Erst kürzlich sorgte die Ticket-Vergabe-Praxis des DFB für viel Verstimmung unter den Fußballfans. Nur wer Mitglied im kostenpflichtigen ‚Fanclub Nationalmannschaft‘ ist, sollte hier noch die Chance auf Eintrittskarten aus dem DFB-Kontingent für die anstehende Fußballeuropameisterschaft in Frankreich haben. Auch hier im Blog haben wir das kürzlich schon diskutiert.
Nun schlägt der VfL Bochum offenbar einen ganz ähnlichen Weg wie der DFB ein.
Bei der Viertelfinalauslosung zum DFB-Pokal zog der Zweitligist in der Vorwoche das große Los: Der FC Bayern München wird im Februar 2016 zu Gast an der Castroper Straße sein. Ein ausverkauftes Haus dürfte damit garantiert sein.
Karten werden hierfür mal wieder zur begehrten Mangelware werden. In Bochum keine Selbstverständlichkeit.
Auch der VfL hat daher hier nun offenbar die seltene Möglichkeit gesehen dadurch relativ einfaches, zusätzliches Geld zu verdienen. Wie? Ganz einfach! Man räumt neuen Vereinsmitgliedern für dieses begehrte Spiel einfach kurzerhand ein Vorkaufsrecht ein und versucht nun auf diesem Wege zusätzliche, neue Einnahmen von diesen zu generieren.
In einer aktuellen Pressemeldung des VfL heißt es dazu:
„10.000 Mitglieder – so lautet das Ziel, das der VfL auf seiner diesjährigen Mitgliederversammlung ausgegeben hat. … Aktuell steht unser Verein bei knapp 6.000 Mitgliedern. … Wer sich über die Homepage des Vereins registriert (www.vfl-bochum.de/mitgliedschaft), erhält zusätzlich zu den Vorteilen einer Mitgliedschaft (u.a. Rabatte auf Tickets und Fanartikel) auch noch das Vorkaufsrecht auf zwei Eintrittskarten zum DFB-Pokalviertelfinale gegen den FC Bayern München (Mittwoch, 10.02.2016, 20:30 Uhr). Dieses Vorkaufsrecht kann mit Beginn des Vorverkaufs ab dem 11. Januar 2016 exklusiv im Fanshop am VfL-Stadioncenter genutzt werden. …“
Nicht gerade ein wirklich zuschauerfreundliches Vorgehen, wie ich finde. Was zunächst wie ein Entgegenkommen wirkt, das ist bei näherer Betrachtung eine Art Zusatzgeschäft für den Club. Manch einer wird jetzt sicherlich die kostenpflichtige Mitgliedschaft abschließen, nur um dann beim Pokalspiel garantiert dabei sein zu können. Parallelen zum DFB-Fanclub werden hier offensichtlich. Der offensichtliche Trend: Werde erst Mitglied, dann kriegst Du auch die besonders begehrten Karten…
Und die Erkenntnis des Beobachters: Die Kommerzialisierung des Fußballs schreitet offenbar von Monat zu Monat, ja gar von Woche zu Woche, sichtbar voran, auch wenn es vielen ‚einfachen‘ Fans so sicherlich nicht gefallen wird.
Es bleiben da wohl nur zwei Möglichkeiten: Das Spielchen mitmachen, oder halt bei den Top-Spielen ggf. daheim bleiben…
Wenn ich das richtig verstehe, räumt der VfL dieses Vorkaufsrecht nur neuen Mitgliedern ein, dieses Vorgehen ist sicher fragwürdig, und riecht sehr danach noch mal schnell ein paar Euros zusätzlich einzustreichen. Wäre ich ein langjähriges Mitglied des VfL Bochum würde mich das sehr ärgern, wenn Mitgliedervorverkauf, dann für alle und nicht nur für die Neuen. Das man Mitgliedern eines Vereins ein Vorkaufsrecht einräumt, halte ich nicht für fragwürdig, sie leisten ja auch einen Beitrag für den Verein, wenn auch oft nur einen finanziellen, und sollten dann auch einen Vorteil, wie z.B ein Vorkaufsrecht für Heimspiele aus der Mitgliedschaft ziehen können.
