Elektra im Schauspielhaus Dortmund: IS, Pegida und Revolte

Henker/Bauer: Frank Genser Elektra: Caroline Hanke Chor: Bettina Lieder, Merle Wasmuth Pylades: Carlos Lobo Orest: Peer Oscar Musinowski Klytaimnestra: Friederike Tiefenbacher Live-Band: Geoffrey Burton, Larry Mullins alias Toby Dammit, Paul Wallfisch Elektra (als Kind): Alice Simon Orest (als Kind): Leonhardt Walkenhorst
Elektra, Foto: ©Edi Szekely

Regisseur Paolo Magelli und Dramaturg Alexander Kerlin haben sich in der Inszenierung von „Elektra“ nach Euripides viel vorgenommen. Zu viel. Das Stück bietet ausreichend Stoff, um es in die moderne Zeit zu übertragen. Das über 2400 Jahre alte Stück ist immer noch relevant, in den vergangenen Jahrtausenden haben sich die grundlegenden Fragen des menschlichen Seins nur wenig verändert: Macht, Loyalität und Rache sind heute genauso aktuell wie damals.

Alles dreht sich um einen Königsmord, der an Agamemnon begangen wurde. Sein Sohn Orest kehrt nach seiner Flucht vor den Mördern nach Hause zurück, um den Tod seines Vaters zu rächen. Auch Elektra, die Tochter des erschlagenen Königs, will sich mit der Mordtat ihrer Mutter nicht abfinden. So ist voller Hass gegen ihre Mutter und jetzige Königin, die sich die Macht mit dem neuen König, ihrem Liebhaber, teilt. Regisseur Magnelli sieht in der Figur der Elektra das „Symbol der politischen Unzufriedenheit, die personifizierte, reine Revolte“.

Mit dieser Interpretation wird das Stück in die Jetzt-Zeit geholt. Regisseur Paolo Magelli, Intendant des Teatro Metastasio Stabile della Toscana, doch möchte keine soziologische Analyse auf die Bühne bringen, sondern: „Diese politische Klaustrophobie, die ich persönlich erlebe, kann ich nicht ertragen und muss daher versuchen (…) sie zu verarbeiten.“

Dramaturg Alexander Kerlin hält sich an die ursprüngliche Geschichte, krempelt sie aber gleichzeitig radikal um. Ein guter und interessanter Plan. Kerlin schrieb das über 200 Seiten starke Stück nicht nur umfassend um, sondern aktualisierte es bis zum letzten Probentag mit den sich überstürzenden aktuellen Ereignissen. In die Tragödie wurde work in progress der Mordanschlag auf Charlie Hebdot, die rechtspopulistische Pegida-Bewegung, die ansteigenden Flüchtlingszahlen, die IS-Morde in Syrien und im Irak und – ganz allgemein – die „ideologische Verwirrung“ angesichts uneindeutiger politischer Verhältnisse verarbeitet. Ein bisschen Kapitalismuskritik musste auch sein. Überraschend war schon eher das Zitieren von Bundespräsident Joachim Gaucks Statement: „Euer Hass ist unser Ansporn“.

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Piraten und Linke wollen Parteiverbot von „Die Rechte“ und erstellen eigene Gutachten

Demo gegen NWDO-Verbot in Dortmund, Foto: Ulrike Märkel
Demo gegen NWDO-Verbot in Dortmund, Foto: Ulrike Märkel

