Bundestag: Gute Gründe gegen Benedikt

Der Papst im Internet

Alle sind ganz wuschig, weil der Papst vor dem Bundestag reden wird. Nur die Grünen sind skeptisch. Zu Recht. Denn es gibt gute Gründe, den Mann nicht ans Mikrofon zu lassen.

Sicher, Benedikt ist ein Staatsoberhaupt, und immer wieder haben Staatsoberhäupter vor dem Bundestag gesprochen. Dass er Oberhaupt eines lächerlich kleinen Staates ist, spielt keine Rolle. Wichtiger ist, was für einem Staat er vorsteht. Der Vatikan ist eine Autokratie, kein demokratischer Staat. Eine kleine Gruppe von Männern kungelt das Staatsoberhaupt aus, der Rest hat zu spuren. Ich habe kein Problem, wenn die Chefs demokratischer Staaten vor dem Bundestag reden. Aber Benedikt steht keinem demokratischen Staat vor. Das reicht eigentlich.

Aber es gibt noch ein paar andere Gründe, denn der Mann ist ja auch Anführer einer recht großen Organisation: Der katholischen Kirche. Die ist Marktführer im Segment Christentum – sowas wie das Coca-Cola unter den Kirchen.

Die katholische Kirche ist keine angenehme Organisation: Wäre sie eine Partei, sie wäre in Deutschland verboten. Frauen und Schwule werden aufs Übelste diskriminiert. Verbrecher in den eigenen Reihen solange geschützt wie es geht – ob Mafia-Kontakte oder Kinderschänder – man pocht erst einmal auf die eigene Gerichtsbarkeit. Das tut jede Räuberbande auch – bis die Polizei ihr rüde erklärt, was ein Rechtsstaat ist. Allein die Positionen zu Aids und Verhütung zeugen von einer tiefsitzenden Menschenverachtung.

Über die Geschichte wollen wir hier mal nicht reden: Die Verbrechen der katholischen Kirche sind ohne Zahl. Sie war gegen jeden Fortschritt. Wäre es nach ihrer Führung gegangen, wir würden heute noch im Mittelalter leben.

Nein, es gibt gute Gründe, Benedikt nicht vor dem Bundestag sprechen zu lassen. Und die Anführer anderer Religionsgemeinschaften auch nicht. Ich will im Bundestag Demokraten sehen. Benedikt ist keiner.

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Dieter Carstensen
14 Jahre zuvor

Sigmund Freud sagte: „Religion ist eine Illusion“

Der Papst ist der Oberillusionist.

Wenn er vor dem Bundestag sprechen darf, warum nicht auch direkt die Illusionisten David Copperfield, sowie Sigfried und Roy?

Die hätten zumindest für die Fernsehzuschauer noch einen gewissen Unterhaltungswert, wenn sie Angela Merkel live im Bundestag wegzaubern und Guidolein in den Käfig mit den weissen Löwen beamen.

Der Papst würde höchstens im Bundestag Kondome mit schickem Vatikanlogo verteilen, was nun wirklich nicht spannend ist …

Kommando Mardermann
14 Jahre zuvor

Das fehlt noch: alter Mann in frauenkleidern spricht vor’m Bundestach…

Werner Jurga
14 Jahre zuvor

Sehr guter Beitrag, oder – sagen wir mal: sehr berechtigte Anmerkung. Allerdings: es entsteht der Eindruck, als sei der Autor ein wenig überrascht. Dass der Bundestag Herrn Ratzinger ein Forum bietet, kann aber nicht überraschen. Belege für diese Behauptung anzuführen, würde den Rahmen eines Kommentars sprengen. Angenehm überrascht bin ich allenfalls über die Grünen. Aber mal abwarten, ob Volker Beck da unkommentiert durchkommt.

Hans Czinzoll
Hans Czinzoll
14 Jahre zuvor

Alles richtig. Andererseits passt der Pope sehr gut zu der dort versammelten heuchlerischen Bande.

Urmelinchen
Urmelinchen
14 Jahre zuvor

Eine Frage würde ich an dieser Stelle gerne stellen: Wäre der Artikel genauso plump (Geschichtskeule, die ich hinsichtlich der Vergangenheit jedes Landes, jeder Religion herausholen kann, wenn mir argumentativ nichts mehr einfällt.) ausgefallen, wenn über einen Vertreter der jüdischen oder islamischen Religion gegangen wäre??? Auch diese monotheistischen Religionen zeichnen sich nicht gerade durch überbordende Frauenfreundlichkeit aus, geschweige denn, dass sie Homosexualität begrüßen würden.
Ich wage dies STARK zu bezweifeln, weil man Angst gehabt hätte als a) antisemitisch oder b) als den Dialog zwischen den Kulturen ablehnend gelten würde. Beides natürlich unmöglich im Feld der PC.
Also frage ich mich wieder, was dieser Beitrag soll, dessen Quintessenz sich eigentlich auf die Aussage reduzieren lässt: „Der Papst und die katholische Kirche sind sch…., weil antidemokratisch usw., daher darf der Papst jetzt vor dem Bundestag nicht reden.“ Gähn! Wo ist da die journalistische Berichterstattung? Wo werden da Argumente bzw. auch Gegenargumente aufgezeigt. Ich frage dies vor dem Hintergrund, dass in den Kommentaren von Seiten der Ruhrbarone das Wort „Journalismus“ des Öfteren in den Mund genommen und die damit verbundenen Werte verteidigt werden, was auch gut ist. Wenn man diesen Artikel liest, kann sich hingegen ein leichtes Grinsens nicht verkneifen.
=> Anspruch und Wirklichkeit?

