Bei den Corona-Abstandsregeln darf nicht mit zweierlei Maß gearbeitet werden

‚Black Lives Matter‘-Logo. Quelle: Wikipedia; Lizenz: Gemeinfrei

Es waren erschreckende Bilder, die einen da am Samstag aus der gesamten Republik erreichten. Tausende Menschen gingen für eine bunte Gesellschaft auf die Straße, setzten sich für die ‚Black Lives Matter‘-Bewegung ein. Nein, diese Tatsache war natürlich nicht erschreckend, das war toll zu sehen. Nur, warum zur Hölle schien sich dabei so gut wie niemand für die bestehenden Corona-Abstandsregeln zu interessieren? Auch seitens der darüber berichtenden Beobachter nicht?

In den Vorwochen war das dementsprechende Geschrei stets groß, wenn irgendwelche verwirrten Weltuntergangsjünger und Verschwörungsfreaks auf den Straßen waren. Stets wurde seinerzeit entrüstet moniert, dass diese sich bei ihren teilweise recht krude anmutenden Demos nicht an die Abstandsregeln gehalten hätten. In etlichen Fällen schritt deshalb sogar die Polizei ein. An diesewm Wochenende hörte man davon nichts.

Man will nicht hoffen, dass die Tatsache, dass die Demos an diesem Wochenende vermutlich im Sinne der großen Mehrheit der Bürger in diesem Lande gewesen sein dürften, während Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker ja zum Glück nur eine verschwindend geringe Gruppe in dieser Gesellschaft darstellen, der Grund dafür gewesen ist.

Es darf natürlich keine zwei Maßstäbe für dasselbe Verhalten geben, nur weil einem die eine Personengruppe vielleicht persönlich mit ihrem Anliegen inhaltlich näher steht als die andere, einem ihre Motivation vielleicht berechtigter und nachvollziehbarer erscheint.

Mich persönlich hat es jedenfalls sehr erschreckt, was ich da am Samstag quer durch die Republik sehen musste. Tausende, teilweise sogar zehntausende Protestler standen so eng beisammen, verzichteten großteils auf den obligatorischen Mundschutz, als hätten wir nicht gerade erst einen strengen Lockdown in diesem Lande hinter uns, von der wir uns aktuell, glücklicher Weise gerade etwas erholen können.

Das Abstandhalten bleibt dabei aus gutem Grunde auch für die Zukunft erst einmal angesagt. Schlimm, dass offenbar viel zu viele Leute davon aktuell nichts mehr wissen wollen, sich wenn es sprichwörtlich eng wird nicht ‚beherrschen‘ können.

Sich für Toleranz und gegen Rassismus einzusetzen ist eine wunderbare Sache, die jede Unterstützung verdient. Aber das willkürliche Außerkraftsetzen der Corona-Beschränkungen und der mediale Verzicht auf Kritik daran könnte ein Preis sein, der in wenigen Wochen dann vielleicht doch ein zu hoher werden könnte. Zumal ein völlig unnötiger.

Auch mit dem erforderlichen Sicherheitsabstand hätten sich gut kraftvolle Zeichen setzen lassen. Die Bilder aus den überfüllten Innenstätten waren hingegen eher verstörend. Hoffentlich wird das am Samstag Gesehene nicht noch richtig ‚teuer‘ in ein paar Wochen!

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thommy
thommy
4 Jahre zuvor

Schreiben Sie doch lieber wieder über Fussball. Da können Sie sich auch mit Abstandsregelungen intensivst befassen..Grundsörzlich haben Sie ja recht, aber die Regeln werden leider nirgends mehr eingehalten- weder in den Einkaufsstraßen,wahrscheinlich such nicht in den Schulen. und natürlich auch nicht beim Buli-Fussball.
Da muss man sich jetzt nicht die Antirassusnusdemo rauspicken.Wenigstens wurde überwiegend Mundschutz getragen

Yilmaz
Yilmaz
4 Jahre zuvor

Da stehen Tausende dicht an dicht, wie die Sardinen in der Büchse.

