Schon wieder Samstag. Das heißt, wir sind hier heute mit unseren Stammlesern weitestgehend unter uns. Kommt doch mal bitte ein Stück näher, denn ich will euch etwas recht Persönliches erzählen, das mich in dieser Woche beschäftigt hat und es noch immer tut.
Wie Millionen andere auch, habe ich mich auf den ‚Wahl-o-Mat‘ gestürzt, nachdem er am Donnerstag endlich öffentlich zugänglich gemacht wurde. So wie an dieser Stelle bereits vor einigen Wochen berichtet, fällt es mir im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 noch deutlich schwerer als zuletzt schon, die passende Partei für mein ‚Kreuz‘ zu finden. Meine Hoffnung war, dass der Wahl-o-Mat mir da zu etwas mehr Orientierung und Klarheit verhelfen könnte. Doch das Gegenteil war leider der Fall.
Selbst der Wahl-o-Mat sollte mir dabei in diesem Jahr eben auch keine Hilfe sein, wie ich überrascht, ja fast entsetzt, feststellen musste. Ob das an dem Tool, dem ja auch in der Öffentlichkeit durchaus einige Schwächen unterstellt werden, selber oder aber vielleicht doch eher an meiner in den vergangenen Jahren sich immer stärker veränderten politischen Einstellung, an meinem sich in meinem Inneren immer stärker ausbreitenden ‚Frust‘ in Bezug auf die Politik liegt, das sind Fragen, die mich aktuell beschäftigen.
Klar, anhand von nur 38 Punkten die Übereinstimmung mit politischen Parteien in einer immer komplexer und schwieriger werdenden politischen Landschaft zu erfassen, mag ein Unterfangen sein, dass von Anfang an gewisse Schwächen erwarten lässt. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass mein persönliches Ergebnis (siehe Screenshot oben) dadurch nicht gänzlich entwertet ist.
Zum einen lagen die Bewerber in den Ergebnissen bei mir persönlich schon immer recht eng beieinander, konnte sich auch bei den vergangenen Wahlen keine Partei allzu deutlich positiv von den anderen absetzten, zum anderen entspricht das auch meinem Gefühl, dass aktuell eigentlich keine Partei mehr meine ungeteilte Zustimmung findet.
Andererseits sind 38 Fragen eben dann doch auch knapp bemessen um wirklich eine detaillierte Analyse zu ergeben. Dass bei mir jedoch alle relevanten Parteien innerhalb von nur rund sechs Prozentpunkten Unterschied landen, das habe ich so auch noch nie erlebt. Insbesondere die identischen Prozentzahlen auf den Rängen zwei bis fünf zeigen jedoch, dass man das Ergebnis des Wahl-o-Maten wohl nicht allzu ernst nehmen sollte.
Mein Problem: Mich verunsichert das Ergebnis meines Ergebnisses jetzt noch zusätzlich. Eigentlich ist es in Anbetracht dieser Zahlen fast egal wen ich wähle, ich habe offenkundig nur rund 50 Prozent Zustimmung zu der gewählten Partei in relevanten Fragen.
Und fast ist es, man mag es nicht glauben, auch wurscht, ob ich CDU oder Linke wähle. Schon irgendwie bekloppt, oder?
Egal was ich am 26. September mache, es wird mich mit Selbstzweifeln und spürbar unzufrieden, mit einem schlechten Gewissen zurücklassen. Und ich fürchte, damit geht es anderen Leuten in diesem Lande grundsätzlich nicht anders.
Die Bundestagswahl 2021 wird zweifelsohne eine besondere, eine ungewöhnlich wichtige Wahl werden. Und das nicht nur aufgrund der Bedeutung für die kommenden Jahre, die entscheidend für unsere Zukunft sein werden.
Diese Wahl wird auch besonders, weil eben keine der angebotenen Lösungen wirklich einen überzeugenden Ausweg aus der derzeitigen Situation zu bieten scheint. Mein Wahl-o-Mat Ergebnis hat mir das in dieser Woche noch einmal ganz deutlich vor Augen geführt….
Es gibt Themen, die Gedöns sind und andere wichtige Bereiche. Irgendwo wird man sich finden.
Dann gilt immer noch:
Auf den Kanzler kommt es an.
Robin kritisch wird es doch erst, wenn man dieLinke und die NPD ganz oben stehen hat, weil man dann nationaler Sozialist ist 😉
Parteien sind entweder Produkte ohne signifikante Alleinstellungsmerkmale bzw ohne Markenprofil, oder Du hast eine plurale / individuelle politische Meinungslandkarte.
Bei mir landen NPD und Der III. Weg noch vor CDU und FDP (AfD ist auf dem letzten Platz), obwohl ich für Tempolimit, Familiennachzug, Asyl auch für nicht politische Verfolgte und staatliche Förderprojekte gegen Antisemitismus gestimmt habe… Was sagt uns das über CDU/CSU und FDP?
Das Ergebnis ist komplett unabhängig von der Beantwortung einzelner Fragen, die man selber für wichtig hält. Wenn ich alle angegebenen Parteien zulasse, liegen die im Parlament vertretenen Parteien ziemlich weit unten, Und wenn ich gewichte auch. Die unabhängigen,oder wie sie heißen liegen immer oben.
Jetzt habe ich experimentell nur 5 Fragen beantwortet und den Rest mit neutral. Eigentlich dürfte es dafür gar kein Ergenis geben., Hab ich aber. 1.Partei für Gesundheitsforschung, 2. Partei für Kinder, Jugendliche und Familien « – Lobbyisten für Kinder, und 3. UNABHÄNGIGE für bürgernahe Demokratie.