Urmelinchen
Urmelinchen
14 Jahre zuvor

Vielleicht dies noch zur Erklärung: Einen Großteil der Artikel finde ich interessant, vor allem auch die kritische Berichterstattung zu RUHR 2010, Kreativwirtschaft usw. Da bildet das Blog ein kleines Gegengewicht zu WAZ & Co. Aber solche Beiträge, wie diesen hier, empfinde ich dann wieder als katastrophalen Niveauausreißer, sowohl stilistisch als auch inhaltlich. Damit findet man sich auf dem Niveau der meisten Kommentatoren bei der WESTEN wieder.

Werner Jurga
14 Jahre zuvor

@ Urmelinchen
Huch, der Text hat kein Niveau. Okay, das ist eine Glaubensfrage. Aber er enthält Argumente. Ihre beiden gebenedeiten Kommentare jedoch nicht, falls Ihnen dies aufgefallen sein sollte.
Und was Ihren Hinweis betrifft, dass bspw. Homosexualität weder im Judentum und noch im Islam begrüßt werde. Wann bitteschön haben solche Religionsführer im Bundestag gesprochen? Herr Ratzinger dagegen ist 1. deutscher Staatsbürger, 2. Oberhaupt eines fremden Staates, und 3. Anführer eines weltweit operierenden Männerbundes, der sich gegen unseren Wertekanon verschworen hat, aber dennoch über eine erhebliche Anhängerschaft in unserer Bevölkerung verfügt.
Nehem Sie, wenn überhaupt, doch bitte dazu Stellung! Oder, wenn Ihnen dies zu langweilig ist, lassen Sie es! Und hören Sie jetzt bitte mit diesem arroganten Notenverteilen auf. Das ist ja fast so anmaßend wie die Gewohnheiten dieser Vatikan-Organisation.

Evil Dick
Evil Dick
14 Jahre zuvor

@ Urmelinchen:
andersrum wird ein Schuh draus. Der Staat hat sich neutral zu verhalten. Gibt er dem dem christlichen Oberguru eine Plattform, genau dann müßte er auch irgendwelche Imame, oder Rabbiner vor dem Bundestag reden lassen. Aber um deine Frage zu beantworten: ja, ich gehe stark davon aus, dass dieser Bericht ebenso ausgefallen wäre, wenn ein anderes Religionsoberhaupt vor dem Bundestag reden sollte.
Ausserdem mach der Hinweis auf andere frauenfeindliche und homophobe Religionen die christliche nicht unbedingt besser.

Urmelinchen
Urmelinchen
14 Jahre zuvor

Sehr geehrter Herr Jurga,

ich habe lediglich die Frage gestellt, ob der Artikel auch so ausgefallen wäre, würde ein Vertreter einer anderen Religion vor dem Bundestag sprechen. Dies impliziert übrigens, dass Derartiges noch nicht geschehen ist. Was ist an dieser Frage nicht legitim?
Ich stoße mich halt ein wenig an diesem Katholen-Bashing, das gerne und ausgiebig betrieben wird, man bei anderen Religionen aber eher vorsichtig und differenziert argumentiert. Das bedeutet im Gegenzug nicht, dass die katholische Kirche in ihrer Institution nicht äußerst kritisch zu hinterfragen wäre. Die Frage ist nur, wie man das tut. Und das hat mir in diesem Artikel nicht gefallen. ich fand ihn halt ein wenig plump. Was ist daran verwerflich? Was hat das mit Arroganz zu tun? Ist man arrogant, wenn man etwas als plump oder niveaulos beurteilt? Darf ich das nicht tun?
Von Letzterem muss ich ja geradezu ausgehen, wenn ich mir die „Vorschriften“, die Sie mir in Ihrem letzten Abschnitt machen, vor Augen führe.

Wozu also Ihre vermeintliche Aufregung? Meine Kritik an diesem Artikel verpflichtet Herrn Laurin doch in keiner Weise, den Artikel zu ändern, beim nächsten Mal anders zu schreiben etc. Davon gehe ich auch gar nicht aus, wenn ich etwas kommentiere. Beides – Artikel und Kommentar, in diesem Fall Kritik – kann doch nebeneinander stehen, oder? Sollte es sogar, wenn wir das praktizieren, was wir proklamieren, nämlich Meinungsfreiheit.

MFG

B.Mat
14 Jahre zuvor

Ich stimme Ihnen in allen Punkten zu, die sie gegen den Vatikan anführen aber ist es in Deutschland wirklich anders? Wir wählen alle 4 Jahre eine Partei und die kungelt dann Gesetze aus, die die Mehrheit der Bevölkerung ablehnt. Soll er reden. Haben wir danach wieder etwas zum Diskutieren.

Alles eine Glaubensfrage.

Mat.

Helmut Junge
Helmut Junge
14 Jahre zuvor

@Urmelinchen,
Ich finde schon, daß die Ruhrbarone in religiösen Fragen ein echtes Gegengewicht zur WAZ bilden. In der WAZ habe ich solche Artikel wie diesen, noch nie gesehen.
Dazu kommt die Diskussion, die hier knallhart, sowohl im „pro“, als auch im „kontra“
ist. Die Anhänger des Papsttums kommen hier aber immer! schlecht weg.
Aber das muß nicht mal die Schuld der Ruhrbaronkommentatoren sein, sondern liegt nur an der mangelnden Kompetenz der bisherigen Vertreter der Gegenseite. Die ganz Oben in deren Hierarchie haben den Gedankenaustausch mit uns bisher vermieden, obwohl genau die gemeint sind.
Das wird auch jetzt so sein. Die haben eben Angst vor ergebnisoffenen Diskussionen.
Aber solange sie kostenlos von den Medien hofiert werden, haben sie es auch nicht nötig, sich hier zu outen.

