BVB-Mega-Deal mit ‚Evonik‘ wird die Spaltung der Bundesliga weiter vorantreiben

BVB-Chef Hans-Joachim 'Aki' Watzke. Foto: Robin Patzwaldt
BVB-Chef Hans-Joachim ‚Aki‘ Watzke. Foto: Robin Patzwaldt

Es war die Bundesliga-Meldung am gestrigen Freitag. Statt einer spektakulären Spielerneuverpflichtung, wie von vielen im Vorfeld vermutet, gab die Dortmunder Borussia am gestrigen Freitag bei der am Vortag noch etwas geheimnisvoll angekündigten Pressekonferenz die wirtschaftlich spektakuläre und langfristige Zusammenarbeit mit Hauptsponsor ‚Evonik‘ bekannt. Durch Verlängerung des Hauptsponsorenvertrages bis 2025 und den Einstieg des Konzerns mit 9% der BVB-Aktien, spült der Deal dem BVB alles in allem unglaubliche 300 Mio. Euro in die Kassen.

Ein schier unglaubliches Geschäft, welches trotz zunächst glücklich erscheinender Umstände für alle Fans des BVB, allerdings die Spaltung er Fußball-Bundesliga insgesamt ein weiteres stück vorantreiben wird. Eine, auch für mich als Anhänger der Schwarzgelben insgesamt wenig positive Entwicklung in der Eliteliga des deutschen Fußballs.

Der Kampf um die vorderen Plätze im nationalen Fußball droht nun in den nächsten Jahren vermutlich noch langweiliger werden, wenn Club-Boss Hans-Joachim Watzke & Co. sich nicht ganz ungeschickt anstellen in bei der Verplanung der nun verfügbaren Gelder.

Denn was bedeutet es auf lange Sicht, wenn die aktuell bereits vorne in der Tabelle platzierten Clubs nun auf unterschiedlichen Wegen ihren finanziellen Vorsprung gegenüber dem Rest der Liga weiter ausbauen? Vermutlich nur die weitere Spaltung der Liga.

Die dem Rest der Liga wirtschaftlich bereits meilenweit enteilten Bayern spielen ohnehin bereits in einer separaten sportlichen und wirtschaftlichen Liga. Dies räumte auch BVB-Chef Watzke trotz des Abschlusses des jüngsten Deals mit Evonik ohne Umschweife sofort ein. Vereine wie Wolfsburg, Leverkusen und auch Hoffenheim profitieren von den hinter ihnen stehenden Großkonzernen Volkswagen, Bayer und SAP. Mit RB Leipzig befindet sich ein weiterer dieser künstlich gepushten Clubs bereits im ‚Anflug‘ auf die 1. Liga. Andere aktuelle Top-Clubs wie Dortmund und Schalke geraten nun noch mehr als in den letzten Jahren üblich in der Pflicht auch wirtschaftlich das absolute Maximum herauszuholen, wenn sie finanziell in Reichweite der Spitzenplätze bleiben wollen. Auf diesem Weg hat der BVB gestern zweifelsohne einen wichtigen Schritt getan. ‚Schön für die Borussia‘, ist da bei vielen Beobachtern wohl der erste Reflex. Besonders natürlich, wenn man mit den Schwarzgelben als Fan mitfiebert.

Doch was bedeutet die aktuelle Situation für (auch bei Sponsoren) weniger im Blickpunkt stehende Vereine wie Hannover 96, Werder Bremen, oder auch den Mainz 05 ( nur um hier mal nur einige Vereine aus dem Mittelfeld der Liga zu nennen)? Der Druck auf diese Clubs bald mit ähnlichen Verträgen aufwarten zu können wird steigen. Sie werden in den nächsten Jahren sonst zwangsläufig ein immer größer werdendes Problem bekommen in den Kampf um die lukrativen Plätze im Internationalen Fußball überhaupt nur eingreifen zu können, geschweige denn dann dort noch eine gute Rolle spielen zu können.