Dagegen kommen die parlamentarischen Partien überhaupt nicht an. FDP, DKP und CDU/CSU liegen gleichauf. so schlimm ist die FDP demnach also garnicht..
Das kommt halt dabei raus, wenn man die These "Bayern München, RB Leipzig und der VfL Wolfsburg sollen für die nächsten zehn Jahre aus der Bundesliga ausgeschlossen werden, damit Borussia Dortmund vielleicht auch mal wieder eine Meisterschaft gewinnt" mit "stimme zu" beantwortet und die These dann auch noch doppelt gewichtet. Empfehlen würde ich übrigens den Wahl-Kompass (https://wahl-kompass.de/de); der ist meines Erachtens aufschlussreicher als der Wahl-o-Mat.
Ich halte so ein Ergebnis für sehr ungewöhnlich und bestimmt nicht häufig. Bei mir gibt es, wenn ich nur die fünf demokratischen Parteien (CDU/CSU einfach gezählt) im Bundestag auswähle, einen Unterschied von 58 Prozentpunkten. Vielleicht ist das auch ungewöhnlich; aber wie man es hinkriegt, so völlig unterschiedliche Parteien wie Linke und FDP auf denselben Prozentwert zu kriegen, ist mir unverständlich.
@paule t.
…."aber wie man es hinkriegt, so völlig unterschiedliche Parteien wie Linke und FDP auf denselben Prozentwert zu kriegen, ist mir unverständlich."
Die Schwäche des Wahlomaten liegt im Zwang der Vergleichbarkeiten der Antworten.
Alleinstellungsmerkmale können deshalb nicht abgefragt werden.
Das Ergebnis dieser Vergleichbarkeit sind fragen zum aktuellen Anlaß.
Das bedeutet aber, daß die drei oder 4 Fragestellungen, die die Linke anders beantwortet als die anderen bürgerlichen Parteien, mir selber womöglich gar nicht als besonders "links" erscheinen, Lifestylelinken aber schon. Die haben dann deutlich mehr Treffer in diesem Fragenkomplex als ich. Ich bin proletarischer Herkunft und deshalb liegt bei mir die Linke nicht oben. Ich muß mich darüber wundern, daß die DKP mit CDU und FDP gleichauf liegt. Aber wie schon gesagt, sagen die Fragen nichts darüber aus, was die Linke von den bürgerlich konservativen und den Liberalen unterscheidet.
Ein sehr seltsames Instrument. Heraus kommt, dass die übergroße Mehrheit "rechts" eingestellt ist. Obwohl sie wahrscheinlich dieselbe Einstellung hat, wie vor 20 Jahren. Da war es aber eben noch "normal". Ein klassisches Eigentor, das nun eben nicht "entlarvt", dass die Wähler nach rechts gerückt sind, sondern die Politik nach links. Und zum Thema wird es durch die Diskussion jetzt erst recht. – Ich weiß nicht, was so etwas überhaupt bezwecken soll. Dass sich die über 70 Prozent "Rechten" jetzt schämen und – um ja nicht in die Kategorie zu geraten – die Linke oder die Grünen wählen, um ihr Seelenheil nicht zu gefährden?
Der Wahl-O-Mat verrät viel mehr über seine Macher, als über diejenigen die ihn benutzen. Eher peinlich als in irgendeiner Weise sinnvoll oder nützlich!
Robin, Helmut,
Glück oder Zufall oder….?
Bei mir entfallen jeweils rd. 7o % auf "meine" SPD und rd. 75 % auf die Grünen.
Ansonsten:
Für mich ein durchaus interessantes Spielzeug.
Zudem eine Auflistung von Fragen, die unabhängig von ihrer Vollständigkeit und Gewichtigkeit n jedermann deutlich machen kann, daß sich bei einer Wahl eine Vielzahl beachtens-/bedenkenswerter Fragen stellt.. Das gilt zumindest für alldiejenigen, die nicht "aus grundsätzlichen Erwägungen" ihre Entscheidung für eine Partei zu treffen pflegen oder ihre Entscheidung primär am kandidierende Personal ausrichten -Kanzlerkandidatin/Direktkandidat im Wahlkreis-.
Eine "überzeugende" Antwort muß weiterhin jeder für sich zu finden versuchen.
Vermutlich werden die Wenigsten eine solche finden und sich für die ihnen am "wenigsten schlecht erscheinende Partei" entscheiden; hoffentlich, denn "Nichtwählen" wäre für mich die denkbar schlechteste Entscheidung (oder wäre das ein Weglaufen vor der Notwendigkeit, eine schwierige Entscheidung treffen zu müssen?).
@ #7 Helmut Junge, Zitat:
"Aber wie schon gesagt, sagen die Fragen nichts darüber aus, was die Linke von den bürgerlich konservativen und den Liberalen unterscheidet."
Tut mir Leid, aber – das mag für die erreichten Prozentwerte gelten, wenn man bei Fragen zu dem einen Themenkomplex so antwortet, wie es die Konservativen tun, und bei Fragen zu einem anderen so, wie es eher die Linke tun. Dann kann es vielleicht passieren, dass sich das ausgleicht und ähnliche Prozentwerte für sehr verschiedene Parteien herauskommen.
Aber dass die Fragen selbst (und natürlich die Antworten der Parteien darauf) keine Unterschiede aufzeigen würden, ist leicht erkennbar dummes Zeug.
