Bibiana Steinhaus wird die 1. Fußball-Bundesliga verändern! – Aber in welche Richtung?

Bibiana Steinhaus hat mal gut lachen. Quelle: Wikipedia Lizenz: gemeinfrei

Die Bundesligasaison hat noch nicht einmal begonnen, da steht die erste Schiedsrichterin in der bisherigen Männerdomäne schon im Mittelpunkt, wie man es wohl auch befürchten bzw. erwarten musste.

Seit Jahren bereits wurde immer wieder darüber spekuliert ob, und wenn ja wann, die inzwischen auch schon 38-jährige Bibiana Steinhaus ihr Debüt in der 1. Fußball-Bundesliga feiern würde.

Viele Schiedsrichterkollegen sahen die talentierte Unparteiische bereits vor rund zehn Jahren ungerechtfertigter Weise auf der Überholspur ins Profilager, was schon damals zu viel Neid und Missgunst bei einigen männlichen Kollegen führte, die sie als einzige Frau im harten Konkurrenzkampf mit den Männern auf dem Weg nach oben hierbei grundsätzlich im Vorteil sahen.

Nun, es kam dann aber doch anders. Die Sache zog sich in die Länge. Und zuletzt wurde dann auch schon immer häufiger darüber spekuliert warum das Ganze denn bei ihr so lange dauern würde, ob sie vielleicht sogar grundsätzlich zu schlecht für die Eliteklasse im Männer-Fußball sei.

Doch egal wie das Thema der Diskussionen rund um Deutschlands wohl unbestritten beste Schiedsrichterin auch gerade konkret lautete, es wurde stets ungewöhnlich emotional und sehr engagiert diskutiert, wenn es nur irgendwie um die möglicher Weise erste Schiedsrichterin der Bundesliga ging.

Versuche die Debatten möglichst grundsätzlich von der Geschlechterfrage  zu trennen, sich doch lieber auf die sachlichen Punkte, ihre reinen Leistungen zu konzentrieren schlugen regelmäßig fehl. Auch hier bei uns im Blog übrigens.

Schon alleine die Einschätzung ihrer Leistungen fielen fast immer völlig uneinheitlich aus, wohl stets klammheimlich zusätzlich angeheizt durch die sich dahinter versteckende Geschlechterdebatte.

Wie schwierig die Situation für die 38-jährige daher vermutlich auch in der kommenden Saison  tatsächlich sehr häufig werden dürfte, nachdem sie nun endlich (nach dem Abgang einiger erfahrener (männlicher) Schiedsrichterkollegen) im Fußballoberhaus, in der 1. Liga darstellen wird, das konnte man als Beobachter schon am gerade abgewickelten DFB-Pokalwochenende miterleben.

Was war passiert? Zugeteilt dem Auftritt des FC Bayern München beim Drittligisten Chemnitzer FC, welches die übermächtigen Bayern übrigens leicht und locker mit 5:0 für sich entscheiden konnte, sprach nach dem Spiel kaum jemand über den Fußball, sondern viele Fans und Medien konzentrierten sich bei der Nachbetrachtung auf die Premiere von Bibiana Steinhaus.

Denn Bayernspieler Franck Ribéry spielte Bibiana Steinhaus einen etwas simplen Streich, zog ihr an einem ihrer Schnürsenkel. Eigentlich nur ein kindlicher, wohl sogar etwas arg alberner Scherz, der eher dem Schulsport in einer Grundschule hätte entsprungen sein können als einem Profifußballspiel, sollte man zumindest meinen. Doch die anschließenden Debatten im Lande rund um das Thema waren ziemlich schnell ziemlich ernst und auch einmal mehr recht emotional.

Die 38-Jährige lächelte den flachen Scherz des Franzosen im Spiel einfach weg, erklärte ihm sein ‚Fehlverhalten‘ nur ganz kurz etwas später. Eine Karte sah er dafür keine.

Schiedsrichter-Funktionär Hellmut Krug lobte Steinhaus dafür ausdrücklich: „Bibiana hat da toll reagiert“, sagte der sogenannte Chefinstruktor des Deutschen Fußball-Bundes am Sonntag in der ‚Sport1‘-Sendung ‚Doppelpass‘ vor laufender Kamera.