Und nichts passiert, obwohl solch eine Menge ausdrücklich nicht genehmigt war und ist.

Aber ein Ehepaar bekommt 400 € Bußgeld, weil es 50 m Sicherheitsabstand zur Eisdiele nicht einhält.

Kitas und Schulen sind nach wie vor so gut eie geschlossen.

Ein Tollhaus ist ein Ort der Vernunft dagegen.

Psychologe
Psychologe
4 Jahre zuvor

@ thommy:

Da hat der Autor aber schon Recht. Mir ist dasselbe aufgefallen (insbesondere die mediale Doppelmoral). Und natürlich "muss" man sich diese Demos herauspicken, weil sie derzeit die "mit Abstand" ( 😉 ) größten Zusammenkünfte von Menschen sind, die es derzeit in unserem Lande gibt.

Berthold Grabe
Berthold Grabe
4 Jahre zuvor

War es wirklich so toll zu sehen, wie Demonstranten andere für Missstände verurteilen ohne die näheren Umstände und Qualität des Gesamtproblems auch nur annähernd zur Kenntnis zu nehmen?
Der Mord war entsetzlich keine Frage. Und es gibt ihn den Rassismus der auf diese Weise tötet. Aber die Zahlen aus den USA geben eben nicht her, das er noch das grundlegende Problem ist, wie noch vor 60 Jahren.
Sicher der damalige Rassismus hängt ursächlich mit den heutigen Problemen zusammen. Aber daraus entstandene soziologische Gründe sind heute viel mehr für Probleme verantwortlich als der Rassismus selbst.
Und kann es bei soviel Oberflächlichkeit bei der Beurteilung von hässlichen Phänomenen wirklich wundern, wenn auch bei uns Rassismus zunimmt oder Coronaregeln missachtet werden?
Ich denke das eine passt zum anderen wie die Faust aufs Auge.
Essit halt einfacher sich gegen echte oder vermeintliche Schuldige zu wenden gemäß der persönlichen Vorurteilstrukturen, als sich mit komplexen Problemen auseinanderzusetzen, die höchst unbequem dazu wären.

Angelika
Angelika
4 Jahre zuvor

#2 "…die Regeln werden leider nirgends mehr eingehalten…"

Doch, ich halte die ein. Und wir (Familie) nehmen auch die Übertragung durch Aerosole ernst und sorgen dafür, dass im Treppenhaus (Mehrfamilienhaus) gelüftet und gelüftet und… wird – und irgendwelche Heinis schließen dann die Fenster…und wir öffnen wieder… und halten Abstand und meiden große Geschäfte, Parks, Fußgängerzonen usw. usw..

Und ich hätte es super gefunden, wenn die Antirassismus-Proteste mit Einhaltung der Regeln (ok, fast alle trugen Masken, stimmt, aber Abstand fehlte doch weitgehend) stattgefunden hätten.

Thomas
Thomas
4 Jahre zuvor

Ich halte die Regeln auch ein. Verstehe nicht warum die Polizei nicht bei den Demos nicht durchgreift. Oder ist die Pandemie jetzt vorbei? Auch in den USA. Es kann natürlich sein das die Demonstranten es ähnlich locker sehen wie Trump, aber die Statistiken zeigen doch relativ klar das die schwarze Community überproportional von Corona betroffen ist.

Walter Stach
Walter Stach
4 Jahre zuvor

Angelika,
einverstanden.

Auch für meine Familie und für mich gibt es nicht den geringsten sachlichen Grund -jeder für sich, jeder in Gemeinschaft mit Anderen-, zu regelwidrigem Verhalten. Ich unterlasse es allerdings, "Andere" bei erkennbarem Fehlverhaltens zu "belehren" bzw. zu "ermahnen".

Interessant, wenn auch nicht verwunderlich, erscheint mir hier insofern lediglich zu sein, wer hier in seinem jeweiligen Beiträg zum Kommentar von Robin Patzwald mit welchen Argumenten "Andere" (anders Denkende, anders politisch Positionierte) "an den Pranger "zu stellen versucht. Sinn und Zweck dieser Versuche?