Deswegen ist es ja auch sinnvoll (und besonders, wenn man keine deutlichen Prozentwerte herausbekommt), sich zum Schluss auch die Antworten der Parteien anzuschauen, um so zu sehen, wie das Ergebnis zustande gekommen ist. Nur dann ist der Wahlomat ja, wie er gedacht ist, eine Hilfe für die eigene Entscheidung und nicht eine Maschine, der man die Entscheidung überlässt. Und so kann man sich auch mit uneindeutigen Prozentwerten überlegen, welche Politikbereiche einem konkret bei dieser Wahl wichtiger sind, und den Wahlomat so als Entscheidungshilfe benutzen.
@ #8 Enno, Zitat:
"Heraus kommt, dass die übergroße Mehrheit "rechts" eingestellt ist."
—– Woher wissen Sie das denn so genau? Die Quelle für diese Behauptung würde mich interessieren. Und bitte keine anekdotische Evidenz aus Ihrem Umfeld – das zeigt nur, in welchem Umfeld sie sich bewegen.
Zitat:
"Obwohl sie wahrscheinlich dieselbe Einstellung hat, wie vor 20 Jahren. Da war es aber eben noch "normal"."
—– Meines Erachtens _haben_ sehr viele Leute aber nun mal eine andere Einstellung als vor 20 Jahren. Gleiche Rechte für sexuelle Minderheiten u.Ä. sind tatsächlich sehr viel weiter anerkannt als früher, die Notwendigkeit einer ökologischen Politik wird von viel weniger Leuten abgestritten, usw.
Also: Ja, die Parteien haben sich verändert – weil sich die Gesellschaft verändert hat.
Zitat:
"Der Wahl-O-Mat verrät viel mehr über seine Macher, als über diejenigen die ihn benutzen. Eher peinlich als in irgendeiner Weise sinnvoll oder nützlich!"
—– Die Macher des Wahlomats haben Fragen gestellt, die einerseits politisch diskutiert werden und die andererseits Unterschiede zwischen den Parteien erkennen lassen; dabei haben sie auch ganz verschiedene Politikfelder berücksichtigt, die verschiedenen Parteien wichtig sind. Und zu diesen Fragen haben sie dann Aussagen der Parteien gesammelt. Und damit werden dann die Antworten des Nutzers verglichen.
Wie jetzt dieser Vergleich von Positionen des Nutzers mit Positionen der Parteien mehr über die Macher aussagen soll als über die Nutzer, ist mir nicht nachvollziehbar,
Robin, es macht sicherlich keinen Unterschied, wen Sie wählen, auch, wenn es scheinbar das ist, was Sie hier vielleicht suggerieren wollen. Das ist nah an "Altparteien"- und "Schwatzbuden"-Rhetorik.
Wenn Sie ein solches Ergebnis herausbekommen haben, könnte es vielleicht auch an Ihrem Antwortstil liegen? Ich habe mich jetzt mal im Freundeskreis umgehört und den Wahl-o-mat auch selbst bedient. Alle, mit denen ich gesprochen habe, bekommen sehr unterschiedliche Ergebnisse, die schon mal nicht den ihren entsprechen. Meines eingeschlossen. Auch sehe ich eine recht klare Orientierung der Parteien im Ergebnis: Die Parteien des einen Spektrums hier, die des anderen dort.
Ich finde, am besten hat es hier paule t. auf den Punkt gebracht. Der Wahl-o-mat ist keine Entscheidungsmaschine.
Zudem scheinen Sie sich nicht so richtig entscheiden zu können, ob das Problem jetzt die Parteien oder das Tool ist:
"Ob das an dem Tool, dem ja auch in der Öffentlichkeit durchaus einige Schwächen unterstellt werden"
Robin, nennen Sie mir eine Methode, die es nicht wäre. Nichts ist allmächtig, alles hat seine Limitationen. "Schwächen" ist ein Framing wie "umstritten".
Die zusammenfassenden Thesen, nach denen die theoretischen Wahlpräferenzen ermittelt werden, sind schon ziemlich platt. Danach müsste ich die Basis, die Grauen oder den III. Weg wählen.
Erst viel später, nach einer Reihe verschiedener Kleinstparteien kommen Die PARTEI, dann die CDU/CSU (auf keinen Fall, wenn ich deren Überlegungen zum Thema Arbeitszeiten lese), ganz am Ende stehen SPD, Die Grünen/Bündnis 90, FDP.
Da frage ich mich: Hä, was ist da los? Liegt es an mir oder an den arg verkürzten Thesen und den wenig differenzierten Antwortmöglichkeiten? Die Bundeszentrale für politische Bildung müsste doch ausreichend finanzielle und gute personelle Kapazitäten haben, um den Wahl-O-Maten etwas differenzierter und klüger zu gestalten. Oder waren da wieder Praktikanten aus dem 1. Semester Politikwissenschaften am Werk?
#13
"…Die Bundeszentrale für politische Bildung müsste doch ausreichend finanzielle und gute personelle Kapazitäten haben, um den Wahl-O-Maten etwas differenzierter und klüger zu gestalten…"
Sollte man (eigentlich) annehmen.
Wenn es KI also künstliche Intelligenz gibt, gibt es logisch auch KD künstliche Dummheit ?
@paule t. (10), ich übe an jeder Partei, die im Bundestag sitzt, Kritik und beantworte die teils komplett unwichtigen Fragen durchaus nach eigenem Geschmack. Eigentlich müßte ich vom Ergebnis her die Unabhängigen wählen, die ich nicht eibmal kenne. Und ich wähle sie auch nicht. Ich wähle eine Partei, die schon im Bundestag vertreten ist, auch wenn ich eigentlich dabei Pickel kriegen könnte. Ich wähle taktisch und genau das habe ich immer so gehalten. Den wahlomaten habe ich nie gebraucht, aber immer spaßeshalber beantwortet. Ich bin sicher, daß nur stramme Parteigänger auf 70% für ihre Partei kommen können. Das bin ich nie gewesen.
Stramme Parteigänger können sich durchaus bestätigt finden. Nur wer kein strammer Parteigänger ist, bleibt etwas hilflos zurückgelassen. Dabei soll der Wahlomat genau für diese Zielgruppe ausgelegt sein, und nicht für stramme Parteigänger. Die gesetzte Aufgabe erfüllt er wohl nicht, wie an der Kritik zu erkennen ist. Das meinte ich, als ich von sinnlosen Fragen gesprochen haben mag.
Das Fragendesign ist katastrophal. Ich habe mehrere Durchgänge getätigt (12x). Entweder man ist absolut überzeugter Grüner oder man ist NPD/AfD. Ich konnte es nicht schaffen, CDU,FDP oder SPD Wähler zu werden. Dieser Wahl-O-Mat verdient nicht den Namen, den er trägt. Zur Eignung für unentschlossen Wähler absolut untauglich.
Jetzt hab ich mich mal auf die Bundestagsparteien beschränkt und alle unwichtigen, bzw. unverständlichen Fragen mit "neutral" beantwortet. Dann kommt so ein knappes Rennen heraus.
Eine echt Hilfe wäre das aber auch nicht, weil die FDP mitten im Linksblock Rot Grün Rot liegt, und die Abstände zwischen den Parteien minimal sind. Einzig die afd käme nicht in Betracht. Immerhin!
grüne 57,9
linke 57,9
fdp 56,6
spd 55,3
cdu/csu 53,9
afd 47,4
@ Petra 42
Petra 42: "Ich habe mehrere Durchgänge getätigt (12x)"
"12x"? Schon mal über die "Partei für verrückte Hühner nachgedacht"?
(Ich hatte schon per Briefwahl gewählt, und habe anschließend den Wahl-O-Mat getestet:
funktioniert einwandfrei, bestätigt super-deutlich meine Wahlentscheidung)
#19
ich hatte auch schon per Briefwahl gewählt, als ich den Wahl-O-Mat ausprobierte
Chaos.
Von einwandfrei funktionieren, kann bei meinen Versuchen (ja, auch mehrmals) keine Rede sein.
Weil mich die Behauptungen über die angeblich mangelnde Aussagefähigkeit oder das angeblich schlechte Design des Wahlomaten weiterhin irritieren, habe ich zusätzlich zu dem Durchgang mit meinen eigenen Ansichten noch einen Testdurchgang mit Antworten gemacht, wie ich mir einen heutigen Konservativen vorstelle (was sich in vielen, aber nicht in allen Antworten von meinen Ansichten unterschied): Sozial und gesellschaftlich eher konservativ, aber nicht rechtsextrem; positiv eingestellt zu internationaler Zusammenarbeit in der Tradition Kohls; wirtschaftsfreundlich, aber nicht blind gegenüber dem Klimawandel.
Und voila (Ergebnis für die Bundestagsparteien): Es kommen über 80 % für die Union raus, FDP mit deutlichem Abstand dahinter, AfD auch (wobei ich annehme, dass der Abstand zu den beiden vorigen größer wäre, wenn ich die mE rechtsextremen Marker doppelt gewichtet hätte; aber bei manchen Themen haben Rechtsextreme nun mal Überschneidungen mit Konservativen), SPD irgendwo in der Mitte (also auch zu allen anderen Parteien klar unterschiedbar, wie bei meinem vorigen Durchgang auch), und Linke und Grüne dann natürlich hinten.
Die Behauptungen, es kämen nur entweder linksgrüne oder rechtsextreme Ergebnisse raus, ist also Quatsch. Ich vermute mal, wer das behauptet, mag bloß nicht, was er/sie im Spiegel sieht, bzw. die Ecke, in die er/sie sich mit einigen seiner/ihrer Antworten stellt.
Nur ein paar Beispiele, bei denen manche Leute sich vielleicht Illusionen über ihre eigene Position machen (wie mutmaßlich die Welt-Jornalistin, die neulich ganz überrascht tat, dass bei ihr die AfD oben stand):
– Wer das Recht auf Familiennachzug auch anerkannter (!) Flüchtlinge abschaffen will, ist eben nicht nur für geringere Immigration, sondern stellt sich prinzipiell gegen das Recht auf Asyl und/oder bei Leuten mit der falschen Herkunft gegen den grundgesetzlichen Schutz von Ehe und Familie. Konservative tun das nicht.
– Wer grundsätzlich dagegen ist, dass islamische Verbände im Prinzip, also bei Erfüllung entsprechender Voraussetzung, als Religionsgemeinschaften anerkannt werden können, ist nicht bloß, wie ein Konservativer, positiv gegenüber den eigenen Traditionen eingestellt (und evtl. skeptisch-neutral bei den konkret vorhandenen islamischen Verbänden), sondern stellt sich grundsätzlich gegen die Religionsfreiheit und Gleichberechtigung der Religionen.
– Wer dafür ist, "traditionelle Familien" aus Vater, Mutter, Kind stärker zu fördern als andere Familienformen, stellt sich damit logischerweise gegen die Gleichberechtigung von Kindern aus letzteren; diese Position haben auch Konservative inzwischen glücklicherweise nicht mehr.
