Gestern stieg weißer Schaum auf der Pilskrone Rauch auf: Habemus Cervisia (oder so).
Der VfL Bochum und die Privatbrauerei Moritz Fiege haben ihre Premium-Partnerschaft bis 2021 verlängert und das obwohl es für den Zweitligisten wohl auch bessere Angebote gab. Aber es fließt ja nicht nur Geld, wie VfL-Finanzvorstand Wilken Engelbracht in der Pressekonferenz vorbrachte, sondern auch … Bier?
Gestern titelte noch eine Boulevardzeitung, dass nach 15 Jahren die Partnerschaft des VfL Bochum mit der Bochumer Fiege-Brauerei enden würde (und man sich stattdessen für das finanziell lukrativere Angebot von König Pilsener aus Duisburg entschieden habe), wenige Stunden nach dem Druck dieser Zeilen straften der VfL Bochum und der alte wie neue Premium-Partner in Sachen Bierausschank diesem Bericht Lügen. Doch da war wohl doch was wahres dran:
Denn auch wenn jetzt vielleicht der eine oder andere auf boulevardeske oder populistische Berichte dazu haut, konnte man bei der Pressekonferenz Wilken Engelbracht, dem Finanzvorstand des VfL Bochum, entnehmen, dass er als Finanzvorstand auch andere Angebote auf dem Tisch hatte, deren Prüfung seine Aufgabe war. Angebote, die finanziell auf dem Papier besser aussahen als das Angebot des von der regionalen oder gar nationalen Verbreitung her doch recht eingeschränkten Bochumer Brauerei. Die regionale Verbundenheit mit Bochum und dem Ruhrgebiet ist sicherlich auch mit ein Grund dafür, warum bei den alle Jahre wieder aufkommenden Diskussionen um die Frage des Haupt- und Trikotsponsors am Bochumer Ostring eher abgewunken wird.
Doch auch ein Finanzvorstand müsse einsehen, so Engelbracht weiter, dass nicht nur Geld fließen würde, sondern auch andere Werte damit verbunden seien. Damit spielt er sicherlich darauf an, dass „der harte Kern“ der VfL Bochum-Fans sicherlich mit einem Wechsel des Bierausschanks unzufrieden wäre. Die Fans, die bei jedem Wetter und bei jeder noch so unattraktiven Zweitliga-Partie den VfL Bochum begleiten, durch einen Sponsorwechsel zu verärgern wäre vielleicht auf dem ersten Blick finanziell lukrativer, langfristig könnte das aber für mehr Enttäuschung sorgen. Denn die Fans des VfL Bochum sind schon traditionsbewusst – als vor einigen Jahren im Rahmen einer Fanclub-Veranstaltung mitgeteilt wurde, dass es demnächst „die Echte von Dönninghaus“ (für die nicht-Kenner: eine Bochumer Bratwurst…) im Stadion geben würde, war der Jubel fast so groß wie bei einem wichtigen Sieg im Stadion.
Auch die mediale Bedeutung einer solchen Frage bemerkte Engelbracht. Dieser stellte bei der Begrüßung fest, dass bei seiner eigenen Verpflichtung durch den Aufsichtsrat des VfL Bochum nur vier Medienvertreter anwesend waren, während jetzt bei der gestrigen Pressekonferenz, bei der nur nebulös die „Verkündung einer wichtigen Vereinspartnerschaft“ angekündigt wurde, gefühlt die zehnfache Menge anwesend war (etwas weniger werden es schon gewesen sein).
Hugo Fiege, einer der beiden Chefs der Privatbrauerei Moritz Fiege, dankte direkt am Anfang den Fans für die Unterstützung und dass man als traditionsreiches Unternehmen aus Bochum natürlich auch eine gewisse Verantwortung habe. Die Einigung selber konnte jedoch nur erzielt werden, „weil beide Seiten bereit waren, in erheblichem Maße über ihren Schatten zu springen“, so Fiege. Weiter formulierte er von den neuen Zielen die man sich gesetzt habe, sportliche Ziele (Aufstieg?!) wurden jedoch auf Nachfrage dazu nicht genannt. Stattdessen soll der Bierausschank im Stadion verbessert werden – beginnend bei der Ostkurve und dem Block A. Für einige Fans schon die zweitbeste Nachricht des Tages (nach der eigentlichen Vertragsverlängerung).
Hier wo das Herz noch zählt…
Unter rein finanziellen Gesichtspunkten kann man davon ausgehen, dass der VfL Bochum mit einem anderen Premium-Partner in Sachen Gerstensaft vielleicht besser aufgestellt gewesen wäre. Aber wenn man sich so explizit vor Ort verankert sieht, wenn der bisherige „Ausschankpartner“ sogar im traditionellen Liedgut der VfL Bochum-Fans Einzug gefunden hat, dann zählen andere Werte mehr als reine Zahlen. Insofern ist das eine gute Entscheidung für die Fans, die auch einem der Vereinsmottos entspricht.
Jedoch sollte man nicht vergessen – der VfL Bochum braucht (wie eigentlich jeder andere Fußballverein auch) jeden Euro, den man bekommen kann. Ob jetzt ein Verzicht auf den Traditionspartner sich finanziell soviel besser dargestellt hätte, weiß man natürlich nicht. Denn neben der reinen Sponsoring-Summe muss man natürlich auch berücksichtigen, dass unter Umständen der Bierausschank im Stadion zurückgeht, denn wer auf sein Lieblingsbier schwört, der steigt nicht unbedingt für 90 Minuten + x um.
Video der Pressekonferenz
Im Rahmen der Berichterstattung für das Pottblog entstand auch dieses Video der Pressekonferenz zur Vertragsverlängerung zwischen dem VfL Bochum und Moritz Fiege: