Von der Hauptschülerin zur Bundestagspräsidentin. Die Republik ist bass erstaunt über den Aufstieg der weitgehend unbekannten Duisburger SPD-Politikerin Bärbel Bas. Wer wie der Autor dieser Zeilen in Duisburg lebt, kommt allerdings an Bas nicht vorbei. Von unserem Gastautor Wilhelm Klümper.
Sie ist allgegenwärtig. Da ein Bierchen mit Gewerkschaftern, dort ein Tässchen Kaffee bei der AWO. Und immer lächelnd vorneweg, wenn es lokal für irgendetwas Gutes zu demonstrieren gilt, sei es der Christopher Street Day, die Anti-Rechts-Demo oder hinaus zum 1. Mai.
Bas ist immer dabei, fällt aber durch aufregende Gedanken nicht auf. Und wenn die SPD Esken zur Parteivorsitzenden wählt, findet Bas das gut. Und wenn Scholz Kanzlerkandidat wird, findet Bas das natürlich auch gut. Ihre Position ist bei jedem Zickzack-Kurs der Partei stets auf Mehrheits-Linie.
Bas ist eine geschmeidig-angepasste SPD-Politikerin. Ihre Stärke ist das praktische Sich-Kümmern. Von ihr ist nicht eine steile politische These zu erwarten, die eine innerparteiliche Diskussion in der SPD lostritt. Aber hat jemals irgendein Sozialdemokrat aus dem Ruhrgebiet die SPD inhaltlich nach vorne gebracht?
Bas ist zu Recht bei den Duisburgern als ihre „Bärbel“ beliebt und schafft es immer locker direkt in den Bundestag. Dort ist sie nie angeeckt, sondern hat sich akribisch in die Gesundheitspolitik eingearbeitet.
Jetzt wird die Unauffällige auf den Stuhl der Bundestagspräsidentin katapultiert, weil wohl gerade keine andere SPD-Frau zur Stelle war. Es ist vor allem erstaunlich, dass sich Bas dieses Amt zutraut.
Aber warum eigentlich nicht? Bas ist menschlich integer und vor allem uneitel. Und sie hat bestimmt nicht weniger drauf, als der schneidig auftretende Spahn, Scheuer oder Maas. Sicherlich kann sie nicht so manieriert Oxford-Englisch sprechen wie die Tochter aus gutem Hause von der Leyen, die trotz dilettantischer Fehler selbstbewusst immer weiter Karriere gemacht hat.
Schaut man sich die nicht unbeträchtliche Anzahl fragwürdiger Charaktere und das verbreitete Mittelmaß im Politikbetrieb an, dann ist Bas vielleicht nicht die schlechteste Wahl.