Bill Cosby und Roseanne Barr: Das wohl endgültige Ende einer unschuldigen Jugenderinnerung

Bill Cosby. Quelle Wikipedia, Foto: National Science Foundation, Lizenz: gemeinfrei

Wer, wie ich, derzeit um die Mitte Vierzig ist, für den dürften sowohl die ‚Bill Cosby Show‘ als auch die Sitcom ‚Roseanne‘ mit hoher Wahrscheinlichkeit bis in die Gegenwart hinein ebenfalls noch immer zu den schöneren Überbleibseln der eigenen TV-Vergangenheit aus der inzwischen längst verstrichenen Jugendzeit gehören.

Ich mochte beide Serien über die Jahre hinweg so sehr, dass sie, wie selbstverständlich, auch in meine private DVD-Sammlung mit eingegangen sind, so dass ich sie, wenn immer mich mal wieder etwas Nostalgie überkommt, hervorgekramt werden können, ich mir direkt ein paar Folgen mit den liebgewonnenen Charakteren frisch in Erinnerung bringen kann.

Die Hauptdarsteller, so unterschiedlich sie in ihrer jeweiligen sozialen Umgebung der Serienrollen auch gewesen sind, wurden durch ihre jeweiligen Rollen für Millionen zu liebgewonnenen ‚Freunden‘ und ‚Bekannten‘. Auch ich selber bin quasi mit den Kindern dieser klassischen US-Fernseh-Familien gemeinsam ein Stück weit zusammen erwachsen geworden.

Umso schmerzhafter ist es jetzt in diesen Tagen und Wochen für mich ganz persönlich miterleben zu müssen, wie sehr die beiden prominentesten Köpfe dahinter, Bill Cosby und Roseanne Barr, ihr eigenes Vermächtnis brutal mit Füßen treten, nach so vielen Jahren jetzt arg unsanft vom sprichwörtlichen Sockel ihres TV-Denkmals geholt werden.

Cosby steht seit längerem schon wegen sexueller Belästigung in den Schlagzeilen und sogar vor Gericht, Barr sorgte gerade in den letzten Tagen mit einer unsäglichen Twitter-Affäre dafür, dass die erst kürzlich begonnene Fortsetzung ihrer Serie kurzfristig schon wieder gestoppt wurde.

Beide Vorgänge, so unterschiedlich sie natürlich auch gewesen und gewichtet sein mögen, beschädigen nicht nur nachhaltig den Ruf der offenkundig arg alternden Schauspieler, sie vermiesen auch gleichzeitig den altgedienten Fans, so wie eben auch mir, die ehemals erfreulich unbeschwerte Erinnerung an eine wunderbare Jugendzeit, an eine vermeintlich heile Welt, wie man sie seit Jahrzehnten im Inneren noch immer mit sich herumtrug.

Selbst wenn natürlich auch mir als inzwischen längst Erwachsenem lange schon klar geworden ist, dass weder die vermeintlichen Mittelklasse-Huxtables mit ihrem in der Serie aufgezeigten Wertesystem noch die Connors aus dem amerikanischen Arbeiter-Millieu tatsächlich so vorbildlich gewesen sein dürften, wie mir das als Kind damals noch vorkam.

An der großen emotionalen Bindung zu beiden Serien hat all dies bisher nichts geändert. Zumindest nicht bei mir. All diese neuen Erkenntnisse konnten die schönen Kindheitserinnerungen nicht nachhaltig trüben.

Massive Vergewaltigungsvorwürfe und auch rassistische Tweets der Schauspieler hingegen leider schon. Einfach nur traurig das so miterleben zu müssen.

Vermutlich werde ich mir beide Serien in Zukunft nicht mehr ohne trübe Hintergedanke ansehen können. Da geht somit nach all den Jahren gerade ein weiteres Stück unschuldiger Jugendzeit für mich dahin. Und mit Sicherheit nicht nur bei mir…

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Jiri
Jiri
6 Jahre zuvor

Ist das jetzt Satire?
Meine ganze Jugend ist zerstört, weil ALF im Verdacht steht, einem Kind einen Schreck eingejagt zu haben.
Mein ganzes Weltbild fällt zusammen, weil die CDU doch nicht so ein Übel ist, wie ich mit 25 Jahren gedacht habe.
Mein ganzer Moralinspiegel sinkt, weil die Idioten, die früher auf ANTI-AKW-Demos gegangen sind, jetzt angepasste Spießer sind.

Helmut Junge
Helmut Junge
6 Jahre zuvor

IdiotInnen und SpießerInnen meinst du wohl.

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