Urmelinchen
Urmelinchen
14 Jahre zuvor

Zum Abschluss: Meine Kritik an diesem Artikel impliziert keineswegs, dass ich a) Anhängerin des Papstes bin b) durch den Hinweis darauf, dass andere Religionen bzw. ihre Vertreter ebenfalls frauenfeindlich oder homophobe Ansichten vertreten, versuchen wollte, die christliche zu relativieren. Ich habe einzig und allein die Form der Berichterstattung kritisiert, seufz.

@ evil dick: Interessant wird es doch in Hinblick auf die Konsequenzen, die daraus erfolgen, also das, was Sie angesprochen haben. Natürlich dürften dann folglich auch andere Religionsvertreter, egal ob diskriminierend oder nicht, vor dem Bundestag sprechen. Inwieweit würde damit die Trennung von Staat und Kirche unterwandert? Das ist in meinen Augen der interessante Aspekt.

Christian S.
14 Jahre zuvor

Leider ein undemokratischer, kulturkämpferischer, vor Unwissenheit und Vorurteilen strotzender Text.

Andreas Lichte
14 Jahre zuvor

@ Dieter Carstensen & Christian S.

„… warum nicht auch direkt die Illusionisten David Copperfield, sowie Siegfried und Roy?“

ich denke, ein Papst bietet eine bessere show als Siegfried und Roy. Vor allem besser als Roy: so ein Missgeschick mit Raubkatzen passiert einem echten katholischen Heiligen nicht:

https://de.wikipedia.org/wiki/Der_heilige_Hieronymus_im_Gehäus

Das Kätzchen im Vordergrund ist handzahm, weil:

Hieronymus hat dem Löwen einen Dorn aus der Pranke gezogen. Dieser wurde darauf zahm und ein treu ergebener Gefährte (so wie Christian S. ?).

Werner Jurga
14 Jahre zuvor

@ Urmelinchen (# 9)

Sehr geehrtes Urmelinchen,
Ihre Frage, ob Laurins Artikel auch so ausgefallen wäre, würde ein Vertreter einer anderen Religion vor dem Bundestag sprechen, mag legitim sein; aber sie ist nicht schlau. Sie sind zwar jetzt (# 12) dem Eindruck entgegen getreten, sie wollten frauenfeindliche und homophobe Ansichten dann relativieren, wenn denn ein christlicher Würdenträger sie äußert. Was bleibt dann aber von Ihrer Kritik an Laurins Beitrag, bei dem sich übrigens weniger um Berichterstattung als um einen pointierten KOmmentar handelt. Ein Plädoyer, wenn Sie so wollen.
Sie wollten mal anmerken, dass Sie die „Form des Artikels“ für „plump“ halten. Gut, ich empfinde da anders, womit wir das geklärt hätten. Ohne Ihnen „Vorschriften“ machen zu wollen – welche Vorschrift in # 9 bereitet Ihnen eigentlich Probleme? -, möchte ich nur ganz bescheiden fragen: teilen Sie Laurins Befund einer „tiefsitzenden Menschenverachtung“ bei Herrn Ratzinger, oder halten Sie ihn für eine plumpe Übertreibung?
Selbst wenn es so sein sollte, dass Stefan Laurin und / oder die Ruhrbarone vergleichbare Dingen bei islamischen Staats- oder Religionsführern gnädiger beurteilen, wie Sie – wie ich finde: ein wenig aus der Luft gegriffen – unterstellen, wäre dies doch noch kein Hinderungsgrund, sich Laurins Plädoyer anzuschließen. Also schreibe ich meine Vorschrift um in eine Frageform: warum um Gottes willen können Sie sich dem nicht anschließen?

Jens König
14 Jahre zuvor

Cool wär‘ doch mal, wenn der Herr Ratzinger im Bundestag ausgebuht würde. Eigentlich wäre das bei den von ihm vertretenen Positionen nur logisch, aber ich wette, es applaudiert jeder.
Na, vielleicht wird es ein paar Leute geben, die bei seiner Rede nicht den Saal verlassen, sondern mal direkt im Anschluss eine Gegenmeinung vertreten. Wird natürlich schwierig, wenn Ratze Kreide frisst oder so verquast daherredet, dass man ersteinmal von Kirchenlatein in’s Verständliche übersetzen muss.
Was wollte ich doch gleich sagen? Ach ja: Die Spackos dieser Welt (ich würde als nächstes Ahmadinedschad reden lassen) mal in den Bundestag einzuladen würde ich nicht als Risiko, Schande oder sonstwas ansehen, sondern als Chance, den Wahnsinnigen mal die Vernunft entgegenzustellen.

dissenter
dissenter
14 Jahre zuvor

Unbestritten hat die katholische Kirche, deren geistliches Oberhaupt der Papst ist, im Laufe der Geschichte jede Menge Schuld auf sich geladen. Was soll daraus folgen? Ein Drittel der Bevölkerung ist katholisch – sind das alles Angehörige einer kriminellen Vereinigung?
Sicher ist der Vatikanstaat kein demokratischer Staat, sondern irgendetwas anderes. Seinen Staatsbürgern wird das aber nichts ausmachen, denn sie sind allesamt Funktionsträger der kath. Kirche und nur solange vatikanische Staatsbürger, wie sie ihre Funktion ausüben. Mit „weltlichen“ Diktaturen jedweder Couleur ist das kaum vergleichbar.
Und wenn jedes Land, deren Staatschef von ein paar Männern ausgekungelt wird, von der Liste der Demokratien gestrichen werden soll, dann bleiben nicht viele übrig.
Ich halte es für keine glückliche Idee, den Papst vor dem Bundestag reden zu lassen. Aber nicht, weil er der Papst ist, sondern weil ich glaube, dass dieser Papst nicht viel zu sagen hat. Er ist nämlich nicht das, was er sein könnte: eine moralische Instanz.

