Beverly Ranger – Dank an Tagesspiegel, peinlich für Bonn

Die Frauen-WM ist vorbei. Ich habe sie genossen. Die zwei Halbfinalpartien und das Endspiel haben frauenfußballerisch Maßstäbe gesetzt. Und dramaturgisch waren sie so gut ausgearbeitet, dass man schon wieder FIFA-Manipulation verschwörungstheoretisieren könnte.
Dass ich mich aber hier nochmal aufraffe, überhaupt was zu schreiben, hat mit Beverly Ranger zu tun. Sie hat dem Bonner SC zu seiner zweiten deutschen Meisterschaft verholfen, 1975. Sie hat ein Tor des Monats geschossen, ebenfalls 1975. Daran erinnere ich mich, als wenn es gestern gewesen wäre, so eindrucksvoll fand ich das damals, in der guten alten Zeit, als mein Lieblingsteam Abonnementmeister und ich 17 war.
Ich habe mich schon bei der vorigen Frauen-WM gewundert, dass kein Medium an Beverly Ranger erinnerte. Die WDR-Lokalzeit Bonn trieb seinerzeit zwei BSC-Spielerinnen auf, die 75 Meisterinnen waren und die erzählen konnten, wie das damals so zuging im Frauenfußball. Heute ist der Bonner SC (Jungensmannschaft) zwangsabgestiegen wg. Insolvenz, gleichzeitig mit RW Essen. Während RWE gerade aus der 5. in die 4. Liga aufgestiegen ist und von seiner bekanntlich steinreichen Stadt ein neues Stadion spendiert bekommt, ist der Bonner SC noch weiter unten und kämpft mit seiner entschieden reicheren Stadt (Bonn hat noch Eigenkapital von rund 1 Mrd. Euro) darum, in seinem Stadion Flutlicht zu bekommen. Verdient haben sie sich das jedenfalls nicht.
Hätte der Doppelmeister im Frauenfußball 1974 und 1975 seine diesbezügliche Tradition nicht so vergammeln lassen, wie er es getan hat – Beverly Ranger wechselte 1975 zur SSG Bergisch-Gladbach – dann könnte er jetzt dick ins aufstrebende Mädchenfußballgeschäft einsteigen. Doch in Bonn erinnert niemand an Beverly Ranger. Ist es zu peinlich, wie es damals zuging? Peinlich für die Bundesstadt Bonn ist jedenfalls, dass ausgerechnet eine Berliner Zeitung, der Tagesspiegel dieser Tage adäquat an die Frau erinnert.
Bonn definiert sich als „Internationale Stadt“ und Standort der Vereinten Nationen. Es sollte endlich einen Weg finden, seine Ex-Bürgerin und Fußballpionierin angemessen zu ehren.

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