Am vergangenen Wochenende fand der Fankongress 2014 in Berlin statt. Auch hier bei den Ruhrbaronen hatten wir ja schon auf die Veranstaltung hingewiesen.
Nun, in der Aufbereitung der Ergebnisse dieser Veranstaltung, veröffentlichten die Veranstalter heute einen Brief von NRW-Innenminister Ralf Jäger, welcher unter den Teilnehmern am Wochenende für heftige Diskussionen gesorgt hatte. Einige der teilnehmenden Fans störten sich dabei offenbar an der wenig differenzierenden Sichtweise Jägers und fühlen sich unter eine Art Generalverdacht gestellt, wie sie heute in einer Pressemitteilung wissen ließen:
‚Auf dem Fankongress in Berlin war das politische Statement – mit dem Herr Minister Ralf Jäger seine Entschuldigung, die kurzfristige Einladung zum Kongress nicht annehmen zu können, verbunden hatte – Gegenstand kritischer Diskussion. Dabei hat nicht die freundlich formulierte Absage Bestürzung ausgelöst, sondern vielmehr die mit ihr verbundenen politischen Vorstellungen. Jäger lässt hier jegliche Differenzierung vermissen und vermittelt den um eine bunte, sozial integrative und keineswegs gewaltorientierte Fankultur bemühten Kongressteilnehmern das Gefühl, pauschal als “reisende Intensivtäter” angesehen zu werden.
Die Organisatoren von ProFans und Unsere Kurve sind von DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Fairness es verlange, nicht nur aus dem Brief zu zitieren, sondern ihn dann schon vollständig zu veröffentlichen. Die Organisatoren haben sich dazu entschlossen, dieser Kritik zu entsprechen, so dass sich jeder sein eigenes Bild machen kann.‘
Auch ich möchte diesen Brief hier heute für unsere Leser zugänglich machen, so dass sich auch hier jeder dazu eine Meinung bilden kann.
Zum Öffnen des Briefes als PDF-Dokument hier bitte doppelt klicken: briefjaeger
Herr Jäger ist Minister in der aktuellen NRW-Regierung. Er hätte also die Möglichkeit zu handeln!
Hier gibt es viele Menschen, die im Umfeld der Fußball-Spiele Straftaten begehen, die in dem Brief aus dem Ministerium auch angesprochen werden.
Wer „randaliert, zuschlägt“ etc. hat nicht nur auf dem Fußballplatz nichts zu suchen.
Warum schafft es der Minister nicht, Fußball-Fans und Unbeteiligte, die nur das Spiel geniessen wollen zu schützen? Er hat doch mit seiner Regierung viele Möglichkeit, die nur genutzt werden müssen.
Bei strafbaren Handlungen muss der Staat agieren und nicht irgendwelche Spesen im Arbeitsgruppen generieren.
Warum handelt die Regierung und der Minister nicht in NRW?
@#1 | keineEigenverantwortung:
Ich sehe da auch die Vereine in der Plicht. Warum sollten wir mit unseren Steuern den polizeilichen Sicherheitsdienst in den Stadien finanzieren ?
Robin, ist es nicht ziemlich – ähm – ungeschickt, die Fanvertreter mit so einem nachgelegten Beitrag zu desavouieren, nachdem die Geschehnisse vom Samstag den Brief von Jäger ja in allen Punkten bestätigt haben?
Auch wenn es imho der Wahrheit sehr nahe kommt, stehen die Fanvertreter doch jetzt als ziemliche Wichtigtuer, ungebetene Korrespondenz-Veröffentlicher und Realitätsverweigerer da.
@Klaus: Die Fanvertreter aus dem Umfeld des Fankongresses vom Wochenende haben die dieser Meldung zugrunde liegende Info doch selber heute Vormittag so veröffentlicht. Aus meiner Sicht zeigen die Ereignisse der letzten Tage zudem, wie komplex die Lage aktuell (noch/schon) ist und das es ein reines ‚Schwarz‘ oder ‚Weiß‘ so nicht gibt. Die Meinungen bei den Fans selber unterscheiden sich dabei offenbar ebenso deutlich, wie die Polizei da aktuell noch immer keine klare Strategie zu fahren scheint. Viele Wiedersprüche, kaum eine klare Linie ist zu erkennen. Das kann man ja u.a. auch bei dem komischen ‚Herumgeeiere‘ in Sachen nächstes Revierderby sehen. Es wird wohl auch in den nächsten Monaten spannend bleiben die Dinge zu beobachten und auch zu diskutieren.
@2: Die Rolle der Vereine ist ein anderes Thema und für mich nicht nachvollziehbar.
Wir haben immer noch Gesetze und einen Staat, der die Aufgabe hat, Straftaten zu bekämpfen und Bürger zu schützen.
Das Innenministerium, das hier immer nur auf Arbeitsgruppen etc. verweist, sollte statt ständig nur Verantwortlichkeiten auf anderen Ebenen zu suchen, endlich handeln.
Wenn die Sicherheitskräfte in Stadien nicht ausreichen, müssen die Auflagen für die Veranstalter erhöht werden. Zusätzlich hat aber der Staat insbesondere bei Gefahr für Personen für Sicherheit zu sorgen.
Soll Sicherheit etwa komplett privatisiert werden?
Eventuell müssen auch größere Gruppen der Fans klären, ob sie wirklich Fußball mit seinen aktuellen Auswüchsen erleben will. Dann handeln evtl. auch die Vereine.
@Robin: Was ist daran „Herumgeeiere“, wenn Jäger aus gutem Grund eine länderübergreifende Zusammenarbeit und Verfolgung/Beobachtung/Ingewahrsamnahme von Intensiv-Tätern ankündigt? Dass die Polizei- und Staatsanwaltschafts-Aktivitäten an den jeweiligen Landesgrenzen haltmachen sollen, ist wohl eher ein Wunschtraum der „Bewahrer des eigenen Fan-Universums“.
Und PS, ja: Wie sich die Blauen und die Schwarzgelben heute in dieser Derby-Frage verhalten haben, grenzt schon an Angst vor Klassenkeile und Debilität.
Klar, und wir sollen das abstellen von noch mehr Polizei ständig noch mehr bezahlen.
Sorry, aber ich habe jedes Wochenende im Ruhrgebiet und NRW, wenn ich mal wieder Zug fahren muss, immer weniger Lust auf diese mehrheitlich nervenden, pöbelnden, grölenden, alkoholisierenden Massen an jeden Bahnhof und in jedem Zug.
Ganz ehrlich: Fußballfans nehme ich nur noch als dummes Pack war und mir fehlt so langsam jegliches Verständnis. Die Vereine sollen für die Einsätze zahlen und bei einer gewissen Häufigkeit an Vorkommnissen in einer klar definierten Zeitperiode nur noch Geisterspiele erhalten.
Zudem braucht es hier abseits der großen Vereine auch in den unteren Ligen gleiche Schritte. Wer mit zuviel Gewalt auffällt, wird aus Wettbewerben ausgeschlossen. Aber der Sport reguliert sich ja so gerne selbst….
@Klaus: Das hast Du falsch verstanden. Mit ‚Herumgeeiere‘ hatte ich die aktuelle Diskussionen rund um das Revierderby gemeint und nicht den Brief von Jäger.
Allerdings fällt mir schon auf, dass die Strategie der Polizei gegenüber ‚den Fußballfans‘ sehr unterschiedliche Ansätze wählt, mal knallhart, mal als eine Art Partner. Das komt immer sehr unterschiedlich rüber in der Öffentlichkeit, wie ich finde. Aber das Problem ist, dass es ‚den Fußballfan‘ halt auch gar nicht gibt. Wie man ja auch an dem Kongress in Berlin sehen konnte. Denn dessen Intention wurde z.B. von den Krawallschlägern in Köln nicht geteilt. Das zeigt, dass es wohl schlicht unmöglich ist alle Leute mit ins Boot zu kriegen, wenn es um die Zukunft geht. Diese Problematik sehe ich übrigens auch beim Revierderby. Es kann wahrscheinlich von den Clus auch gar nicht gelingen alle Fans zu ‚überzeugen‘.
@#9 | Robin: Alles schön und gut, trotzdem ist es mir *völlig* unverständlich, dass so ein Fankongress bzw. deren Vertreter einen Brief von Jäger mit angekündigten Maßnahmen, die so eigentlich sowohl von Vereinsseite bzw. DFB/DFL (siege Rauballs aktuelle Kommentare) und auch von den friedlichen Fans jederzeit unterschrieben werden könnten (so wurde es ja auch in der Vergangenheit immer wieder gutgeheißen), derart populistisch verurteilen.
Ich sehe ähnlich wie Du, dass es keine einheitliche Linie bei den Fanvertretern gibt. Und das bedeutet zumindest für mich kein Recht auf Forderungen jedweder Art an Innenministerien, Verbände und Vereine.
Mir scheint das Problem des Briefes darin zu bestehen, dass vor die letzten beiden Absätze besser noch eine Überleitung gehört hätte, denn da stehen allgemeine Ausführungen über Problemsituationen drin, vorher werden die Adressaten des Briefs aber in einer konkreten Sache direkt angesprochen. Der Wechsel ist ein wenig abrupt, so als hätte man halt ein paar Textbausteine zusammengeklickt ohne nochmal im Ganzen drüberzulesen.
Der Brief lässt sich also so missverstehen, dass man als Empfänger die allgemeinen Aussagen als auf sich bezogen liest, was hier anscheinend passiert ist. Meinem Eindruck nach ist das aber nicht die zwangsläufige Interpretation des Schreibens.
ich sehe keinerlei problem bei diesem brief. er sagt das WENIGE gewalttäter sind, womit er doch wohl indeutig recht hat.
@Andi: Die Fanvertreter haben sich ja zwei Tage länger als der innenpolitische NRW-Piratenfraktionssprecher Frank Herrmann Zeit gelassen, um sich nach Herrmanns verbalem Ausraster vom 16.01. die entsprechende, fast gleichlautende Interpretation „einfallen“ zu lassen.