War das nun ein Erfolg, oder doch nur eine weitere Enttäuschung? Beim BVB gingen die Meinungen nach dem 1:1-Unentschieden bei den zuletzt wiedererstarkten Jungs von Bayer 04 Leverkusen arg auseinander. Während die Verantwortlichen des Clubs nach dem Spiel versuchten die positiven Ansätze in den Mittelpunkt zu stellen, blieb die Stimmung bei Fans und im Umfeld unverändert frostig.
Über 45 Minuten lang in Überzahl zu agieren, da war vielen Anhängern der Auswärtspunkt in der BayArena nicht genug. Zudem war einmal mehr unübersehbar, wie verunsichert und weiterhin konfus das Team der Schwarzgelben bei der Werkself des Chemiekonzerns vom Rhein wirkte.
Die Diskussionen rund um Trainer Peter Bosz werden in Dortmund so auch garantiert nicht enden. Ein Befreiungsschlag der Schwarzgelben, wie er sich zuletzt bei der 4:0-Halbzeitführung gegen Schalke angedeutet hatte, blieb einmal mehr am Ende aus. Und das ausgerechnet vor einer Woche, die ein Auswärtsspiel bei Real Madrid in der UEFA Champions League für die Westfalen beinhaltet.
Vielleicht ist auch das klammheimlich ein Grund für das scheinbar unbeirrte Festhalten von Michael Zorc und Aki Watzke am 54-jährigen Übungsleiter, der mit seiner durchaus hochkarätig bestückten Elf seit Wochen aus unerklärlichen Gründen schon nicht mehr gewinnen kann. Denn wer will schon mit einem solchen Kracher die neue Aufgabe in Dortmund angehen, und womöglich gleich eine krachende Niederlage in der spanischen Hauptstadt kassieren?
Das nächste Heimspiel in der Fußball-Bundesliga ist dann am nächsten Samstag übrigens gegen Werder Bremen. Spätestens dann muss ein Sieg für die Dortmunder her. Daran dürfte es keinen Zweifel geben, wenn man die Saison nicht nach den gestern schon zynisch in einem Fanforum geäußerten Satz beenden will: „Wir entlassen Trainer grundsätzlich nur nach einem Pokalerfolg und einer guten Saison!!!“
Mit seiner derzeit etwas unglücklichen Außendarstellung wird der BVB aber immer noch meilenweit vom 1. FC Köln übertroffen. Die dortige Demission vom jahrelangen Erfolgstrainer Peter Stöger verläuft tatsächlich nach allen Regeln der Branche völlig unstrittig mehr als unglücklich, gibt dem alten Image der Kölner als ‚Karnevalsclub‘ gerade neue Nahrung.
Auch die Kölner waren im vergangenen Sommer sportlich noch sehr erfolgreich, qualifizierten sich erstmals nach einem Vierteljahrhundert wieder für den Europapokal. Doch in der laufenden Runde will es einfach nicht laufen. Zuletzt verließ daher schon Sportdirektor Jörg Schmadtke den Club, nun steht auch Coach Stöger vor dem Aus. Und das ausgerechnet nach einem eigentlich schönen Achtungserfolg auf Schalke, wo sich die Rheinländer gestern bei einem 2:2 den erst dritten Saisonpunkt sicherten.
(Kleine Anekdote am Rande: Dadurch haben Schalke und Dortmund jeweils genau zwei Punkte aus den vergangenen beiden Ligaspielen gesammelt, auch wenn die Gefühlswelt beider Revierclubs derzeit Meilenweit auseinanderliegt, und auch in der Tabelle aktuell ja erst drei Punkte beide Revierclubs trennen.)
Die verbleibende Kölner Führungsriege hingegen hatte sich laut übereinstimmender Medieninformationen schon vor dem Spiel am Samstagabend in Gelsenkirchen grundsätzlich auf eine Trennung von Stöger geeinigt. Doof nur, dass der folgende Auftritt gegen die Knappen dann das vielleicht beste Spiel der Rheinländer seit Wochen war.
Genussvoll und auch etwas stolz winkte Stöger nach dem Achtungserfolg zum Abschied zu den Fans, umarmte sich herzlich mit Spielern der Mannschaft. Da geht einer erhobenen Hauptes. Das ist eher selten in der Branche.
Die verbliebenen Verantwortlichen des Clubs hingegen machen bei dem Ganzen eine mehr als unglückliche Figur. Zu lange war man unentschlossen was man nun tun solle. Nun erwischt man allerdings tatsächlich bereits einen Zeitpunkt, wo der gesamte Club am Ende beschädigt aus der Sache hervorzugehen scheint.
Nach der Trennung von Manager Jörg Schmadtke verlässt nun auch der Erfolgscoach der letzten Jahre, welcher den Club aus Liga 2 in den Europapokal geführt hatte die Kölner. An einen Klassenerhalt glaubt in Köln in diesen Tagen trotzdem keiner mehr. Zu groß ist nach 14 sieglosen Spielen derzeit der Rückstand in der Tabelle. Man hätte also inzwischen auch durchaus dem SC Freiburg folgen können, der mit Coach Christian Streich vor Jahren ab und dann auch wieder aufstieg, ihn nicht entließ, weil man ihm vertraute.
Vorbei scheinen in Köln jedoch die zuletzt so ungewöhnlichen Jahre der kontinuierlichen Arbeit und des Vertrauens, dessen Verlust auch Coach Stöger in dieser Woche bereits öffentlich beklagte.