Für den Fan einer möglichst ausgeglichenen und spannenden Liga war der gestrige Tag, der dem ohnehin wirtschaftlich durch die regelmäßigen Champions League-Teilnahmen der letzten Jahre bereits im Vorteil befindlichen BVB weitere 300 Mio. Euro in die Kasse spült, daher eher ein ziemlich kritischer. Und auch wenn es Hans-Joachim Watzke und seine Kollegen natürlich in erster Linie darum gehen wird den FC Bayern München als Ligaprimus in den nächsten Jahren nicht völlig aus den Augen zu verlieren, wird man auch beim BVB auf lange Sicht erkennen müssen, dass es nicht im Sinne des Großen und Ganzen sein kann, wenn alle Mannschaften ab Platz 5 in der Liga demnächst nahezu chancenlos gegen die Spitzenclubs im Lande sind…. Das sollte man bei aller Freude über solch gigantische Sponsoren-Deals wie diesen nicht ganz vergessen… Aufhalten wird man diese Entwicklung allerdings wohl kaum können, wie ja auch die ‚Umverteilungsdebatten‘ innerhalb der Bundesliga in den letzten Jahren bereits gezeigt haben.

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Jens Schmidt
Jens Schmidt
10 Jahre zuvor

Nun ist es ja nicht Aufgabe eines Fußballvereins, auch den anderen eine Chance zu überlassen… Die Aufregung über die sehr unterschiedliche finanzielle Ausstattung sollte allerdings immer noch primär bei Bayern München ansetzen.

Mich stört etwas ganz anderes: Der Strom wird für den Verbraucher immer teurer. Die alten Energiekonzerne reißen die Kommunalhaushalte des Ruhrgebiets tief in die Schuldenfalle. Aber für den Profifußball sind diese Riesenbeträge mal eben da? Welch gigantische soziale Fehlentwicklung! Ich wäre für eine Begrenzung von Fußballergehältern – warum wird diese Gehalts-Debatte nur auf Topmanager und Banker begrenzt?

M. Adelmann
M. Adelmann
10 Jahre zuvor

Man sollte in Europa und natürlich bei der DFL mal verstärkt über die Themen Salary Cap (Gehaltsobergrenzen für einzelne Spieler und Gesamtdeckelung der Gehaltssumme pro Mannschaft) und Draft (Auswahlverfahren zum Rekrutieren von Nachswuchsspielern) wie im US-Profi-Sport nachdenken. Das täte den Ligen besser als die jetzigen Verhältnisse…

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

Wenn Fussball ein (Welt)Markt ist, dann gilt auch dort das Gesetz der Monopolbildung. Das Oligopol ist dabei die Regel. Für den nationalen Fussball bedeutet das selbst für die oberste Liga den unaufhaltsamen Trend zum 2-Klassen-Fussball. Findet auch damit ab Leute.

Matzle
10 Jahre zuvor

Ich glaube nicht, dass eine Begrenzung der Spieler-Gehälter ausreichen würde, um die Entwicklung aufzuhalten. Denn zu einem guten Club gehört vor allem auch das Umfeld: die Jugendabteilung, die Trainingsbedingungen, die medizinische Versorgung, das Scouting, etc., wo sehr viel Geld investiert wird. Da ist die erste Mannschaft ein kleinerer Etatposten als man im ersten Moment denkt.
Vielleicht könnte man alle Einnahmen aus den internationalen Ligen nicht den Vereinen direkt auszahlen, sondern sie über eine „Verteilerstelle“ der DFL leiten, die auch die (finanz-)schwächeren Clubs am Erfolg der Großen teilhaben lassen nach einem ähnlichen Schlüssel, wie es bei den Fernsehgeldern aus den BuLi-Übertragungsrechten läuft.
Außerdem sollten die Regeln zum financial fair play auch wirklich konsequent umgesetzt werden und die Strafen auch empfindlich sein. Die Reduzierung der Spieler, die in der nächsten CL-Saison eingesetzt werden dürfen, finde ich da einen kreativen Weg, um die betroffenen Vereine trotz großer finanzieller Möglichkeiten unattraktiver für die Topspieler zu machen, die von einem betroffenen Verein umworben werden. Weitere solcher Regeln können sich nur positiv auswirken.
Es sollte aber immer noch gelten, dass, wer nicht nur im sportlichen Bereich gute Arbeit leistet sondern auch im Management und bei Sponsorenverhandlungen, auch einen Vorteil haben sollte gegenüber Clubs, die das nicht hinbekommen.