Dortmunder
Dortmunder
14 Jahre zuvor

Der schlechteste Artikel, seit es Ruhrbarone gibt.
Ich fühl´ mich sauwohl in einer christlich-abendländisch geprägten Demokratie. Und wenn die Gallionsfigur des Christentums vor dem Parlament des Landes sprechen möchte/will/soll, in dem er geboren ist, so ist das völlig in Ordnung.
Denn: „Auch ich bin Papst“

comment image

Dirk Westermann
Dirk Westermann
14 Jahre zuvor

@dissenter
>Unbestritten hat die katholische Kirche, deren geistliches Oberhaupt der Papst >ist, im Laufe der Geschichte jede Menge Schuld auf sich geladen. Was soll daraus >folgen?

Sie soll ihre Taten an den eigenen Ansprüchen messen und die offensichtliche Konsequenz ziehen: Selbstauflösung.
Die Grundlagen dieses Aberglaubens sind so gehaltvoll wie Grimms Märchen, wer an „Auferstehung“ glaubt, muss auch an sprechende Wölfe und – Ziegen glauben, beide Behauptungen sind gleich gut belegt.

Hannes Leitlein
14 Jahre zuvor

Sehr geehrter Laurin,
ich würde gerne in einem Blog wie diesem weniger Rechtschreibfehler sehen. 
Außerdem muss ich sagen, dass mir diese Art der Argumentation gegen die Kirche gehörig gegen den Strich geht. Die Kirche mit einer Partei zu vergleichen, aus der wir alle lauthals austreten würden, ist ein alter Hut, der noch nie wirklich gegriffen hat.
Ebenso ist ihre Sicht auf die Kirche und die Kritik daran kurzsichtig, wie mein Vorkommentator Christian S. schon klug analysiert hat.

Die Kirche ist nunmal keine Partei, denn als solche würde sie wohl kaum eine Milliarde Menschen (allein die römisch-katholische) unter sich vereinen, ganz zu schweigen von über einer Million Mitarbeitenden. Sicher – da gebe ich ihnen Recht – ist nicht allem, was der Papst und seine Gefolgschaft verursacht, beschlossen, geglaubt oder gedacht haben, zuzustimmen oder zu akzeptieren. Doch an dieser Stelle geht es mir mit den im Bundestag vertretenen Parteien auch nicht immer wohl in der Magengegend. Auch in Bezug auf die Demokratie. 

Beide sind übrigens auch nicht annähernd so alt wie die Kirche. Also lassen sie uns erstmal die nächsten 1000 Jahre abwarten und sehen, mit was Parteien und Demokratie noch so aufwarten. 

Benedikt den XVI mit einem autokratischen Staatsoberhaupt gleichzusetzen, kommt schon allein Aufgrund der Winizigkeit des Vatikanstaates einem Witz gleich. Richtig ist hingegen, dass der Katholizismus, dem der Papst vorsteht, kein demokratischer Staat ist, denn der Katholizismus ist gar kein Staat. Er ist die größte nichtstaatliche Organisation (30,5 % der deutschen Bevölkerung sind Mitglied), die in Deutschland vertreten ist. 

Als solche prägt die katholische Kirche unsere Gesellschaft vielleicht mehr, als alle Parteien zusammen. Als ihr Oberhaupt sollte es dem Papst doch wohl erlaubt und ermöglicht werden – zumal er auch noch Deutscher ist – im Bundestag zu sprechen. 
Es gibt gute Gründe, Papst Benedikt vor dem deutschen Bundestag sprechen zu lassen. 

Überall wird aktuell mehr Transparenz gefordert, mehr Bürgerbeteiligung, mehr Offenheit und das in einer Zeit, wo Christenverfolgung, Islamfeindlichkeit, Antisemitismus, Zensur und Menschenrechtsverletzungen auf der globalen Tagesordnung stehen. 

Lassen wir die Religionsvertreter vor den Bundestag treten und sprechen. Das ist ein Ort, an dem sie ihre Thesen vor einer Demokratie verantworten, wo sie sich der Meinung und der Kritik anderer aussetzen müssen.

Ich will im Bundestag die Vertreter der Vielfalt unserer Bevölkerung sehen. Der Papst ist einer davon.

Mit freundlichen Grüßen zur Weihnachtszeit,
Hannes Leitlein

Georg K.
14 Jahre zuvor

@ Stefan

und was bitteschön ist mit der Beichte?

Der Ben hat doch alles im Griff. Der beichtet und: Zack alle genannten Sünden sind vergessen und schon steht ein weißer Engel vor dem Bundestag. 🙂

zweitesselbst
14 Jahre zuvor

ja, und war es nicht Marx der sagte, Religion ist Opium fürs Volk!!

andererseits lassen wir uns doch alle – mehr oder weniger, und mindestens früher oder später – gern berauschen.

Proust (H)

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
14 Jahre zuvor

„Alle sind ganz wuschig, weil der Papst vor dem Bundestag reden wird.“ Und Die Grünen und Stefan Laurin sind es auch. Erstere weil sie sich künstlich begeistern, letztere weil sie sich künstlich empören.
Ein im Vatikan alt gewordener Palasteunuche, dessen Worte selbst im eigenen „Verein“ wenig praktische Resonanz finden, und der getrost als Zwischenlösung angesehen werden kann, kommt in ein Deutschland dessen Wir-sind-Papst-Hype auch schon erregtere Momente erlebt hat.
Immerhin reicht ein Kondom noch für ein Rauschen im Blätterwald, sonst könnte man fast ganz vergessen, daß es ihn überhaupt gibt.
Und so haben Presse, Politik und Papst aneinander Freude, könnte ja passieren, man müßte sich mit wichtigeren Fragen beschäftigen, die Arbeit machen würden.
Frohes Fest.

