Noch vor Pfingsten erscheint die Juni-Ausgabe des Straßenmagazins mit einer Bochumer Fußballpionierin, Preppern und Feinschmeckern, Problemlösern in der Krise, einem Klassik-Bringdienst, Verschwörungserzählungen, blankliegenden Nerven im Gefängnis, Abiturprüfungen im Ausflugslokal, Veranstaltern in konzertloser Zeit und vergessenen Obdachlosen.
Mitte März musste das Bochumer und Dortmunder Straßenmagazin ‑ wie beinahe alle der mehr als 100 Partner-Zeitschriften weltweit ‑ den Verkauf auf der Straße einstellen. Der gemeinnützige bodo e.V. produzierte eine „Krisen-bodo“ zum Solidaritätspreis von 5 Euro, die digital und per Postversand vertrieben wurde, um damit Nothilfe-Angebote für Wohnungslose zu finanzieren.
Statt eines Mai-Hefts folgte darauf eine Kooperation mit dem Fußballblog schwatzgelb.de. Unterstützt durch den BVB brachte der Verein die „bodo-schwatzgelb“, ein digitales Magazin zum „Fußballverein außer Betrieb“ heraus, die weiterhin auf www.bodoev.de zu erwerben ist. Einnahmen aus dem Verkauf und vor allem viele Spenden halfen dem Verein durch die Zeit gänzlich wegfallender Einnahmen.
„Es gibt uns noch, und das ist keine Selbstverständlichkeit. Wir hatten Mittel für sechs Wochen“, sagt Geschäftsführerin Tanja Walter. Der gemeinnützige Verein mit seinen gut 30 Angestellten finanziert sich ohne staatliche Regelförderung zum größten Teil durch eigene Einnahmen. „Eine wirklich breite und in der Form unerwartete Unterstützung hat uns durch diese Krise geholfen und ermöglicht, dass wir unsere Hilfen für Wohnungslose unvermindert fortsetzen.“
Mit den sukzessiven Lockerungen der Kontaktbeschränkungen im Mai begann „bodo“ testweise mit dem Straßenverkauf der „Krisen-bodo“. Die Verkäufer erhielten Hygieneschulungen, Masken und Handschuhe, es wird mit verschiedenen Hilfsmitteln zum kontaktlosen Verkauf experimentiert.
„Die Verkäufer beschreiben die Erfahrungen als durchweg positiv“, freut sich Vertriebsleiter Oliver Philipp. „Es sind allerdings nicht alle Verkäufer zurück im Verkauf. Wer Risikogruppen angehört oder Ängste hat, wird weiterhin u.a. mit Einkaufsgutscheinen unterstützt.“ Die Versorgungs- und Beratungsangebote des Vereins laufen unvermindert und weitgehend unter freiem Himmel.
Nun erscheint die erste reguläre „bodo“ seit Beginn der Krise. „Ein Straßenmagazin in Zeiten von, aber nicht allein über Corona“, beschreibt es Redaktionsleiter Bastian Pütter. „Wir schauen einerseits auf meist übersehene Opfer der Krise, zeigen aber auch Innovationen, erfolgreiche Problemlösungen, Erfahrungen von Solidarität. Und vieles, was in unseren Städten spannend ist, hat auch einfach gar nichts mit dem Virus zu tun.“
Die Juni-Ausgabe des Straßenmagazins ist ab 29. Mai in Bochum, Dortmund und Umgebung auf der Straße erhältlich. Sie kostet 2,50 Euro. Die Hälfte behält die Verkäuferin / der Verkäufer.