Die Premier League in England gilt allgemein als das große Vorbild in Sachen Vermarktung und Umsatz für die Fußball-Bundesliga. Immer wieder wird im Detail darüber diskutiert wie und in welchem Umfang den finanziellen Möglichkeiten der dortigen Clubs nachgeeifert werden kann. Auch hier im Blog haben wir uns im Laufe der Monate immer wieder damit beschäftigt, darüber diskutiert und auch gestritten.
Heute nun präsentierte man auch seitens der Fußball-Bundesliga neue, offizielle Zahlen. Und die sind, zumindest auf den ersten Blick, sehr beeindruckend und auch fast durchweg positiv:
Denn mit einem Umsatz von 2,62 Milliarden Euro haben die 18 Clubs der Bundesliga in der Saison 2014/15 den elften Rekord in Folge erzielt.
Das Plus gegenüber dem Vorjahreszeitraum liegt demnach aktuell bei stolzen sieben Prozent (176 Millionen Euro) und damit deutlich über dem Anstieg des Brutto-Inlandsproduktes. Diese Zahlen präsentierte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert nun bei der Vorstellung des ‚Bundesliga Reports 2016‘ in Köln.
Die 2. Bundesliga setzte ihrerseits demnach mit 504,6 Millionen Euro auch erstmals mehr als eine halbe Milliarde Euro um. Damit knackten die 36 deutschen Proficlubs in ihrer Gesamtheit mit einem Umsatz von 3,13 Milliarden Euro zum ersten Mal die Drei-Milliarden-Marke und erzielten mit einem Gewinn nach Steuern von 56,4 Millionen Euro (durchschnittlich 1,6 Millionen Euro) das beste Gesamtergebnis seit der Saison 2006/07.
Exakt drei Viertel aller Vereine und Kapitalgesellschaften konnten, nach DFL-Angaben, zudem auch ein positives Nach-Steuer-Ergebnis vorlegen.
Auf EBITDA-Basis (Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) schrieben hierzulande immerhin 34 der 36 Clubs schwarze Zahlen. Das Eigenkapital der Clubs stieg zudem erstmals über eine Milliarde Euro und damit auf einen historischen Höchststand.
Parallel dazu wurden die Verbindlichkeiten um 30,4 Millionen Euro verringert.
Auch als Wirtschaftsfaktor wird Fußball demnach hierzulande immer wichtiger. Denn der Profifußball bietet nun auch erstmals mehr als 50.000 Menschen einen Job.
Insgesamt 50.237 Arbeitsplätze (in direkter Anstellung oder durch Beauftragung der 36 Proficlubs und deren Tochterunternehmen) wurden DFL-Angaben zufolge zuletzt verzeichnet.
Um 105 Millionen Euro auf nun 980 Millionen Euro wuchs derweil auch der in der Saison 2014/15 geleistete Gesamtbetrag an Steuern und Abgaben.
Der komplette Bundesliga-Report 2016 ist für Interessierte aktuell hier abrufbar.
Ob mit dem wirtschaftlichen Kümmerling aus Darmstadt wohl auch 15/16 ein Rekord zu verzeichnen sein wird? Und welche Rolle spielt Ingolstadt? Die können zusammen pro Spieltag max. 32000 Zuschauer einbringen. Oder spielen die Zuschauerzahlen nur noch eine marginale Rolle?
@Thomas: Der Anteil der Ticketverkäufe am Gesamtumsatz sinkt, trotz stetig steigender Eintrittspreise, seit Jahren. Stellt sich also die Frage ob die möglichen Veränderungen bei den Kapazitäten in Sachen Zuschauern mehr ins Kontor schlagen als die wahrscheinlichen Zuwächse in anderen Bereichen. Da aber mit Freiburg und Paderborn auch nicht gerade Riesen der Branche aus Liga 1 abgestiegen sind, ist die Veränderung bei den Zuschauereinnahmen vermutlich so oder so in dieser Saison auch nur minimal. Ich rechne daher auch weiterhin mit wachsenden Umsätzen. Zumal ja auch hierzulande ein neuer TV-Vertrag ins Haus steht…. Und dann sind wir auch schon wieder beim Thema der zukünftigen Montags-Spiele in der 1. Bundesliga.
Ja,@Robin, die BL wird mir immer ferner, montager sozusagen. Die ersten Bundesligajahre sind mir mittlerweile viel näher als das heutige BL-Tagesgeschäft. Aber das erwähnte ich hier schon mal. Dass ich jetzt im HR-VT lesen muss, dass Herr Held auf einer Frankfurter Liste steht, kriege ich die Krätze. Nicht unbedingt wg seiner 04-Performance, sondern seiner Frankfurter Vergangenheit. Da wurde er als großer Hoffnungsträger und künftige Führungsgestalt eingekauft. Es lief schlecht, die SGE stieg 00/01 ab und Herr Heldt machte sich vom Acker. Geh fort mit dem Hannebambel.