Ein Fackelzug von Mitgliedern der Partei „Die Rechte“ vor eine Asylbewerberunterkunft in Dortmund, sorgte bei den Flüchtlingen für Angst und Schrecken. Für diesen Freitag kündigte „Die Rechte“ einen weiteren Aufmarsch vor einer Flüchtlingsunterkunft in Dortmund an. In Nordrhein-Westfalen werden immer mehr Stimmen für ein Verbot der rechtsextremen Partei laut. Die Piraten und die Linke geben eigene Gutachten zu einem Parteiverbot in Auftrag, um die Chance auf ein Verbot auszuloten. Mehrere Landtagsabgeordnete forderten die Prüfung eines Verbots der rechtsextremen Partei „Die Rechte“ mit mehr Nachdruck zu verfolgen. Auch bei der SPD bewegt sich etwas. NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) versicherte, dass man ein Verbot intensiv prüfe. Er stellte fest, dass Dortmund ein „Hotspot für Rechtsextreme“ aus ganz Westdeutschland sei. Kaum jemand wird ihm bei dieser Feststellung widersprechen wollen.

Die rechtsextreme Partei ist bundesweit in 22 Kreisverbänden organisiert, wird aber von Dortmund aus gesteuert. Hauptakteure sind neben Nazikader Christian Worch, zahlreiche Mitglieder des inzwischen verbotenen Nationalen Widerstand Dortmund (NWDO) und der Kameradschaft Hamm. Dass den braunen Kameraden der Übergang zum Handeln einer Partei nicht gelingt, ist nicht überraschend. Ihre Unfähigkeit, sich in demokratischen Strukturen zu bewegen, könnte sie längerfristig die Anerkennung als Partei kosten. Ihr Verhalten ist seit Parteigründung von dem Handeln einer Partei weit entfernt:

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NRW-Salafisten laden nach Niedersachsen ein: Ansaar international e.V. sammelt Geld für Syrien

Ankündigung der Benefizgala von Joel Kayser von Ansaar Düsseldorf e.V., Screenshot
Ankündigung der Benefizgala von Joel Kayser von Ansaar Düsseldorf e.V., Screenshot

Der salafistische Hilfsverein Ansaar International e.V. aus Düsseldorf ist offensichtlich unbeeindruckt von der Ankündigung des NRW-Innenministers Ralf Jäger, den Fokus der Sicherheitsbehörden in Zukunft auf die Bekämpfung des gewaltbereiten Salafismus zu legen. Ansaar-Chef Joel Kayser, ein ehemaliger Hip-Hop Sänger, kündigte letzte Woche selbstbewusst auf YouTube eine Benefizveranstaltung für Syrien an. Sie sollte gestern im benachbarten Bundesland stattfinden. Ansaar ist beim Spendensammeln besonders erfolgreich: Im letzten Jahr sammelte der Verein allein für die Krisenregionen Gaza, Syrien und Somalia über 1,3 Millionen Euro ein. Zu dem Wohltätigkeitsevent in Niedersachsen waren zwei der bekanntesten Hassprediger eingeladen: Die Salafisten Abu Baraa und Shaik Abu Anas.

Der Artikel erschien in ähnlicher Version am Freitag in der Printausgabe der taz – die tageszeitung.

Salafistische Prediger nutzen regelmässig die Benefizveranstaltungen von Ansaar e.V. um Propagandaaktivitäten durchzuführen. Die beiden einschlägig bekannten Prediger wurden nach Braunschweig eingeladen, um die Herzen – vor allem aber die Geldbörsen der Gläubigen zu öffnen. Neben Snacks und Essen bot Ansaar den Gästen die Predigten von Shaik Abu Anas (Muhamed Ciftci) und Ahmahd Abu Baraa an.

Der Gastpredigern Abu Baraa gilt als Schlüsselfigur der deutschen Salafistenszene – mit guten Kontakten ins Ausland. Er predigt regelmäßig in der radikal-salafistischen As-Sahaba-Moschee in Berlin. Auf der Website der Moschee gibt Abu Baraa in Videos seine Sicht der islamischen Rechtsauslegung zum besten: Die Beschneidung eine Frau sei Allahs Wunsch, damit sie kein übergroßes Verlangen nach Intimität habe. Auf reichlich unappetitliche Weise lässt sich der Prediger über das weibliche Geschlecht aus und fährt fort, dass es einer Frau nicht erlaubt ist, ihrem Ehemann den Geschlechtsverkehr zu verweigern. Sie muss ihm gehorchen, wenn er sie „ins Bett“ ruft. Kommt sie dieser „Pflicht“ nicht nach, wann immer er wolle, ist sie eine große Sünderin und wird von einem Engel verflucht. Die Drohungen gehen weiter. Allah wird sie wegen der Weigerung mit ihrem Mann den Geschlechtsverkehr zu vollziehen, zur Rechenschaft ziehen.