Frank (Frontmotor)
14 Jahre zuvor

@Stefan: Sehr gutes, weil glasklares Statement.

@Urmel und alle anderen Kritiker:
Um es mit Hagen Rether zu sagen: Die Katholische Kirche predigt seit 2.000 Jahren. Da sind doch wohl mal 5 Minuten drin für eine Gegendarstellung, oder?

Urmel, warum lenken Sie ab, in dem Sie die hypothetische Frage aufwerfen, was der Autor sagen würde, wenn ein anderer Religionsvertreter vor dem Bundestag sprechen wollte? Das ist nicht der Fall. Sondern der Papst ist der Fall. Und davon handelt der Text.

Urmelinchen
Urmelinchen
14 Jahre zuvor

Sehr geehrter Herr Frank,

nun noch einmal abschließend für Sie. Und dabei will ich es dann auch belassen. Gegen eine kritische Betrachtung des Papstes, der Institution „Kirche“ sowie der sich aus seiner Rede vor dem Bundestag erwachsen könnenden Konsequenzen habe ich gar nichts. Was mich störte, und das habe ich auch bereits mehrmals geschrieben, war der Stil des Artikels, der in MEINEN Augen wenig Inhalt/Substanz lieferte, sondern einzig in einem Bashing bestand. Und auf Bashing gegen die katholische Kirche trifft man nun mal allerorts. Vielleicht weil es weitaus einfacher ist als eine differenzierte Auseinandersetzung??!!

Damit ist hinsichtlich meiner Position ALLES gesagt. Wünsche allen eine gute Nacht bzw. munteres Debattieren!

MFG
Urmelinchen (soviel Zeit muss sein ;-))

Timo
Timo
14 Jahre zuvor

Was wäre denn, Urmelinchen, wenn nicht der Papst, sondern der Anführer von Scientology vorm Bundestag sprechen dürfte?

Eben. Aufregung bei all jenen, die die gesellschaftliche Problematik der Organisation durchschaut haben.

Wo ist der Unterschied zwischen Scientology und katholischer Kirche? Richtig: Scientology haben wir als Gefahr für unsere freiheitlich-solidarische Gesellschaft erkannt – noch ist diese „Kirche“ wenig erfolgreich. Die Katholische Kirche hat diese Gesellschaft seit Jahrhunderten fest im Griff. Durch Gehirnwäsche, Denkverbote und extrem viel Einfluss auf politische Entscheidungsträger oder direkte politische Macht.

Frank (Frontmotor)
14 Jahre zuvor

@Urmelchen:

Inquisition, Kindesmissbrauch, Familienfeindlichkeit+Frauenfeindlichkeit (=Zölibat), religiöser Extremismus: das alles sind gute Gründe, die Evangelikalen sehr genau zu beobachten. Christen brauchen keine Kirchenfunktionäre. Das neue Testament versteht man besser ohne sie.

Andi
Andi
14 Jahre zuvor

@Frank: „Evangelikale“ sind radikale Protestanten. Die haben mit dem Papst ähnlich viel am Hut wie der Herr Laurin. 😉

wumpi
14 Jahre zuvor

„Lass den Mann nicht ans Mikro“: Für mich beim Anblick des Papstes, der Gedanke des Tages.

egal
14 Jahre zuvor

die behauptung, reden anderer religiöser „führer“ an einem ort, der mit demokratie soviel zu tun hat wie der köllner dom mit glauben, würden auf weit weniger empörung stossen, halte ich erstens für falsch und zweitens für ablenkung. getreu dem motto: „die anderen sind auch nicht besser.“ mal davon abgesehen, dass ich mir schon reden eines rabbiners oder einer rabbinerin zum 9.november vorstellen könnte. nebenbei bemerkt würde es oben angeklungener meinung entsprechen, dass das judentum mit seiner deutlich älteren geschichte und entwicklung männer und frauen in fragen des rabbinats gleichbehandelt – das lässt dann ja für die demokratie in ca. 3000 jahren hoffen…
der glaube, durch papstens rede im bundestag die kath. kirche in eine demokratische diskussion zu verstricken, ist unwahrscheinlicher als die existenz sprechender wölfe. viel zu viele politiker_innen, nicht nur der parteien mit dem c im namen tragen ihre religiöse gesinnung doch wie ein schild vor sich her ( siehe z.b. wolfgang thierse, andrea nahles, kerstin griese oder auch antje vollmer).

CaligulaMinus
CaligulaMinus
14 Jahre zuvor

Kurz und bündig. Eine der besten „Meinungen“, die ich seit langem zu diesem Thema gelesen habe. Gut gemacht, Herr Laurin!

Arnold Voß
Arnold Voß
14 Jahre zuvor

Religion hat aus sich heraus mit Demokratie nichts zu tun. Auch nicht mit Vernunft, ja nicht mal mit gesundem Menschenverstand. Der Papst ist nicht mehr und nicht weniger als der reale Popanz einer irrealen Wunschwelt, die mit dem Versprechen auf ewiges Leben Abermillionen von Menschen an ihrer eigenen Wunschnase herumführt.

Da aber die meisten Menschen sich gerne an der eigenen Wunschnase herumführen lassen, hat der Mann eine wichtige Funktion in dieser Welt. Männer mit wichtigen Funktionen wiederum, sollten vom Bundestag angehört werden. Unsere Abgeordneten können nämlich noch viel von ihnen lernen. In diesem Falle die Meisterschaft ihm Wunschnasen(ver)führen.

Rudi Gems
Rudi Gems
14 Jahre zuvor

Ich finde, der Eingangstext, ist noch moderat gehalten. Wenn ich ihn geschrieben hätte, wäre er heftiger ausgefallen. Bashing? was heißt das schon? wer sich so plump widerwärtig, teilweise bis auf den heutigen Tag, verhält, muss es schon abkönnen, wenn es Menschen gibt, die Klartext schreiben wollen.