– Wer für den Austritt aus der EU ist … muss ich mehr sagen?
– Wer die Förderung der Windenergie beenden will (und nicht nur einschränken oder nicht ausbauen), stellt sich gegen eine der wesentlichen Möglichkeiten, den CO2-Ausstoß zu begrenzen, und sieht diesen also, gegen den Stand der Wissenschaft, mutmaßlich nicht als relevantes Problem.
Und so weiter. Klar, es _kann_ auch sein, dass man die AfD nur durch eine zufällige Übereinstimmung bei anderen Fragen ganz oben stehen hat. Aber wahrscheinlicher ist es eben doch, dass es die naheliegenden Gründe hat. Was von beidem der Fall ist, kann man ja durch Betrachtung der Einzelfragen feststellen.
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Und zu der anderen Behaupung, dass der Wahlomat seinen Zweck nicht erfülle, wenn er keine eindeutigen Antworten ausspuckt: Das ist Unsinn. So ein Ergebnis kommt dann raus, wenn man mit seinen Ansichten vollkommen quer zur existierenden Parteienlandschaft steht. Wenn der Wahlomat das durch ein uneindeutiges Ergebnis zeigt, hat er seine Aufgabe erfüllt.
Denn, um mich zu wiederholen, die Aufgabe des Wahlomats ist es nun mal nicht, einem durch ein klares Ergebnis in jedem Fall die Entscheidung _abzunehmen_. Er soll lediglich aufzeigen, welcher Partei man mit seinen Positionen nahesteht, und einem so bei der Entscheidung _helfen_.
Wenn man keiner Partei nahesteht und der Wahlomat das dann auch zeigt, ist die Entscheidung natürlich schwieriger; aber helfen kann der Wahlomat durch Betrachtung der Einzelfragen immer noch. So oder so soll und kann der Wahlomat einem die Entscheidung aber nicht abnehmen. Die liegt weiter in der eigenen Verantwortung.
@paule t. es fehlen Fragen zur Kultur, was bereits öffentlich kritisiert wurde
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundestagswahl-2021-kulturrat-beklagt-kulturlosen-wahl-o-maten-a-3d04e4f5-65cd-44bd-8b0e-40f7efd85fb5
Zweitens fehlen Fragen zum Thema "was tun?"
Das ist mein Thema! Was wollen Deiche bauen, oder warten wir auf die nächsten Trauerfeiern?
Dazu ist nichts-null zu lesen. Ich will aber darauf Antworten haben. Nur rumjammern, daß uns der Himmel auf den Kopf fallen wird, ist absolut nicht mein Stil. Aber von all den Ideologen einerseits und Karrieristen andererseits kommt da nichts, weil man/frau sich zur Zeit noch mit einer gut inzenierten Trauerveranstaltung viel müheloser politisch profilieren kann. Dagegen sind andere Fragen komplett belanglos. Da zu kommt, daß heute ein CDU-Specher sagen konnte,daß die heutige Jugend so gut lebt, wie nie zuvor. Da kam kein Widerspruch. Klar, Kinder aus prekären Familien lernt man an der Uni nicht kennen. Daraus hätten gute Fragen entstehen können, aber die Lifestylelinken, die in diesem Gremien sitzen, kommen leider nie auf solche Fragen. Aus meiner Sicht sind fast alle Fragen ohne Bezug zur Wirklichkeit. Lifestylefragen eben. Sie fühlen sich da ja wohl. Gratuliere.
@ Helmut Junge
dein überhebliches "Lifestylelinke" kannst du dir sparen: was bist du? ein waschechter Rechter? Deine Kritik am Wahl-O-Mat überzeugt überhaupt nicht.
Okay, also Sie meinen, dass da ein paar Themen fehlen, die Sie sehr wichtig finden. Darüber kann man natürlich immer diskutieren. (Meiner Meinung nach wären dabei ein paar Argumente mehr nicht schlecht – aber geschenkt.)
Das erste Thema, das Sie nennen, die Kulturpolitik, ist aber nun mal weitestgehend Ländersache. Und ich mag mich in dem Bereich nicht besonders gut auskennen – aber mir fällt auch kein kulturpolitisches Thema ein, dass aktuell in der Bundespolitik auf der Agenda steht und/oder umstritten ist. Da der Wahlomat sich aber mit Themen befasst, die bei der jeweiligen Wahl relevant sind (qua Zuständigkeit der politischen Ebene und Aktualität), ist es mE völlig logisch, dass kulturpolitische Themen nicht vorkommen. Auch der Kulturrat hat ja kein konkretes Thema genannt, das er vermisst und ins Format des Wahlomaten gepasst hätte.
Wenn Sie sich dagegen den Wahlomaten zur Berlinwahl anschauen, werden Sie sehen, dass da kulturelle Themen sehr wohl vorkommen (das steht ja auch in Ihrem Link). Es liegt also nicht an kulturpolitischer Ignoranz der Wahlomatersteller, sondern an der Relevanz für diese konkrete Wahl.
Das zweite Thema, der Hochwasserschutz, ist mE ebenfalls ein Thema der Regionalpolitik, da die Verhältnisse diesbezüglich nun mal nach Landschaft und Regionalklima völlig unterschiedlich sind. Hat denn überhaupt jemand diesbezüglich konkrete Forderungen an die Bundespolitik gestellt? Welche konkrete Frage hätte der Wahlomat denn formulieren sollen?
Und Fragen zum Klimaschutz, der für das Thema ja auch wichtig ist, gibt es ja sehr wohl.