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Flüchtlingsheime: Flüchtlinge sind in der Adlerstrasse „Herzlich willkommen!“

Flucht aus Afghanistan: Ehan A., Foto: Ulrike Märkel
Flucht aus Afghanistan: Ehan A., Foto: Ulrike Märkel

Ein lautes Rufen hallt durch die Eingangshalle: „Nahid, where are you?“ Es ist nicht die einzige Fremdsprache, die zu hören ist. Einer der Sicherheitsleute balanciert ein Tablett in die Küche, ein Betreuer schleppt ein Paket mit Babybekleidung in eine Kammer. Alltag in der Flüchtlingsnotunterkunft Adlerstraße in Dortmund. Menschen stehen in kleinen Gruppen auf den Fluren zusammen, andere sitzen verloren auf einem Stuhl und blicken ins Leere. Man spürt in der Betriebsamkeit, dass jeder von ihnen eine schwere Zeit erlebt hat. Hinter ihnen liegen Krieg, Verfolgung und Vertreibung aus der Heimat. Viele sind erschöpft und wirken dennoch erleichtert.  In der ehemaligen Grundschule in Dortmund haben sie vorübergehend ein Zuhause gefunden. Wo einst konzentrierte Stille in den Klassenzimmern herrschte, fährt ein kleiner Junge rasant mit einem roten Bobby-Car um die Ecke. In diesem Moment wirkt er glücklich.

Der Artikel erschien in der Bodo 02/2015.

Das liegt sicher auch daran, dass seit der Eröffnung des im Eiltempo eingerichteten Flüchtlingsheims, die Welle der Hilfsbereitschaft nicht abreißt. Neben zahlreichen Sachspenden gibt es viele Hilfsangebote von Menschen, die ihre Zeit schenken wollen. Insgesamt haben 50 aktive Helfer zuverlässig Aufgaben übernommen. Viele von ihnen sind durch eine Internet-Gruppe auf die Ankunft der Flüchtlinge aufmerksam geworden.

Team Kleiderkammer, Foto: Ulrike Märkel
Team Kleiderkammer, Foto: Ulrike Märkel

Astrid C., die nicht weit vom Flüchtlingsheim entfernt lebt, hat sie ins Leben gerufen, um alle Hilfsangebote zu sammeln und zu verteilen – wie an einer Pinnwand. In rasanter Geschwindigkeit wuchs die Gruppe auf fast 900 Mitglieder an. Hier wird regelmäßig gepostet, was gerade angeboten oder dringend gebraucht wird.Der jüngste Bewohner in der Adlerstraße 44 ist nur wenige Tage alt, er wurde gerade geboren: „Der andere Kinderwagen ist schon weg. Ein neu geborenes Baby braucht jede Menge Windeln und Stramplern!“ „Ja, wir haben noch einen Buggy im Keller. Wann können wir vorbeikommen?“

Im Haus in der Adlerstrasse leben Menschen aus elf verschiedenen Ländern, unter anderen aus den Krisenregionen Afghanistan, Syrien und Irak. Einer von ihnen ist Ehan A. Er wurde als Kind in seiner afghanischen Heimatstadt Herat schwer verletzt. Beim Fußballspielen entdeckte er eine amerikanische Splitterbombe. Als er den Blindgänger aufheben wollte, explodierte er und riss dem damals 10-Jährigen ein Bein ab. Eine Hilfsorganisation finanzierte ihm die lebensrettende Amputation.

