Seit vielen Jahren erspielt sich das Kölner Kollektiv Bukahara in die Herzen ihrer Fans. Ihr Sound ist ein wildes Gemenge von unzähligen Einflüssen wie Folk, Weltmusik und Jazz. Kommenden Freitag (12. Juli) gastiert das Kollektiv in der Freilichtbühne Wattenscheid. Wir befragten Sänger Soufian Zoghlami über Straßenmusik, das Leben auf Tour und unterschiedliche kulturelle Einflüsse.
Soufian, gibt man bei Google im Suchfeld die Buchstabenfolge „buk“ ein, so ist Bukahara der dritte Treffer nach der Stadt Bukarest und dem Autor Bukowski. Ist das nicht irre?
In der Tat, das wusste ich gar nicht…
Mit Straßenmusik habt ihr angefangen, warum ist diese Art der Musik-Darbietung für euch so attraktiv?
Wenn wir irgendwo hingehst zum Spielen, so bist du direkt von Anfang an diesem Ort eingebunden. Du bist direkt involviert, auch wenn dich jetzt Leute meinetwegen auf ihre Party zu sich nach Hause einladen. Je mehr Power und Energie du dann in deinen Vortrag legst, desto mehr merkst du dann wie toll das ist, wenn die Leute stehen bleiben und dir zuhören. Du stellst dich ohne Verstärker vor ein Publikum, die ja vorbeigehen. Wenn du später auf großen Bühnen spielst, merkst du wie gut und auch hart diese Schule war. Ich habe erst viel später begriffen, was ich dabei genau gelernt habe.
Der Sound von Bukahara wird häufig mit der Bezeichnung Balkan-Folk in Verbindung gebracht, dabei habt ihr musikalisch doch viel mehr zu bieten. Sind solche Etikettierungen hinderlich?
Die Idee unsere Musik mit irgendwelchen Labels zu versehen ist an sich schon mal zum Scheitern verurteilt. Wenn es darum geht unsere Musik zu beschreiben stellt sich ja auch die Frage, was genau denn Balkan-Folk sein soll. Das ist eine Kombination die es ja gar nicht gibt. Wenn man genau sein wollte müsste man alle Stile aufzählen, die wir vereinen. Aber meistens geht es ja nur darum den Leuten Lust zu machen das zu hören oder ein Bild anzubieten. Und da ist dann meistens Balkan-Folk, Reggae und Jazz als Beschreibung mit dabei – damit die Leute ungefähr wissen, was sie erwartet wenn sie ein Konzert von uns besuchen.
Im vergangenen Jahr habt ihr über 80 Konzerte gespielt. Wie lernt man auf langer Strecke ein optimales Verhältnis aus Nähe und Distanz, damit man sich als Musiker untereinander nicht ständig die letzten Nerven raubt?
Im Laufe der Jahre haben wir das gelernt damit umzugehen. Mittlerweile ist es auch nicht mehr so wie früher, dass wir die ganze Zeit auf einem Haufen zusammen rumhängen. Auf einer langen Tour macht es echt Sinn, dass jeder ein Einzelzimmer im Hotel bekommt. Wenn einer mal einen Durchhänger hat, dann kann er sich zurückziehen, die Tür schließen und ist dann einfach mal für sich. Wenn man seine Zeit braucht, dann kann man sich die auch nehmen.
Eure Band ist sehr autark organisiert, wie verträgt sich das mit eurem Privatleben?
Wir haben seit Anfang des Jahres eine Booking-Agentur, die sich um unsere Konzerte kümmert, sonst wäre das auf Dauer auch zu viel gewesen. Bukahara ist mittlerweile unser Hauptjob, 2016 waren wir zum Beispiel Dreiviertel des Jahres unterwegs und dazwischen haben wir noch ein Album aufgenommen. Im Winter machen wir meist immer eine Pause – und in der Zeit macht dann jeder von uns seine eigenen Projekte.
Ihr habt alle vier einen unterschiedlichen Kulturbackground: du bist Halbtunesier und euer Bassmann Ahmed kommt aus Palästina. Wie funktioniert das innerhalb der Musik?
Als wir uns kennengelernt haben war es komplett irrelevant wer welche Geschichte hat. In einer musikalischen Gruppe ist es natürlich ein großer Zugewinn, das jeder das mit einbringen kann, was die anderen noch nie gehört haben. Das ist ein großer Fundus, das wir unseren Sound mit ganz vielen Einflüssen Speisen können – gerade weil wir ja alle sehr unterschiedlich aufgewachsen sind. Das ist spannend und auch etwas sehr Schönes.
Welche Musik bevorzugt ihr denn, wenn ihr euch privat mal eine Platte auflegt?
Wir haben ja alle Jazz studiert und dementsprechend haben wir da auch viele Sachen gehört. Ahmed hat sich früher viel mit arabischer Musik beschäftigt, ich habe eine Menge Folk gehört. Außerdem Soul Musik, wie zum Beispiel Otis Redding oder James Brown. Eine Lieblingsband, die mich seit Jahren begleitet, habe ich jauch nicht. Wichtig finde ich den Groove, der muss dich sofort anspringen. Ich selber höre aktuell ganz wenig Musik und wenn wir im Tourbus sind, läuft da eigentlich auch nie was im Hintergrund. Ich weiß ehrlich gesagt auch gar nicht was die anderen derzeit hören. Früher war mir das ganz wichtig, aber seit längerer Zeit spielt das bei mir keine große Rolle mehr – und innerhalb der Band auch nicht.
Live: 12. Juli Freilichtbühne Wattenscheid; Einlasszeit ab 18 Uhr