Das sah aber längst nicht jeder so. Viele Fans hielten Riberys Aktion nämlich durchaus für ahndungswürdig.

Und tatsächlich. So etwas ist in der Vergangenheit ja auch schon gänzlich anders bewertet worden. Nur war der Schiedsrichter dann eben ein Mann. Und diese reagierten auf Berührungen regelmässig sehr entschlossen und streng.

Nun mag man argumentieren, dass das doch kleinkariert ist, wenn man das überhaupt thematisiert. Es dokumentiert jedoch einmal mehr den grundsätzlichen, den großen Unterschied, den es zukünftig machen wird wenn Bibiana Steinhaus ein Bundesligaspiel pfeift, oder eben einer ihrer männlichen Kollegen.

Spieler verhalten sich Frau Steinhaus gegenüber offensichtlich häufiger mal anders. Auch Trainer haben in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass sie mit einer Schiedsrichterin anders umgehen als mit einem Mann an der Pfeife. Erinnert sei an die ebenfalls diskutierte Schulter-Tätschelei von Ex-Bayern-Trainer ‚Pep‘ Guardiola gegenüber Steinhaus. Auch diese Aktion wurde von vielen Beobachtern als mangelnder Respekt interpretiert.

Und auch die Medien berichten übrigens im Regelfall anders, wenn eine Frau die Begegnung pfeift. Schon seit Jahren. So wird die junge Dame zum Beispiel gerne mal wiederholt als ‚Bibi‘ o.ä. betitelt, wenn ein Kommentator auf sie zu sprechen kommt. Ihre männlichen Kollegen dürfen sich in der Regel sicher sein, dass Sie mit ihrem vollen Nachnahmen angesprochen werden. Eine Verkürzung auf einen Vor- bzw. Spitznamen hätte ich hierbei zumindest in all den Jahren als Beobachter noch nicht einmal bemerkt. Bei Bibiana Steinhaus ist das hingegen in fast jedem Spiel der Fall.

Es wird daher vermutlich noch so einige Debatten um die erste Schiedsrichterin in der 1. Fußball-Bundesliga geben in den nächsten Monaten. Und mit der eigentlichen Leistung der ersten Frau in dieser Männerwelt hat das dann vermutlich nur selten wirklich mal zu tun. Am Wochenende ging es ja schon gut los, wie man sehen konnte bzw. musste.

Das wird spannend zu verfolgen bleiben!

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Fabian
Fabian
7 Jahre zuvor

Wie hier schon ausgeführt wurde: Es ist fast egal, ob ihre Leistung nun rein objektiv betrachtet gut oder schlecht oder der Liga angemessen ist. Sie verdient allein dafür größten Respekt und Anerkennung, dass sie den Weg bereitet für die Schiedsrichterinnen, die ihr hoffentlich folgen werden.

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

Robin,
einverstanden.

Ergänzend zu Deiner Meinungsäußerung:

Wir Fans sind in der Lage -"sollten in der Lage sein….."?-, die Leistung von B.Steinhaus in jedem einzelnen Bundesligaspiel, das sie leiten wird, zu bewerten und uns nach jedem Spiel ein Urteil bilden..
Und dann werden wir sehen, ob sich a.) nach X-Spielen unter den Fans eine Mehrheitsmeinung bezüglich der Qualität von B.Steinhaus als Bundesliga-Schiedsrichterin gebildet hat und b.)mit welchen Fakten die Fans ihre Meinung belegen/begründen.

Vorurteile (!!) welcher Art auch immer- sollten "Außen vor bleiben".

Ich hoffe zudem, daß uns Fans stets bewußt ist, daß Urteile über Schiedsrichterleistungen, also auch die über die Leistung von Frau Steinhaus- stark davon abhängen, ob wir Fans "unseren Verein" durch die Schiedsrichterleistung (en )ehe als bevorteilt oder ehe als benachteiligt sehen, dh., , daß es bei uns Fans besonders subjektiv zugeht, wenn wir eine Schiedsrichterleistung bewerten und uns über die Qualität des Schiedsrichters generell ein Urteil erlauben. Das gilt auch für Frau Steinhaus und damit muß sie, wie jeder Schiedsrichter, leben.

