe mithin um keinen Generalverdacht, so Badenberg, sondern um eine „juristisch saubere Handhabe“ bei „einzelnen Verfassungsfeinden“. Die SZ sprach sogleich von einem „umfassenden Verfassungstreuecheck“, im selben Blatt legt Brosda jetzt nach, er ist bekennender Gelsenkirchener, die Wiese hinterm Haus, in dem er aufgewachsen ist, steht ihm Modell für „eine freie Gesellschaft“, sie sieht er nicht von BDS bedroht, sondern von Badenberg: „Rettet die Kultur vor dem Staat“, lässt sich der Kulturstaatsbeamte betiteln, seine eigene Behörde wird im kommenden Jahr 460 Mio Euro an Kulturprojekte ausschütten, wer rettet hier wen, das Verwirrspiel beginnt:
Noch während Hamas massakrierte, erklärte BDS, „nur so können wir Würde erreichen“.Der Verfassungsschutz wertet die internationale Hetzkampagne gegen Israel nicht länger als bloßen Prüffall, sondern als verfassungsfeindliche Organisation. Folgt daraus etwas? Eine Anti-BDS-Klausel im Zuwendungsbescheid?
7. Oktober 2023, seit 06:29 Uhr badet Hamas in Blut, die Barbarei flutet Bildschirme weltweit, um 21:30 Uhr erklärt BDS-Deutschland, Israel habe die „ethnische Säuberung von Millionen indigener Palästinenser*innen“ – Sternchen inkl – „rücksichtslos ausgeweitet“, der jüdische Staat wolle – NS-Vergleich inkl – „die ‚Palästina-Frage‘ ein für alle Mal lösen“, man müsse dem „75jährigem Regime“ – 1948 wurde Israel gegründet – jetzt „insbesondere durch BDS-Taktiken ein Ende setzen. Nur so können wir Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit und Würde erreichen“. Die Pressemitteilung stammt vom BDS-Nationalkomitees (BNC), dem Leitungsorgan der internationalen Hetzkampagne, ihm sitzt Hamas vor
Weltweite Soli mit Hamas, in der arabischen Welt ist es erstaunlich still. In Malmö kreischen sie zu Tausenden eine Israelin nieder, im Televoting wird sie auf Händen getragen. Wird Pop unpopulär?
„In den arabischen Hauptstädten ist es ruhig geblieben“, sagte Olivier Roy eine Woche nach dem 7. Oktober, den Massakern der Hamas, dem Schweizer Magazin Republik: „In Kairo, Tunis oder Rabat gab es keine Demonstrationen, wurden keine israelischen Fahnen verbrannt. Das ist neu“, so der französische Orientalist und Politologe, „bisher war die «arabische Straße» ein enorm wichtiger Faktor im Palästina-Konflikt. Beim jetzigen Überfall spielt sie keine Rolle.“ Roys Deutung: „Die Barbarei der Terrorakte der Hamas hat die arabische Solidarität unterminiert. So etwas kann und will man nicht mittragen.“ Eingeschoben dieser Satz: „Hörbar ist höchstens die «europäische Straße».“ Die wokeStraße, ersetzt sie die arabische?
Bochums Korporationen, Verbände und Parteien rufen die „demokratische Zivilgesellschaft“ dazu auf, „Haltung zu zeigen für Demokratie und gegen Gewalt“. Die jüngsten Angriffe auf
„Wer wie sie den Islam kritisiert, bekommt es gleich mit zwei Gegnern zu tun, die immer enger zusammenarbeiten“, schrieb Stefan Laurin vor einigen Wochen auf diesem Blog: „Islamisten und die woke Linke“, bei allen Unterschieden eine sie der „Hass auf den Westen und die Aufklärung“. Susanne Schröter, Professorin für Ethnologie an der Goethe-Uni Frankfurt, leitet dort das „Forschungszentrum Globaler Islam“, in Bochum wird sie – heute 18:30 Uhr am Westring 26 C, das sind die Nebenräume der Christuskirche Bochum – über „Identitätspolitik und politischer Islam: Postkolonialismus zwischen Religionsfreiheit und Extremismus“ sprechen. In der Ankündigung der Evang. Stadtakademie, die Schröter
Er war Drahtzieher der Anschläge auf die Synagogen in Bochum und Essen: Ramin Yektaparast (36) hat organisierte Kriminalität mit Lifestyle und beides mit gottesstaatlichem Terror verschlagen, letzte Woche wurde der NRW-Iraner in Teheran erschossen.