Beim dritten Thema, Kindern aus finanziell prekären Verhältnissen, muss ich mich schon wundern. Es gibt eine Frage zum BaFöG, eine zur Familienförderung (falls Sie es nicht gemerkt haben: die Frage nach der Förderung von nicht-traditionellen Familien betrifft auch Alleinerziehende, deren Kinder besonders häufig von Armut betroffen sind!), eine zur Förderung (oder eben Nichtförderung) kinderloser Ehepaare, und gleich mehrere Fragen, die die Umverteilung zwischen Arm und Reich betreffen. Außerdem gibt es die Frage, ob der Bund sich mehr in der Schulpolitik engagieren soll, was ja für die Förderung dieser Kinder auch wichtig wäre. Es gibt also gleich eine ganze Latte von Fragen, die diesen Themenbereich direkt oder indirekt betroffen.
Und insgesamt kann ich Ihre Wertung, dass "fast alle Fragen ohne Bezug zur Wirklichkeit" seien, nicht nachvollziehen. Das scheint mir angesichts der diversen Fragen zu Sozial-, Finanz- Wirtschafts-, Umweltpolitik etc. einfach absurd.
Ja, es gibt ein paar Themen, die Sie wohl als "Lifestyle"-Themen diffamieren (auch wenn Sie nicht genau sagen, welche Sie meinen). Aber Sie sollten sich vielleicht mit dem Gedanken vertraut machen, dass es Leute gibt, für die einige der Themen, die Sie vielleicht meinen, sehr reale Folgen für ihr Leben haben.
(Übrigens: _Gleichzeitig_ über "Lifestyle"-Themen zu quengeln und als erstes fehlendes Thema Kuturpolitik zu nennen, hat schon einen gewissen Witz.)
Warum Sie dann noch zum Schluss einen persönlichen Angriff zur Abrundung der Diskussion für nötig halten …
@Paule t., Sie sind ein Kommentator, der mir viel Zeit und Überlegungen abverlangt. Das jetzige Thema ist mir aber nicht so wichtig. Ich hab dafür keine Zeit mehr, weil ich ein paar andere Verpflichtungen habe. Wir treffen uns ja öfter. Wenn es sich lohnt, gehe ich dann wieder auf Ihre ellenlangen Kommentare ein. Und den persönlichen Angriff in Form einer Gratulation werden Sie wohl hinnehmen müssen, haben Sie doch gelegentlich einen Troll im Gefolge.
Übrigens kommt jetzt doch noch eine Warnung. Denn wenn es zu Verhandlungen über Rot-Grün-Rot kommen sollte, oder sogar zu einer derartigen Regierung, dann wird für alle Lifestyllinken einiges an Illusionen verloren gehen. Und die müssen dann aus Parteiräson die Klappe halten. Da bin ich ganz sicher. Und darauf setze ich. Allein darum bin ich schon für Rot-Grün-Rot. Aber Ihr Troll wird diese Aussage jetzt bestimmt als "Rechts" brandmarken. Soll Sie.
#24ä
"…Ländersache…Bundespolitik…Regionalpolitik…"
tja …
und deswegen funktioniert weder der Wahl-O-Mat noch das Land.
Diese Aufsplittung ist künstlich, anachronistisch – wat für die Tonne.
Diese Aufsplittung, die man so gern 'verkauft' mit 'vor Ort kennt man sich aus' und so, bedeutet eigentlich: So viele lukrative Posten wie möglich. Beschäftigungstherapie – wie der Wahl-O-Mat.
Mist, da will ich eigentlich SPD wählen und was macht der blöde Wahlomat? 84% jeweils für Grüne, Tierschutzpartei und DiB. SPD nur 67%. Immerhin, die Marktextremisten von der FDP nur 36% und der Abfall für Doitschland 30%.
Schön heute auch ein Satz auf Seite 1 der Taz in Bezug auf die Wirtschaftsradikalinskis um Lindner: " Besser nicht wählen als falsch wählen." Wieso nur kommt mir dieser Satz so bekannt vor? Schmunzel!!
Man darf hier eins nicht vergessen: Wenn man wirklich ALLE zur Bundestagswahl zugelassenen Parteien mit reinnimmt, sind da eben jede Menge obskure Gruppierungen dabei oder welche mit sehr spezifischen Programmen. Logischerweise sind dann einige Fragen auch etwas platter und allgemeiner gehalten. Fakt ist halt, dass die meisten kleineren Parteien in die Extreme neigen und zu Sektierertum einladen. Vielleicht ein bisschen nachvollziehbar: wenn man seine ganze Energie in eine Partei investiert, die maximal 0,1% holt, wird man vermutlich fanatisch und zieht dann auch nur solche Leute an.
Das Ergebnis des Wahl-o-maten trifft die grobe Orientierung durchaus richtig und es sagt einem vielleicht nicht immer, wen man wählen sollte, aber wen man NICHT wählen sollte. Wenn etwa die NPD noch vor CDU und FDP landet, heißt das nicht, dass man erstere irgendwie normal finden soll, sondern dass man besser die Finger von CDU und FDP lassen sollte.
Der Autor Robin Patzwaldt neigt wahrscheinlich, wie die meisten Ruhrbarone-Schreiberlinge, politisch zum "Libertarianism". In dem Sinne passt das Ergebnis perfekt, da er in den Bereichen Wirtschaft, Bildung und Außenpolitik eher konservativ, aber in kulturellen Fragen eher links denkt. Beim Ergebnis sieht man eben, unabhängig dass er wahrscheinlich in exakt den jeweils anderen Fragen mit dem anderen Lager übereinstimmt, nur diese 50% Überschneidung – für die Details gibt's dann ja noch die PDF-Übersicht.
