Kay Voges, Intendant am Schauspielhaus Dortmund, wurde 2013 für den wichtigsten deutschen Theaterpreis „Der Faust“ für seine Regiearbeit nominiert. 2014 folgte eine zweite Nominierung für den Faust. In wenigen Jahren hat Voges es geschafft, Dortmund zu einem relevanten Spielort zu machen, der über die Grenzen des Ruhrgebietes hinaus wahrgenommen wird. Die Welt schrieb, er habe mit seinem Stil das Dortmunder Schauspielhaus „zum besten Schauspiel in Nordrhein-Westfalen“ gemacht habe. Andere betitelten Voges gar als „Deutschlands heißesten Regisseur“. Unauffälliges Theater macht Kay Voges also nicht. Kritikerlegende Stefan Keim freute sich auf nachtkritik.de mit den Worten „Gott sei Punk“ über ein Theater, das „berührend, heftig, verstörend und enorm unterhaltsam“ ist. Die neue Spielzeit hat begonnen – diesen Freitag feiert die Intendanten-Inszenierung „Hamlet“ Premiere. Es ist also höchste Zeit für die Ruhrbarone, mit Kay Voges zum Start der Spielzeit 2014/2015 über seine Pläne zu sprechen.
Heute Ausstellungseröffnung RuhrKunstSzene
Das ehemalige Ostwallmuseum – Totgesagte leben länger
Das Ostwallmuseum wird wieder mit Leben gefüllt. Das Haus wird für das Theaterfestival FAVORITEN 2014 nicht nur Festivalzentrum sein, sondern auch Veranstaltungsraum werden. Das bestätigte die Festivalveranstalter heute gegenüber diesem Blog. Das Gebäude des ehemaligen Museum am Ostwall sollte nach dem Umzug des Museums in den U-Turm eigentlich nach den marktüblichen Konditionen verkauft werden – in Dortmund eine höchst umstrittene Entscheidung. Für viele wird daher die vorübergehende Theaternutzung eine gute Nachricht sein, könnte das die Debatte doch neu befeuern.
Die Schönheit des Gebäudes erschliesst sich nicht unbedingt jedem Auswärtigen sofort, historisch gesehen ist der Standort jedoch für die Stadt Dortmund nicht ganz unbedeutend – stand doch hier das alte Landesoberberggamt. Das an dieser zentral gelegenen Stelle demnächst einer der zahlreichen Seniorenwohnsitze errichtet werden könnte, sehen nicht alle als ideale Lösung an. Dieser Plan bedient zwar ohne Zweifel einen wachsenden Markt, nicht aber die Seele der Dortmunder.
Bundesweiter Filmstart: „Göttliche Lage“ – Ein Film über den Phönixsee, den Strukturwandel und über Gentrifzierung
Der Film Göttliche Lage. Eine Stadt erfindet sich neu ist bundesweit in den Kinos gestartet – bei der Premiere letzte Woche war das Publikum begeistert. Der Film, der in einer Langzeitbeobachtun die Entwicklung eines alten Arbeiterviertels zum Edelquartier zeigt, ist preisverdächtig. Im Zentrum des neu erschaffenen Stadtviertels liegt der Phönix-See, ein künstlich angelegtes Gewässer, das die ehemalige Industriebrache mit Mondlandschaft-Charakter und Altlastenproblemen zu einer begehrten Wohnlage mit Marina und Flanierpromenade verwandelt hat.
Den See, der etwas größer als die Hamburger Binnenalster ist, belächeln die einen als „Deutschlands größte Pfütze“ und sorgen sich um die Verdrängung der Menschen durch die reichen Neuanwohner, während andere den Phönixsee als Prestigeobjekt ansehen und ihn für eine europaweit bedeutsame städteplanerische Leistung halten. Wer Recht hat, wird in dem Film aber nicht beantwortet – dafür wirft er jede Menge spannender Fragen auf. Nach der ausverkauften Premiere
Landtag NRW tagt zu Dortmunder Nazidemo: Wenig Aufschlussreiches zum Chemikalienangriff auf die Polizei
Auf Antrag der CDU-Fraktion gab es heute im Landtag NRW eine Aktuelle Stunde mit der vielsagenden Fragestellung, die fast wie ein Antwort klingt: „Polizisten in Dortmund von Linksautonomen mit Chemikalien angegriffen?“ Aber gibt es handfeste Beweise, dass es sich bei den Angreifern um „Linksautonome“ gehandelt hat? Der mündliche Bericht der Polizei im Landtag heute, lässt diesen Schluss jedenfalls nicht unbedingt zu. Solange die Straftäter aber nicht bekannt sind und die Straftaten nicht ermittelt und bewiesen wurden, sollte man von einer Vorverurteilung und Zuordnung der Gewalttäter zu einer bestimmten politischen Gruppe absehen. Auch hier gilt – im Zweifel für den Angeklagten.