Mika
Mika
10 Jahre zuvor

Der Prozess verschnellert sich ja nur noch. Ich teile die Kritik und habe mich deswegen in den letzten Jahren immer mehr vom Profifußball entfernt. Klar gucke ich mir Sportschau am Samstag oder Champions League am Fernsehen an, aber live finde ich den hochgezüchteten Sport nur noch langweilig.
Die Zahl derer, die den Prozess nicht mitmachen wollen wächst langsam … im Ruhrgebiet sind mit Westfalia Herne, Schwarz-Weiß Essen, SpVg Erkenschwick, FC 96 Recklinghausen etc. so viele kleine Vereine, die sich über jeden neuen Fan freuen würden … und Sonntags statt Fußball auf der Couch und dafür im Stadion bei Kaffee und Kuchen!

WALTER Stach
WALTER Stach
10 Jahre zuvor

-3-Arnold,
so und nicht anders ist es -leider-.

Fußball ist weltweit mittlerweile ein Milliarden-Geschäft, das nach den Gesetzen der „freien“ Marktwirtschaft vom Wettbewerb getragen und bestimmt wird. Und das glt jetzt mehr und mehr auch für die Bundesliga.

Warten wir ‚mal ab, wie es in der Bundesliag“der Markt richten wird“.

Regulierungen des Marktgeschehens durch die Akteure selbst, sprich durch die Bundesliga-Vereine? Denkbar und wünschenswert -sh.die Überlegungen unter -2- von M.Adelmann. Was danach in den USA als d e m Land des freien Wettbewerbes möglich ist, sollte auch in Deutschland denkbar sein. In jedem Fall hat sich der Staat dabei absolut herauszuhalten!!

Im Moment kann ich asl Fußall-Fan noch mit dem Istzustand leben.
Nach den Erfahrungen der letzten Jahre in Deutschland, aber auch mit Blick auf die engliche und die spanische Liga scheint es so zu sein, daß 4-5 Vereine aus unterschiedlchen Gründen finanzielle Vorteile im Wettbewerb haben, bei uns Bayern M., der BVB, S0 4, Leverkusen, und nicht zu vergessen Wolfsburg. Und wenn die weiterhin um die Meisterschaft, um internationale Plätze kämpfen, ist das ja auch -noch-Wettbewerb-. Dazu kommt dann Jahr für Jahr mindestens eine Überraschungsmannschaft, die, manchmal nur zeitlich befristet, die Großen aufzumischen versteht. Auch der Wettbewerb darüber hinaus, besser wohl darunter,funktioniert und bringt den Vereinen und uns Fans doch Einiges. Die letzte Bundesligasaison war ja nicht langweilig wegen der „marktbeherrschende“ Position des FC Bayern und dessen vorzeitiger Meisterschaft.

Robin,

daß ich neben diesen rationalen Erwägungen emotional als in den 195oer/6oer Jahren „sozialisierter alter Fußballer“ mit diesem Istzustand und der voraussehbaren Weiterentwicklung des „Geschäftszweiges Fußball“ gelegentlich so meine Probleme habe, sei erwähnt.

Das gilt auch angesichts des neuesten Deals des BVB mit Evonik.

Aber ohne diesen Deal wäre doch „unser BVB“ im Wettbewerb mit den Bayern ständig chancenlos, vermutlich sogar auf Dauer auch mit Wolfsburg -und anderen?

Insofern kann und will ich nicht leugnen, daß hier für mich das gilt, was „an sich das Leben (mit-)bestimmt “ :
„Man“ denkt im Regelfall zunächst daran, was für einen selbst, hier für den BVB-Fan, von Nutzen sein und erst dann darüber nach, was das für die Anderen für Folgen haben könnte.

