Berivan Aymaz: Grüne Landtagsvizepräsidentin kritisiert NRW-Regierung

Berivan Aymaz Foto: Grüne im Landtag NRW Lizenz: CC-BY 4.0

Weil das Landeskabinett die Vielfalt im Land nicht abbilde, ernten Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) Kritik von höchster Stelle. Mit Berivan Aymaz, Vizepräsidentin des NRW-Landtags, kritisiert nun erstmals eine hochrangige Politikerin der Grünen die Entscheidung der eigenen Partei und der CDU, keinen Migranten an den Kabinettstisch zu berufen: „Das Kabinett bildet nicht die Diversität unserer Einwanderungsgesellschaft ab“, erklärt Aymaz in einem großen Interview in den Funke-Zeitungen.

Und ergänzt deutlich: „Unsere Ministerinnen und Minister werden die Bedürfnisse von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte im Blick haben. Aber es fehlt jemand, der diese Biografie selbst hat. Unsere Demokratie ist erst vollständig, wenn sie die Vielfalt unserer Gesellschaft abbildet.“

Die Funke-Redakteure Matthias Korfmann und Stephanie Weltmann konzentrieren sich in ihrem Interview komplett auf die fehlende Vielfalt in der Landesregierung – und legen bei Aymaz den Finger in die Wunde. Beim Lesen schmerzt das teilweise, weil es nicht nur in Düsseldorf ein offenes Geheimnis ist, dass Aymaz ebenfalls eine exzellente Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration wäre. Das Format hätte sie, sagen selbst Kritiker anderer Parteien anerkennend. Jetzt muss sie im Interview ihre Parteifreundin Josefine Paul loben, von der auch viele im Landtag erwarten, dass sie einen exzellenten Job machen werde.

Aber warum ist es wichtig, dass Menschen mit Migrationshintergrund politische Verantwortung übernehmen? Dass sie öffentlich zu sehen sind? Berivan Aymaz erklärt es in den Funke-Zeitungen heute so: „Politiker mit Zuwanderungsgeschichte haben oftmals Zugang zu anderen Communities. Sie können politische Debatten in diese Kreise tragen. Das ist sehr wichtig – fehlen uns diese Menschen, fehlt uns der Zugang“, macht Aymaz deutlich. Außerdem könne die Biografie dieser Politiker eine positive Signalwirkung für andere Migranten haben: „Menschen haben das Bedürfnis, Menschen mit ähnlichen Erfahrungen in einflussreichen Positionen zu erleben. Dann fühlen sie sich besser gehört und geschützter.“

Dieses Blog hatte bereits Anfang Juli von der Kritik an Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) berichtet – die kam von der türkische Zeitung „Hürriyet“ mit ihrem Redakteur Murat Tosun, der Türkischen Gemeinde NRW mit ihrem Vorsitzenden Serhat Ulusoy, sowie der Türkischen Gemeinde in Deutschland mit dem Co-Vorsitzenden Gökay Sofuoğlu. „Es wäre ein wichtiges Signal gewesen, wenn im Bundesland, in dem die meisten Menschen mit Zuwanderungsgeschichte leben, die Ministerriege diese Diversität zumindest im Ansatz widerspiegelt“, bedauerte auf Ruhrbarone.de-Nachfrage der Dortmunder Landtagsabgeordnete Volkan Baran (SPD).

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