Allerdings:
Auch mein Bemühen, mir stets möglichst sachgerecht und faktengestützt eine Meinung über eine Schiedsrichter-Entscheidung zu bilden, ist dann und wann nicht existent, wenn z.B. gegen meinen BVB ein sog. "umstrittener Elfmeter" gepfiffen wird. Dann bin ich relativ schnell dabei zu sagen: "Typisch……..", z.B. typisch Stark. Folglich schließe ich -wider meine Eingangsanmerkungen- keineswegs kategorisch aus, dass ich "Im Eifer des Gefechtes" spontan bei einer mir mißfallenden und meinen BVB schadenden Entscheidung durch Frau Steinhaus sagen könnte: " Typisch…….."!
So ist das halt mit uns engagierten Fans, wenn wir während eines Spieles oder unmittelbar danach unsere Meinung über einen Schiedsrichter, demnächst über eine Schiedsrichterin äußern. Da wird es Frau Steinhaus also vermutlich nicht anders ergehen als ihren Kollegen.
Vielleicht bleibt Frau Steinhaus -so wie allen ihren Kollegen- zukünftig "Schlimmes" erspart, wenn zumindest fehlerhafte Entscheidungen über "Tor" oder "Nichttor" durch den sog. Video-Beweis auszuschließen sind.

Lukas N.
Lukas N.
7 Jahre zuvor

@Robin
Ich finde ganz gut, dass Du das in dieser Weise thematisierst und es ist schon bezeichnend, dass es leider ein Thema ist. Wir leben ja im 21. Jahrhundert und nicht mehr im Mittelalter. Was Beruf und sonstiges Engagement angeht, sollte die Geschlechterfrage eigentlich kein Thema sein, es sollte sich nur die Frage nach Qualifikation und Leistung stellen, nicht danach, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt.

Es war wirklich an der Zeit, die auch etwas angestaubt wirkende Männerdomäne "Schiedsrichter" zu durchbrechen und Frau Steinhaus als Schiedsrichterin für die 1. Liga zu berufen. Sie hat die Qualität, erste Liga pfeifen zu können. Da sie aber die erste und einzige Frau ist und es wohl noch einige Zeit bleiben wird, ist die Situation nicht einfach für Sie und wird das Thema höher aufgehängt bleiben als es angebracht wäre.
Die Aktion Riberys, geistig eher auf Kleinkindniveau, ihr den Schnürsenkel aufzuziehen, zeigt, dass solche Spieler eine Frau als Schiedsrichterin eben doch nicht so ernst nehmen als würde ein Mann pfeifen. Ribery hätte die gelbe Karte verdient gehabt, aber so wie Frau Steinhaus reagiert hat, war es vermutlich besser und klüger. In Zukunft aber müssen ähnliche Aktionen geahndet werden.
Die Aktion damals des FCB-Trainers Guardiola gegenüber Frau Steinhaus fand ich auch unmöglich. Sie war als 4. Offizielle an der Seitenlinie im Einsatz und Guardiola zog sie massiv am Arm und umarmte sie dann auch. Im "Doppelpass" am Folgetag wurde dann alles verharmlost und ins lächerliche gezogen. Das sei eine ganz harmlose Aktion gewesen, hieß es, aber es gab in zahlreiche Medien zu Recht auch sehr kritische Stimmen. Einen Mann an der Seitenlinie hätte Guardiola bestimmt nicht am Arm gezogen und ihm massiv ins Ohr gequasselt.

Zuletzt wurden sowohl im ZDF als auch in der ARD auch weibliche Kommentatorinnen gerade bei Länderspielen eingesetzt, auch beim Confed Cup. Und schon wieder war der Aufschrei eines Teiles der Zuschauer groß und wurde die Kommentatorin viel kritischer beurteilt als ihre männlichen Kollegen. Dabei gibt es unter den männlichen Kollegen keineswegs nur große Leuchten, da sind einige darunter, die regelmäßig oder zumindest ab und zu schwächeln. Die werden dann auch kritisiert, aber weibliche Kommentatorinnen werden schon deshalb kritisiert, weil sie eben weiblich sind.