Nazidemo: Polizei ermittelt gegen zwei Landtagsabgeordnete der Piraten
Gegen zwei Mitglieder des Landtages (Piraten) wird wegen Verstöße gegen das Versammlungsrecht ermittelt. Die Versammlung an der Katharinentreppe und in der Schmiedingstrasse wurden von den beiden Landtagsabgeordneten Daniel Düngel und Birgit Rydlewski angemeldet.
Rydlewski wundert sich über die Ermittlungen: „Während der von mir angemeldeten Versammlung kam es nach meiner Kenntnis nicht zu Verstößen gegen das Versammlungsrecht. Auch als ich nach der Auflösung meiner Versammlung zur Katharinentreppe ging, wo mein Landtagskollege Daniel Düngel der Demo-Anmelder war, ist mir kein Verstoß aufgefallen. Gegen wen von uns genau die Polizei ermittelt, weiß ich nicht, denn ich habe es gerade erst aus der Presse erfahren. Wenn die Polizei gegen mich ermittelt sollte, würde ich erwarten, dass sie mich darüber informiert.“
Torsten Sommer (MdL), war ebenfalls vor Ort. „Wenn, wie ich es gerade auf Der Westen gelesen habe, gegen uns Piraten von der Polizei ermittelt wird und wir von der Strafanzeige erst aus den Medien erfahren, ist das eine echte Frechheit! Ich frage mich, ob die Polizei das als klugen Schachzug im Umgang mit Demonstranten und Anmeldern ansieht. Die Unschuldsvermutung wird durch die vorschnelle Veröffentlichung außer Kraft gesetzt – das ist wie eine Vorverurteilung. Ich möchte, dass erst einmal diejenigen informiert werden, gegen die Strafanzeige gestellt wurde. Mit Immunitätsregeln hat das nicht tun – nur mit Anstand!“
Gut möglich ist aber auch, dass auch noch andere eine Anzeige gegen die Piraten erstattet haben. Bei Nazi Demonstrationen in der Vergangenheit hatten beispielsweise Rechtsextreme mehrfach gegen Ratsmitglieder von „Bündnis 90/Die Grünen“ Anzeige erstattet. Die Ermittlungen wurden eingestellt.
Snowden-Lesung im Schauspielhaus Dortmund
Worldwide Reading für Edward Snowden
Für die einen ist Edward Snowden ein Verräter – für die anderen ist er ein Held.
Das Schauspiel Dortmund beteiligt sich an der weltweiten Lesung mit dem Titel
Freiheit und Anerkennung für Edward Snowden.
Die Lesung mit Andreas Beck ist Teil der vom Internationalen Literaturfestival Berlin initiierten „Worldwide Reading“, mit der auf die Verdienste Snowdens aufmerksam gemacht und dazu beigetragen werden soll, dass Snowden als freier Mann in die USA zurückkehren kann.
Montag, 8. September 2014, 19:30 Uhr
Schauspielhaus Dortmund / Institut
Der Eintritt ist frei
UPDATE Nazi-Berichterstattung: Schlechte Zeiten für Journalisten?
Update: Heute morgen wurden den Ruhrbaronen Fotos zugespielt, die beweisen, dass der langhaarige Nazi in seiner Faust ein Pfefferspray hält. Der Finger liegt eindeutig auf dem roten Druckkopf der Flasche. Bei Herunterdrücken tritt das Pfefferspray aus. Strafrechtlich wird es jetzt für ihn eng: Denn Pfefferspray („Reizstoffsprühgerät“) gilt als Waffe, wenn das Spray dazu bestimmt ist, „die Angriffs- oder Abwehrfähigkeit von Menschen zu beseitigen oder herabzusetzen.“ Das gilt für die dokumentierte Situation. Man kann also davon ausgehen, dass die Polizei ermitteln wird. Einen bewaffneten Angriff auf Journalisten findet niemand lustig – das Gericht bestimmt auch nicht.
ENVIO: Der Gerichtsprozess ist für die Opfer noch lange nicht verloren.