Roadrunner
Roadrunner
4 Jahre zuvor

Den deutschen Demonstranten sind in ihrer Empörung wichtige Fakten entgangen.

Der mutmaßliche Täter und die drei anderen anwesenden Polizisten sind Beamte der Polizei von Minneapolis. Die untersteht im Gegensatz zur deutschen Polizei nicht dem Bundesstaat, sondern der Stadt Minneapolis. Und diese Stadt wird seit 1973 von der Demokratischen Partei regiert. Seit mindestens 20 Jahren sind Republikaner nicht einmal mehr im Stadtrat vertreten.

So eine Stadt sollte ein Musterbeispiel für das harmonische Zusammenleben der unterschiedlichen ethnischen Gruppen sein, bürgernahe Polizei inklusive.

thomas weigle
thomas weigle
4 Jahre zuvor

Dummheit und Unvorsichtigkeit ist Gruppen-und Länder übergreifend. Das lehren einmal mehr die Bilder von gestern. Ist aber nun nicht wirklich überraschend.

Petra 42
Petra 42
4 Jahre zuvor

Am selben Tag in Dortmund:

https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/4971/4616218

Veranstaltungen mit einer Vielzahl von Personen sind weiterhin aufgrund des immer noch vorhandenen Infektionsrisikos untersagt. Während der Großteil der Bevölkerung die Maßnahmen unterstützt und sich auch daran hält, gibt es immer noch Unbelehrbare.

Anwohner der Alten Radstraße haben sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag gegen 23.50 Uhr per Notruf an die Polizei gewandt. Eine größere Personengruppe soll auf das dortige ehemalige Hoeschgelände gegangen sein.

Nachdem die Lage mit starken Kräften beruhigt werden konnten, stellten die Beamten die Personalien aller 35 anwesenden Gäste fest. Sie bekommen jetzt bald mit Post wegen Verstoß gegen Corona Schutzverordnung und dürfen jeder 200 Euro plus Verwaltungsgebühren bezahlen.

B. Maier
B. Maier
4 Jahre zuvor

Geht mir absolut genauso!

Natürlich ist es notwendig gegen Rassismus zu demonstrieren – gerade in Zeiten wo es verstarkt im Bewusstsein der Menschen ist.

Jetzt gibt es allerdings doch eine gute Reihe an unterschiedliche Aktionsformen um sich in einer Demokratie effektiv Gehör zu verschaffen. Dazu zählen dezentrale Aktionen, Spendenaufrufe, Online-Aktionen etc. Dass sich das Demo-Orgateam in diesem Fall speziell für eine Form entschieden hat, die mit Abstand das höchste Infektionsrisiko trägt, halte ich für einen absoluten Fehler. Eine Massendemo ist nicht so massiveffektiver im Vergleich zu anderen in der politischen Wirkung, dass es den Eingang dieses Risikos rechtfertigt.

Ich bin dafür, dass das Demo-Veranstalterteam die Aktionen fortsetzt. Aber bitte in Zukunft mit dezentralen Aktionen.

Jens
Jens
4 Jahre zuvor

Ich dachte, bis zum 31.8. dieses Jahres seien Großveranstaltungen wegen Corona verboten. Die Tatsache, dass Demonstrationen dieser Größe stattfinden zeigt die Schwäche der Regierung. Man kann nur Verbote aufstellen, wenn man auch bereit und in der Lage ist, diese umzusetzen. Alles andere ist unglaubwürdig.

Peter Müller
Peter Müller
4 Jahre zuvor

Unfassbar diese Leitsinnigkeit der Covidoten. Die Leben der alten Menschen in Deutschland zählt für diese Chaoten offenbar nicht. Ich bin entsetzt, dass die Polizei hier keine Massenverhaftungen durchgeführt hat und Politik und Qualitätsmedien dazu schweigen.

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