Dass die Fußball-Bundesliga ein extrem schnelllebiges Geschäft ist, das ist wahrlich keine neue Erkenntnis. Und doch kann man sich aktuell des Eindrucks nicht erwehren, dass sich das Tempo der Stimmungsschwankungen bei Fans und Medien stetig noch weiter beschleunigen.
Jüngstes Beispiel: Trainer Hansi Flick, der bei den Bayern nach zwei Siegen zum Auftakt in seine Interimstätigkeit nach der Entlassung von Niko Kovac vorschnell als womöglich perfekte Trainerlösung beim Rekordmeister gefeiert wurde, und nun, zwei unglücklichen Niederlagen später, ebenso rasch wieder komplett infrage gestellt wird.
Logisch, die Ansprüche beim FC Bayern München sind noch einmal ein Stück weit größer als beim BVB oder beim FC Schalke 04. Das hat auch Niko Kovac, der die Münchener in der Vorsaison immerhin zu Meisterschaft und Pokalsieg gecoacht hatte, in diesem Herbst zu spüren bekommen. Er musste seinen Stuhl im November vorzeitig räumen, nachdem die Bayern in der Liga nur auf Rang vier lagen.
Vorübergehend wurde sein bisheriger Assistent Hansi Flick zum Cheftrainer befördert. Nach zwei überzeugenden Leistungen gegen Belgrad und Dortmund, sprachen ihm die Verantwortlichen das Vertrauen bis Weihnachten aus. So hatte der Klub die Chance sich auf dem Trainermarkt umzusehen, den ‚Neuen‘ erst einmal machen zu lassen.
In den Medien und bei den Fans in Bayern wuchs rasch eine gewisse Flick-Euphorie. Der ehemalige Profikicker des Vereins schien gut auf den Posten zu passen. Plötzlich schien es auch egal zu sein, dass er über keine nennenswerten Erfahrungen als Cheftrainer verfügte. Flick schlug sich gut. Sportlich und auch im Umgang mit den Medien. Kaum ein Zeitgenosse, der sich nicht lobend über den neuen Verantwortlichen von der Isar geäußert hätte.
Wie dünn das Eis jedoch noch war, auf dem Flick als vermeintlicher Wundertrainer aus der zweiten Reihe wandelte, dass sieht er jetzt, nur gut eine Woche später. Für die im Aufschwung gewähnten Kicker setzte es jüngst Pleiten daheim gegen Leverkusen und in Mönchengladbach. Beide Spiele gingen mit 1:2 verloren, obwohl die Münchener sicherlich nicht die schlechtere Mannschaft waren.
Und plötzlich ist die Trainer-Euphorie, ebenso schnell wie sie gekommen war, wieder vollständig verschwunden. Plötzlich diskutieren alle nur noch über Flicks Nachfolger. Dabei hat der ehemalige Assistent von Bundestrainer Jogi Löw in seiner Zeit in der Verantwortung in München offenkundig gar nichts falsch gemacht. Die Bayern spielen gut, sicherlich auch deutlich attraktiver als unter Vorgänger Kovac. Was vor zwei Wochen noch nach einem großen Glücksgriff aussah, ist inzwischen wieder zur notdürftigen Übergangslösung zusammengeschrumpft.
Völlig unnötig diese Theater der Extreme. Da ist es wohltuend, dass sich Flick selber von dieser Aufregung nie anstecken lies, in seinen Statements immer angenehm zurückhaltend und realistisch wirkte. Man kann sich nur wünschen, dass seine Ruhe und zur Schau gestellte Gelassenheit ein Stück weit auf die gesamte Szene abfärben möge. Wirklich daran glauben tue ich allerdings offen gesagt auch nicht….
Bei Herrn Flick loben Sie seine ruhige Art, Herrn Favre, so kam es mir jedenfalls vor, haben Sie wegen dieses Charakterzuges für ungeeignet gehalten, Trainer in Dortmund zu sein. Was soll man dazu noch sagen?