Wie lange, ist denn die Diskussion her, bezüglich des massenhaften sexuellen Missbrauchs in der Katholischen Kirche? Wie lange ist es denn her, das man Herrn Ratzinger vorgeworfen hat, das er Gelder, die für Kinderheime bestimmt waren, für Schmuck und Alkoholika missbraucht haben soll?

Ich habe jedenfalls die Katholiken, noch gut in Erinnerung, wie sie sich gegenüber mir, als Kind, verhalten haben. Damals, waren sie der „verlängerte Arm“ der Sittenpolizei, und eine „Behörde“ für rituelle Handlungen. In Kinder-Gefängnissen/-Arbeitslager, die sie „Erziehungsheime“ nannten, waren sie die obersten Verantwortlichen. In den Rundfunkräten beanspruchen sie Sitz und Stimme. Die Bischöfe lassen sie sich von normalen Steuergeldern, (z.B. die Mehrwertsteuer) im Range eines Staatssekretärs, bezahlen, und die „Militärseelsorge“ wird auch nicht von der Kirchensteuer bezahlt.

Und dann soll man ruhig bleiben, wenn eine solche Person, die ja immerhin einen Führungsanspruch in dieser „Gruppe“ innehat, beabsichtigt, vor dem Bundestag zu reden?

Der Vergleich, mit anderen Religionen, ist extrem geschmacklos. Die Vorsicht, die man mitlererweile, walten lassen muss, gegen den Islam, mit allem was man darüber loslässt, ist für jeden Freidenker, die absolute Zumutung. Wer angesichts von Toten, Verletzten und Brandstiftung, zähneknirschend eine Faust in die Tasche macht, und alles vermeiden will, das nochmal solche Ausschreitungen wegen harmloser Karrikaturen, provozieren könnte, muss es als Beleidigung sehen, wenn er damit, zum Helfershelfer anderer Religionen genötigt wird.

Grüße, Rudi Gems

Frank (Frontmotor)
14 Jahre zuvor

@Andi. Ja, wenn ich drüber nachdenke… Punkt für Euch 😉

Habe hier alle zusammengeworfen, die aus ihrer (vermeintlichen) Religiösität Ansprüche auf Weltmacht ableiten.

Rolf Bodenstein
Rolf Bodenstein
14 Jahre zuvor

„gebt den Kindern das Kommando“ (passt aber gut auf, welchen Kindern)

Lila Luder
Lila Luder
14 Jahre zuvor

Viel schwerwiegender sind da die Praktiken von Joseph Ratzinger, der vor seiner Ernennung zum obersten Führer Justizbehinderung im großen Stil betrieb. Nach seiner Beförderung zum Kardinal übernahm er die Leitung der so genannten “Kongregation der Glaubenslehre” (früher bekannt als Inquisition). 2001 übertrug Johannes Paul II dieser Abteilung die Untersuchung der Fälle von Vergewaltigung und Folter von Kindern durch katholische Geistliche.
Im Mai desselben Jahres schrieb Ratzinger einen vertraulichen Rundbrief an alle Bischöfe, in dem er sie an die außerordentliche Schwere eines bestimmten Vergehens erinnerte. Unter diesem Vergehen verstand er allerdings die Meldung von Vergewaltigung und Folter an die Behörden. Die Untersuchung der Vorwürfe, so Hochwürden Ratzinger, sei allein Aufgabe kircheninterner Instanzen.
Die Weitergabe von Informationen an Justizbehörden oder Presse sei strengstens untersagt. Eine Untersuchung laufe “unter strengster Geheimhaltung … mit absoluter Verschwiegenheit … und jeder … ist zur Geheimhaltung verpflichtet … denn es handelt sich um eine Geheimsache des Heiligen Offiziums … deren Verrat mit Exkommunikation bestraft wird.”
So weit ich weiß, ist bis jetzt niemand für die Vergewaltigung und Folter von Kindern exkommuniziert worden, aber bringt man eine solche Tat zur Anzeige, bekommt man gewaltigen Ärger. Und das ist die Kirche, die uns vor ethischem Relativismus warnt!
Nicht nur, dass die Schuldigen aus den eigenen Reihen vor dem Zugriff der Justiz geschützt wurden, Ratzinger legte auch noch selbst die Verjährungsfrist fest.

Werner Jurga
14 Jahre zuvor

Keine Überraschung: Ablehnende Haltung der Grünen „kassiert“. „Künast stoppt grüne Papst-Kritiker“ https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,735434,00.html

Mimi Müller
Mimi Müller
14 Jahre zuvor

Quelle? Oder ist die geheim?

Werner Jurga
14 Jahre zuvor

@ Mimi Müller (# 39):
Halten Sie Spiegel Online für keine zuverlässige Quelle?
Wie ist mit mit queer.de?
https://www.queer.de/detail.php?article_id=13369
Weitere Quellen auf Anfrage gern.

mimi müller
14 Jahre zuvor

Herr Jurga,

als ich schrieb, war Ihr Posting noch nicht veröffentlicht.
Ich richtete meine Frage an #37 @ Lila Luder .

hermesgolf
14 Jahre zuvor

noch ein grund, weshalb j.r. den btag nicht besudeln darf:

Gesang der englischen Chorknaben

Ehre sei Gott in der Hö-hö-he!

Wer hat die Wanzen und Flö-hö-he?

Die Armen,

die Armen –

Oh, habet Erbarmen!

Die Reichen

die Reichen

die brauchen das nicht;

sie liegen auf weichen,

weichen Kissen im Licht

oder bei ihren Damen –

Amen.

Ehre sei Gott in der ersten Etage!

