Die letzte Parteienhochburg Deutschlands ist gefallen. In Bayern hat die CSU die absolute Mehrheit verloren.
Bayrische Schmankerlplatte von REWE
Damit setzt Bayern den Schlußpunkt hinter einer Entwicklung, die vor gut 30 Jahren begann: Die Parteien verloren seit den 70ern ihre Hochburgen, absolute Mehrheiten wurden zur Ausnahmen, Wahlsiege von 50 oder 60+ zur Seltenheit. Nun ist auch Bayern in der Normalität angekommen. Die Zeiten der Sonderwege sind vorbei. Allerdings geschahen die Wählerwanderungen innerhalb des bürgerlichen Lagers. So groß die Erschütterung in Bayern nach dem heutigen Tag ist – weder Köhler noch Merkel müssen sich allzu große Sorgen machen. Die FDP strebt im Bund ohnehin eine Koalition an, und die konservativen Wähler der Freien werden im kommenden Jahr kaum ihr Kreuz bei der SPD machen, die in Bayern ganz nebenbei auch einen Minusrekord eingefahren hat.
Das eigentlich Interessante an der Bayernwahl war für mich die Tatsache, dass die dramatische und für die Steuerzahler hochriskante Rettungsaktion für die Hypo Real Estate Bank (Sitz in München) erst n a c h der Wahl, und zwar direkt danach, medienwirksam wurde. Wollte man partout verhindern, dass zu den absehbaren Wahlverlusten der CSU auch noch der Sprung der Partei „die Linke“ über die 5% Hürde kommt?
Fast. Alle Beteiligten waren sich einfach einig dass man eine augenkrebsbunte Massenkoalition in Bayern doch nicht riskieren will.
Tja Arnold, da wäre es wohl besser anstatt in Bayern in Ecuador zu leben, denn dort kann man das Kapital ganz einfach abwählen (https://www.jungewelt.de/2008/09-30/010.php).
Nein, im Ernst: Das, was mir von diesem Wahlabend ein wenig im Gedächtnis bleiben wird, ist nicht die Niederlage der CSU oder das todtraurige Gesicht vom Becksteinhuberhaderthauer, sondern der fortschreitende autosuggestive Irrsinn, dem die SPD anheim fällt. Ein notorischer Verlierer, der sich dumm und dämlich (?wahnsinnig?) freut, wenn ein anderer noch mehr verliert ? mehr Versagerimage, auf Jahre zementiert, geht nun wirklich nicht.
Ansonsten ist das Wahlergebnis aus der anderen Alpenrepublik ohnehin wichtiger, den dort geht es um mehr als Politkino und Intrigenverwaltung.
Das Kapital als Investment steht jenseits jeder Wahl, aber wenn die Leute die dafür verantwortlich sind so fahrlässig bis kriminell damit umgehen wie in den letzten Jahren geschehn, dann wünscht man sich schon eine bessere,ja sogar eine demokratischere Kontrolle auch derer, die ökonomisch das Sagen haben.
Was die SPD betrifft,steht sie der Autosuggestion derer, die bei den Banken fest daran geglaubt haben, dass alles irgendwie doch noch gut geht, zweifellos in Nichts nach. Autosuggestion scheint überhaupt und zunehmend alle Parteien zu ereilen, ja unsere gesamte „Elite“ scheint immer größere Freude an der systematischen Selbsttäuschung zu gewinnen.
Da fragt man sich doch, ob Berlusconi in kooperativer Verbindung mit der Mafia nicht die zur Zeit ehrlichste und zugleich angemessendste Verbindung zwischen Politik und Kapital darstellt. Da kommte man als Wähler gar nicht erst auf die Idee, dass Wahlen etwas ändern könnten.