Heute ging die erste Schicht bei Opel in Bochum nach Tagen der Kurzarbeit wieder ans Band. Und wie Platzregen verbreiten sich die Details aus dem "Rettungspaket", an dem auch die Bundesregierung zweifelt. Es scheint klar, dass gut 1600 von noch 4600 Mann in Bochum ihren Job verlieren sollen. Dazu 1200 Mann aus Rüsselsheim. Das Werk in Eisenach steht zum Verkauf. Das Werk in Antwerpen soll dicht gemacht werden. Die Tage des Zitterns haben begonnen.
Vor allem eins ärgert die Männer und Frauen am Band. Eine Provokation. Die im Herbst beschlossene Tariferhöhung von rund 4 Prozent will Opel nicht an die Arbeiter weitergeben. Eigentlich sollte das Geld in diesen Tagen an die Belegschaft ausgezahlt werden. Doch das passiert offensichtlich nicht. Nach Ansicht von Opel-Betriebsräte ist das ein Bruch des Tarifvertrages, der zwischen IG-Metall und den Arbeitgebern ausgehandelt wurde.
Und noch etwas wundert viele im Bochumer Werk. Kurz nachdem sich der Betriebsratschef von Opel in Rüsselsheim, Klaus Franz, und IG-Metall-Chef Berthold Huber auf dem Aktionstag letzte Woche dafür aussprach alle Standorte zu sichern, hob Franz im Aufsichtsrat die Hand dafür, Eisenach zu verkaufen und Antwerpen dichtzumachen.
Morgen wird die Nachricht im Bochumer Werk die Runde machen. Es wird diskutiert. Auch über die unterschiedlichen Signale, die aus dem GM-Management kommen. Mal heißt es, es würden weniger Stellen abgebaut, dann wieder ist die Rede von drei Werken, die dicht gemacht werden sollen. Aus den Tagen des Zitterns können dann Tagen des Zorns werden.
Die Ankündigungen der GM-Führung von heute erscheinen mir wie Drohungen Richtung Politik. Motto: Einigt euch darauf, wer uns Geld gibt. Die Werke in dem Land bleiben dann erhalten. Zynisch.
Wie soll Opel denn gerettet werden ?
Mal zur Ausgangslage:
Die Opel GmbH besitzt kein Werk, kein Werkzeug, keine Maschine, kein Patent. Das alles gehört GM in Detroit, also quasi Obama, und ist zudem an Banken als Sicherheit hinterlegt. Für jeden in Deutschland gebauten Opel bezahlt die Opel GmbH eine Lizenzgebühr an GM.
Selbst wenn man die Opel GmbH in Deutschland „rettet“ de facto bedeutet das, man muss sie erst GM bzw. den Banken abkaufen muss oder ist jemand tatsächlich so naiv zu glauben das Banken besicherte Anlagen und Immobilien freiwillig herausgeben ?
Dann gibt es da noch ein Problem:
Opel Autos werden nicht nur in Deutschland gebaut sondern auch in Polen, Spanien und Russland. Und diese Werke gehören und gehörten nie Opel Deutschland.
Gibt es dann den Astra von Opel Deutschland und von Opel Polen ?
Wer darüber nur halbwegs nachdenkt, erkennt den Wahnsinn in der Idee Opel zu retten.
Oder die Politik muss ehrlich sagen, dass sie bereit ist erstmal für Millarden GM Opel abzukaufen und dann noch Lizenzgebühren für jeden gebauten Opel an GM zu zahlen bis Opel Deutschland nach Jahren Autos entwickelt hat die wieder Opel Deutschland gehören….
Derweil hat VW 16.500 Leiharbeiter nach hause geschickt weil sie nicht mehr zu halten sind und VW macht Gewinn.
Kann mir einer vielleicht mal erklären, wie man bei diesen Fakten Opel retten kann ?
Chavez hätte da sicher eine einfachere Lösung bzw.wären ihm die rechtlichen internationalen Verpflichtungen und die Aufrechterhaltung des Welthandels egal. Aber selbst wenn man zu solchen radikalen Nationalisierungslösungen neigen würde, könnten damit nicht die Absatz- und Entwicklungsprobleme der deutschen Automobilindustrie und besondere die von Opel gelößt werden.
Entscheidend ist eben nicht ob Opel erhalten bleibt, sondern wie, wo und mit welchen Produkten der Automobilproduktionsstandort Deutschland als ganzer. Nur wer diese Fragen beantworten kann bietet denen Zukunftsaussichten, die bei dem unausweichlich anstehenden Umstruktrurierungsprozess ersteinmal ihren Arbeitsplatz verlieren werden.