@Helmut Junge: Ich sehe beim Wahl-o-maten diese künstliche Unterscheidung zwischen "Lifestyle-Linken" und "echten" Linken nicht. In den großen Fragen – Mindestlohn, Bildung, Mietpreisbremse, Außenpolitik – gibt es da auch keine wesentlichen Unterschiede. Auch in der Asyldebatte war die "klassische Linke" in Form der PDS in den frühen Neunzigern eher auf Seite von Grünen und SPD (oder sogar noch liberaler). Höchstens die Debatte Kohle vs. Atom vs. Solar-/Windenergie könnte hier Gräben aufreißen, aber das ist in allen politischen Lagern so und diese Themen werden das ganze Jahrhundert prägen.
Sie meinen vermutlich die eine Frage zum Gendern, aber das Thema wird meiner Erfahrung nach von Konservativen, Liberalen und Nationalen höher gepeitscht als es ist. Es ist kein Zufall, dass man in der WELT, FAZ oder Tichys Einblick mehr Artikel darüber liest als etwa in der Jungle World oder der taz. Es ist auch im Wesentlichen ein Feuilleton-Thema. Fragen Sie mal Leute auf der Straße, was die Begriffe "woke" oder "cancel culture" bedeuten und Sie werden ratlose Blicke ernten. Da passt es, dass beim Wahlomat nur eine Frage dazu kommt.
Was ich mehr vermisse, sind außenpolitische Fragen (der entscheidende Unterschied zwischen Landes- und Bundespolitik) und das Thema Grundeinkommen.
Den Wahlomaten gibt es, weil er nicht funktioniert! Er tut niemanden weh und gibt Einfaltspinseln eine Orientierung.
Wobei man den Eindruck gewinnt, das man den Wählereben genau für solche Einfaltspinsel hält.
Wir leben in einer Mediengesellschaft, was auch bedeutet, das das als wahr wahrgenommen wird, was am lautesten plausibel propagiert wird. Was immer eine Verzerrung, eine Karrikatur von Wahrheit darstellt.
Ein echter Wahlomat, dürfte nicht nur Parteiprogramme vergleichen er müsste historische Werte über Parteien und Personen wie Positionen sammeln und auswerten.
Er müsste überprüfen welchen Grad an Ernsthaftigkeit Programmaussagen zukommt, oder ob es simple Allerweltsplatitüden ohne Bedeutung sind oder wie hoch der Umsetzungsgrad gemessen an der poltiscchne Bedeutung in Regierungsphasen ist.
Das ließe sich mindestens ebenso zuverlässig ermitteln, wie das Wahlverhalten der Wähler, wahrscheinlich sogar zuverlässiger, da die relevante Gruppe viel kleiner und geschlossener daherkommt.
Das wird aber nicht passieren, denn dann finge es an weh zu tun….
Ein weiteres Problem des Wahlomaten, liegt in der zu geringen Komplexität der abgefragten Präferenzen., die keinerlei Würdigung von Zielkonflikten und der damit verbundenen Prioritäten vornimmt.
Umweltschutz ja, aber auf Kosten der Bedeutung der Autoindustrie? um mal einen klischeehaft simplen Wiederspruch aufzuzeigen.
Viele Ziele erweisen sich in der Realität als unvereinbar bei allen Parteien.
Diese Beschönigungen werden leider nicht aufgedeckt, aber genau die sind entscheidend.
.."Ich sehe beim Wahl-o-maten diese künstliche Unterscheidung zwischen "Lifestyle-Linken" und "echten" Linken nicht. In den großen Fragen – Mindestlohn, Bildung, Mietpreisbremse, Außenpolitik – gibt es da auch keine wesentlichen Unterschiede. "
aber @sneaking_beauty, wenn ich in die reale Welt gucke, scheint es diese Unterschiede durchaus zu geben, denn wie erkläre ich mir, daß es in Duisburg Wahlplakate mit dem konterfei von Sahra Wagenknecht gibt, und in Oberhausen nur Plakate mit anderen Gesichtern, die teils überhaupt nicht in NRW kandidieren, während Wagenknecht auf Platz 1 der Landesliste NRW steht? Muß ich nicht annehmen, daß das auch inhaltliche Gründe haben kann? Ich denke, daß die dann nach der Wahl ausgetragen werden. Vielleicht auch nur in Oberhausen. Würde ich in OB wohnen, wüßte ich nicht wofür die Linke dort steht. Und das geht nicht. Ich komme häufig an deren Büro vorbei, wenn ich in die benachbarte Galerie gehe, aber das war bisher noch nie besetzt. Als neugieriger Mensch hätte ich sonst dort mal nachgefragt. Mich interessiert sowas Nur kann ich das nie aus einem Wahlomaten herauslesen. OB ist übrigens das Gebiet von Niema Movassat, der schon häufuger bei den Ruhrbaronen erwähnt wurde, allerdings nicht im positiven Sinne.
