‚Being Mario Götze‘: Ein guter Streifen, aber nicht so herausragend wie ‚Tom meets Zizou‘

Premiere von ‚Being Mario Götze‘ in Köln. Foto(s): Robin Patzwaldt

Am vergangenen Donnerstag, den 18. Oktober 2018, war ich Gast bei der Kinopremiere von ‚Being Mario Götze‘, dem neuesten Streifen von Filmemacher Aljoscha Pause, in Köln. Jetzt, mit zwei Tagen Abstand, ist es Zeit hier ein paar Gedanken über den Streifen zu teilen.

Bevor ich ein paar kritische Anmerkungen mache, möchte ich betonen, dass die Sport-Doku sehenswert ist. Wie bisher alle Filme von Aljoscha Pause, die ich gesehen habe, ist der Film handwerklich gut gemacht, versprüht eine gewisse Magie, zieht den Zuschauer in seinen Bann.

Die Fahrt nach Köln hat sich für mich gelohnt, auch wegen des anschließenden Gesprächs über den Film zwischen ARD-Kommentator Tom Bartels und Ex-Fußballprofi Thomas Broich, der Hauptdarsteller von Pauses Film ‚Tom meets Zizou‘ aus dem Jahre 2011 war und als ‚gescheitertes‘ ehemaliges Top-Talent des Fußballs, in seiner Biographie gewisse Parallelen zu Götzes Karriereverlauf aufweist.

Doch das bringt mich auch gleich zum ersten Kritikpunkt: ‚Being Mario Götze‘ kann mit der großen Faszination von ‚Tom meets Zizou‘ leider nicht mithalten. Woran das liegt? Schwer zu sagen.

Während der Film über den Karriereverlauf von Broich eine gewisse Allgemeingültigkeit besitzt, der Zuschauer daraus auch für das eigene Leben viel ableiten kann, ist die Götze-Doku im Rückblick eher der Blick auf einen speziellen Einzelfall, eine Nacherzählung des Werdegangs eines speziellen Fußballprofis.

‚Tom meets Zizou‘ ist zudem eine ‚rundere‘ Geschichte, endet mit dem ‚Happy End‘ für den nach einer Lebenskrise in Australien sein Glück findenden Grübler Broich. Der aktuelle Streifen wirkt mit dem abrupten Ende Sekunden vor Bekanntgabe des WM-Kaders 2018, bei dem Götze bekanntlich keine Berücksichtigung fand, irgendwie unvollendet. Als Zuschauer hatte ich hier den Eindruck, als hätte die Doku an dieser Stelle eigentlich noch weitergehen sollen, hätte die Geschichte Götzes bei der WM 2018 noch weitererzählt werden sollen. Da dies aber nicht möglich war, musste ‚Being Mario Götze‘ halt hier und so abrupt enden. Der Film wirkt dadurch irgendwie unvollendet.

Zudem hat die vorgelegte Kino-Länge von über zwei Stunden bei mir an einigen Stellen zu dem Gefühl geführt, dass man hier hätte ruhig noch etwas kürzen können. Einiges wird wiederholt, wodurch sich zwischenzeitlich ein gewisser Spannungsabfall beim Zuschauen eingestellt hat. Zumindest bei mir.

Nun bin ich, wie regelmäßige Leser dieses Blogs wissen werden, gebürtiger Dortmunder und als solcher von Kindheitstagen an BVB-Fan. Diese Tatsache ist sicherlich ein grundsätzlicher Vorteil, wenn man sich ‚Being Mario Götze‘ anschauen mag. Der Film dreht sich halt zu 90% um Dortmund, den BVB und seine Protagonisten. Ist ein Zuschauer nicht so eng mit Dortmund verbunden, er dürfte sich automatisch weniger mit dem Film identifizieren, weniger Interesse an der erzählten Geschichte haben als ich.

Dies bemerkte ich auch im Kino in Köln am Donnerstag. Szenen die mich persönlich sehr ergriffen haben, an die ich mich gut erinnern konnte, da ich das Ganze vor wenigen Jahren vor Ort ja selber miterlebt, gar mit erlitten hatte, wie etwa der damalige unrühmliche Abgang Götzes aus Dortmund in Richtung München, lösten bei den Rheinländern um mich herum offenkundig völlig andere Reaktionen aus als bei mir als direkt ‚Betroffenem‘.

Auch dies ist ein Punkt, den es meiner Meinung nach bei Pauses vorherigen Dokus ‚Tom meets Zizou‘ und ‚Trainer‘ so nicht gegeben hat. Beides waren Streifen mit einer sehr grundsätzlichen Aussage, mit einem allgemeingültigen Ansatz. Diesen gibt es im aktuellen Streifen so ausgeprägt nicht. ‚Being Mario Götze‘ dürfte in erster Linie tatsächlich für Götze- und/oder BVB-Fans interessant sein.

All dies hört sich jetzt vielleicht zu negativ an. Ich wollte es in diesem Zusammenhang heute trotzdem einmal kurz loswerden.

Trotz all dieser negativen Gedanken und Aspekte bleibt die frisch im Kino angelaufene Götze-Doku eine überdurchschnittliche Sport-Doku, ein Film, der einen Kinobesuch lohnt.

Die eigene Messlatte hat sich Filmemacher Aljoscha Pause nach den beiden unglaublich guten Vorgängerfilmen selber eben arg hoch gelegt. Eine kleine Parallele zu Hauptdarsteller Götze übrigens, der einen so wichtigen Treffer wie den im WM-Finale 2014 im weiteren Karriereverlauf vermutlich auch nicht mehr wird erzielen können. So ergeht es Pause womöglich auch mit seinem damaligen Volltreffer ‚Tom meets Zizou‘. 😉

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Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
6 Jahre zuvor

Vielleicht liegt es daran, dass es heute nur noch ganz wenige Hardcore-Fans und ungeübte Journalisten gibt, die Götze immer noch und immer wieder als ewiges "Talent" sehen wollen. Diesen Fehler haben halt die letzten Trainer beim BvB nicht gemacht, also bleibt Götze als Person nun noch die Rolle eines ganz gewöhnlichen, durchschnittlichen Fußballprofis, der ab einem gewissen Alter sehr viel Leistungsleerlauf, eine eher ungesunde Verbissenheit in den gutbezahlten Job und ab und an mal ein achtbares Spielchen vorweisen kann. Dabei will ihm aber Keiner auch noch im Kino zugucken – dieser Personenkult ist vorbei.

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[…] Interview verraten. Zusätzlich konnten sich die Ruhrbarone kurz darauf bei der offiziellen Kino-Preniere in Köln von der Qualität des Streifens direkt vor Ort […]

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[…] Aljoscha Pause, der Lesern der Ruhrbarone ja spätestens seit seinen vielbeachteten Filmen ‚Being Mario Götze‚, ‚Trainer‚, Inside Borussia Dortmund‚, ‚Wie ein Fremder‚ und […]

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