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Samstag noch nichts vor? Das WDR3 JAZZFEST im domicil in Dortmund lohnt einen Besuch


Die ersten Tage des WDR3 Jazzfestes waren ein voller Erfolg. Nach dem vollständig ausverkauften Konzert gestern Abend im Dortmunder Jazzclub domicil, geht das Jazzfestival heute Abend weiter. Wer gestern den großartigen Festivalabend, u.a. mit dem legendären US-Gitarristen John Scofield und dem Pablo Held Trio verpasst hat, kann heute Abend und am Samstag noch jede Menge besten Jazz in Dortmund hören.

Der heutige Festivalabend beginnt mit der Preisverleihung des WDR Jazzpreis, u.a. an den Musikjournalisten Michael Rüsenberg für sein herausragendes Lebenswerk. Die Verleihung im Konzerthaus Dortmund ist zwar ausverkauft, aber es gibt noch Karten für das anschliessende Konzert im domicil. In der„late night show“ geht es ab 23:30 Uhr am gewohnten Festivalort weiter. Das Craig Taborn Quartett spielt „ureigenste Parameter des Jazz, swingend auf dem Beat“.

Das Programm am Samstag ist ebenfalls vielversprechend. Das Stehvermögen einer Nacht-Eule kann nicht schaden, das letzte Konzert des viertägigen Festivals beginnt um 1:00 Uhr nachts.

Samstag, 31.01.2015

Thomas Rückert Trio
Beginn: 20:00, domicil
Mit seinem Trio mit Reza Askari und Fabian Arends hat der bei Kölnlebende Pianist Thomas Rückert die leisen, modernjazzigen Tönefest im Blick: sanft und in sich gekehrt imZusammenspiel, gefühlvoll und sensibel im Ausdruck.
Thomas Rückert · p|Reza Askari · b|Fabian Arends · dr

Jazzpaña
Beginn: 22:00, domicil
Schon zweimal wurde die Verbindung zwischen Jazz und Flamencobeleuchtet. Nun schlagen die Gitarristen Ulf Wakenius und GerardoNúñez mit dem Percussionisten Cepillo ein neues»Jazzpaña«-Kapitel auf und färben mit dem Trio des Pianisten Ramón Valledie amerikanisch-europäische Fusion afrokubanisch ein.
Ulf Wakenius git | Gerardo Núñez git | Marius Neset sax | Cepillo perc | Ramón Valle p | Omar Rodriguez Calvo b | Liber Torriente dr

Lorenz Raab Quartet
Beginn: 0:00 Uhr, domicil
2015 feiert der österreichische Trompeter Lorenz Raab seinen40. Geburtstag. Deshalb hat er ein Quartett zusammengestellt,mit dem er seine »Lieblingsstücke« aufführt: Modern Jazz zwischenmusikalischem Experiment und groovenderAusgelassenheit.
Lorenz Raab · tp | Matthias Löscher · g | Matthias Pichler · p | Lucas Niggli · dr

Frank Woeste – solo
Beginn: 1:00 h (Sonntag), domicil
In seiner Wahlheimat Paris hat sich der gebürtige Deutsche FrankWoeste als Pianist längst etabliert. Frank Woeste · piano

Eintrittskarten können hier bestellt und direkt ausgedruckt werden.

Lehrer findet Holocaust uninteressant – und wurde aus dem Schuldienst entlassen

Daniel Krause in Köln; Screenshot: Youtube By Nogocologne
Daniel Krause in Köln; Screenshot: Youtube By Nogocologne

Lehrer Daniel K. ist vom Holocaust genervt. Das teilte er auf WDR 5 der Öffentlichkeit in Form eines Zuhörer-Anrufes mit. Gestern zog die zuständige Behörde in Arnsberg die Konsequenzen und suspendierte den Lehrer vom Schuldienst. Der Lehrer an einem Gymnasium hatte bei dem öffentlich-rechtlichen Radiosender angerufen und sich zum Tagesgespräch Erinnerungskultur: 70 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz gemeldet. In der Radio-Sendung ging es auch um die Frage, wie die Geschichte des 3. Reiches im Schulunterricht vermittelt werden kann. Der Lehrer, der in Unna an einem Berufskolleg unterrichtete, machte sich bei dieser Gelegenheit mal so richtig Luft über seinen Frust angesichts des starken Anteils des Holocausts am Lehrplan.