Hier bei uns in Hamburg praktizieren das beide Vereine, für jedes Heimspiel, und beim FC St. Pauli ist es selten das es größere Ticket Kontingente im freien Verkauf gibt.
@Daniel: Der BVB geht hier auch ähnlich vor. Da sind Karten ja eigentlich immer knapp. Beim VfL ist ein Vorkaufrecht auf Karten allerdings nur relativ selten ein geeignetes Lockmittel, da es im Regelfall halt viel zu viele davon gibt um mit einem Vorkaufsrecht irgendjemanden locken zu können. 😉
Es gab schon immer ein Vorverkaufsrecht für Mitglieder (ebenso für Dauerkarteninhaber sowie Fanclub-Mitglieder) bei stark nachgefragten Spielen. Neu ist das also nicht. Hier wird nur nochmal die Werbetrommel für die Mitgliedschaft gerührt, sonst nichts.
LG
@Patrick: Siehe 'Fanclub Nationalmannschaft':
https://www.ruhrbarone.de/fanclub-nationalmannschaft-wer-ploetzlich-die-ticketvergabe-fuer-die-em-2016-kritisiert-der-hat-in-den-letzten-jahren-wohl-nicht-richtig-aufgepasst/118726
Werden da jetzt nicht gerade Äpfel mit Bieren verwechselt?
Also erst einmal ist es nichts besonderes, das Dauerkarteninhaber und Vereinsmitglieder ein Vorkaufsrecht haben. Das ist schon seit Jahren so und das ist bei vielen anderen Vereinen auch so.
Was jetzt neu ist, dass dies auch für neue Mitglieder gilt, die im Rahmen der neuen Mitgliederkampagne geworben werden sollen. Früher musste man wohl eine gewisse Mindestzeit im Verein sein, um dieses Privileg zu nutzen.
Es ist jedoch nicht so, dass dies nur für die neuen Mitglieder gilt.
Der Vergleich mit dem DFB hängt auch in insofern, als dass der DFB erst mal kein richtiger Verein in dem Sinne ist. Außerdem wird es beim VfL ja (zu mindestens in der Theorie!) auch Tickets für den freien Verkauf geben. Wenn halt die Vorrangtickets nicht ausgenutzt werden. Beim DFB und der EM ist das ja von vornherein so, dass nur die Fanclub-Mitglieder was bekommen sollen.
@Jens: Das es so etwas grundsätzlich auch anderswo und schon länger gibt macht den Vorgang aber auch nicht unbedingt sympathischer, oder? Fakt ist doch, Eintrittskarten für besonders begehrte Spiele (und die kommen beim VfL ja nur relativ selten vor), werden bei Sportveranstaltungen immer häufiger mit weiteren kostenpflichtigen Mitgliedschaften verbunden. Ist einfach so. Und das muss man nicht unbedingt gut finden. Kann und will eben nicht jeder Vereins-Mitglied, Dauerkarteninhaber oder Fanclub-Mitglied werden. Und das frei verkäufliche Kontingent wird durch solche Entwicklungen eben auch immer kleiner. Es gibt deutlich positivere Entwicklungen im modernen Profisport als diese, wie ich finde.
„Fakt ist doch, Eintrittskarten für besonders begehrte Spiele (und die kommen beim VfL ja nur relativ selten vor), werden bei Sportveranstaltungen immer häufiger mit weiteren kostenpflichtigen Mitgliedschaften verbunden. Ist einfach so. Und das muss man nicht unbedingt gut finden. Kann und will eben nicht jeder Vereins-Mitglied, Dauerkarteninhaber oder Fanclub-Mitglied werden.“
Nein, es ist nicht Fakt.
Denn – und das ist der Unterschied – diese Regelungen bezüglich Bevorzugung der Vereinsmitglieder und der Dauerkarteninhaber gibt es schon "immer" (also schon länger, frag bitte nicht, seit wann, das kann ich Dir nicht beantworten).