Immerhin sind mittlerweile Moderatorinnen von Sportsendungen und Sportnachrichtensendungen akzeptiert, auch Reporterinnen, die Interviews mit Spielern, Trainern, Bossen usw. führen. Aber auch das hat seine Zeit gedauert und irgendwann werden auch Schiedsrichterinnen und Kommentatorinnen von Spielen akzeptiert sein.
Es ist doch auf viel angenehmer, wenn man z. B. nicht nur männliche Moderatoren der Sportsendungen sieht, sondern auch weibliche und die machen das in der Regel gut, einige sogar besser als ihre männlichen Kollegen.

Ich gehöre jedenfalls zu denjenigen, die dafür plädieren, rein nach Qualifikation und Leistung zu beurteilen und nicht danach, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Im Übrigen ist es notwendig, den Frauen wie z. B. Frau Steinhaus den gleichen Respekt entgegenzubringen wie den Männern. Das gilt auch für einen Herrn Ribery.
Wie gesagt, wir leben nicht mehr im Mittelalter, sodern im 21. Jahrhundert und diese Erkenntnis sollte sich auch bei dem hier behandelten Thema so langsam bei allen durchsetzen.

thomas weigle
thomas weigle
7 Jahre zuvor

Frauen und (Profi)Fußball: da sind noch dicke Bretter zu bohren. Was Frau Steinhaus und den unsäglichen Ribery u.a. angeht, so bin ich sicher, dass sie ihren Stil finden wird und demnächst Übergriffige GELB und ROT zu sehen bekommen.

Helmut Junge
Helmut Junge
7 Jahre zuvor

Eine Frau als Schiedsrichterin? Ist doch Klasse! Wieviele Frauen sind eigentlich zahlende Zuschauerinnen? Wer sie als Zuschauerin willkommen heißt, wird doch wohl nicht glauben, daß ihnen die Fähigkeit fehlen könnte sportliches Fehlverhalten zu erkennen? Da wird sich noch manch einer, der erwischt wird bitter beklagen, aber das ist ja schon immer so gewesen. Vielleicht ein paar Kopfschüttler mit "was soll ich gemacht haben-Blick" mehr, aber wen juckt das? Und die Hooligans haben doch selbst ihre Freundinnen dabei. Die werden ihnen schon die Takte vorgeben.

b
b
7 Jahre zuvor

Ist doch super… Als nächstes bitte Trainerinnen. Das ist woanders auch normal, in Deutschland treibt es jene Stilblüten wie die Position der Trainerin der Damenmannschaft des DFB, wo sich zumindest vermuten lässt, dass sie politisch begründet weiblich besetzt wird. Wenn es sich im Männerbereich längst durchgesetzt hätte, dass da auch Frauen arbeiten, wäre sowas überhaupt nicht nötig bzw. würde sich die Vermutung nicht aufdrängen.

Gerhard Otto
Gerhard Otto
7 Jahre zuvor

Helmut Krug? – Ist das nicht der Typ, dem immer "von oben" eingetrichtert werden muss, was er sagen soll?

Tobias
Tobias
7 Jahre zuvor

Ich mag die Schiedrichter, bzw. ihre Regelauslegung und -anwendung eh nicht sonderlich. Da glaube ich nnicht, das Bibiana Steinhaus da was ändern wird. Wenn sie genauso scheiße pfeift wie der Rest, soll se halt auffen Platz. Wird spätestens zur Mitte der Saision genug Analysen über ihre Leistungen geben, da wirds man sehen können.

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[…] ansprechen lassen muss. Steinhaus wurde, obwohl mehrfach Schiedsrichterin des Jahres in Liga 2, über Jahre hinweg der ‚Aufstieg‘ in die 1. Bundesliga verwehrt. So häufig, dass viele darin ein bewusstes Verhindern ihrer prognostizierten großen […]

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