Der sich als links bezeichnende Lehrer aus Unna bekannte sich in seinem Anruf beim WDR 5 Radio zunächst einmal dazu, homosexuell zu sein. So weit so gut. Er sei ein “großer Freund des Staates Israel und Freund der Juden“. Auch gut. Doch dann fängt es an, schräg zu werden. Er sei als Homosexueller „gewissermaßen auch ein klassisches Opfer der Nationalsozialisten“. Richtig ist, dass in der Nazizeit etwa 15.000 Homosexuelle in Konzentrationslager gebracht wurden und Tausende darin umkamen. Nur entschuldigt das nicht K.s Verharmlosung des Holocaust*, die seinem Outing folgte.

K. fährt mit seinen persönlichen Erfahrungen fort: „Trotzdem muss ich sagen, dass mich als Kind Auschwitz wenig berührt hat, emotional.“ Das mag sein, aber diese Feststellung lässt nicht den weiteren Schluss zu: „Und heute nervt mich das wirklich, auch wie stark es (der Holocaust) im Lehrplan steht und wie heute übermäßig auch Schüler damit am Gymnasium genervt werden.“ Eine erstaunliche Sicht für einen Lehrer, der einen klaren Bildungsauftrag hat und die Aufgabe, Geschichte wahrhaftig darzustellen und die Massenvernichtung der Juden im 3. Reich zu vermitteln. Krause unterrichtet die Fächer Deutsch, Pädagogik und Politik.

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Premiere im Schauspielhaus Dortmund – Häuptling Abendwind und Die Kassierer: Eine Punk-Operette

Häuptling Abendwind und Die Kassierer: Eine Punk-Operette, Foto: Birgit Hupfeld
Häuptling Abendwind und Die Kassierer: Eine Punk-Operette, Foto: Birgit Hupfeld

Gestern feierte am Schauspielhaus Dortmund die Punk-Operette Häuptling Abendwind und Die Kassierer Premiere. Das Stück ist eine Mischung aus Konzert, Schauspiel und Anarchie. „Punk meets Theater“ – geht das denn? Ja es geht. Sogar sehr gut. Für Veganer, Slowfood-Anhänger, Keimlingzüchter und Kostverächter ist die Punk-Operette allerdings nichts. Hier wird der Fleischeslust ebenso gefrönt, wie der Lust auf Fleisch. Wer aber gerne jede Menge Spaß hat, grobschlächtigen und gleichzeitig hintersinnigen Humor schätzt und nach dem Stück in bester Laune die nächste Bratwurstbude ansteuern möchte, sollte sich den Abend nicht entgehen lassen. Regisseur Andreas Beck ruft den Zuschauern ein sehr fröhliches „Hineinspaziert – Willkommen, bienvenue, welcome!“ zu. Diesem Ruf sollte man unbedingt folgen und sich auf die wunderbar sonderbare Welt der Kassierer und der Menschenfresser einlassen.