Beim VfL hat sich das aber in den vergangenen Jahren vielleicht maximal eine handvoll mal ausgewirkt. Und vermutlich wird es sich jetzt auch beim DFB-Pokalspiel zwischen dem VfL Bochum und dem FC Bayern München auswirken. Das weiß aber noch keiner, ich habe jedenfalls keine Kristallkugel und kann das genau vorhersehen (wobei ich davon ausgehe).
Insofern ist schlicht und ergreifend der Tenor des Artikels falsch.
Du forderst eigentlich eine Umkehr der seit Jahren gängigen Praxis bei solchen Topspielen. Und vergleichst dann Äpfel (beim VfL gibt es ja grundsätzlich einen freien Verkauf) mit Birnen (den EM-Spielen und den DFB-Modalitäten dazu). Das ist nicht richtig.
@Jens: "Beim VfL hat sich das aber in den vergangenen Jahren vielleicht maximal eine handvoll mal ausgewirkt. Und vermutlich wird es sich jetzt auch beim DFB-Pokalspiel zwischen dem VfL Bochum und dem FC Bayern München auswirken. Das weiß aber noch keiner, ich habe jedenfalls keine Kristallkugel und kann das genau vorhersehen (wobei ich davon ausgehe)."
Eben. Und offenbar geht der VfL auch davon aus. Sonst hätte man diese Werbeaktion für Neumitglieder ja jetzt nicht ins Leben gerufen (und gestern mit der aktuellen Pressemeldung beworben). Hier wird versucht mit der Gelegenheit zusätzliches Geld zu verdienen, welches der bloße VVK für das Pokalspiel so nicht gebracht hätte. So wie es auch der DFB mit dem Fanclub Nationalmannschaft bei der EM versucht. Wir sind uns offenbar grundsätzlich völlig einig. Und solche Aktionen breiten sich im Profifußball aktuell aus, auch wenn es der VfL vielleicht in ähnlicher Form vor Jahren, als das Stadion zuletzt wirklich voll zu werden versprach, auch schon einmal so ähnlich praktiziert hat. Der BVB hat ja auch ähnliche Verfahrensweisen eingeführt. Auch dort wurde der Käuferkreis für die begehrten Tickets nach und nach eingeschränkt. Als Gelegenheitsbesucher mit relativ wenig Geld in der Tasche wird es dadurch natürlich schwerer solche Spiele zu besuchen. Die Tickets werden nicht nur insgesamt deutlich teurer in letzter Zeit, sie gehen eben häufig auch nur noch an betuchte Leute, die bereit sind zusätzlich Mitglied zu werden, Dauerkarten zu erwerben, oder sonstige kostenpflichtige Zusatzvereinbarungen einzugehen (Fanclub Nationalmannschaft).
Bei den preislichen Differenzen zwischen Einzelkarte und (mehrjähriger) Mitgliedschaft von 65,- Euronen (Erwachsene) und den noch monströseren Differenzen beim DFB-Club mit den eigentlich sehr moderaten Standardticketpreisen bei der EM und den unverschämten "Club"-Mitgliedschaften ist ein solches Kompensationsgeschäft schlicht und einfach Nepp, lieber Jens. Wer seinen Verein (und evt. unsere Nati) liebt, der wird so oder so Mitglied, wer "nur" zu den Spielen will, wird auf diese Art einfach abgezockt, lieber Jens.
Ein ehrliches Konzept der freien (Ticket-)Wirtschaft bleibt weiter nur der Topzuschlag auf Einzelkarten-Preise für eben stark nachgefragte Spiele. Und wenn ein Dauerkarten-Verkauf sich für einige Vereine nicht derart rentiert, dass sie ihr Angebot aufgrund zu großer Nachfrage real verteuern können, dann hängt das mit der Attraktivität dieser Vereine zusammen und nicht mit "Machen Andere doch auch seit Jahren so".
[…] gegen den FC Bayern München beschäftigt weiterhin Fans und Offizielle des VfL Bochum. Die heißbegehrten Tickets tauchen offenbar, trotz offiziellen Verbots des Clubs, in zumindest nennenswertem Umfang inzwischen […]