Einer der größten Umweltskandale in Nordrhein-Westfalen wurde gestern am Landgericht in Dortmund weiterverhandelt. Die Verteidiger des angeklagten ENVIO-Geschäftsführers Dirk Neupert gaben sich siegessicher – die Nebenkläger werden weiterkämpfen. Nachdem Thomas Kelm, Vorsitzender der Strafkammer, in der letzten Woche das Zwischenfazit im ENVIO-Prozess gezogen hatte, dass eine Verurteilung des wegen Körperverletzung „aus jetziger Sicht problematisch sei“, war die Enttäuschung groß. Die zahlreichen Krankheitssymptome der 50 Opfer, die als ehemalige ENVIO-Arbeiter dem PCB schutzlos ausgesetzt waren, würden „nicht zweifelsfrei“ auf die erhöhten PCB-Werte im Blut der Betroffenen zurückgeführt werden können, führte Richter Kelm aus. Am gestrigen Prozesstag beschrieb jedoch der vom Gericht bestellte Gutachter und PCB-Experte Prof. Dr. Wolfgang Rotard (TU Berlin) sehr anschaulich, wie giftig und gefährlich PCB ist. Der Prozess ist also noch nicht endgültig entschieden.
Das Gericht hatte zwar deutlich gemacht, dass es sich vor allem auf das Gutachten von Professor Albert Rettenmeier , der von der Staatsanwaltschaft bestellt wurde, bezieht. Für das Urteil im Prozess werden alle vorliegenden Gutachten und Beweismittel ausgewertet, aber man kann sagen, dass im Moment Rettenmeier zum „Hauptgutachter“ gemacht wurde. Diese Entscheidung erschliesst sich einem nicht ganz, hat doch Rettenmeier in seiner Ausführungen vor Gericht durch seine allgemeinen Aussagen wenig zur Aufklärung beigetragen.
Göttliche Lage – Ein Film über den Phönixsee
Heute Regisseurgespräch im sweetSixteen zum Film „Göttliche Lage“
Das Programm-Kino sweetSixteen im Dortmunder Norden im depot hat anlässlich des bundesweiten Start des Films „Göttliche Lage“ am letzten Donnerstag, die Regisseure Ulrike Franke und Michael Loeken zu einem Regisseurgespräch eingeladen. Sie werden ihren Dokumentation über die Enstehung des Phönixsee und die Auswirkungen auf die umliegenden Stadtteile dem Publikum persönlich vorstellen. Am Montag kommt ein Artikel auf den Ruhrbaronen zum Filmstart.
Die Vorstellung heute ist leider schon ausverkauft – aber der Film läuft noch an diesen Tagen
- Do, 21.08. bis Mi, 27.08. jeweils um 19.00 Uhr
- Am Do, 23.08 in Anwesenheit der Regisseure (Vorstellungsbeginn 19.00 Uhr)
- Do, 28.08. bis Mi, 03.11. jeweils um 17.00 Uhr
Zum Film „Göttliche Lage“.
Februar 2008, Dortmund-Hörde, eine Stadt im Ruhrgebiet, bis April 2001 einer der wichtigsten Stahlstandorte der Welt. Das riesige Gelände des Stahlwerkes Phoenix-Ost, das heute aussieht wie eine Mondlandschaft, soll in etwa zwei Jahren ein See sein, mit einer Marina und einer Piazza, die die Menschen aufatmen lassen. In hochwertigen Häusern und Bürogebäuden werden sie direkt am Wasser wohnen und arbeiten. Doch dachte die „Phoenix-See-Entwicklungsgesellschaft“ wirklich an alle Dortmunder?
Die Dortmunder Filmemacherin Ulrike Franke und der ebenfalls aus NRW stammende Autor, Produzent und Regisseur Michael Loeken begleiten diesen Prozess in ihrer Langzeitdokumentation GÖTTLICHE LAGE von den ersten Sitzungen der Projektentwickler bis zur feierlichen Eröffnung und darüber hinaus. Über fünf Jahre sollen letztlich vergehen, bis das einstige Stahlwerk einem See gewichen ist. Planer und Anwohner, Visionäre und Zweifler werden zu Gewinnern und Verlierern des gesellschaftlichen Fortschritts.
Karten
6,- Euro / 5,- Euro Ermäßigung
Karten reservieren unter: 0231 910 66 23
Kino
sweetSixteen-Kino
Immermannstr. 29
44147 Dortmund