Bei der Debatte über eine Rückkehr des Wehrdienstes zwischen den Geschlechtern zu unterscheiden ist ein schlechter Witz!

Kampfpanzer Leopard 2 A6 der Bundeswehr (Foto: Bundeswehr/Michael Mandt)

Die Tendenz geht aktuell eindeutig in Richtung Rückkehr einer wie auch immer gearteten Wehrpflicht bzw. eines Wehrdienstes. Das erscheint aus unterschiedlichen Gründen ja auch durchaus sinnvoll. Ein Blick auf den offenbar inzwischen katastrophalen Zustand der Bundeswehr ist nur einer davon.

Auch in anderen Bereichen der Gesellschaft sieht es nach Abschaffung des Wehr- bzw. Ersatzdienstes vor über zehn Jahren inzwischen trübe aus. Als jemand, der einst seinen Ersatzdienst bei der freiwilligen Feuerwehr abgeleistet hat, kann ich das bestätigen. Aus der einst vorhandenen langen Warteliste bei der Feuerwehr ist inzwischen vielerorts ein akuter Personalmangel geworden. Im Gesundheitswesen täten ein paar ‚Zivis‘ im althergebrachten Stil offenkundig auch gut.

Über die Details eines zukünftigen Pflichtdienstes ließe sich deshalb ausgiebig und gründlich diskutieren. Nur eines, das geht dabei nicht. Und genau das hat Verteidigungsminister Boris Pistorius gestern in die Diskussion gebracht.

Ich denke, wir sind uns hier weitestgehend einig darüber, dass die Wiedereinführung einer wie auch immer gearteten Wehrpflicht, bzw. eines Ersatzdienstes, nicht nur sinnvoll, sondern in erster Linie auch in Anbetracht der aktuellen politischen Situation notwendig wäre. Nicht nur der Bundeswehr selber, sondern auch den früheren Anbietern der Ersatzdienste täte das gut.

Den Pflichtdienst, mit dem viele Leser unseres Blogs aufgewachsen sind, im Jahre 2011 abgeschafft zu haben, war im Rückblick betrachtet aus vielerlei Gründen falsch. Dass die vielen Experten damals nicht wirklich übersehen haben, in welchem Ausmaß dessen Ende in großem Teilen eben gerade auch den gesellschaftlichen Einrichtungen schadet, die sinnvolle und nützliche Angebote im Alltag für die Gesellschaft organisieren, wie eben die mir aus neun Jahren Ersatzdienst bestens vertraute Freiwillige Feuerwehr, ist dabei nur einer von vielen Aspekten. Als jemand, der damals eben nicht zur Bundeswehr gehen wollte, weil er dies für nicht mit seinem Gewissen vereinbar hielt, muss ich nach all den Jahren aber auch einräumen, dass es auch bei den Streitkräften so ganz ohne eben auch nicht wirklich gut läuft.

Über die Details der zukünftigen Regelung mag man streiten. Doch eines hielt ich nach all den Jahren und der angeblich fortschreitenden Gleichberechtigung aller Menschen in unserer Gesellschaft diesbezüglich eigentlich für unmöglich: Dass bei einer Rückkehr zwischen Männern und Frauen nach wie vor ein Unterschied gemacht werden würde.

Und genau das hat der Verteidigungsminister in seinem Vorschlag gestern getan. Dass dieser vorgeschlagene Erfassungsbrief zwar an junge Männer und Frauen verschickt werden soll, dann aber allen Ernstes nur von den männlichen Empfängern beantwortet werden MUSS, das kann bzw. darf doch nicht wahr sein!

Klar, das ist alles erst eine erste Diskussionsgrundlage und wird sich bis zur Umsetzung sicherlich auch noch verändern. Und der Zwang zur Beantwortung eines Fragebogens mag für sich betrachtet auch noch keine große Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern sein. Aber schon beim ersten Vorschlag einen Unterschied zwischen Männern und Frauen zu machen, das hielte ich im Jahre 2024 eigentlich für unmöglich. Wenn schon ein wie auch immer gearteter Pflichtteil in den neuen Dienst integriert werden soll/muss, dann aber doch bitteschön für alle jungen Menschen eines Jahrgangs, die dafür infrage kommen.

Schon Ende der 1980er- bzw. Anfang der 1990er-Jahre, als meine Freunde, Bekannten und ich, uns mit diesem Thema auseinandersetzen mussten, war die Unterscheidung der Geschlechter ein großes Reizthema, das ich eigentlich mit der Abschaffung der Pflicht damals für erledigt hielt.

Bei einer Diskussion über eine mögliche Rückkehr des Wehr- bzw. Ersatzdienstes, wie auch immer die Details am Ende aussehen werden, von Anfang an wieder zwischen den Geschlechtern zu unterscheiden, ist schlichtweg ein Irrsinn, den ich, nachdem die Diskussionen innerhalb der Gesellschaft in Sachen Gleichberechtigung eigentlich längst ein anderes Level erreicht zu haben schienen, für unglaublich rückständig halte.

Ich hoffe, der Fortlauf dieser sicher nun einsetzenden Debatten wird das im Sinne der Gleichberechtigung, die sich ja immer alle wünschen, noch bereinigen….

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