Der Konzertheaterabend ist nicht nur für diejenigen interessant, die seit 30 Jahren die Pott-Punkband lieben und die Songs „Blumenkohl am Pillemann“ oder „Mach die Titten frei“ textsicher mitsingen können. Die Schilder im Eingangsbereich, dass Alkohol trinken und Essen im Innenraum nicht gestattet sind, konnten dem Publikum nichts von der Begeisterung an der Musik nehmen. Dass der Abend ein voller Erfolg war, lag auch daran, dass die Fans (auch wenn man gemeinsam ein paar Jahrzehnte älter geworden ist) noch immer großen Spaß in den Backen haben, wenn es laut von der Bühne schallt: „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist!“

Doch nicht nur die altbekannten Kassierer-Hits wurden gespielt. Gleich mit acht neuen Liedern trat die Band auf, um die Geschichte zweier Häuptlinge und einer kannibalischen Liebe musikalisch in Szene zu setzen. Ob nun Die Kassierer das Stück begleiten oder das Stück die Klammer für die legendären Kassierersongs bietet, ist nicht eindeutig zu sagen. Und auch einerlei – denn beides zusammen funktioniert hervorragend.

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UPDATE: Dresdener PEGIDA-Demo wurde wegen Terror-Bedrohungslage abgesagt

Absage der PEGIDA-Demo, Screenshot facebook
Absage der PEGIDA-Demo, Screenshot facebook

UPDATE II: In einer Videobotschaft auf seiner facebook-Seite macht der Dresdener PEGIDA-Veranstalter Lutz Bachmann deutlich, dass die Organisatoren bis zum nächsten Montag ein Sicherheitskonzept entwickeln wollen. Dann solle es nach dem Motto „Wir spazieren am 26.01.2015 wieder!“ weitergehen.
In den nordrhein-westfälischen GIDA-internen sozialen Netzwerken werden bereits Behauptungen diskutiert, dass sich das Orgateam von PEGIDA Dresden vom Staatsschutz bestechen liess. Andere glauben, dass die Absage der PEGIDA-Organisatoren nur eine von Hackern auf facebook platzierte Fehlinformation (wie 2014) sei. Fest steht: Weder die Gefahrenlage, noch die offizielle Absage ist eine Falschmeldung.

UPDATE I: Ungeachtet der Bedrohungslage in Dresden, wollen die Veranstalter die 1. Abendspaziergang-Demo namens „DUIGIDA“ in Duisburg am Montag trotzdem stattfinden lassen, wie PEGIDA NRW gerade auf facebook und per Mail mitteilte. Auch KöGiDa soll am Mittwoch stattfinden. Es ist eine Zwischenkundgebung vor dem WDR geplant – passend zu den skandierten PEGIDA-Rufen „Lügenpresse“.

Die Dresdener Polizeidirektion hat heute eine Allgemeinverfügung erlassen, die alle Versammlungen und Aufzüge unter freiem Himmel in Dresden untersagt. Anlass ist laut Polizei die aktuelle Bedrohungslage internationaler Terrorismus im Dresdener Stadtgebiet. Daher sagten die Veranstalter von PEGIDA Dresden vor einer Stunde ihre Demonstration gegen die angebliche Islamisierung des Abendlandes ab. Das ist nach dem Verbot der HoGeSa-Demo in Essen ein weiterer Schlag gegen die Bewegung der vermeintlichen „Europäischen Patrioten“ und Islamfeinde. Wer Angst vor Anschlägen und der unmittelbaren Gefährdung von Leib und Leben haben muss, wird in Zukunft nicht mehr auf Demonstrationen der PEGIDA, DÜGIDA, WÜGIDA etc. gehen. Die Gefahr terroristischer Anschläge ist vor der deutschen Haustür angekommen. Das ist der am schlimmsten vorstellbare Grund dafür, dass eine PEGIDA-Demo abgesagt werden muss.

Laut Polizei sei die Gefahr bei der Demonstration in Dresden zu groß, um sie zuzulassen. Die Gefahr sei nicht abstrakt, sondern richte sich konkret gegen ein Mitglied des PEGIDA-Organisationteams. Man kann vermuten, dass es sich dabei um Lutz Bachmann handelt. Der mehrfach vorbestrafte Sachse wurde im November 2014 zum Vorsitzenden der Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (PEGIDA) gewählt. Die Polizei sieht angesichts der Größe der Menschenmenge keine Möglichkeit die Demonstranten ausreichend zu schützen.