Courage! Courage!

Macht eure Fabrik auch mal Plei-hei-te,

die Kirche, die steht euch zur Sei-hei-te

und gibt euch stets das Geleite:

sie beugt dem Proleten den Rücken krumm

und hält ihn sein ganzes Leben lang dumm,

und segnet den Staat und seine Soldaten,

die Unternehmer und Potentaten

und segnet überhaupt jede Schweinerei

und ist allemal dabei.

Jeder lebe in seinem Rahmen:

unten die Arbeitsamen

und oben die mit den Börseneinnahmen –

Amen.

Ehre den Gott der herrschenden Klassen!

Wir zähmen die Massen!

Wir lassen sie beten,

wenn sie getreten;

wir lassen sie singen,

wenn sie vor Hunger zerspringen;

wir lassen sie knien:

Wir wollen den Proletarier erziehn

zu einem geduldigen

unschuldigen

Arbeitstier – I-A! I-A!

Hallelujah!

Oh, tut doch nimmer im Beten erlahmen!

und höret auf der Kirche Reklamen –

jedes Ding, das ihr schiebt, schiebt ihr in IHREM Namen

Amen!

Theobald Tiger

zweitesselbst
14 Jahre zuvor

ja, das ist auch ganz witzig : https://www.youtube.com/watch?v=JwPRiPQoz-8

Muaha

zweitesselbst
14 Jahre zuvor

sorry. Einbetten geht ja auch

zweitesselbst
14 Jahre zuvor

ah doch nicht. eija egal.

T.
T.
14 Jahre zuvor

Sehr geehrter Herr Laurin,

es wird sie sicher nicht verwunden, dass ihre Polemik mich als Katholiken beleidigt. Ich gehe einmal davon aus, dass dies auch das Ziel ihres Kommentars darstellt. Es ist schon komisch aber durch sie fühle ich mich genötigt den zweiten „Leserbeitrag“ meines Lebens zu verfassen.
Die Ablehnung der Katholischen Kirche ist sicherlich ihr gutes Recht. Im Gegensatz zu vorangegangene jahrhunderten zwingt sie niemand Hurra zu schreien wenn ein alter Mann seine spirituellen Ansichten als einzig wahre Lehre verkauft.
Anders als in ihren Beitrag beschrieben denke ich, dass der Vatikanstaat die einzige absolute Demokratie der Welt darstellt. Es ist ein Konstrukt, dass auf einen Gesellschaftsvertrag basiert in dem jeder und im Gegensatz zu unserer Verfassung wirklich jedes Individuum durch seine Bereitschaft die Staatsbürgerschaft anzunehmen eingewilligt hat. Es ist ja nun einmal Faktum, das im Vatikanstaat eher weniger Kinder geboren werden (nicht gezeugt), jedoch sollten sie anerkennen, dass gerade hier der Idealtyp der gemeinschaftlichen Entscheidung, der Demokratie erfüllt wird.
Ihre Annahme einer Kollektivschuld für begangenes Unrecht, nun es wird sicherlich niemand Abstreiten das im Namen der „Kirche“ viele Verbrechen und vieles Leid geschehen ist, führt doch einzig allein dazu, dass niemals wieder jemand vor dem Bundestag reden dürfte. Ohne es anscheinend zu Bemerken Argumentieren sie katholischer als die Katholiken, ihre Annamme der Erbsünde der Institution der katholischen Kirche führt doch zum Ergebnis, dass wir uns alle, vor allem als Deutsche, von jeder öffentlichen Tätigkeit zurück ziehen sollten.
Es würde mich natürlich freuen, wenn sie mir antworten

Mfg T.

Werner Jurga
14 Jahre zuvor

@ T. (# 46):

