Gestern fand vor dem Rathaus die erste antiisraelische Demonstration in Bochum nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel statt.
Gut 200 Menschen kamen gestern am späten Nachmittag vor dem mit Israelfahnen geschmückten Bochumer Rathaus zusammen, um dagegen zu protestieren, dass Israel nicht tatenlos zuschaut, wenn seine Bürger von palästinensischen Terroristen abgeschlachtet werden. Der Anmelder, ein Bochumer Arzt mit palästinensischen Wurzeln, hielt zu Anfang eine vergleichsweise moderate Rede: Zwar nannte er nicht die Hamas und erwähnte auch nicht, dass Israel am 7. Oktober überfallen, über 1400 Israelis ermordet und Babys entführt wurden, aber immerhin forderte er nur ein Ende des Krieges, den Schutz der palästinensischen Zivilbevölkerung und die Unabhängigkeit Gazas von Israel. Vernichtungsfantasien äußerte er nicht, und das Rufen radikaler arabischer Slogans ließ er zu Beginn von den Ordnern unterbinden.
Doch die Stimmung sollte sich bald ändern: Unter die Anfangs überschaubaren Kundgebungsteilnehmern mischten sich nach und nach immer mehr Radikale jeglicher Couleur: Islamisten, deutsche Rechtsradikale, Linksradikale und auch Leon Wystrychowski, der Anmelder der ersten antiisraelischen Hass-Demonstration in Duisburg vergangene Woche, war mit Mitgliedern der Gruppe „Palästina Solidarität Duisburg“ angereist.
Ein Deutscher rief „Juden raus“. „Kindermörder Israel“ und der Wunsch der Vernichtung Israel wurde mit „From the River to the Sea, Palestine will be free“ klar formuliert. Auf Plakaten war das Motto zu lesen, mit dem antisemitische Künstler im vergangenen Jahr auf Kritik auf ihren Israelhass reagierten: „Free Palestine from German Guilt“ – Befreit Palästina von der deutschen Schuld.
Neben dem schon seit Jahrzehnten anödenden Demo-Klassiker „Hoch die Internationale Solidarität“ und dem auch als islamistischer Kampfschrei beliebten „Allahu akbar“ war allerdings eine Parole zu hören, die vollends aus der Zeit gefallen war: „Israel bombardiert, Deutschland finanziert“. Israel hatte 2022 mit 54.336 Dollar pro Person längst ein höheres Bruttosozialprodukt als Deutschland, das gerade noch auf 48.859 Dollar kam. Immerhin glauben wenigstens noch Linksradikale und Islamisten an die Stärke des Standorts Deutschland.
Ein einsamer Mann setzte mit einer Israelfahne, geschützt von der Polizei, ein Zeichen gegen die Barbarei. Unermüdlich erklärte ein Polizeibeamter, von denen viel zu wenige vor Ort waren, arabischstämmigen Jugendlichen, dass auch er das Recht hätte, seine Meinung kundzutun. Etwas, dass die Lehrer in der Schule ihnen offenbar nicht beigebracht hatten. Am Ende ließ er sich durch Beamten davon überzeugen, sich vor Ende der Kundgebung mit einem Zivilfahrzeug der Polizei in Sicherheit zu bringen.
Und dann war da noch…
Kurz bevor die Kundgebung begann, sprach mich ein Mann an und fragte, was da los sei. Ich sagte ihm, gleich würde eine Demonstration gegen Israel beginnen. „Ich bin Jeside und komme aus dem Irak, ich bin für Israel“, sagte er. Das Land sei überfallen worden und habe jedes Recht, sich zu verteidigen. Was wie eine Geschichte aus dem israelsolidarischen Paulanergarten klingt, hat sich wirklich so zugetragen.
In dem Artikel heißt es im Zusammenhang mit einem Gegendemonstranten und seiner Israelfahne:
„Unermüdlich erklärte ein Polizeibeamter, von denen viel zu wenige vor Ort waren, arabischstämmigen Jugendlichen, dass auch er das Recht hätte, seine Meinung kundzutun. Etwas, dass die Lehrer in der Schule ihnen offenbar nicht beigebracht hatten…“
Eigentlich müsste es heißen: „Etwas, dass die Lehrer in der Schule den arabischstämmigen Jugendlichen offenbar nicht beibringen wollen“, zumindest nebenan, in der Nachbarstadt Gelsenkirchen. In einem Artikel von Sybille Raudis in der WAZ vom 16.Oktober unter dem Titel „Krieg als Schulthema – Keine politische Diskussion an Gelsenkirchens Schulen“ schildern Schulleiter an Gelsenkirchener Schulen, wie sie mit dem Massaker auf Israelis durch Palästinenser umgehen werden. Andreas Lisson, Leiter der Gesamtschule Erle bringt es wie folgt auf den Punkt:
„Wir müssen den Kindern die Angst nehmen, sensibel sein. Viele kommen ja aus dem Gebiet. Aber ich habe dem Kollegium geraten, nicht Position zu beziehen, sich nicht auf politische oder religiös geprägte Diskussionen einzulassen.Wir können diesen komplizierten langjährigen Konflikt nicht hier lösen, nicht auflösen. Aber wir müssen versuchen, Konflikte unter den Schülerinnen und Schülern zu vermeiden…“
Wundert es bei so einem feigen Einknicken der Schulleiter vor ihren arabischstämmigen Schülern, dass Synagogen im Ruhrgebiet immer wieder Ziel rechtsradikaler Jugendlicher mit muslimischem backround sind, wie im Frühjahr 2021, als ein Mob aus Türken, Libanesen, Marokkanern und Palästinensern auf die jüdische Synagoge in Gelsenkirchen marschierte und Juden ins Gas skandierte?
Wundert es tatsächlich noch, dass derzeit neben Berlin ausgerechnet das Ruhrgebiet mit seinen Israelfeindlichen Demonstrationen auffällt?
Am skurrilsten äußerte sich übrigens der Gewerkschafter Lothar Jacksteit, Sprecher der GEW in Gelsenkirchen in dem Artikel, der zwar feststellt, dass er von Zwischenfällen an Gelsenkirchener Schulen nichts gehört habe, der aber im selben Atemzug von Schülerchatgruppen berichtet, in denen auch von der „Endlösung der Hamas“ die Rede sei. – Finde de Fehler!
hier geht es zu dem Artikel in der WAZ:
https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/lehrer-keine-politische-diskussion-zu-nahost-in-der-schule-id239817829.html
Die Forderung nach „Unabhängigkeit Gazas von Israel“ ist irgendwie sonderbar.
@OliverB: Zumal die naheliegende Lösung nicht in Betracht gezogen wird: Arbeiten gehen, statt mit Raketen auf die Nachbarn zu schießen.