Verfügung der Polizei Dresden, Screenshot
Verfügung der Polizei Dresden, Screenshot
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Hakenkreuze an Privathaus eines Piraten

Hakenkreuze an Privathaus
Hakenkreuze an Privathaus

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurde auf das Haus des Piraten Robert Rutkowski von Nazis ein feiger Anschlag verübt. Unbekannte Täter schmierten auf seine Hauswand mit weißer Farbe zwei große Hakenkreuze. Wieder einmal zeigen die Nazis in Dortmund, dass sie weder politisch handeln, noch argumentieren können. Sie sind nichts weiter als feige Schmierfinken.

Die Hakenkreuz sind innerhalb von zwei Wochen der zweite Versuch den engagierten Antifaschisten Rutkowski einzuschüchtern. Er ist Mitarbeiter der Landtagsfraktion der NRW- Piraten und seit vielen Jahren aktives Mitglied des Bündnisses BlockaDO. Das Bündnis hat zum großen Ärger der Rechten schon mehrfach Naziaufmärsche in Dortmund erfolgreich blockiert und konnte dadurch den ungehinderten Durchmarsch der Nazis durch die Stadt verhindern.

Todesanzeige
Todesanzeige

Bereits Ende Dezember hatten Nazis unter dem Pseudonym christian@DerWelder ihm und drei weiteren Personen, darunter Ruhrbaron Sebastian Weiermann, anonym einen makabren Tweet über Twitter zugeschickt. Angehängt war eine Todesanzeige mit dem Namen und dem angeblichen Todestag. Unterzeichnet ist die Anzeige mit Nationaler Widerstand jetzt! und Deutsche kauft bei (….).it , dem Internetversandhandel von NRW-Chef „Die Rechte“, Michi Brück, der auf dem Server des Parteikollegen Dennis Giemsch liegt. Mit Humor hat das nichts zu tun. Solche Taten sollen Menschen daran hindern, sich gegen Rechtsextremismus zu engagieren und sind der jämmerliche Versuch ein Klima der Angst in Dortmund zu schaffen. Doch ist Angst ist ein schlechter Ratgeber. Gut daher, dass Rutkowski die Verschandelung seiner Hausfassade erstaunlich gelassen sieht.

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Solidarität mit Charlie Hebdot: Religionen vereinen sich in Dortmund gegen den Hass

Religionen_gegen_HassDie Dortmunder Vertreter von drei großen Religionen – Judentum, Islam und Christentum – haben sich in Dortmund zusammengeschlossen und halten heute gemeinsam eine Mahnwache ab. Sie erklären: „Wir sind erschüttert über die Anschläge in Paris. Wir gedenken der Toten und ihrer Angehörigen. Wir begrüßen es, dass Dortmunder Muslime eine Mahnwache für Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt durchführen. Ein wichtiges Zeichen in diesen Tagen! Wir Dortmunderinnen und Dortmunder lassen uns nicht auseinander dividieren.“

Weiter heisst es in der Erklärung: „Hass und Gewalt lehnen wir ab. Ob Christen, Muslime oder Juden; egal welcher Weltanschauung wir anhängen, welchen kulturellen Hintergrund wir haben und wie verschieden wir sind: Wir stehen zusammen! Dortmund bleibt weltoffen und tolerant!“

Heute, Freitag, 16. Januar, 15:00 Uhr wird am Westenhellweg / Ecke Potgasse eine Mahnwache in Gedanken an den Anschlag in Paris und die Opfer abgehalten. Der Evangelischer Kirchenkreis, die Katholische Stadtkirche, der Rat Muslimischer Gemeinden Dortmund, die DITIB Moscheevereine und die Jüdische Kultusgemeinde laden dazu gemeinsam ein.