Die Planungen für einen Ausbau der B224 zur A52 liegen auf Eis. Doch das könnte sich bald ändern: Hinter den Kulissen wird an einer Wiederbelebung des wichtigen Autobahnprojektes gearbeitet.
Am 25. März 2012 schien das endgültige Aus für den Ausbau der B224 zur A52 gekommen zu sein: Die Gladbecker hatten sich bei einem Bürgerentscheid gegen eine finanzielle Beteiligung ihrer Stadt beim Bau eines Autobahntunnels entschieden. Doch es ging bei der Abstimmung um mehr: Sie war ein Votum gegen den Ausbau der Bundesstraße zur Autobahn. Der damalige Landesverkehrsminister Harry Voigtsberger (SPD) schrieb an Gladbecks Bürgermeister Ulrich Roland, dass er die Entscheidung bedaure, aber sie „selbstverständlich“ respektieren werde.
Voigtsberger hatte gute Gründe die Entscheidung der Gladbecker zu bedauern: Der Ausbau der B224 zur A52 gehört zu den wichtigsten Autobahnprojekten in Nordrhein-Westfalen. Vor allem für das wirtschaftlich schwache nördliche Ruhrgebiet ist die Autobahn wichtig: Sie würde Gewerbegebiete zahlreiche Gewerbegebiete in Marl, Dorsten, Gelsenkirchen, Gladbeck und Bottrop besser an das Autobahnnetz anschließen. Die Zahl der kilometerlangen Staus, auf der ampelreichen B224 Alltag, könnte geringer werden.
Das weiß auch Voigtsbergers Nachfolger Michael Groschek und der rückt von der Position seines Vorgängers ab: „Der Ausbau der B 224 zur A 52 wird im Zusammenhang mit der Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes zur Verbesserung der Mobilität im Raum Essen/Bottrop/Gladbeck gesehen. Dazu wird kurzfristig eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Diese Arbeitsgruppe wird Verbesserungsvorschläge erarbeiten, die sich auf den Öffentlichen Verkehr, auf den regionalen und überregionalen Verkehr aber auch auf den Radverkehr beziehen.“ Eine endgültige Absage klingt anders.
Entscheidet sich das Land für den Ausbau der B224 zur A52 auf dem Teilstück zwischen der A43 in Marl und der A2 in Gladbeck, werden sich die Oberbürgermeister von Bottrop und Gelsenkirchen, Bernd Tischler und Frank Baranowski, freuen. Sie drängen seit Jahren auf den Ausbau der Autobahn. Baranowski sagte dieser Zeitung, an der ursprünglichen Notwenigkeit des Ausbaus habe sich nicht geändert, an Groscheks Runden-Tisch nimmt auch das Bundesverkehrsministerium teil. Die Bürgerinitiativen der Region freuen sich nicht über diese Entwicklung und fordern das Ende alle Planungen. Auch Gladbecks Bürgermeister Roland, der sich vor der Abstimmung für den Ausbau einsetzte, jetzt aber die Entscheidung der Bürger mitträgt: „Wenn einem Rats-Bürgerentscheid der demokratische Respekt zukommen soll, der ihm gebührt, kann dies nur zur Konsequenz haben, dass die B 224 in Gladbeck nicht zur A 52 ausgebaut wird. (…) Demokratie bedeutet, dass eine Entscheidung gilt, unabhängig davon, ob sie einem gefällt oder nicht!“
Das sieht man in Bundesverkehrsministerium auf Anfrage anders: „Die Haltung der Stadt Gladbeck stellt (…) einen Belang von vielen dar und hat keinen Ausschließlichkeitscharakter.“
Damit steigen die Chancen, dass das B224-Problem gelöst wird – ob es am Ende eine Autobahn wird oder eine Bundesstraße ohne Ampeln, die autobahnähnlich ausgebaut ist, bleibt abzuwarten. Die Landesregierung wird versuchen, den Kritikern entgegenzukommen und den Ausbau in ein umfassendes Verkehrskonzept einzubauen. Auch das ist überfällig, denn die B224 ist nicht das einzige Verkehrsproblem des nördlichen Ruhrgebiets. Auch der Öffentliche Personennahverkehr liegt weit unter dem Niveau, das man in einem Ballungsraum erwarten darf.
Der Artikel erschien in einer ähnlichen Version bereits in der Welt am Sonntag
Wenn eine Autobahn wirtschaftlich so relevant wäre, müsste das Ruhrgebiet doch nur so brummen als Industriestandort. Nirgendwo gibt es so viele Autobahnen so dicht gebaut wie hier.
Und was hats gebraucht? Nix. Diese monströsen Flächenfresser sind doch nichts anderes als Geldbeschaffungsmaßnahmen für das Baugewerbe. Die Mähr von der Autobahn als Arbeitsplatzbringer ist doch nun wirklich so alt und widerlegt wie die Vorstellung, der BVB wäre eine echte Konkurrenz zum 1.FCB.
