Zugegeben, die Stimmung beim und rund um den BVB ist nach der jüngsten 1:3-Pleite in Mönchengladbach aktuell ziemlich im Keller. Und das auch zu recht.
Eine schwache Leistung der Mannschaft, bereits zum dritten Mal in dieser Saison ein Gegentor in der Anfangsminute (nach den vergleichbaren Erlebnissen bei den Heimspielen gegen Leverkusen und Mainz), die schwache Leistung in den verbliebenen 89 Minuten danach, als neuer Tiefpunkt einer ohnehin schon verkorksten Spielzeit. Die Enttäuschung bei Fans, Spielern und Mitarbeitern rund um den Club ist zwangsläufig groß.
Relativ leicht wäre es mit dem ein oder anderen ‚Bonuspunkt‘ bei den letzten beiden, zugegeben schweren, Bundesligaspielen möglich gewesen die noch immer kleine Lücke in Richtung Europa League-Plätze weiter zu verkürzen, und so eine desaströse Saison am Ende vielleicht doch noch retten zu können. Chance vertan, zudem ziemlich leichtfertig, möchte man meinen.
Dass da Ärger aufkommt, auch innerhalb des Teams, mit dem Trainer, mit den Fans diskutiert und meinetwegen auch gestritten wird, das erscheint nicht nur ganz normal, das ist wohl auch notwendig und grundsätzlich eigentlich ein gutes Zeichen.
Wäre doch schlimm, wenn es anders wäre. Oder?
Was nun mancherorts daraus gemacht wird, wie teilweise offensichtlich zusätzlich noch Salz in die BVB-Wunden gestreut wird, das ist ganz schön daneben.
So schreibt man heute u.a. auch in der Online-Ausgabe des Focus, rein spekulativ von einem möglichen ‚Sabbatjahr‘ für Jürgen Klopp, für das man dort nun offenbar plötzlich ganz deutlich Anzeichen zu erkennen glaubt.
Autor Johannes Kirchmeier schreibt dort über Klopp: „…macht er derzeit einen sehr müden und reizbaren Eindruck. Im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach zoffte er sich heftig mit Sechser Sebastian Kehl. Klopp schrie ihn an, Kehl winkte danach nur ab. …. Ja, wenn da nicht andere Anzeichen wären: Nach Niederlagen wirkt Klopp in dieser Saison extrem fahrig. Er blafft Interviewer an oder schimpft über Schiedsrichter. Und tatsächlich soll Klopp darüber nachdenken, ein Jahr auszusetzen, berichtet die „Bild am Sonntag“. Sieben Jahre Borussia Dortmund, sieben Jahre Spitzenfußball und dauerndes Funktionieren schlauchen. Klopp hätte berühmte Vorgänger: Pep Guardiola legte vor seinem Engagement beim FC Bayern eine einjährige Pause ein, Thomas Tuchel macht sein Sabbatical derzeit. Und auch Ottmar Hitzfeld pausierte nach sechs Jahren FC Bayern erst einmal. Klopps Spieler lassen sich übrigens auch von seiner Laune anstecken, was gerade das Beispiel Kehl zeigt. Zudem wirkten sie am Samstag körperlich und mental überhaupt nicht auf der Höhe, strahlten nahezu gar keine Gefahr gegen Gladbach aus, das leichtes Spiel hatte. Wie schon zuvor der FC Bayern oder Juventus Turin. Für Duelle mit Spitzenmannschaften kann Klopp seine Jünger anscheinend nicht mehr motivieren. Es könnte der richtige Zeitpunkt für eine Pause sein.“
Was ist daran aber letztendlich nun wirklich neu? Der Zustandsbeschreibung mag man da ja noch weitestgehend zustimmen, doch daraus nun ein Jahr Pause für Klopp indirekt ableiten bzw. ‚empfehlen‘ zu können bzw. wollen, das erscheint doch recht verwegen. Dann hätte Klopp auch in den Meisterjahren nach Niederlagen einen vergleichbaren Eindruck gemacht. Auch damals reagierte der Coach ähnlich, wenn es nicht lief.
Solche und ähnliche Argumente würden zudem doch auch auf fast alle Teams und Trainer des Profifußballs passen, die sich derzeit in einer Krisensituation befinden.
Und auch die Erkenntnis, dass Jürgen Klopp tendenziell ein eher schlechter Verlierer ist, ist ja keineswegs neu. Auch zu Zeiten sportlichen Erfolges sind etliche Beispiele von ihm bekannt, wo er in Einzelsituationen mit sportlichen Rückschlägen nur schwer umzugehen vermochte, seine gute Laune nachhaltig verlor. Im Vergleich zu seinen auch schon gezeigten ‚Ausrastern‘ in der Vergangenheit wirkte Klopp am Samstag doch fast noch umgänglich.
Zudem sind es ja gerade auch diese Emotionen, welche ihn offenkundig auch zu so einem erfolgreichen und vielfach gerade wegen seiner Offenheit und Ausstrahlung zu einem der beliebtesten Trainer gemacht haben. Keine neuen Erkenntnisse vom Samstag also. Ganz im Gegenteil!