@Thomas: Lt. WAZ soll Heldt ja in Hoffenheim gute Chancen haben. Du kannst also noch 'hoffen' 😉
Zur Situation der Liga: Ich habe mich ja jahrelang sehr intensiv mit der NHL beschäftigt. Von daher bin ich da wohl auch deutlich 'kommerzfreundlicher' als Du. Man gewöhnt sich daran. Aber natürlich muss man das Ganze im Rahmen halten, muss die Fans 'mitnehmen'. Bisher gelingt das hierzulande ganz gut, wie ich finde. In England, da wo u.a. auch die Tickets schon viel teurer sind als hierzulande, da übertreibt man es aktuell doch deutlich. Aber man sieht ja, die Bundesliga läuft in eine ähnliche Richtung. Montagsspiele wird es daher demnächst wohl auch geben, womit ich persönlich allerdings auch leben könnte.
@Robin Kommerz muss sicher sein und Geld, auch viel Geld, spielte schon immer eine Rolle. Aber eines ist klar: damit ist auch ein großes Stück Vereinskultur im geschichtlichen Nirwana entschwunden. Mit Bruchhagen geht in FFM ein Mann, der die Fans und für sie bezahlbare Eintrittspreise immer im Focus hatte, es stellt sich also demnächst die Frage auch in Bezug auf die Ticketpreise: Quo vadis, SGE?
Was Heldt angeht, kann ich nur hoffen, dass er die Rhein-Neckar-Region vorzieht und Rhein-Main links liegen lässt.
@Thomas: Mit Bruchhagen geht ja auch ein engagierter Kämpfer gegen die sich öffnende Schere zwischen den schier übermächtigen Bayern (wirtschaftlich) und dem Rest der Liga. Welche Rolle da zukünftig z.B. ein Christoph Metzelder in Frankfurt einnehmen könnte, das muss erst einmal noch abgewartet werden…
Ich will ja nicht meckern, aber wenn die BL bei 3,13 Millarden Umsatz einen Gewinn von 54,6 Mio. verbucht, dann ist daß ein eher bescheiden zu nennendes Ergebnis von unter 2% Gewinn am Umsatz. Selbst der in D einmalig schwache Einzelhandel steht noch besser da. Warum die BL also so stolz diese Ergebnisse verkündet, ist mir schleierhaft. Schier Größe eines Unternehmens ist kein Qualitätsmerkmal; Masse ohne Inhalt. Spätestens dann, wenn statt vier nur noch drei oder gar zwei BL-Klubs in der CL spielen sollten, kann eine finanzielle Abwärtsspirale sich in Bewegung setzen, deren Folgen nicht absehbar sind. Zumal mit Wolfsburg ein Verein auf Dauer nicht mehr mit der Großzügigkeit seines Sponsors rechnen kann, den viele schon als Big-Player auf der Liste hatten.
@Davbub: Gewinne sind allerdings ja auch nicht das vorrangige Ziel der 36 Proficlubs in Liga 1 und 2. Das erwirtschaftete Geld wird ja im Regelfall direkt wieder in die Mannschaft und Infrastruktur des Clubs investiert. Daher macht ja auch eine Aktienausgabe, so wie beim BVB erfolgt, nur begrenzt wirklich Sinn, wenn man mich fragt. Gewinnausschüttung an Aktionäre ist ja eigentlich gar nicht im Sinne der Clubführung und der Fans. Denn das abgeflossene Geld für aktionäre fehlt dann wieder beim Wettbewerb mit den anderen Mannschaften…
#8:
dennoch werden die Klubs ja wie Wirtschaftsunternehmen geführt; auch wenn der Gewinn tatsächlich sofort wieder investiert wird, ist er in meinen Augen -gemessen am Umsatz – zu niedrig.
Zudem sind in dieser Rechnung ja die indirekten Investitionshilfen (Bereitsstellung von Bauland und Infrastruktur, Kosten für Polizeieinsätze und für Bürgschaften, die ja auch schon mal fällig werden, etc.) der jeweiligen Bundesländer nicht berücksichtigt. Streng volkswirtschaftlich betrachtet ist der Fußball wohl eher ein Zuschußgeschäft.
Das ist ja auch nicht schlimm, wir subventionieren als Gesellschaft alles Mögliche (Hebammen, Opern, Theater, Jugendzentren, Bio-Stationen) was dem Einzelnen evtl. sinnlos vorkommt. Aber die Liga sollte sich nicht als Wirtschaftswunder und Jobmaschine darstellen.
Solange die vorgebliche "Jobmaschine" DFL mit personalintensiven Tochterfirmen Umsätze generiert, ohne die zugehörigen Gewerbeabgaben zu begleichen, so wie es z.B. im Fall der Ordner- und Sicherheitsdienste passiert, ist das ganze Bilanzbild sowieso schief.