Bestattungen der Extreme als ein Spiegelbild der Gesellschaft in diesem Lande

Das Aschestreufeld auf dem Friedhof in Waltrop am 4.8.2019. Foto: Robin Patzwaldt

Um zu erkennen, dass unsere Gesellschaft aktuell an vielen Stellen dabei ist auseinanderzubrechen, muss man wahrlich kein Experte sein oder gar teure Studien in Auftrag geben. Um das zu bemerken, reicht es häufig schon mit halbwegs offenen Augen durch das Leben zu gehen.

Was man dann entdecken kann/muss, das verschlägt einem häufig bereits regelrecht die Sprache. Jüngstes Beispiel: Die Diskussionen über die in Hamburg in Kürze möglichen gemeinsamen Bestattungen von Haustier und ‚Herrchen‘ bzw. ‚Frauchen‘.

Da berichten aktuell mehrere Medien, darunter die als konservativ geltende F.A.Z., darüber, dass in der Hansestadt zukünftig Menschen und ihre Haustiere gemeinsam beerdigt werden können. Das erlaubt ein neues Bestattungsgesetz, das die Abgeordneten der Hamburgischen Bürgerschaft nun verabschiedeten.

„Nach der neuen Regelung kann die zuständige Behörde Flächen für Grabstätten ausweisen, „auf denen auf Wunsch der Verstorbenen eine Urne mit der Asche eines Haustieres dem Grab beigegeben werden kann“.“ Angedacht sei, so die F.A.Z., die Bestattung von Kleintieren wie Hund oder Katze, nicht dagegen von Pferden oder anderen größeren Vierbeinern. Das Interesse daran sei groß, bestätigte auch die zuständige Behörde in Hamburg.

Nun gut, eigentlich könnte es einem ja völlig gleichgültig sein, wie die Leute ihre Bestattung konkret planen, wofür sie ihr Geld dabei ausgeben, oder eben auch nicht.

Vor dem Hintergrund, dass immer mehr Menschen sich in diesen Tagen ziemlich unwürdig bestatten lassen müssen, bereitet einem diese Entwicklung allerdings doch arge Bauchschmerzen. Also, mir zumindest.

Aschestreufels in Waltrop am 20. Oktober 2016. Foto: Robin Patzwaldt

Da habe ich doch im Laufe der vergangenen sechs Jahre immer wieder auf ziemlich unwürdige Bestattungen an meinem Wohnort Waltrop bemerken müssen, wo menschliche Überreste regelmäßig ziemlich pietätlos auf dem örtlichen Aschestreufeld ‚abgekippt‘ werden (Sorry, anders kann ich das einfach nicht beschreiben.).

Schon häufiger habe ich auf diese, meiner Meinung nach unwürdigen Zustände hingewiesen… auch hier im Blog.

Immer wieder wurde es danach kurzzeitig für einige Zeit besser, bevor das beschämende Verhalten erneut für jedermann sichtbar auftrat.

Mich macht das sehr betroffen. Das anonyme ‚Verstreuen/Auskippen‘ der Asche als die günstigste Bestattungsvariante, steht offenkundig im krassen Gegensatz zu diesen ‚Luxusvarianten‘ a la gemeinsamer Haustier/Mensch-Bestattung in Hamburg, von der jetzt zu lesen war.

Sicherlich, finanzielle Ungleichheiten in diesem Lande hat es schon immer und wird es auch in Zukunft noch geben. Wer jedoch in Anbetracht dieses augenfälligen Auseinanderdriftens der unterschiedlichen Bestattungsarten noch immer Studien braucht um zu erkennen, was mit diesem Lande aktuell grundsätzlich schief läuft, dem ist aus meiner Sicht jegliche mitmenschliche Beobachtungsgabe im Alltag komplett verloren gegangen….

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Bennet Jäger
Bennet Jäger
5 Jahre zuvor

Hm, ich glaube, den Verstorbenen ist das relativ egal. Rituelle Bestattungen sind eher der Wunsch religiöser Menschen. Und haben Sie schon einmal Gräber mehrer Menschen pflegen müssen, insbesondere, wenn man nicht mehr in der gleichen Stadt wohnt und eine Familie hat? Ich auf jeden Fall habe diese Verpflichtung angenommen und werde meine Nachffahren nicht damit belasten. Gruß Bennet Jäger

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
5 Jahre zuvor

Hat eigentlich schon Jemand eine Petition gestartet, um für die Friedhofsruhe und gegen die allgegenwärtigen Laubbläser der zahlreichen externen Gartenbaufirmen und Billigheimer mit Billiglöhnern zu protestieren? Mittlerweile ist es auf kommunalen Friedhöfen zig mal lauter als in jedem Schrebergarten zur Oktoberfestzeit…

Psychopompos
Psychopompos
5 Jahre zuvor

@ Klaus Lohmann

"… die allgegenwärtigen Laubbläser der zahlreichen externen Gartenbaufirmen und Billigheimer mit Billiglöhnern …"

das ist richtig gehört, beobachtet, ich wohne an einem Friedhof.

Der Maschinen- und Sklaveneinsatz hat über die Jahre immer mehr zugenommen, ich nenne den Friedhof inzwischen "Todesfabrik".

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