Der Anruf kam am Mittag des 16. Novembers 2022 „in einem über WhatsApp geführten Videotelefonat“. Babak J., 35jähriger Familienvater aus Dortmund, erhält den Auftrag, einen Brandanschlag auf die Synagoge in Bochum zu verüben. Die Order erteilt ihm „E.“, der wiederum handelt im Auftrag „von staatlichen Stellen der Islamischen Republik Iran“, so hat es das Oberlandesgericht Düsseldorf festgestellt. Dessen 6. Strafsenat hat Babak J. im vergangenen Dezember zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt und festgehalten, wie kurz die Wege sind, die der Terror geht, um aus Teheran ins Ruhrgebiet zu kommen: Zwischen Auftrag und Anschlag lagen keine 36 Stunden. Teils minutengenau zeichnet die Urteilsbegründung nach, wie Babak J. versucht, seinen Kumpel „G.“ als Mittäter zu gewinnen, der zögert, hält ihn hin; erst gegen Mittag des Tattages kauft J. in Essen die Requisiten seines Molotow-Cocktails ein, „eine leere Glasflasche und ein Geschirrtuch“ sowie „Haushaltshandschuhe“. Gegen 17 Uhr teilt „G.“ ihm per Kurznachricht mit, er habe ihn und seinen Plan – „G.“ geht davon aus, dass die Synagoge in Dortmund angegriffen werde – längst der Polizei gemeldet, und Babak J.?
„Die Ruhrtriennale hat ein Problem, wir haben es auch.“ Der Satz ist sechs Jahre alt und tagesaktuell:Was tun, wenn einem BDS ins Programm rutscht wie der Ruhrtriennale jetzt ein weiteres Mal? Wie die Freiheit der Kunst verteidigen? BDS ist ein Angriff auf ihre Idee, warum halten Künstler, die sich nicht zu BDS halten, so beharrlich den Mund?
Vor drei Jahren hat Jan Martens, belgischer Choreograph, den „Letter Against Apartheid“ unterschrieben, der auch Laurie Andersons Namen trägt, darin wird die Gründung des Staates Israel als „Siedlerkolonialherrschaft“ denunziert, Israel als „Apartheidsregime“ bezeichnet und gefordert, „Sanktionen zu verhängen“, um die „Handels-, Wirtschafts- und Kulturbeziehungen (mit Israel) zu kappen“. Der offene Brief spult das BDS-Programm ab, auf Einladung der Ruhrtriennale wird Martens im September das Tanzstück „Futur Proche“ („Nahe Zukunft“) in der Jahrhunderthalle Bochum inszenieren. „Große Herausforderungen wie der Klimawandel, Epidemien und Kriege erfordern unser Handeln“, heißt es in der Ankündigung, Martens lasse über „mögliche Alternativen für unsere zukünftige Welt nachdenken.“ Ein durchaus politisches Stück also, aus sich heraus stellt es die Frage, was „unsere Zukunft“ mit BDS zu tun hat und „unser Handeln“ damit, Texte zu signieren, die tief in Antisemitismen tauchen. Hier die Antwort des Intendanten der Ruhrtriennale, Ivo van Hove:
“The most exciting piano trio in Europe ”, so hört die britische The Times das Michael Wollny Trio, die Hamburger Die Zeit erklärt es zum „aufregendsten Piano-Trio der Welt“. Beides keine Blätter, die mit Superlativen um sich werfen, nehmen wir Tim Lefebvre am Bass: Ihn hat auch Sting schon in seine Band geholt, ebenso Elvis Costello, Jamie Cullum, Till Brönner … Und: Der Wollny-Gitarrist hat den Bass auf dem letzten Album von David Bowie gespielt, auf “Black Star”, es ist Bowies Vermächtnis. Most exciting, dieses Trio, in der Tat – hat das noch was mit Jazz zu tun?