Der FC droht wieder zu dem Chaos-Club zu werden als den man ihn über Jahrzehnte kannte. So schnell geht das also, wenn ein paar unglückliche Entscheidungen in Transferfragen und eine zögerliche Vereinspolitik danach zusammenkommen. Das dürfte auch den BVB eigentlich warnen. Das Schicksal der Kölner droht den Dortmundern in abgeschwächter Form vielleicht ebenfalls schneller als vermutet. Auch im Revier sind seit Jahre gewachsene Vertrauensverhältnisse und Strukturen bedroht, wenn nicht sogar teilweise schon zerstört. Gerade auch im Fanlager spürt man das in diesen Tagen sehr deutlich. Watzke und Zorc, über Jahre gefeierte Helden des Clubs geraten mehr und mehr in die Kritik, werden immer wieder zum Rückzug aufgefordert.
Auch das Vertrauen in die Arbeit des Coaches hat die Mehrheit der Anhänger in Dortmund längst schon verloren. Doch noch ziert man sich auch hier die Konsequenzen aus den ausbleibenden Erfolgen auf dem Rasen zu ziehen. Und das in diesen Tagen, vielleicht auch weil der BVB derzeit, dank seines tollen Saisonstarts, ja lediglich drei Zähler hinter dem ausgerufenen Saisonziel der direkten Champions League-Qualifikation liegt, und sich im Vergleich zum Vorjahr auch nicht um über 20 Punkte verschlechtert hat, so wie die Kölner. Doch die Tendenz beider Bundesligisten in den letzten Monaten ist grundsätzlich ähnlich, wenn auch noch über 10 Plätze in der Tabelle dazwischenliegen. Der FC und auch der BVB sind mit dem Team des Vorjahres nicht mehr zu vergleichen in diesen Tagen.
Ein klarer Gewinner der letzten Tage ist also eindeutig Ex-BVB-Coach Thomas Tuchel, der jetzt in diesen Wochen vermutlich mit einem dicken Grinsen im Gesicht das Bundesligageschehen daheim untätig vor dem TV-Gerät verfolgt. Frei nach dem Motto: „In Dortmund entlässt man Trainer nur nach einem Pokalerfolg und einer guten Saison!“ Es bleibt spannend!
Robin,
es ist ja schon "schlimm genug", daß Du aus aktuellem Anlass Ähnlichkeiten zwischen dem BVB dem 1.FC Köln ausmachen kannst, aber bei aller meiner Meckerei gegenüber dem BVB -vor allem gegenüber den Spielern, aber auch gegenüber Watzke und Zorc und gegenüber dem Trainer gibt es für mich nach wie vor bezüglich der Potentiale der einzelnen Spieler (und der Mannschaft ), aber auch bezüglich der Qualitäten im Managment bedeutsame Qualitätsunterschiede zwischen dem 1.FC Köln und dem BVB, ,und zwar zu Gunsten des BVB.
Bezüglich der Trainer Bocz und (bisher) Stöger bin ich mir dieserhalb nicht sicher.
Insofern gehe ich derzeit davon aus, daß der 1.FC Köln schon jetzt Abstiegskandidat genannt werden kann, nicht der BVB. Das ändert nichts an meiner Meinung, nach der der BVB gut beraten ist, sich stets bewußt zu sein, daß der Abstand zum Relegationsplatz nur 1o Punkte beträgt!
Wenn ich allerdings darüber nachdenke, welche Kommentare einzelnen Spieler nach dem 1:1 in Leverkusen abgeben haben und 'was Zorc bezogen auf Bosc von sich gegeben hat, dann gibt es gute Gründe, daran zu zweifeln, ob "man" sich der eklatanten Schwächen der Mannschaft tatsächlich bewußt ist und sich dementsprechend zu verhalten gedenkt – Spieler, Trainer, Watzke und Zorc :
"Schönreden und Gesundbeten" nutzen gar nichts. Im Gegenteil!
Na ja, Walter, vor einem halben Jahr schien der 1. FC Köln ja auch noch wie ausgewechselt und auf einem sehr guten Weg. So schnell ändert sich das aber manchmal auch wieder. Wollen wir hoffen, dass das dem BVB erspart bleibt in die Phase vor Klopp zurückzufallen. Ich sehe da aktuell schon eine gewisse Gefahr….
"Symptomatisch":
Unentschieden in Madrid;die "Kehrtwende" zu Besseren mit Bocz
– das meint jedenfalls Watzke vor dem Spiel in Madrid sagen zu müssen -.
"Überwintern in der Euro-lig. Im Frühjahr 2o18 angreifen. Der BVB hat ja noch nie die Euro-lig gewonnen, also….."
-das meint jedenfalls Sahin vor dem Spiel in Madrid sagen zu müssen-.
(Wenn Sahin auf dem Platz zumindest annähernd eine Leistung zu zeigen bereit und in der Lage wäre, die zumindest ansatzweise seinen regelmäßig gegenüber den Medien zelebrierten Auftritte entsprechen würde, wäre es um die Mannschaft besser bestellt als das derzeit der Fall ist. )
Da , so scheint mir ,läuft weiterhin in der Vereinsführung und in der Mannschaft irgend etwas, irgend wie verkehrt.
Nach dem Aufstieg ist vor dem Abstieg,….
[…] jetzt in Dortmund in der Fanszene laut hinter Ex-Trainer Thomas Tuchel hergejammert wird, dann sieht man doch spätestens zum Jahresende 2017 ganz eindeutig, wie groß die Leistung von […]