Gut ein halbes Jahr nach dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga tut sich der FC Schalke 04 im Unterhaus schwer. Schwerer zumindest, als es viele zu Saisonbeginn gedacht hätten. Zwar liegt der Klub aus Gelsenkirchen in der aktuellen Tabelle nach 19 absolvierten Spielen in der Saison 2021/22 mit nur zwei Zählern Rückstand auf den Relegationsplatz durchaus noch in einem Bereich, der den angestrebten Aufstieg am Ende der Spielzeit ermöglichen könnte, doch ist Platz sechs mit Sicherheit nicht das, was sich die Anhänger des Vereins erhofft bzw. erwartet hatten.
Nicht umsonst sorgte kürzlich der Sender ‚Sport1‘ mit einer Falschmeldung in Bezug auf die Entlassung von Trainer Dimitrios Grammozis für viel Aufsehen. Wäre die Nachricht völlig undenkbar gewesen, sie wäre wohl nicht dermaßen in die Schlagzeilen geraten, sondern sofort als völliger Unfug enttarnt worden. Die heftigen Reaktionen auf die ‚Ente‘ zeigten, dass es große Unzufriedenheit auf Schalke gibt. Sogar so viel, dass eine Entbindung des Coaches von seinen Aufgaben für viele zumindest denkbar erschien.
Diese Entwicklungen zeigen auch, wie groß der Druck auf dem Schalker Kessel aktuell ist. Befeuert werden diese Sorgen von Meldungen in Bezug auf die schlechte Finanzlage des Revierklubs. Mitarbeiter müssten nach einem Verpassen der Rückkehr ins Fußballoberhaus wohl auf Teile ihres Gehalts verzichten. Vor dem Hintergrund eines Kaders voller gut dotierter Kicker nur schwer zu verstehen.
Da wirft ein Verein über Jahre hinweg mit Millionen um sich, wähnt sich an der Spitze des europäischen Fußballs, und dann sollen wenige Jahre später die ‚einfachen‘ Angestellten Verzicht üben um das Überleben des Ganzen zu gewährleisten. Spielerneuverpflichtungen sind vor diesem Hintergrund nur noch schwer zu vermitteln. Gehaltverzicht in der Geschäftsstelle, weil die Verantwortlichen auf dem Transfermarkt zuletzt zu häufig daneben gelangt haben? Nicht gerade Meldungen, die dem Verein eine neue Anhängerschaft bescheren dürften.
Es scheint in den kommenden Monaten viel mehr auf dem Spiel zu stehen in Gelsenkirchen, als ein verpasster Wiederaufstieg. Der angedachte Gehaltsverzicht der Belegschaft ginge ja wohl einher mit weiteren Etatkürzungen im Profibereich, was fast automatisch zugleich eine Verschlechterung der Aufstiegschancen der Schalker in den kommenden Jahren zur Folge hätte.
Droht aus den Königsblauen ein ähnlich trauriger Fall zu werden, wie zuletzt etwa aus Traditionsvereinen wie dem 1. FC Kaiserslautern oder 1860 München, die inzwischen sogar in der Drittklassigkeit herumdümpeln und mit der nationalen Spitze im Profifußball lange schon nichts mehr zu tun haben? Auch ihnen ist außer Tradition und einer überdurchschnittlich großen Fanunterstützung nicht viel geblieben.
Selbst als BVB-Anhänger muss man sich aktuell wohl Sorgen um den Konkurrenten aus der Nachbarschaft machen. Und das nicht nur, weil das geliebte Derby über längere Zeiten verlorenzugehen droht, sondern auch aufgrund der grundsätzlichen Entwicklung in der Bundesliga, in der immer mehr Retortenklubs die Kult-Vereine zu ersetzen scheinen. Der ruhmreiche FC Schalke 04 scheint inzwischen ebenfalls am Scheideweg zu stehen. Ein (sportliches) Drama deutet sich an…
Vllt findet sich ja wieder ein "Sonnenkönig". Weilt der ehemalige "Sonnenkönig" denn noch unter den Lebenden.
S04 hat immer etwas mit Wahnsinn zu tun gehabt. Aber es ist halt so wie es ist und im allgemeinen stimmt es mich traurig das das Ruhrgebiet als Fußballherz mehr und mehr schwindet. Ich selbst bin Fan eines Drittligisten mit Zebrastreifen und die seit Jahren anhaltende Entwicklung im Profifußball macht diesen für mich unattraktiv.
Der sofortige Wiederaufstieg in die 1. Liga ist keineswegs das erste Saisonziel auf Schalke, der im Falle des Scheiterns in die Katastrophe führen wird. Hier sind die dramatischen Prognosen des Artikels aus der Luft gegriffen.
Die neue Schalker Vorstandsetage wünscht sich zwar von Herzen den sofortigen Wiederaufstieg, was man aus ihren Statements lesen kann, aber sie ist realistisch genug, dies nicht als ein Saisonziel auszugeben, das andernfalls den Abstieg Richtung Liga 3 und Regionalliga einläutet.
Kein Wort bei Robin Patzwald dazu, dass auf Schalke endlich das Tönnies-Netzwerk zerschlagen wurde und jetzt eine seriöse Finanzpolitik vorherrscht, die natürlich keine besonders großen Sprünge erlaubt. Aber im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten können sich die Transfers des neuen Managements und Vorstandes durchaus sehen lassen. Endlich gibt es wieder ein Scouting, das diesen Namen verdient. Es wurden einige Spieler verpflichtet bzw. aus der Jugend nach oben geholt, die sich als Kracher herausstellen: Zalazar, Itakura, Bülter, Ouwejan, Aydin, Thiaw etc.
Schalke hat eine komplett neue, überdurchschnittlich junge Mannschaft und mit dieser Mannschaft in einigen Spitzenspielen bereits gezeigt, dass sie guten Fußball spielen kann. So kurz vor Weihnachten in Hamburg beim HSV und davor in Bremen gegen Werder. Wer Näheres über einzelne Spieler und den Teamspirit wissen will, sollte sich diese Spiele anschauen.
Dass jetzt eine Trainerdiskussion aufkommt, hat damit zu tun, dass viele Schalker in dieser Mannschaft hohe Qualität sehen, die der Trainer ihres Erachtens mit dieser Mannschaft nicht kontinuierlich genug erreicht.
Der Text von Patzwald macht sich nicht einmal die Mühe, all diese Fakten zu recherchieren und zu erwähnen, davon ab, sie zu kommentieren.
[…] gibt also eigentlich nur zwei logische Erklärungen für das Drücken des Panikknopfes in Gelsenkirchen: Entweder wurde das Vertrauen in den Coach und in seine Arbeit schon zuvor […]