Dass der DFB-Kontrollausschuss die Protestaktionen des Schalkers Weston McKennie, sowie der Dortmunder Jadon Sancho und Achraf Hakimi nach eigenem Bekunden in den kommenden Tagen „eingehend“ prüfen will, macht ihn in diesen Stunden nicht gerade beliebter. Ganz zu Unrecht tut er dies jedoch keinesfalls.
Was war geschehen? Die drei Kicker gehörten, wie einige andere Vertreter ihrer Zunft auch, am vergangenen Spieltag zu einer Gruppe von Sportlern, die ein deutlich sichtbares Zeichen gegen Rassismus setzen. Eigentlich eine tolle Sache!
Die Forderung nach Gerechtigkeit für den schwarzen US-Bürger George Floyd, der in Minneapolis bei einem Polizeieinsatz in der vergangenen Woche gewaltsam ums Leben gekommen war, gezeigt auf dem Spielfeld in der Fußball-Bundesliga, dürfte ein zu begrüßendes Anliegen für die große Mehrheit der Menschen sein.
So gesehen war es sicherlich löblich, dass Profisportler hier ganz klar Flagge zeigten und den Fall durch ihr Zutun noch mehr in die weltweite Öffentlichkeit trugen.
Der erste Reflex beim Beobachter ist daher auch, dass eine mögliche Strafe für die Spieler, wie sie sich durch die Ermittlungen des Verbandes jetzt abzeichnet, eine große Ungerechtigkeit wäre.
Doch ganz so einfach ist das eben nicht. Denn politische Äußerungen in dieser Form sind halt grundsätzlich nicht statthaft. Und das auch durchaus aus gutem Grund.
Mag im aktuellen Fall auch der Ansatz ein von nahezu allen Menschen als absolut gerechtfertigt und ‚gut‘ eingeschätzter sein, ließe der DFB diese Aktionen am Ende völlig ungestraft, er hätte in Zukunft womöglich ein großes Problem.
Denn wer will in solchen Fällen bitteschön verlässlich beurteilen, welche politische Äußerung gerechtfertigt und statthaft ist und welche vielleicht eben nicht?
Ein Spieler, der sich beispielsweise öffentlich auf dem Platz für den Freiheitskampf der Tibeter einsetzt, oder für den kurdischen Widerstand? Kaum Vorstellbar, was das für Debatten auslösen würde.
Es gebe mit Sicherheit jeweils einen riesigen Aufschrei, wenn so etwas in Kürze tatsächlich einmal auf einem Shirt oder Banner in der Fußball-Bundesliga auftauchen würde, auch wenn sicherlich selbst in diesen Fällen durchaus zahlreiche Menschen ebenfalls der Meinung wären, dass das doch ein durchaus berechtigtes Anliegen sei. Weitere Beispiele ähnlicher Art ließen sich hier leicht ergänzen.
So sympathisch es grundsätzlich also auch war und ist, wenn sich Spieler auf dem Feld für eine offenkundig gute Sache einsetzen, der DFB wird es schlicht nicht unsanktioniert lassen können, wenn er nicht einen sehr problematischen Tabubruch ermöglichen möchte.
Es ist daher mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass die Akteure eine Strafe erhalten werden. Es muss ja nicht gleich eine Sperre sein. Eine Geldbuße, die den Spielern ohnehin nicht allzu weh tut, dürfte es aber schon sein, wenn wir nicht in Zukunft an jedem Spieltag darüber diskutieren wollen, warum dieser oder jener Spieler für diese oder jene politische Forderung oder Bewegung auf dem Platz Werbung gemacht hat.
Denn wer wollte dann hierfür die zwingend erforderlichen Grenzen genauer definieren? Solche Debatten wären endlos und daher wenig wünschenswert. Politische Aussagen kann ein Spieler in diesen Zeiten sehr gut woanders in die Welt setzen. Auf den Platz gehören sie nicht!
Guter Artikel!
#AllLivesMatter
[…] Spielfeld gezeigte Solidarität mit dem ermordeten US-Bürger George Floyd demonstrierten, nicht sanktioniert gehören. Der DFB ermittelte, ließ die beteiligten Spieler am Ende aber etwas überraschend straffrei. Nun […]