@Aus Maus
Bei dem betroffenen Stück der B224 handelt es sich um eine zweispurige Bundesstraße, welche die A52 mit der A 52 verbindet. Richtig gelesen. Die A 52 beginnt in Marl am Anschluss zur A43 und sie geht bis zur Niederländischen Grenze bei Niederkrüchten. Diese Autobahn hat zwei Lücken, nämlich dort, wo sie durch Düsseldorf geht und dort, wo sie durch das Ruhrgebiet, besser gesagt durch die Innenstadt Essens geht. Die Düsseldorfer Lücke lässt sich mit relativ wenig Aufwand und Zeitverlust über die A44 und A57 umfahren. Die Lücke im Ruhrgebiet lässt sich nicht so ohne weiteres umfahren, so dass der Verkehr gezwungen ist, als Zwischenstück die B 224 zu nutzen. Mit einem Ausbau der bereits vierspurigen Bundesstraße zur Autobahn wäre zwar kein kompletter Lückenschluss realisiert (die Essener Innenstadt sollte vor Ewigkeiten mal komplett bis zum Anschluss Essen-Ost untertunnelt werden), aber es wäre ein Anschluss sowohl vom nördlichen Ruhrgebiet, als auch vom Essener Norden an die A42 und A2 bzw. A3 gegeben. Über diese Autobahnen ist man dann wieder an das europäische Autobahnnetz angeschlossen und selbst die Fahrt auf der A52 ließe sich ab Breitscheid wieder fortsetzen. Am besten schaut man sich die Situation mal auf einer Straßenkarte an.
Der Plan des Lückenschlusses an der B224 ist uralt. Ursprünglich sollte über GE-Scholven (hier treffen B224 und A52 aufeinander) sogar einmal eine weitere Autobahn, nämlich die A41 quer durch Gelsenkirchen und Bochum bis zur A43 als eine weitere Querverbindung durch das Ruhrgebiet gebaut werden. Diese A41 war als Entlastung der A52/B224 gedacht, kam aber nie, es wurde lediglich über den Anschluss Dorsten-Ost an der A52 eine Verbindung bis Wulfen geschaffen, welche den Verkehrsfluss der Industriegebiete in Dorsten und Marl zusätzlich auf die schon aus allen Nähten platzende Teilstück der B224 lenkt. Das Industriegebiet Dorsten/Marl hat einen Hafen. Darüber hinaus siedeln hier wichtige Transport- und Logistikfirmen (DHL, Speditionen Thier, Nagel u.a.), Firmen, die auf einen intakten Anschluss an das europäische Fernstraßensystem angewiesen sind. Neben diesen Speditionen muss das Stückchen Bundesstraße in Gladbeck den altäglichen Pendel- und Durchgangsverkehr sowie die Versorgung zweier Chemiebuden (BP Scholven und Degussa Hüls) bewältigen. Zulauf und Ablauf werden durch diverse Ampelanlagen behindert, der Verkehr kommt zum Stehen. Kaum ein Tag ohne Stau und das mitten in Gladbeck. Aber die Gladbecker scheinen dieses Verkehrschaos zu lieben…
Aber kommen wir zurück zu deinen Bedenken. Wenn ich das hier in anderen Beiträgen von Dir richtig mitbekommen habe, kommst Du aus den neuen Bundesländern. Ich möchte nicht wissen, wie alt diese neuen Bundesländer heute noch aussehen würden, hätte man nach der Wende nicht die Infrastruktur radikal verbessert. „Vor uns liegt das graue Band, weißer Streifen grüner Rand.“ Die ersten wirtschaftlich blühenden Landschaften im Osten waren die Autobahnen.
Desweiteren will sich mir nicht erschliessen, was daran verwerflich sein soll, dass das Baugewerbe Aufträge bekommt.
Als letztes was zur Mär der Autobahn als Arbeitsplatzbringer. Es funktioniert tatsächlich. Autobahnen schaffen Arbeitsplätze. Hier empfehle ich wieder einen Blick auf die neuen Bundesländer, nämlich da, wo Autobahnen privat finanziert werden. Erst bauen die Unternehmen eine Autobahn und wenn sie fertig ist, sorgen dieselben Unternehmen dafür, dass diese Autobahnen instand gehalten werden. Besser kann man als Baununternehmen seinen Mitarbeitern einen sicheren Arbeitsplatz bescheren.
[…] wird, unter Missachtung des Gladbecker Bürgerentscheids die A 52 als Autobahn auszubauen. www.ruhrbarone.de/b224-neuer-anlauf-fuer-autobahnausbau Kuhlmann meint: unbedingt lesenwert. Ein Lehrstück, wie Demokartie von ans Fluppen gebracht […]
[…] B224: Neuer Anlauf für Autobahnausbau? (Ruhrbarone) – […]
Aus aktuellem Anlass:
Neben wirtschaflichen Gesichtspunkten spricht auch das Thema Sicherheit für einen Ausbau der A52 in Gladbeck. Das Bundesstraßenteilstück am Ende der A52 ist extrem gefährlich. Beide Fahrtrichtungen verfügen über jeweils zwei Spuren, die aber im Gegensatz zu einer Autobahn baulich nicht getrennt sind. Es gibt weder die üblichen Betonwannen, noch eine Leiplanke, die im Falle eines Unfalls verhindern könnte, dass Fahrzeuge in den Gegenverkehr gelangen. Einen solchen Unfall gab es heute. Da der Verkehrsfluss der A52 nach Essen durch die Ampelanlagen in Gladbeck ausgebremst wurde, kam es wie jeden Tag zu einem Verkehrsstau. Ein LKW-Fahrer, der Richtung Essen unterwegs war, registrierte das Stauende zu spät, wich nach links aus, kam so in den Gegenverkehr und kolidierte mit einem LKW, der in Richtung Marl unterwegs war. Wenigstens 10 Fahrzeuge sollen als Folge dieses Zusammenstosses an den Unfall beteiligt sein. Die beiden schwerverletzten LKW-Fahrer wurden mit Rettungshubschraubern abtransportiert. Es soll Explosionsgefahr bestanden haben.
Hier gehts zum WAZ Artikel über den Unfall heute Nachmittag:
https://www.derwesten.de/staedte/gladbeck/schwerer-unfall-verursacht-vollsperrung-auf-der-b-224-a-52-bei-gladbeck-id7390722.html