Außerdem konnte man in den letzten Wochen eigentlich eher den Eindruck gewinnen, dass sich seine Laune und Ausstrahlung seit Rückrundenbeginn sogar wieder deutlich verbessert hatten. Gerade auch nach dem glücklichen Sieg gegen Hoffenheim im Pokal wirkte seine Laune doch noch deutlich gelöst und entspannt. Dass das bei und nach der Leistung von Mönchengladbach aktuell wieder so völlig anders war liegt in seiner Natur und natürlich auch am Spielverlauf.
Daraus jetzt eine dauerhafte Überarbeitung und Verschleißerscheinungen ableiten zu können, das griffe mir aber deutlich zu kurz.Die Borussia ist in der Rückrundentabelle immerhin aktuell noch Fünfter. Das ist nach dieser schrecklichen Vorrunde sicherlich im Rahmen. Zumal vier der letzten sechs Ligaspiele in Dortmund ausgetragen werden können.
Aber mich nun auch nicht falsch verstehen, bitte: Natürlich kann man nach den Entwicklungen seit Sommer 2014 auch und grundsätzlich über die Person und die Arbeit von Jürgen Klopp beim BVB intensiv diskutieren und die Zukunftsplanung rund um die Schwarzgelben kritisch vornehmen. Aber nun aufgrund eines extrem schwachen Spiels in Mönchengladbach, nach einer zuvor deutlich verbesserten Leistung in der bisherigen Rückrunde nun gleich wieder alles so extrem negativ zu sehen, gerade auch was die Person des Trainers betrifft, das erscheint dann doch etwas übertrieben.
Auch wenn gerade das zurückliegende Bundesligawochenende den BVB wieder deutlich näher an das Tabellenende hat rutschen lassen, die Spiele gegen Bayern und Mönchengladbach waren natürlich letztendlich nicht die Gradmesser für einen in dieser Saison deutlich verunsichert auftretenden BVB.
Die Heimspiele jetzt gegen Paderborn und Frankfurt werden vermutlich den Weg weisen. Gewinnt der BVB beide Spiele, oder holt zumindest vier Zähler der sechs möglichen Zähler, was sportlich machbar sein sollte, dann hat sich das Thema Abstieg vermutlich erledigt, kann sogar tatsächlich weiterhin vorsichtig nach oben geschaut werden.
Sollte dies allerdings nicht gelingen, und das ist bei der aktuellen Drucksituation nach den letzten beiden Niederlagen ja auch grundsätzlich auch nicht auszuschließen, das Team weiterhin nach unten schauen müssen, dann erst kann man tatsächlich von einem erlittenen Rückfall in die Muster der Hinrunde und von einer noch immer nicht überwundenen Krise in Dortmund sprechen.
Null Punkte aus den Spielen gegen Bayern und Mönchengladbach, und ein reichlich übellauniger Coach nach einer schwachen Leistung in einem zuvor als wichtig ausgerufenen Spiel reichen allerdings bei weitem noch nicht aus (erneut) den Panikknopf zu drücken, wenn man mal ehrlich ist…
Dass Klopp auch in seinen Meisterjahren beim BvB Interviewer zur Sau machte und Schiris sowie eigene Spieler anschrie, scheint dem gemeinen Focus-Schmierfink nicht geläufig zu sein. Und bitte – welcher Klassetrainer kann denn seine Contenance in solch einem Seuchenjahr wie einen Panzer permanent aufrechterhalten? Doch wohl nachweislich selbst ein Heynckes nicht.
Ich bin sogar froh, dass Klopp auch seine Wut und seinen giftigen Sarkasmus wiedergefunden hat, das kam mir bei ihm in den letzten Wochen eher wie selbstauferlegter Maulkorb vor;-)
Leider Gottes ist bei unsere BORUSSIA in dieser Saison der Wurm drin. Aber jetzt alles am Trainer festmachen ist zu einfach. Ich habe eher das Gefühl, das sich einige Spieler nicht mehr oder Teilweise garnicht Identifizieren können. Spieler die weg wollen sollten gehen! Umbruch im Sommer ist dringend Erforderlich! Aber ich rate, das KLOPPO unbedingt bleiben sollte!!!
Gruss, Dieter Nerlich.
Leider wird es immer wahrscheinlicher,das Herr Tuchel der neue Trainer des BVB wird.
Ich hätte einige Spieler mit sofortiger Wirkung vom Spiebetrieb freigestellt.
Hummels für 45 Mio nach England.Die Herren Kehl,Subotic, Schmelzer,Weidenfeller sollten
für immer die Jahreszeiten genießen.
Um die Mannschaft wieder in die Spur zu bringen sollte Klopp Trainer bleiben,
Komischerweise scheint das mit der Kritik an Jürgen Klopp eine konzertierte Aktion der Medien zu sein. Die Geschichte mit dem Sabbatjahr habe ich erstmals in der Bild am Sonntag gelesen, am Montag gab es dann in den Ruhr-Nachrichten heftige Kritik an Klopp. Und auch der kicker legte am Montag unter der Überschrift „Ein Bild des Jammers“ nach, schrieb, dass dieser „innovative, revolutionäre Reformer“ auf der Stelle tritt und das nicht erst in diesem Jahr.
@uk: Eigentlich *jeder* kleine Sport-Schmierfink in großen Blättern träumt feuchte Träume von dem obergeilen „Thronsturz“ eines persönlich ungeliebten Trainers, den man selbst durch seine Artikel ausgelöst hat. Da läuft z.Zt. ein Mega-„Wettbewerb“ im deutschen Blätterwald – und nicht nur gegen Klopp.