
Als das Thema einer möglichen Neuansiedlung einer McDonald’s-Filiale in meiner Heimatstadt Waltrop vor ein paar Tagen mal wieder auf der Tagesordnung der öffentlichen Diskussionen stand, ahnte ich schon, was auf mich und alle Mitbürger zukommen würde. Seit meiner Jugend in den 1980er- und 1990er-Jahren ploppte die Diskussion immer wieder auf, verschwand jedoch in unschöner Regelmäßigkeit dann auch rasch wieder, ohne dass sich in der Sache etwas getan hätte.
McDonald’s ist bisher immer noch nicht gekommen. Wer in Waltrop wohnt und einen Burger eines Franchiseriesen essen möchte, muss bis heute in eine der Nachbarstädte fahren. Die Gründe, warum viele Mitbürger (und vor allem auch Geschäftsleute) gegen dieses Vorhaben sind, sind vielfältig: von zu viel Lärm und Müll bis hin zu grundsätzlichen Bedenken gegen Fast-Food-Ketten. Auch die Geschäftsinteressen bereits ansässiger Imbissbuden sollen, dem Vernehmen nach, eine Rolle spielen bzw. früher gespielt haben. Eine ähnlich leidige Debatte erwartete ich, nachdem das Thema vor einigen Wochen erstmals im Jahr 2025 in der Öffentlichkeit zur Sprache kam.
Und kaum war ich ein paar Tage nicht in der Stadt, war der Streit genau da, wo ich ihn schon vor meinem Urlaub erwartet hatte. Mit den örtlichen Grünen hat sich inzwischen auch die erste Partei in der Lokalzeitung offiziell gegen eine Neuansiedlung einer McDonald’s-Filiale in Waltrop ausgesprochen. Die Bürgerschaft scheint, glaubt man jüngsten Umfragen, gespalten zu sein. Nur die arme Dorfjugend kämpft unverdrossen mit einer Onlinepetition für das Vorhaben. Nichts scheint sich geändert zu haben seit den 80ern, nur dass es das Internet damals natürlich noch nicht gab – und damit auch keine Onlinepetitionen.
Viel los war in Waltrop grundsätzlich ja nie. Gerade für junge Menschen ist das Angebot traditionell sehr mager und wurde in den vergangenen Jahren noch spürbar kleiner. Die früher bei der Jugend etablierte Eckkneipe fristet nur noch ein Schattendasein, Kino und Schulkino sind längst geschlossen, und die Fußgängerzone bietet ein immer traurigeres Bild.
Da käme die Neuansiedlung eines McDonald’s eigentlich gerade recht. Selbst wenn man dort nicht mehr regelmäßig hingehen würde – wie ich inzwischen auch nicht – müsste man dieses kleine Highlight der heutigen Jugend gönnen. Auch wir hätten uns vor gut 30 Jahren ein solches Restaurant gewünscht. Wenn das Unternehmen nun tatsächlich konkretes Interesse an einer Ansiedlung hat, sollten sich eigentlich alle Waltroper grundsätzlich darüber freuen. Endlich mal wieder eine positive Nachricht für die sterbende Stadt am Rande des Ruhrgebiets. Doch nein, die Idee droht auch im Jahr 2025 wieder zerredet zu werden.
Es ist verständlich, dass die Anwohner im Waltroper Osten, die direkt von den Plänen betroffen wären, dem Gedanken an den möglichen neuen Nachbarn nicht begeistert sind. Ebenso verständlich ist, dass Tierfreunde und Umweltaktivisten nicht die größten Freunde einer Fast-Food-Filiale sind. Aber deshalb tatsächlich wieder einmal gar nichts tun, jede Entwicklung in der Stadt ausbremsen und den jungen Menschen die Möglichkeit nehmen, ihre Heimatstadt zumindest etwas attraktiver finden? Das kann es nicht sein! Das darf es nicht sein! Das hat mich als Teenager schon damals geärgert. Heute, mit Anfang 50, würde ich es den Jugendlichen in Waltrop von Herzen gönnen, wenn sie das erreichen, was uns damals über viele Jahre hinweg verwehrt wurde.
Mich erinnert das Ganze zudem an meine ersten Tage hier bei den Ruhrbaronen im Jahr 2010. Damals war ich persönlich noch sehr mit dem Kraftwerk Datteln 4 beschäftigt, das plötzlich zum Schwarzbau wurde. Die Älteren werden sich erinnern. 😉 Der Kollege Stefan Laurin wischte meine Bedenken gegen den Meiler damals kurzerhand mit den Worten vom Tisch, dass die Leute immer und gegen alles protestieren würden, ständig Egoismus vorherrschen würde, sodass kaum noch ein geplantes Projekt problemlos durchgezogen werden könne. Im konkreten Fall von Datteln 4 widersprach ich ihm damals heftig und über Jahre hinweg, weil ich den Einzelfall anders sah und die Proteste gegen das Kraftwerk für berechtigt hielt.
Verfolgt man die Entwicklung des Ruhrgebiets allerdings über Jahre hinweg – speziell auch die in und von Waltrop, wo schon seit Jahren eigentlich nichts mehr vorangeht, weil alle frischen Ideen, von NewPark über die B474n, neue Kindergärten, angedachte Wohnsiedlungen und neue Gewerbeansiedlungen, direkt mit Bedenken und Protesten ausgebremst werden – muss ich Stefan inzwischen zumindest teilweise recht geben.
Vor diesem Hintergrund wünsche ich den Waltroper Jugendlichen, die sich aktuell aktiv und mit viel Leidenschaft für ‚ihren‘ McDonald’s einsetzen, viel Erfolg!