Ich bin übrigens für aktive Bekämpfung der katastrophalen Auswirkungen der Klimaveränderungen, die wir jetzt bereits erleben. Also Getreide mit größerer Trockenresistenz züchten, was nur mit der Gentechnologie geht, Deiche bauen, bzw erneuern, große Rückhaltebecken für Wasserknappheitszeiten, auch modernere PErsonenbeförderungsmittel entwickeln, wie den Transrapid für heute, und ich bin für die finanzielle deutlich höhere Förderung der Fusionsenergie, die uns Energie im Überfluß bescheren wird. Solche fragen werden aber im diesjährigen Wahlomaten garnicht gestellt. Ich bin Linker, Altlinker vielleicht, wenn es den Begriff überhaupt gibt, aber von Technik, auf die Marx und Engels soviel gesetzt haben, finde ich nicht viel bei den Linken. Das muß sich ändern. Und damit sich das ändert, muß sich personell bei den Linken etwas ändern. Ich hoffe, daß das nach der Wahl beginnt.
@ #29
Ach herrje, was ein "echter" Wahlomat nicht so alles müsste oder nicht dürfte … …
Es ist nun mal Tatsache, dass der Wahlomat sich methodisch auf den Vergleich von programmatischen Aussagen beschränkt. Das hat gute Gründe: Diese Aussagen haben die Parteien nämlich selbst getroffen, und so kann der Wahlomat sie einfach neutral wiedergeben und muss keine eigenen Bewertungen vornehmen.
Dass es diese Beschränkung auf einen Positionenvergleich gibt, das Wahlomat-Ergebnis somit keine Wahlempfehlung ist, sondern der Benutzer andere Aspekte selbst in Betracht ziehen muss (wie zB Glaubwürdigkeit, Durchsetzungskraft und Kompetenz der Parteien, die sie ansprechen), wird für jeden Benutzer deutlich erkennbar auch kommuniziert. Der Wähler muss auch mit der Information über inhaltliche Positionen der Parteien seine Wahlentscheidung unter Abwägung dieser anderen Aspekte immer noch selbstständig treffen.
Diese anderen Aspekte sind aber abhängig von einer Bewertung, können also nicht einfach neutral wiedergegeben werden. Wenn man verlangt, dass der Wahlomat auch solche anderen Aspekte einbeziehen sollte, verlangt man also, dass auch Bewertungen, die gar nicht neutral sein können, einbezogen werden und der Wahlomat damit eine tatsächliche Wahlempfehlung aussprechen würde. Einfaltspinsel sind mMn eher Leute, die so etwas für möglich halten. Außerdem wäre bei einem solchen Wahlomaten auch das Geschrei groß (und ich vermute, nicht zuletzt bei den Leuten, die jetzt über den Wahlomaten meckern), dass hier eine staatliche Institution nicht neutrale, positionsgebundene Wahlempfehlungen ausspräche – und zwar mit Recht, denn genau das wäre der Fall.
Der Wahlomat soll ein niederschwelliges, einfach zu benutzendes Informationsangebot zu programmatischen Aussagen der Parteien sein – nicht mehr, nicht weniger. Und genau diese Aufgabe erfüllt er mE recht gut.
#32
niederschwellig, einfach
jau, …
kommt hin …
#33
Sie sagen dass so, als ob es ein Nachteil wäre, wenn ein Informationsangebot niederschwellig und einfach zu benutzen ist. Ich persönlich brauche das in der Tat eigentlich nicht, weil ich dank Abitur und Studium auch mit höherschwelligen und komplizierteren Informationsangeboten zurechtkomme und diese seit vor der Kanzlerschaft Merkels auch regelmäßig nutze.
Aber sllen nur solche Leute kompetent wählen dürfen? Oder vielleicht auch Leute, die mit geringerem formalem Rüstzeug und ohne so langes Verfolgen der Politik eine halbwegs informierte Entscheidung fällen wollen?
So lange a) alle Informationen richtig sind, b) das Instrument dazu einlädt, sich weiter zu informieren, und c) es seine eigenen Grenzen klar aufzeigt, halte ich "niederschwellig" und "einfach zu benutzen" für positive Qualitäten. Und das ist der Fall.
Der wahlomat funktioniert genau wie er soll, nur passen die Ergebnisse vielen nicht, weil ihnen vor die Augen geführt wird dass ihre Positionen sich eben nicht mit den von ihnen favorisierten Parteien decken.
Ähnliches gilt für diejenigen die darüber jammern dass die etablierten Parteien zu ähnlich sind, aber darauf bestehen dass eine Partei zu wählen ist, die bereits im Bundestag sitzt.
Wenn ich paule t. richtig deute, ist Zitat: "das Instrument dazu einlädt, sich weiter zu informieren, und c) es seine eigenen Grenzen klar aufzeigt, halte ich "niederschwellig" und "einfach zu benutzen" für positive Qualitäten."ein Werkzeug für die "Armen im Geiste".
Aber davon gibt es doch m.W. gar nicht sehr viele, die das Interesse haben, diesen Fragenkomplex zu beantworten.
Wer diese fragen beantwortet hat vermutlich meistens Abitur. Wahrscheinlich verdienen mehr Leute mit der Gestaltung dieser Aufgabe ihr Geld als die angegebene Zielgruppe überhaupt Benutzer stellen kann.
@Cypeak: So sehe ich es auch. Wenn ich mir ansehe mit welcher Begründung Leute aus meinem Umfeld eine bestimmte Partei wählen, die gerade "woke" ist und dann ihren Lebensstil anschaue, dann kann ich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Da passt der Deckel nicht auf den Topf. Und dann beschwert man sich, das der Wahlomat sinnfrei ist. Sie erschrecken vor dem Blick in den Spiegel, will sie vorher so ein Hexenwerk wie einen Spiegel noch nie gesehen haben. Liegt am Ende daran, dass alles was einem bestimmten Waltbild nicht entspricht heute gleich "Nazi" ist.