Bierpartei – Yes, we can´t

Wien wählt am 11. Oktober einen neuen Landtag und Gemeinderat. Es treten viele Parteien, darunter auch einige Spaßparteien, an. Eine neue ernstzunehmende Kraft in der Alpenrepublik ist die Bierpartei. Ich, als Mann des Glaubens, muss mich ja politisch nicht zu sehr exponieren, kann aber, bei diesem heiligen Programm, nicht ganz still bleiben. Am 19.9., dem Speak-Like-A-Pirate-Day, fand, wohl terminlich durch Astrologen und Energetiker gut beraten, der Spatenstich für den ersten Bierbrunnen Wiens statt. Als Vertreter der offiziellen Medien durfte ich exklusiv in erster Reihe über das Zeremoniell berichten.

Dr. med. Marco Pogo, Mediziner, Punkrocker und Berufstrinker aus dem 11. Wiener Gemeindebezirk ist in der Politik bisher äußerst positiv aufgefallen. Im Jahre 2014 gründete er die Bierpartei Österreichs. Die Bierpartei, welche ordnungsgemäß im österreichischen Parteienverzeichnis eingetragen ist, trat erstmals zur Nationalratswahl 2019 an, wo sie stolze 6 Promille erreichen konnte. Das Programm der Bierpartei ist um die Themen Arbeitslosigkeit, Bierkonsum und der Abschaffung von Biermischgetränken fokussiert. Als Schulmediziner weiß er, dass zuckerhaltige Biermischgetränke wie der sog. Radler relativ ungesund sind. Wien muss wieder radlerfrei werden! Arbeitslos, faul und dicht zu sein sei unsere Bürgerpflicht. Mit seinem stolzen Team aus Bauhacklern (dt. Bauarbeitern) und Tranklern (dt. Trinkern) wird er locker die absolute Mehrheit in der Bundeshauptstadt holen. Er schließt zwar keine Koalition ein oder aus, geht aber davon aus, dass er ohnehin keinen Koalitionspartner benötigen werde. Falls er, trotz aller Prognosen, doch einen Junior-Partner benötigen sollte, wird er kurzerhand eine Spritzerpartei (dt. Weinschorle) gründen, die ihm zur Mehrheit verhelfen wird.

Der Brunnen vor dem Umbau.

Am Wiener Schwarzenbergplatz soll der bereits bestehende Hochstrahlbrunnen, der 1873 anlässlich der Fertigstellung der Wiener Hochquellenwasserleitung eingeweiht wurde, nun umgewidmet bzw. umgebaut werden. Bereits vor der Zeremonie konnte ich den ersten eintreffenden Passanten interviewen. Er erzählte, dass er, durch seine Familie geprägt, traditioneller Blau-Wähler (FPÖ, Anm.) war. Aber durch die Ibiza-Affäre, HC Straches Spesen-Skandal und der Gründung der Spaßpartei THC sehe er keine Hoffnung mehr für das rechte Lager. Das politische Programm der Bierpartei sei hingegen recht angenehm. Er favorisiert, neben dem Bierbrunnen, auch das bedingungslose Grundfassl für alle und hofft darauf, dass die Stadt Wien, die zahlreiche Wassersprüher zur Erfrischung errichtet hat, auch Biersprüher anbieten wird.

Kurz vor 16 Uhr fand noch ein Fotoshooting für die wichtigsten Medien statt. Dies war für uns recht angenehm, da bereits kurz nach 16 Uhr mindestens 5.000 Fans und Wähler eingetroffen sind.

Dr. Pogo ergriff das Wort, um mit einer kurzen und aussagekräftigen Rede seine Wähler aufzupeitschen. Der Bierbrunnen, der an der Grenze zwischen dem 3. und 4. Bezirk geplant ist, werde anfangs von seiner Partei mit Turbobier befüllt werden, aber später könne man im Wochenrhythmus Fremdbiere anbieten. Nur so sei Integration möglich. Wo ein Wille, da Promille – jubelt das Volk.

Es ist auch geplant, einen Korridor vom 11. Bezirk zum Bierbrunnen zu errichten, um ihn vom Zentrum Wiens, dem 11. Hieb (dt. Bezirk), erreichbar zu machen. Dies käme immer noch billiger als die Frisur von so manchem Politiker. Wer Bier will muss Bier wählen, soviel ist sicher. Danach erfolgte die offizielle Enthüllung des Projektes.

N. Alm (mitte) tritt auch als Bezirksrat an.

Auch mein Pastafari-Bruder Niko Alm steht als Bezirksrat zu Wahl. Man soll nicht sagen, dass sich Religion und Politik nicht vertragen können.

Nach der offiziellen Rede waren auch die alternativen Medien zugelassen. Die Besucherzahl war mittlerweile auf etwa 13.000 angestiegen.

Ich konnte Herrn Pogo für ein Exklusivinterview gewinnen. Da wir Illuminatenbrüder sind, darf ich seine Pläne bezüglich Chemtrails, 5G und Homöopathie jedoch nicht öffentlich ausplaudern. Aber, da er ja Schulmdiziner ist (Anm. das ist das Einzie, ws nicht gelogen ist, so Pogo), kann man es sich ja denken.

Nach den Feierlichkeiten konnte ich noch einen Funktionär der Bierpartei interviewen. Der gebürtige Norddeutsche lebt schon viele Jahre in Wien und fühlt sich willkommen und gibt sich integrierbar. Er stellte klar, dass die Deutschen die größte Gruppe an Einwanderern nach Österreich sind, sieht aber trotz kultureller und sprachlicher Differenzen keine unüberwindbaren Hindernisse, die eine Integration verunmöglichen könnten. Ich fragte ihn, wie wahrscheinlich der Einzug der Bierpartei in den Wiener Gemeinderat sei. Er teilte zwar Pogos Ansichten über die Absolute, versprach sich jedoch ein Minimum von 5,2 Prozent.

5,2%, so steht es geschrieben!

Make Wien dicht again!

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