Lieber T.,

ich weiß: sie warten auf eine Antwort von Stefan Laurin. Ich kann, will und darf nicht an seiner statt antworten, muss Sie daher um Verständnis bitten, dass ich dennoch eine ungebetene Anmerkung mache.
Ich wundere mich nicht darüber, dass Sie als Katholik Laurins Text als Polemik empfinden. Ich bin allerdings verwundert darüber, dass Sie „als Katholik beleidigt“ sind. Werden in dem Text an irgendeiner Stelle irgendwelche katholischen Glaubensinhalte in Zweifel gezogen oder gar der Lächerlichkeit preisgegeben? Wenn Sie die vatikanischen Position zu AIDS und Verhütung nicht als Ihre Glaubensinhalte ansehen, ist dies nicht der Fall. Falls doch, dann schon.
Es kann aber nicht angehen, dass irgendeine nicht nur absurde, sondern auch menschenfeindliche Auffassung als religiöse Auffassung deklariert und dadurch der Kritik entzogen wird. Wer Menschen in Hungerländern – offenbar erfolgreich – dahingehend beeinflusst, auf Geburtenkontrolle zu verzichten, macht sich schuldig. Wer Kondome „verbietet“, obgleich in manchen überwiegend katholischen Ländern eine verheerende HIV-Verseuchung vorliegt, ebenfalls.
Wer angesichts dieser Umstände etwas von „begründeten Ausnahmefällen“ etwa beim Besuch von Strichjungen faselt, macht sich allenfalls lächerlich. Diese päpstliche Darlegung erscheint mir genauso lächerlich wie ihre Einlassung, beim Vatikan handele es sich um „die einzige absolute Demokratie der Welt“. Ich hoffe, lieber T., Sie jetzt nicht beleidigt zu haben, bin diesbezüglich aber ziemlich pessimistisch.
Denn Sie sind ja –Ihren Angaben zufolge – schon durch Laurins Beitrag beleidigt. Und dieser Text wendet sich einzig und allein gegen die Organisation „Katholische Kirche“. Ich sehe auch nicht, dass Laurin mit seinem Verweis auf die historischen und gegenwärtigen Verbrechen dieser Organisation jeden einfachen katholischen Gläubigen in Haft nähme. Die Annahme einer „Kollektivschuld“ ist abwegig, wie Sie zurecht schreiben.
Allerdings ist Ihre Verwendung dieses Begriffs an dieser Stelle ebenso abwegig; mehr noch: mit der völlig deplazierten Verwendung des Begriffs „Kollektivschuld“ verwischen Sie, dass es zwischen der Schuld vieler, aber doch einzelner Straftäter und der Unschuld der Masse der katholischen Gläubigen noch etwas gibt: das systematische Vertuschen durch die Organisation, unter deren Dach sich die tausendfachen Kindesmisshandlungen keineswegs zufällig zugetragen haben.
Genauso unglücklich wie die „Kollektivschuld“ führen Sie m.E. den Terminus „Erbsünde“ an. Laurin schreibt weder etwas von einer Erbsünde noch meint er so etwas. Vielmehr legt er schlüssig dar, dass für Geschichte und Gegenwart dieser Großorganisation eine Einheit schändlichen Wirkens zu attestieren ist. Ihr „Erbsünde“-Vorwurf wird nur dadurch nachvollziehbar, dass Sie unterstellen, die katholische Kirche habe den massenhaften Kindesmissbrauch adäquat aufgearbeitet. Eine solche Annahme kann angesichts dessen, was den Opfern widerfahren ist und widerfährt, nicht als „lächerlich“ abgetan werden. So etwas zu unterstellen, ist überhaupt nicht zum Lachen.
„Im Gegensatz zu vorangegangenen Jahrhunderten zwingt Sie niemand, Hurra zu schreien“, schreiben Sie an Stefan Laurin. Sie erwecken den Eindruck, dass Sie darüber recht froh seien. Und ich bin geneigt, Ihnen das „abzunehmen“. Was mich jedoch so irritiert, lieber T., ist, dass Sie „als Katholik beleidigt“ sind. Mir kommen da unverzüglich die strenggläubigen Muslime in den Sinn. Diese weisen, wie Sie wissen, auch gern öffentlich darauf hin, dass Sie „als Muslime beleidigt“ sind, und erwarten, dass dies irgendjemanden interessieren könnte, obwohl Beleidigtsein nicht die Spur von einem Argument aufweist.
Damit sich die Welt aber dennoch für deren tatsächliches oder vermeintliches Beleidigtsein interessiert, veranstalten diese Typen – auch dies wissen Sie, lieber T. – einen unglaublichen Terror. Ich gehe einmal davon aus, dass Ihnen diese Assoziation nicht in den Sinn kam, als Sie öffentlich – wenngleich anonym – meinten, darauf hinweisen zu müssen, beleidigt zu sein. Deshalb bin ich weit entfernt davon, Sie in die Nähe dieser Schwerverbrecher zu rücken. Ich kann einfach nur Ihr Motiv nicht nachvollziehen, öffentlich und anonym eine nicht ganz so kleine Leserschaft wissen zu lassen, dass Sie beleidigt sind.
Glauben Sie, damit bei Stefan Laurin ein Umdenken auslösen zu können? Setzen Sie auf das Mitleid einiger Leser, die es nur schwer ertragen können, dass Sie beleidigt sind? Ich weiß es wirklich nicht. Nun betrachte ich mich keineswegs als repräsentativ, nur: bei mir löst, wie Sie haben erkennen können, Ihr Beleidigtsein kein bisschen Mitleid aus. Eher die Sorge, dass Sie oder Leute wie Sie eine Gefährdung für unser demokratisches, vermeintlich aufgeklärtes Gemeinwesen darstellen könnten.
Was bei mir ein bisschen Mitleid auslöst, ist der Umstand, dass Ihnen Ihre Religion keine Kraft zu geben vermag, sondern Sie beleidigt schmollen lässt. Seien Sie nicht beleidigt! Aber deshalb finde ich Ihre Religion doof. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Sie eine Stelle aus dem Neuen Testament zitieren könnten, in der Jesus, einer seiner Apostel oder einer seiner Jünger „beleidigt“ gewesen wäre, weil irgendjemand etwas gegen seine Gruppe gesagt hätte. Sei´s drum …

Gott segne Sie!
Werner Jurga

Lila Luder
Lila Luder
14 Jahre zuvor

Mimi Müller: Quellen sind „Junge Welt“ ein Artikel von Uta Ranke-Heinemann „Und der Papst weint Krokodilstränen“ vom 22.1.2010 und Frankfurter Rundschau derselbe Text.

Lila Luder
Lila Luder
14 Jahre zuvor

Mimi Müller: Es gibt auch Ignoranten…………..morgen bei Maischberger z. B.
Matthias Matussek
(Journalist)

Der „Spiegel“-Autor hält den deutschen Papst für den Mann des Jahres. Nach anfänglichen Missverständnissen habe sich Benedikt XVI. „sehr glaubwürdig und strikt“ mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche auseinandergesetzt. „Seine Reise in das papstkritische England ist danach zu einem überraschenden Triumphzug geworden“, sagt der bekennende Katholik. Das aktuelle Gesprächsbuch mit dem Papst sei ein „großartiges Werk“ geworden.

EdB
EdB
14 Jahre zuvor

Zitat:

„Ich stoße mich halt ein wenig an diesem Katholen-Bashing, das gerne und ausgiebig betrieben wird, man bei anderen Religionen aber eher vorsichtig und differenziert argumentiert.“

Nur weil Kleinkrimineller einfacher zu fassen sind als bewaffnete Bankräuber oder Hochsee-Piraten bedeutet nicht, dass die Polizei sich nicht die Mühe machen sollte, die festzunehmen.

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