Von unserem Gastautor Thomas Weigle.
Schon nach der ersten Seiten wird der Drang stark, das Buch einfach zur Seite zu legen, es in den hintersten Winkel im Schrank oder Regal auf Nimmerwiedersehen zu versenken:
„Wir Juden reden nicht gerne darüber, so werden wir erzogen, und so geben wir es weiter an unsere Kinder. Über die ständige Bedrohung wird in den jüdischen Gemeinden nicht zu offen mit Außenstehenden gesprochen. Man möchte keine Nachahmer auf den Plan rufen, heißt es, wenn wieder wohlmeinende Journalisten abgewimmelt werden, oder einfach und ehrlich: Man wolle in der Öffentlichkeit nicht immer als Opfer dastehen…..Bitte,wir wollen keine Probleme mit Polizei und Gerichten.“
Wie bitte? „Keine Probleme mit Polizei und Gerichten?“ Was nur ist in diesem Land seit 1945 passiert? Nicht nur,dass der Antisemitismus wächst, die Opfer dieser „Weltanschauung,“ die eigentlich keine ist sondern ein Verbrechen-sollte man jedenfalls im Täterland des Holocausts für selbstverständlich halten,Diese neuen Opfer des Antisemitismus scheuen sich zur Polizei zu gehen? Nun,Ronen Steinke hält das für einen Fehler. Was er direkt anschließend schildert, lässt diese Angst als nur allzu verständlich erscheinen. Da ist bspw.der Doppelmord von Erlangen an Shlomo Lewin und seiner Lebensgefährtin Frida Poeschke, im 19.12.80, lässt einen üblen Antisemitismus aufleben,der sich gewaschen hat.Sofort suchen Polizei, Behörden und die Journaille nach dem Täter im Umfeld der beiden Opfer. Da wird eine militärische Vergangenheit im Umfeld des ieraelischen Kriegshelden Mosche Dajan halluziniert( „Ex-Adjudant von Mosche Dajan hingerichtet,“ fabulierte die Presse. also ein arabischer Racheakt?!
Der Mossad bleibt natürlich nicht unerwähnt, der hat überall seine Dunkelmänneringer im Spiel-ein beliebtes Sujet in der bundesdeutschen Medienszene. Wenn man sich etwas im Zusammenhang mit Israel oder dem jüdischen Umfeld aus Unkenntnis nicht erklären kann, kommt der Mossad wie ein Springteufelchen aus der Kiste. Heftig wird also ermittelt, nur nicht dort,wo der Täter, der Rechtsradikale Uwe Behrendt, herkommt. Zwar war kurz zuvor die Wehrsportgruppe Hoffmann nach langer Untätigkeit der Behörden von eben jenen verboten worden, deren Mitglieder aber waren auf freiem Fuß. Auch das Oktoberfestattentat vom September war den „Ermittlern offenbar schon längst entfallen.. Immerhin schon acht Monate nach dem Attentat erlässt die Justiz einen Haftbefehl gegen den Täter, der natürlich längst abgetaucht ist.
Bis heute machen immer wieder (Bomben)Anschläge auf jüdische Bürger und ihre Einrichtungen hierzulande Schlagzeilen,an die der Autor erinnert-bis hin zum Hallenser Anschlag im letzten Oktober. Jüdische Kinder und Schüler brauchen mittlerweile Polizischutz,die Gefahr ist zum täglichen Begleiter der Kids, ihrer Eltern und betreuer geworden-Ronen Steinke zählt Beispiele auf..
Besonders beschämend ist der linke Antisemitismus.da lief ein Kunzelmann jahrelang mit seinem Antisemitismus, zu dem ja auch ein Bombenanschlag gehörte,durch die linke Szene und ein Jürgen Trittin meldete sich nach dessen Tod zu Wort:
EIN GROßER SPONTI IST TOT:. R:I:P: DIETER KUNZELMANN. Wie soll man sowas nennen? Moralisch-politisch völlig verwahrlost fällt mir dazu sofort ein.
Ronken Steinke führt den Leer durch den linken Antisemitismus, der sich nur in der Wortwahl vom rechten Antisemitiemus unterscheidet. Für beide gilt das Motte: „Der Jude“ ist schuld an allen Übeln dieser Welt. Wobei die in Deutschland lebenden jüdischen Bürger für alles,was denen an Israel angeblich schlecht ist, in Generalhaftung genommen werden. Ganz schlimm: vor Gerichten werden dann muslimische Täter von bspw. Brandanschlägen milde verurteilt,weil die Richter dann nicht den antisemitischen Hintergrund sehen (wollen), eher eine politische Aktion, bei der die Täter keinesfalls jüdischen Bürgern schaden wollten. Man kann, man will es eigentlich nicht glauben. Auch die Einstellung von Verfahren bzw. schon das nicht Ermitteln ist lange Usus in Deutschland gewesen.
Langsam, zu langsam ändert sich das. Noch immer passiert dies viel zu oft. Nur dort,wo wie in Frankfurt eine Antisemitismusbeauftragterder Generalstaatsanwaltschaft zugeordnet ist,ist diese gegenüber nachgeordneten Staatsanwaltschaften und der Polizei weisungsberechtigt ist,wird schnell auf entsprechende Ansagen hin ermittelt, Einstellungen von Ermittlungen unterer Organe werden nicht länger geduldet
Ronken Steinke führt den Leser durch ein verstörendes Deutschland, in dem der Antisemitismus sozusagen zum Alltag gehört. Man muss hoffen,dass die Politik den Knall von Halle nicht nur gehört hat,sondern die nötigen Konsequenzen daraus zieht. Mit einer Chronik antisemitischer Gewalttaten schließt der Autor seine „Deutschlandreise.“
Ich kann den Lesern der Ruhrbarone dieses Werk guten Gewissens empfehlen,allerdings sollte man einen Blutdrucksenker in Griffnähe haben,denn ich denke mal,dass ich nicht der Einzige bin,dem beim Lesen das Blut kocht.
RONKEN STEINKE: TERROR GEGEN JUDEN, Berlin/München 2020, 254 Seiten
ISBN 978-3-8270-1425-2, 18 Euro
Nur zur Info: Der Autor heißt Ronen (nicht Ronken) Steinke.
Danke! Ich ändere das eben ab.
@ bob hope,@Robin Patzwaldt Mein Fehler,sorry.