Für die SPD bahnt sich bei der Wahl am 23. Februar nicht nur eine bundesweite Katastrophe an. Es könnte gut sein, dass die SPD im Ruhrgebiet keinen einzigen Wahlkreis gewinnt.
Das Berliner Institut Wahlkreisprognose hat eine neue Trendanalyse, Stand 25. Januar, veröffentlicht. Die Union erzielt bei der Sonntagsfrage 28,5 Prozent (-0,5 Prozentpunkte). Die AfD verbessert sich leicht auf 21,5 Prozent, ebenso wie die SPD auf 17 Prozent. Die Grünen verlieren hingegen und erreichen 14 Prozent. Die BSW, FDP und Die Linke bleiben unter der Fünf-Prozent-Hürde.
Bei den Erststimmenmehrheiten liegt die Union bei 231 Wahlkreisen, von denen jedoch 34 keinen Sitzanspruch hätten. Die SPD kommt auf elf Erststimmenvorteile, wobei ein Direktmandat ohne Sitzanspruch wäre. Die Grünen wären von der Mandatskappung nicht betroffen und könnten alle neun prognostizierten Direktmandate behalten. Auch für die 46 Mehrheitswahlkreise der AfD gilt dies. Der Linken fehlt hingegen ein drittes Direktmandat, um weiterhin im Bundestag vertreten zu sein.
Wie bereits im November würde die CDU in Nordrhein-Westfalen mit einer Ausnahme alle Wahlkreise direkt gewinnen: In Köln IV/Leverkusen hält ein einsamer Karl Lauterbach das arg zerzauste rote Fähnlein hoch.
Im Ruhrgebiet kann sich die SPD in keinem Wahlkreis durchsetzen, wobei die Union oft nur knapp vorne liegt. Halten die Unionskandidaten zum Beispiel in den Wahlkreisen im Essener Norden, Herne, Bochum oder Dortmund ihren knappen Vorsprung, werden sie trotzdem wahrscheinlich nicht in den Bundestag einziehen. Das liegt am neuen Wahlrecht: Über die Zahl der Abgeordneten einer Partei entscheidet die Zweitstimme, Wahlkreisgewinner mit schlechten Ergebnissen müssen hinter ihren Parteifreunden mit guten Ergebnissen zurückstehen.
Solche Sorgen müssen sich die SPD-Kandidaten im Ruhrgebiet nicht machen: Zurzeit sieht es so aus, als ob sie keinen Wahlkreis direkt gewinnen würden. Der Bundestag ist für sie nur über die Landesliste erreichbar. Und da sieht es für die Genossen aus dem Revier düster aus: 2021 zogen 49 Sozialdemokraten aus NRW in den Bundestag ein. Diesmal werden es eher 33 sein, teilte Wahlkreisprognose auf Anfrage der Ruhrbarone mit: Das bedeutet, dass aus der Ruhrgebiets-SPD nur noch Bärbel Bas (Duisburg I), Oliver Kaczmarek (Unna I), Sabine Poschmann (Dortmund II), Frank Schwabe (Recklinghausen I), Sebastian Fiedler (Mülheim-Essen I) und Axel Echeverria (Ennepe-Ruhr-Kreis II) vertreten sein werden. Die anderen Genossen können langsam nach einer Anschlussverwertung Ausschau halten.
In den Städten des Ruhrgebiets setzte der Niedergang der SPD bereits Mitte der 90er Jahre ein. Bis zuletzt galten allerdings die Direktmandate bei Landtags- und Bundestagswahlen als relativ sicher. Nun ist es auch damit vorbei.