Deutsche Unternehmen machen im Ausland Geschäfte. Gute Geschäfte. Auch in korrupten Diktaturen wie Turkmenistan oder Usbekistan. Die Frage ist, ob die deutschen Firmen dort auch Leute bestechen, um an Aufträge zu kommen? Das Handelsblatt hat Matthias Mitscherlich interviewt, den Chef des Anlagenbauers Ferrostaal. Der Top-Manager gibt zu, dass früher jede Menge bestochen wurde, als die Korruption im Ausland noch nicht strafbar, und das Schmiergeld im Inland von der Steuer absetzbar war. Seither habe sich aber die Rechtslage geändert, deswegen werde auch nicht mehr korrumpiert. Stattdessen würde jemand bezahlt,
„der die richtigen Leute kennt. Der einem zum Beispiel sagt, mit wem man reden muss, um ein Projekt nach vorne zu bringen. Hier steht einer Leistung eine echte Gegenleistung gegenüber, deshalb sollte man solche Dinge nicht in die gleiche Ecke wie Korruption rücken.“
Für mich hört sich das an wie ein Beratervertrag mit der Tochter des Präsidenten. Und ob das so OK ist, naja. Das liest sich, als würde der Ferrostaal-Chef Korruption kleinreden.
Hier der zitierte Originalauszug aus dem Handesblatt-Interview. Selten hat ein Manager so offen über Auslandskorruption gesprochen.
HB: Usbekistan gilt als ein Markt, auf dem ohne Schmiergeld nichts geht. Wie gehen Sie mit dem Thema um?
Mitscherlich: Wir schmieren aus Prinzip nicht. Schauen Sie auf das Projekt in Usbekistan. Wir sind der Investor, da brauchen wir noch nicht einmal Lobbyisten einzuschalten. Wir können uns voll und ganz auf den Bau der Anlage konzentrieren.
HB: Ihre Compliance-Abteilung können Sie also dichtmachen?
Mitscherlich: Nein, wir bauen diese weiter aus. Aber wie gesagt: Wenn man selber die Projekte entwickelt und unser Eigentümer sich beteiligt, dann gibt es keine Ausschreibungen. Das Thema Schmiergeld stellt sich gar nicht erst.
HB: Ein Blick in die Geschichte von Ferrostaal zeigt aber schon, dass Schmiergelder sehr wohl ein Thema waren.
Mitscherlich: Das war früher, als in den 90er-Jahren auch die Gesetzgebung noch eine andere war und solche Gelder sogar von der Steuer abzugsfähig waren. Die Lage hat sich heute grundlegend geändert. Waren wir früher vor allem für Regierungen aktiv, sind es heute in erster Linie Privatfirmen, die die Aufträge vergeben.
HB: Glauben Sie, dass Deutschland es mit seiner Gründlichkeit bei der Umsetzung von Compliance übertreibt?
Mitscherlich: Es ist richtig, dass man keine Leute schmiert. Man muss aber Verständnis dafür haben, dass man in vielen Ländern jemanden braucht, der einen leitet. Der die richtigen Leute kennt. Der einem zum Beispiel sagt, mit wem man reden muss, um ein Projekt nach vorne zu bringen. Hier steht einer Leistung eine echte Gegenleistung gegenüber, deshalb sollte man solche Dinge nicht in die gleiche Ecke wie Korruption rücken. Das ist nicht förderlich. Die Konkurrenz aus anderen Ländern hat da weniger Probleme.
„Die Konkurrenz aus anderen Ländern hat da weniger Probleme.“
Das ist eines der Märchen, das diese Leute immer wieder erzählen. Die armen deutschen Unternehmen sind die einzigen, die brav sind.
Der US-Unternehmen sind in Wirklichkeit an viel strengere Regeln gebunden.
[…] Weil wir bei den Ruhrbaronen am 1. Februar eine Geschichte über Ferrostaal gebracht haben unter dem Titel: “Besticht die Deutsche Wirtschaft im Ausland?”. […]