Milo Posuhibe
Milo Posuhibe
10 Jahre zuvor

Es ist ein Milliarden Geschäft, weil immer noch alle hinrennen (ich auch) und sich werben mit der und investieren in die BuLi lohnt. Selbst alternative Medien berichten fast nur noch über die BuLi. Die 11Freunde sind da mal sehr vielversprechend anders gestartet, aber das ist auch schon Jahrzehnte her. Die Ruhrbarone haben trotz Dortmunder Lokalteil nichtmal Artikel zum Oberligaaufstieg von Aplerbeck verlinkt, geschweige den selbst berichtet. (Naja OK: „Wir Helden“ und den reviersport gibts noch.) Fussball ist immer nur Bundesliga, Bundesliga, Bundesliga.

Wäre es anders, würde man aber auch nicht über wackere ehrenhafte Vereine und Spieler berichten, sondern ebenso über Aufsteigervereine, die potente Geldgeber haben und Absteigervereine, die solche verloren haben. Ebenso wie über Fussballer, die das lukrativste Angebot annehmen. Der Reiz liegt allenfalls darin, dass es nicht immer die gleichen Vereine sind, die gerade Geld haben oder eben keins. Außerdem kann man in den unteren Ligen bei hunderten von Ligen und tausenden von Vereinen immer auch die Ausnahmen finden und abfeiern.

Coppenrath und Wiese wird an Dr Oettker verkauft und der BVB an Evonik. Das ist halt so. Der HSV hat sich lange als Verein abgefeiert, der den Mitglidern gehört, jetzt war Schluss damit. Mein geliebtes Schalke wird in der nächsten Kriese dem gleichen Mechanismus folgen. Heute unvorstellbar für mich, aber ich werde auch danach weiter hinrennen.

Alles nicht schön, aber kein Mensch geht zum Fussball weil er nach dem Guten und Edlem sucht. Wir wollen genau den Dreck, den wir bekommen.

Grabotki
Grabotki
10 Jahre zuvor

Wer erlaubt EVONIK die Ewigkeitskosten so zu verzocken.

WALTER Stach
WALTER Stach
10 Jahre zuvor

Grabotki,
hat nicht die ( RAG-)Stiftung….für die Ewigkeitskosten aufzukommen?

Ich denke, unabhängig von dieser Frage und der Antwort darauf, wäre zu bedenken, ob es uns allesamt irgend etwas bringt, wenn wir mit einer Dikussion darüber anfangen, warum ein Unternehm/eine Bank/ein Millionär sich so oder so ähnlich im Sport engagiert und ob das aus unserer Sicht zu verantworten ist.

Denn das haben die verantwortlichen Vorstände in dem Unternehmen/in der Bank zu entscheiden, und zwar in Verantwortung gegenüber ihren Aktionären, ihren Gesellschaftern, nicht uns gegenüber.

trackback

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Thomas Weigle
Thomas Weigle
10 Jahre zuvor

„Die Leute gehen zum Fußball, weil sie nicht wissen, wies ausgeht.“, sagte mal ein längst verblichener Bundessepp. Wenn das zunehmend durch Geld außer Kraft gesetzt wird, muss dann nicht auf Dauer die Attraktivität des Fußballs leiden? Wenn 4-5/6 Vereine oder noch weniger um den Titel zu kämpfen in der Lage sind, die anderen letztlich nur gegen den Abstieg und um einen oder zwei EL-Plätze kämpfen? Ob da der Blick auf die unteren Ligen wirklich hilft? Ich sehe donnerstags des Öfteren in einem Fernsehdetektivbüro einen Schal hängen, auf dem „eine neue Liga ist wie ein neues Leben“ steht. Das ist ein schöner Spruch, der den Machern des TV09W eingefallen ist, die Zuschauerzahlen in der Regionalliga sprechen aber eher dagegen. Klar es gibt Ausnahmen, RWE, OFC, Kiel. Diese Liga wird aber auch von den U-23 zahlreicher Bundesligaclubs mit dominiert. Oder von zahlungskräftigen Newcomern, wie z.B. Sonnenhof Großaspach oder auch denen aus Lotte, RBL hat gezeigt wies geht. Sehr optimistisch stimmt mich also der Blick auf die unteren Ligen auch nicht.

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